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Bewegung und <strong>Training</strong>: 4. Vorlesungseinheit<br />

Referent: Dr. Thomas Pauer<br />

Protokollführende: Brigitte Trunk und Almuth Saller<br />

1 Einleitung<br />

Wie verbessert man die motorische Kraft?<br />

Kraft ist ein nicht physikalisch festgelegtes Konstrukt, d.h. es kann nicht nur von<br />

einer generellen Kraftfähigkeit ausgegangen werden. Vielmehr sind verschiedene<br />

Aspekte bzw. Erscheinungsformen zu berücksichtigen. Diese sollen im Folgenden<br />

vorgestellt werden.<br />

2 Theoretische Grundlagen<br />

Definition Kraft<br />

„Kraft ist die Fähigkeit des Nerv-Muskel-Systems, durch Innervations- und Stoffwechselprozesse<br />

mit Muskelkontraktion Widerstände zu überwinden (konzentrische<br />

Arbeit), ihnen entgegenzuwirken (exzentrische Arbeit), oder sie zu halten<br />

(statische Arbeit)“ (Grosser, Starischka, Zi mmermann & Zintl, 1993, S. 34)<br />

Strukturierung der Kraftfähigkeiten<br />

Kraft tritt meist <strong>als</strong> Mischform oder Kombination verschiedener Kraftfähigkeiten<br />

auf, weniger in einer Reihenfolge oder Reinform. Unterschieden werden Kraftausdauer,<br />

Maximalkraft, Relativ- und Schnellkraft. Abbildung 1 zeigt, dass eine Einteilung<br />

der Kraftfähigkeiten unter den Gesichtspunkten der Energiebereitstellungswege,<br />

des Muskelquerschnitts, der Muskelqualität, der intramuskulären Koordination<br />

und des Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus erfolgt.<br />

Schnellkraft und Maximalkraft erfordern z.B. ein hohes Maß an intramuskulärer<br />

Koordination, wohingegen beim Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus nicht unbedingt<br />

eine hohe Maximalkraft notwendig ist.<br />

Maximalkraft<br />

Definition: Die Maximalkraft ist die höchstmögliche Kraft, die das Nerv-<br />

Muskelsystem bei maximaler willkürlicher Kontraktion auszuüben vermag.


Es müssen drei verschiedene Arten von Maximalkraft unterschieden werden: die<br />

konzentrische, die exzentrische und die statische Maximalkraft. Bei einer Messung<br />

dieser drei Erscheinungsformen erhält man jeweils unterschiedliche Maximalkraftwerte.<br />

Reaktivkraft<br />

Definition: Die Reaktivkraft ist jene Muskelkraft, die innerhalb eines Dehnungs-<br />

Verkürzungs-Zyklus einen erhöhten Kraftstoß generiert. Sie ist abhängig von der<br />

Maximalkraft, Kraftbildungsgeschwindigkeit und reaktiven Spannungsfähigkeit.<br />

Schnellkraft<br />

Definition: Schnellkraft ist die Fähigkeit, optimal schnell Kraft zu bilden.<br />

Kraftausdauer<br />

Definition: Die Kraftausdauer ist die Fähigkeit bei einer bestimmten Wiederholungszahl<br />

von Kraftstößen innerhalb eines definierten Zeitraums die Verringerung<br />

der Kraftstoßhöhen möglichst gering zu halten.<br />

AnaerobMuskelalaktazide,querschnittanaeroblaktazide,aerobglykolytischeEnergiebereitstellung Sportart- Ruderkraft<br />

