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- 8 - zivilrechtlichem Gebiet suchte er nach einer kurzen Phase der heftigen Kritik gegen den Einfluß des Ius Romanum eine ausgewogene Harmonie von Naturrecht, deutschem und römischem Recht. Die umfangreichste und geschlossenste Schrift von Tomasius zum Zivilrecht sind seine Notae ad Institutiones et Digesta. Darin ist die Summe seines zivilrechtlichen Forschens zum Zivilrecht erfasst. Hierbei wird das Denken von Thomasius am deutlichsten. In der Legalordnung stellt Thomasius mit großer Vollständigkeit Titel für Titel vor, deren Geschichte und 7. THOMASIUS, Christian, Institutionum jurisprudentiae divinae libri tres. In quibus fundamenta juris naturalis secundum hypotheses illustris Pufendorffii...ex plicantur. Editio septima prioribus multo correctior, in qua praeter scholia perpetua accesserunt: I. Programma Germanicum Hypotheses Albertinas expendens II. Quaestio De definitione favorabilium et odiosorum cum clariss. Placcio ventilata. III. In Programma, Definitionum substantiae hactenus quaesitam sistens cum thesibus excerptis ex his libris ad disputandum publice propositis. IV. Theses XLVIII ex Institutionibus Jurisprudentiae excerptae et in Universitate Fridericiana sub praesidio Christiano Thomasii disputationibus XII. anno M.DC.XCIV. Halle, sumtibus et typis viduae Christophori Salfeldii, 1730. Quart.Titelblatt in Rot-Schwarz-Druck, 460, (8), (14) S. Gut erhaltener, zeitgenössischer Pergamentband mit drei durchgezogenen Bünden mit rotem Buchschnitt. Christian Thomasius veröffentlichte im Jahre 1688, zu dieser Zeit noch in Leipzig weilend, sein erstes grundlegendes wissenschaftliches Werk. Die „Bücher der göttlichen Rechtsgelahrtheit“ erschienen weiterhin 1694, 1702, 1710, 1717 und in dieser letzten und vollständigsten Ausgabe 1730. Der Titel verkündet zugleich die Einstellung von Thomasius. Er tritt bei den zu dieser Zeit noch sehr umstrittenen naturrechtlichen Ideen Pufendorfs entschlossen auf dessen Seite. Aber auch seine Meinungsverschiedenheit zu Pufendorf trug er offen mit diesem in einem Briefwechsel aus. Thomasius will endgültig und radikal die Rechtswissenschaft von den Fesseln der Theologie befreien. Kontroversen und schließt in der Regel ab mit der Fragestellung, ob der Titel in Deutschland noch anwendbar sei. Die Schrift spiegelt auch die Vorlesungen von Thomasius wider, zeigt die große Auseinandersetzung des Usus modernus pandectarum, nämlich die Übertragbarkeit des Ius Romanum auf das geltende, einheimische Recht. Während Samuel Stryk mehr romanistisch argumentiert, beleuchtet Thomasius dieses Feld mehr unter germanistischen Akzenten.