spezifischeSkilanglaufkraft<br />

Kraft- Skiabfahrtskraft<br />

fähig Zweikampfkraft<br />

keiten usw.<br />

Muskelqualität<br />

Kraft<br />

Intramuskul.<br />

Koordination<br />

(willkürliche<br />

neuronale<br />

Aktivierung,<br />

Frequenzierung<br />

und<br />

Rekrutierung)<br />

Reaktive<br />

Spannungsfähigkeit<br />

im<br />

Dehnungs-<br />

Verkürzungszyklus<br />

(< 250 msek)<br />

Kraftausdauer Maximalkraft Reaktivkraft<br />

Intermuskuläre<br />

Koordination<br />

Abb. 1: Strukturierung der Kraftfähigkeiten (Roth, 1999, S. 249)<br />

Intermuskuläre<br />

Koordination<br />

Sprungkraft<br />

Sprintkraft<br />

Schlagkraft<br />

Wurfkraft<br />

usw.<br />

Schnelle<br />

Kontraktionsfähigkeit(Faserzusammensetzung<br />

und Rekrutierungsabfolge)<br />

Schnellkraft


Aufbau der quergestreiften Muskulatur<br />

In der Physiologie unterscheidet man zwischen der glatten, unwillkürlichen Muskulatur<br />

und der quergestreiften, willkürlichen Muskulatur. Alle inneren Organe mit<br />

Ausnahme des Herzmuskels sind der glatten Muskulatur zuzuordnen. Die Arbeitsmuskulatur,<br />

oder Skelettmuskulatur hingegen bezeichnet man auf Grund der<br />

Sarkomeranordnung <strong>als</strong> quergestreifte Muskulatur.<br />

Das quergestreifte Muskelgewebe wird hauptsächlich vom somatischen Nervensystem<br />

angesteuert und unterliegt unserer willkürlichen Kontrolle. Jeder einzelne<br />

Skelettmuskel bestehen aus einer Vielzahl von Muskelfasern. Etwa 10 bis 15 dieser<br />

Muskelfasern werden vom Perimysium internum zu einem Primärbündel zusammengefasst<br />

(identisch mit den Fleischfasern in einem Steak). Mehrere dieser<br />

Primärbündel werden wiederum vom Perimysium externum zu Sekundärbündeln<br />

zusammengeschlossen. Alle Sekundärbündel zusammen bilden dann den eigentlichen<br />

Muskel. Skelettmuskelfasern weisen eine Länge zwischen 1mm und 15 cm<br />

(!) auf.<br />

Betrachtet man den Aufbau der Muskelfaser genauer, lässt sich folgendes<br />

feststellen: Die Skelettmuskelfaser ist eine vielkernige Zelle mit randständigen<br />

Zellkernen, wobei die mitochondrienarme, interzelluläre Flüssigkeit Sarkoplasma<br />

genannt wird. Ebenfalls im Sarkoplasma befindet sich ein stark entwickeltes<br />

glattes sarkoplasmatisches Retikulum, das die für die Auslösung der Kontraktion<br />

erforderlichen Kalziumionen speichert. Grundstruktur der Skelettmuskelfaser (=<br />

Muskelzelle) ist die Myofibrille. Jede Myofibrille besteht aus vielen hintereinander<br />

liegenden, etwa 2 µm langen, zylindrischen Einheiten, den so genannten<br />

Sarkomeren. Diese Sarkomere und damit auch jede Myofibrille bestehen aus<br />

dünnen Aktin-Filamenten und dickeren Myosin-Filamenten. Die Sarkomere<br />

werden dabei von den Z-Scheiben begrenzt. Die Aktin- und Myosinfilamente sind<br />

symmetrisch ineinander ,,verwoben". Beim Kontraktionsvorgang gleiten die<br />

Myosinfilamente durch abklappen der Köpfchen in die Aktinfilamente hinein, was<br />

zu einer Verkürzung dieser Muskelzelle führt.<br />

Arten der Muskelarbeit<br />

Hier sind – wie oben erwähnt – die konzentrische (überwindende; positivdynamische),<br />

isometrische (verharrende; statische) und exzentrische (nachgebende;<br />

negativ-dynamische) Muskelarbeit zu unterscheiden. Wie Abbildung 2 erkennen<br />

lässt, setzt sich der Muskel aus elastischen (unten) und kontraktilen (oben)<br />

Elementen zusammen. Je nach Art der Muskelspannung kommt es zu einem<br />

unterschiedlichen Kontraktions- bzw. Dehnungsverhalten dieser beiden Elemente.<br />

• Konzentrisch: Kontraktile Elemente verkürzen sich. Beispiel: Bizeps kontrahiert<br />

bei Beugung des Armes bei Lastaufnahme.<br />

• Isometrisch: Kontraktile Filamente verkürzen, während elastische gedehnt<br />

werden. Beispiel: Halten in einer Stellung unter Last.<br />

• Exzentrisch: Dehnung beider Elemente. Beispiel: Last ist zu groß und kann<br />

daher nicht statisch gehalten werden, Arm geht nach unten.


Abb. 2: Arten der Muskelarbeit (nach Martin, Carl & Lehnertz, 1993, S. 115)<br />

Bei der exzentrischen Muskelarbeit sind zwei verschiedene Blickwinkel zu betrachten.<br />

Zum einen der Physiologische, hier wird nur die Verkürzung oder Verlängerung<br />

der Filamente betrachtet (hier ist <strong>als</strong>o jedes „Ablassen“ eine exzentrische<br />

Arbeit), zum anderen der Biomechanische, bei welchem exzentrisch nur<br />

dann benutzt wird, wenn die Last reell so groß ist, dass sie effektiv durch den<br />

Muskel nicht mehr gehalten werden kann.<br />

3 Anpassungseffekte und Einflussfaktoren<br />

Mechanismen des Krafttrainings<br />

Zu Beginn des Krafttrainings findet beim Untrainierten immer eine neuromuskuläre<br />

Anpassung statt. Diese erfolgt dadurch, dass eine Verbesserung der intramuskulären<br />

Koordination (Zusammenspiel verschiedener/mehrerer motorischer Einheiten)<br />

und der intermuskulären Koordination (Zusammenarbeit verschiedener Muskeln)<br />

erreicht wird. Mit einer zeitlichen Verzögerung kommt es schließlich zu einer<br />

morphologischen Anpassung, was eine Hypertrophie (Muskelfaserverdickung) bewirkt.<br />

Eine Hyperplasie (Vermehrung der Muskelfasern) konnte bisher nur beim<br />

Herzmuskel nachgewiesen werden.<br />

Determinierung von Kraft<br />

Kraft wird determiniert durch Maximalkraft (physiologischer Muskelquerschnitt, inter-<br />

und intramuskuläre Koordination) und Absolutkraft, welche nur unter Todesangst<br />

bzw. unter Hypnose abrufbar ist. Dabei können ausnahmsweise alle motorischen<br />

Einheiten aktiviert werden, wodurch eine höhere Kraft erzielt wird. Die Differenz<br />

zwischen Maximalkraft und Absolutkraft nennt man „Kraftdefizit“. Dieses<br />

Kraftdefizit wird bei einem Trainierten geringer. Außerdem kann es auch durch<br />

Anabolika verringert werden.


4 Einflussfaktoren auf die Maximalkraft<br />

Die Maximalkraft wird durch folgende Faktoren beeinflusst:<br />

• Querschnitt der eingesetzten Muskelfasern<br />

• Muskelfaserzahl<br />

• Struktur des Muskels (z.B. gefiedert)<br />

• intramuskuläre Koordination<br />

• intermuskuläre Koordination<br />

• Muskellänge (in Ruhe oder Vordehnung)<br />

• Winkel zwischen Kraftangriffsrichtung und Knochenachse (u.a. abhängig<br />

vom Gelenkwinkel)<br />

• Motivation<br />

Dabei ist zu beachten, dass die Muskelfaserzahl genetisch bedingt und daher<br />

durch <strong>Training</strong> wenig veränderbar ist. Die größte Bedeutung für das Krafttraining<br />

fällt den letzten drei oben angeführten Punkten zu.<br />

Muskellänge und Maximalkraft<br />

Die Maximalkraft verändert sich bei unterschiedlicher Muskellänge. Bei einem bereits<br />

stark vorgedehnten, oder stark verkürzten Muskel nimmt das Kraftniveau im<br />

Vergleich zur Ruhelänge deutlich ab. Dies liegt daran, dass bei einer Veränderung<br />

aus der Ruhelage die Aktin- und Myosin-Filamente nicht mehr optimal Überlappen.<br />

Bei einer Verkürzung des Muskels sind diese Filamente bereits stark überlappt,<br />

wohingegen bei einer Vordehnung nur noch wenige Aktin- und Myosin-<br />

Filamente überlappen. Beide Situationen bewirken eine Verringerung der Maximalkraft.<br />

Gelenkwinkel und Maximalkraft bei eingelenkigen Bewegungen<br />

Die Hebelwirkung während einer Bewegung beeinflusst die Kraft. Dies lässt sich<br />

physikalisch und biomechanisch aufgrund folgender Beziehung erklären:<br />

Kraft x Kraftarm = Last x Lastarm<br />

Dadurch ergibt sich am Beispiel einer Armbeugung, dass im gestreckten Zustand<br />

des Armes weniger Last angehoben werden kann, <strong>als</strong> bei 90° (höchste Kraftentwicklung<br />

möglich).<br />

Gelenkwinkel und Maximalkraft bei mehrgelenkigen Bewegungen<br />

Ein und dieselbe Last wirken hier sehr unterschiedliche bei unterschiedlichen<br />

Winkelstellungen. Dies ergibt sich dadurch, dass die Wirkungen der beteiligten<br />

Muskeln sich aufsummieren. Nimmt am das Beispiel Beinpresse, so ergibt sich,<br />

dass je höher der Gelenkwinkel, desto mehr Kraft kann entwickelt werden.


Muskelkraft und Kontraktionsgeschwindigkeit<br />

Die Hillsche-Kurve zeigt, dass ein Zusammenhang zwischen Last und der Geschwindigkeit<br />

die Last zu bewegen besteht. Aus Abbildung 3 wird ersichtlich, dass<br />

die maximal statische Kraft immer größer sein muss, <strong>als</strong> die konzentrische. Dabei<br />

nimmt die Geschwindigkeit einer Bewegung mit Zunahme der Last ab. Exzentrisch<br />

können die größten Kräfte entwickelt werden.<br />

Abb. 3: Hillsche Kurve (Göhner, 1999, S. 71)<br />

5 Methoden und Inhalte des Krafttrainings<br />

Abbildung 4 verdeutlicht, dass beim Krafttraining zwei wesentliche Zieungen exi stieren.<br />

Zum einen die Verbesserung der Ansteuerung des Muskelsystems, was einer<br />

Verbesserung der Innervationsfähigkeit der Muskulatur entspricht, zum anderen<br />

die Erweiterung des Energiepotenti<strong>als</strong> der Muskulatur.<br />

Abb. 4: Methoden und Inhalte des Krafttrainings (Martin, Carl & Lehnertz, 1993, S. 126)


Dabei gilt generell, dass bei Muskelhypertrophie- und Muskelausdauertraining eher<br />

geringere Lasten eingesetzt werden und keine maximale Ausbelastung bei<br />

Hypertrophietraining erfolgt. Wohingegen bei allen Methoden zur Verbesserung<br />

der intramuskulären Koordination mit maximalen Kraftbelastungen gearbeitet wird.<br />

Methoden der submaximalen Belastung zur Vergrößerung des Muskelquerschnitts<br />

Bei allen Methoden, welche auf eine Verbesserung der intra- und intermuskulären<br />

Koordination abzielen wird konzentrisch gearbeitet. Aus der Abbildung 5 wird ersichtlich,<br />

dass generell fünf verschiedene Methoden des Hypertrophietrainings unterschieden<br />

werden. Die Standardmethode I (konstante Lasten) und II (progressiv<br />

ansteigende Lasten), die Bodybuildingmethode I (exzessiv) und II (intensiv), sowie<br />

die isometrische Methode. Alle dieser Methoden (mit Ausnahme der Isometrischen)<br />

werden konzentrisch durchgeführt. Die Belastungsintensität variiert dabei<br />

stark. Der Serienumfang hingegen ist mit drei bis fünf überall relativ gleich. Ebenso<br />

die Pausendauer zwischen den Wiederholungen und den Serien.<br />

Beachtet werden muss, dass keine beste oder schlechteste Methode zum <strong>Training</strong><br />

der Hypertrophie festgelegt werden kann. Allerdings ist die statische Methode<br />

für Sportler relativ ungeeignet, da die statisch erworbene Kraft nicht in die „Sportsituation“<br />

übertragen werden kann (Ausnahmen sind im Gerätturnen zu finden,<br />

z.B. Kreuzhang, Handstand).<br />

Abb. 5: Muskelhypertrophietraining (Martin, Carl & Lehnertz 1993, S. 128)


Methoden kurzzeitiger maximaler Krafteinsätze<br />

Beim Maximalkrafttraining wird immer mit hohen Lasten, geringen Wiederholungszahlen,<br />

schnell und explosiv gearbeitet. Hierdurch erhält man eine optimale Verbesserung<br />

der intra- und intermuskulären Koordination. Das Pyramidentraining<br />

stellt eine Kombination aus intramuskulärem Koordinationstraining und Muskelaufbautraining<br />

dar.<br />

Abb. 6: Maximalkrafttraining (Martin, Carl & Lehnertz, 1993, S.130)<br />

Schnellkrafttrainingsmethoden<br />

Abb. 7: Schnellkrafttrainingsmethoden (Martin, Carl & Lehnertz, 1993, S. 131)


Beim Schnellkrafttraining wird immer konzentrisch mit möglichst maximaler Geschwindigkeit<br />

gearbeitet. Man unterscheidet zwischen zwei verschiedenen Zielsetzungen:<br />

• explosiver Start<br />

• höchste Endgeschwindigkeit<br />

Das <strong>Training</strong> folgt dem biomechanischen Prinzip:<br />

Beschleunigung = Kraft x Masse<br />

Entwicklung des reaktiven Kraftverhaltens<br />

Beispiele des Reaktiven Kraftverhaltens sind unter anderem das Springen über<br />

mehrere hintereinander aufgestellter Kästen mit geschlossenen Beinen, oder nur<br />

mit dem Absprungbein, oder auch der Niedersprung von einem Kasten mit anschließendem<br />

Überspringen eines weiteren Kastenteils.<br />

Bei all diesen Beispielen wird der nach dem Prinzip des Dehnungs-Verkürzungs-<br />

Zyklus (DVZ) gearbeitet, d.h. der Muskel der kontrahiert wird, wird zuvor gedehnt.<br />

Dabei ist darauf zu achten, dass der DVZ (<strong>als</strong>o der folgende Absprung) im Bereich<br />

bis zu 250 msek bleibt, da eine größere Zeitspanne zwischen Absprung und Landung<br />

(Bsp. zu hoher Kasten) nicht mehr trainingswirksam ist.<br />

Methoden des Kraftausdauertrainings<br />

Bei allen Methoden ist folgendes Prinzip zu beachten:<br />

hohe Wiederholungszahlen im Verhältnis zur Last (Beispiel: Belastung 40-70%, 20<br />

Wiederholungen in 3-5 Serien) oder 30-40%. 30 Wiederholungen in 4 bis 6 Serien<br />

Kombinierte Methoden<br />

Hier unterscheidet man zwei Varianten des Pyramidentrainings, wie in Abbildung<br />

8 zu erkennen. Auf der linken Seite ist ein typische Pyramidentraining dargestellt.<br />

Hier wird im Hypertrophietrainingsbereich begonnen und bis zum Bereich des Maximalkrafttrainings<br />

gesteigert. Die Linke Abbildung zeigt eine so genannte Doppelpyramide.<br />

Hier wird mit einer geringeren Wiederholungszahl gearbeitet, um eine<br />

optimale Anpassung in beiden Richtungen (Maximalkraft und Hypertrophie) zu erzielen.<br />

Abb. 8: Pyramidentraining (Grosser & Starischka, 1998)


Spezielle Formen des Krafttrainings<br />

Dabei sollen an dieser Stelle drei Formen unterschieden werden, das isokinetische<br />

<strong>Training</strong>, das desmodromische <strong>Training</strong> und das <strong>Training</strong> mit Elektrostimulation.<br />

Das isokinetische <strong>Training</strong> wird hauptsächlich in der Rehabilitation eingesetzt,<br />

um über den ganzen Bewegungsablauf eine dem Gelenkwinkel angepasste<br />

Belastung zu induzieren. Das heißt <strong>als</strong>o, dass die Isokinetik das Problem beseitigt,<br />

in unterschiedlichen Gelenkwinkeln unterschiedliche Belastungen für den Muskel<br />

zu haben, was bei normalen <strong>Training</strong>sgeräten der Fall ist. Die Richtgröße der Isokinetik<br />

ist die Geschwindigkeit (je größer die Kraft, desto geringer die Geschwi ndigkeit).<br />

Durch die Computergestützte Ausführung können Belastungsspitzen<br />

vermieden und in einem konstanten Tempo gearbeitet werden. Der Nachteil dieser<br />

Methode ist, dass diese Art der Bewegung und Belastung nie in der Natur vorkommt.<br />

Somit können sportliche Bewegungen durch Isokinetik nicht optimiert werden.<br />

Das desmodromische <strong>Training</strong> (Beispiel: OSP-Schnell-Gerät Beinstrecker) beruht<br />

darauf, dass ein Hebel sich in einer konstanten Geschwindigkeit bewegt und der<br />

Trainierende ständig gegen den Hebel arbeiten muss. Dadurch ist <strong>als</strong>o ein ständiger<br />

Wechsel zwischen konzentrischer und (echte) exzentrischer Arbeit gegeben,<br />

was eine starke Ausbelastung und entsprechend starke Hypertrophie des Muskels<br />

zur Folge hat (vgl. Weineck, 2000, S. 284).<br />

Das <strong>Training</strong> mit Elektrostimulation wird selten eingesetzt, dient aber der Steigerung<br />

der Absolutkraft.<br />

6 Diagnostik und Testverfahren<br />

Funktionen der Kraftdiagnostik<br />

• Bestimmung des gegenwärtigen Leistungszustandes (individueller Soll-Ist-<br />

Vergleich, interindividueller Vergleich innerhalb einer <strong>Training</strong>sgruppe)<br />

• Analyse der Veränderungen des Leistungszustandes im zeitlichen Verlauf<br />

der <strong>Training</strong>sdokumentation der Leistungsentwicklung<br />

• Erkennen von Wechselwirkungen einer Einflussgröße des Leistungszustandes<br />

auf eine andere<br />

• Bestimmung der genauen Widerstandslast (Belastungsintensität) für unterschiedliche<br />

<strong>Training</strong>smethoden<br />

Muskelleistungsschwelle<br />

Dies ist eine der wichtigsten Methoden im Bereich des Krafttrainings. Hier wird<br />

bestimmt, in welchem Bereich der Muskel seine optimale Leistung bringen kann<br />

(vgl. Hill-Kurve). Man sucht <strong>als</strong>o das Optimum zwischen Masse und Beschleunigung.<br />

Dieser gesuchte Wert liegt meist bei ca. 50% der Maximalkraft. Die Bestimmung<br />

der Muskelleistungsschwelle erfolgt Beispielsweise mit Hilfe einer Lichtschranke.


Testverfahren<br />

Isometrische Kraft-Zeitkurve<br />

Dieser Test wird z.B. auf einem Schnell-Trainer durchgeführt. Dabei erhält der<br />

Proband die Aufgabe mit maximaler Kraft gegen einen Widerstand zu drücken. Als<br />

Ergebnis lässt sich eine Kurve aufzeigen, aus welcher die Start-, Explosiv-<br />

und/oder Schnellkraft abgelesen werden kann. Die Startkraft erhält man nach ca.<br />

30 ms. Die Explosivkraft ist <strong>als</strong> der Punkt größter Steigung in der Kurve abzulesen<br />

(größter Kraftanstieg pro Zeiteinheit). Der Schnellkraftindex ist definiert <strong>als</strong> maximale<br />

Kraft / maximaler Zeit.<br />

Jump and Reach-Test<br />

Er zählt zu den einfachsten Methoden zur Ermittlung der motorischen Kraft. Dabei<br />

wird die Reichhöhe (Größe und ausgestreckter Arm) von der Sprunghöhe des<br />

Probanden abgezogen, was die absolute Sprunghöhe ergibt. Diese absolute<br />

Sprunghöhe ist ein Index für die Sprungkraft des Probanden.<br />

Direkte Kraftmessung (Bodenreaktionskraft)<br />

Man unterscheidet zwei verschiedenen Methoden, erstens die Messung mit Dehnungsmessstreifen<br />

und zweitens die Messung mit der Kraftmessplatte. In beiden<br />

Fällen erfolgt eine direkte Kraftmessung. Der Vorteil dieser Methode ist, dass der<br />

Kraft-Zeit-Verlauf dargestellt wird, wodurch Kraftmaxima und Kraftabfälle sichtbar<br />

werden. Dadurch sind ebenso Schlüsse auf die intermuskuläre Koordination möglich.<br />

7 Zielgruppenspezifik<br />

Genetische Unterschiede<br />

Genetisch bedingt sind zwei verschiedene Arten von Muskelfasertypen vorgegeben.<br />

Aufgrund der Art ihres Stoffwechsels, ihrer Kapillarisierung und ihrer Kontraktionsgeschwindigkeit<br />

unterscheiden wir weiße und rote Muskelfasertypen, bzw.<br />

Muskelzellen-Typen.<br />

Die weißen Muskelfasern werden auch <strong>als</strong> ,,fast twitch", schnell zuckende Muskelfasern<br />

bezeichnet, sie tragen diesen Namen, da sie sich mit durchschnittlich 64<br />

msec., ungefähr doppelt so schnell kontrahieren wie rote Muskelfasern. Auch ihre<br />

Membranleitungsgeschwindigkeit ist mehr <strong>als</strong> doppelt so hoch. Sie sind im Vergleich<br />

zu den roten Muskelfasern relativ dick. Diese Muskelfasern sind durch ihren<br />

Reichtum an Phosphaten, Enzymen und Glykogen optimal für ihre Arbeitsweise,<br />

im vornehmlich anaeroben Bereiche ausgestattet. Aufgrund ihrer spezifischen Erregbarkeit<br />

werden sie auch phasische Muskelfasern genannt. Sie neigen zur Abschwächung,<br />

atrophieren leichter und sind schneller ermüdbar.<br />

Die roten Muskelfasern werden dagegen auch tonische Muskelfasern genannt; sie<br />

atrophieren langsamer und sind nicht so schnell ermüdet. Sie neigen in erster Li-


nie zur Verkürzung und haben nur einen geringen Durchmesser. Ihre Kontraktionsgeschwindigkeit<br />

liegt bei ca. 120 msec. und ihre Membranleitungsgeschwi ndigkeit<br />

bei ca. 2,5 m/sec.<br />

Eine Umwandlung von FT- in ST-Fasern ist durch <strong>Training</strong> möglich. Die Umkehrung<br />

von ST- in FT- Fasern jedoch nicht, bzw. nur theoretisch bei extrem langandauernder<br />

Belastung (Frosch-Versuch).<br />

Krafttraining im Kindes und Jugendalter<br />

Beim Krafttraining mit Kindern und Jugendlichen ist zu beachten, dass Hypertrophie<br />

der Muskulatur maßgeblich durch das Hormon Testosteron gefördert wird.<br />

Dieses Hormon ist aber bei Kindern noch nicht vorhanden. Daher sollte vor der<br />

Pubertät vor allem inter- und intramuskuläre Koordination trainiert werden.<br />

Geschlechtsspezifische Unterschiede<br />

Abbildung 9 zeigt, dass Frauen durch ihre Veranlagung generell etwas schlechter<br />

Abschneiden, <strong>als</strong> Männer. Ihr prozentualer Muskelanteil ist wesentlich geringer,<br />

wodurch auch die absolute Maximalkraft geringer ist. Die relative Maximalkraft<br />

(bezogen auf das Körpergewicht) hingegen ist gleich. Ebenso die Trainierbarkeit.<br />

Abb. 9: Geschlechtsspezifische Unterschiede (Grosser & Starischka, 1998)

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