„Es entstand in re publica litteraria ein solcher Auflauf und gräuliches Lärmen, als im gemeinen Wesen nicht observiret werden, da der Türke die kaiserliche Residenz belagert hätte“, so Thomasius über sein Vorhaben. Anfang 1689 brach offen der Streit mit der theologischen Fakultät aus, der schließlich im Atheismusvorwurf gegen Thomasius endete. Schließlich wurde ihm in einem Reskript vom 10. März 1690 bei Strafe von 200 Talern auferlegt, sich allen Profitierens, Lesens und Disputierens, publice oder privatim auf was Art und Weise er wolle, zu enthalten; auch aller Herausgabe von Schriften. Als schließlich gar ein Verhaftungsbefehl drohte, entwich er Ende März nach Preußen in Richtung Berlin. 8 - 125 Christian Thomasius studierte in Frankfurt an der Oder bei Samuel Stryk. 8. (1675) De injusto Pontii Pilati judicio (Disputation von Thomasius in Leipzig) 9. (1681) De Vagabundo, seu eo, qui est sine domicilio (recusa 1731) 10. (1683) De prioritate ac posterioritate temporis dubia atque incerta. 11. (1684) De sponsione Romanorum caudina (recusa 1731) 12. (1686) De filio, sub conditione, si se filium probaverit, herede instituto – Von einem Sohne, welcher unter der Bedingung zum Erben eingesetzt worden: vorher zu erweisen, daß er Sohn sey (recusa 1736) 13. (1687) Vom Rechts des Schlaffs und der Träume (recusa 1723) 14. (1688) De sponsione Romanorum numatina (recusa 1731) 15. (1689) De servitute stillicidii – Vom Trauff-Rechte 16. (1689) De validitate coniugii, invitis parentibus contracti et per benedictionem sacerdotis depositi consummati – Von der Gültigkeit der Ehe, welche wider der Eltern Willen geschlossen und durch Einsegnung eines abgesetzten Predigers vollzogen worden (recusa 1722) 17. (1689) De jure Asyli legatorum, aedibus competente – Von der Quartiers-Freyheit derer Abgesandten (recusa 1737) 18. (1690) Ob emendatum per Edicta electoralia statum ecclesiasticum et politicum 19. (1692) De constantia et inconstantia ad regulas rectae rationis et mentem Senecae conscriptam 20. (1693) De usu actionum poenalium juris Romani in foris Germaniae 21. (1693) De ratione status (dissertatio I. & II.) 22. (1694) Suum cuique 23. (1694) De usu juris paterni Romanorum secundum mores Germaniae et Jus Borussicum revicum 24. (1696) De Captatoriis Institutionibus 25. (1695) Trigam casuum ex regulis jurisprudentiae examinatorum ac decisiorum 26. (1695) De actis dotalibus (recusa 1711) 27. (1695) De protestatione jus protestantis non conservante - 9 -

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zivilrechtlichem Gebiet suchte er nach einer kurzen<br />

Phase der heftigen Kritik gegen den Einfluß des Ius<br />

Romanum eine ausgewogene Harmonie von Naturrecht,<br />

deutschem <strong>und</strong> römischem Recht.<br />

Die umfangreichste <strong>und</strong> geschlossenste Schrift von<br />

Tomasius zum Zivilrecht sind seine Notae ad Institutiones<br />

et Digesta. Darin ist die Summe seines zivilrechtlichen<br />

Forschens zum Zivilrecht erfasst. Hierbei<br />

wird das Denken von Thomasius am deutlichsten. In<br />

der Legalordnung stellt Thomasius mit großer Vollständigkeit<br />

Titel für Titel vor, deren Geschichte <strong>und</strong><br />

7. THOMASIUS, Christian, Institutionum jurisprudentiae<br />

divinae libri tres. In quibus f<strong>und</strong>amenta juris<br />

naturalis sec<strong>und</strong>um hypotheses illustris Pufendorffii...ex<br />

plicantur. Editio septima prioribus multo correctior, in<br />

qua praeter scholia perpetua accesserunt:<br />

I. Programma Germanicum Hypotheses Albertinas expendens<br />

II. Quaestio De definitione favorabilium et odiosorum cum<br />

clariss. Placcio ventilata.<br />

III. In Programma, Definitionum substantiae hactenus<br />

quaesitam sistens cum thesibus excerptis ex his libris ad<br />

disputandum publice propositis.<br />

IV. Theses XLVIII ex Institutionibus Jurisprudentiae excerptae<br />

et in Universitate Fridericiana sub praesidio Christiano<br />

Thomasii disputationibus XII. anno M.DC.XCIV.<br />

Halle, sumtibus et typis viduae Christophori Salfeldii,<br />

1730. Quart.Titelblatt in Rot-Schwarz-Druck, 460, (8), (14)<br />

S. Gut erhaltener, zeitgenössischer Pergamentband mit drei<br />

durchgezogenen Bünden mit rotem Buchschnitt.<br />

Christian Thomasius veröffentlichte im Jahre 1688, zu dieser<br />

Zeit noch in Leipzig weilend, sein erstes gr<strong>und</strong>legendes wissenschaftliches<br />

Werk. Die „Bücher der göttlichen Rechtsgelahrtheit“<br />

erschienen weiterhin 1694, 1702, 1710, 1717 <strong>und</strong> in dieser<br />

letzten <strong>und</strong> vollständigsten Ausgabe 1730. Der Titel verkündet<br />

zugleich die Einstellung von Thomasius. Er tritt bei den<br />

zu dieser Zeit noch sehr umstrittenen naturrechtlichen Ideen<br />

Pufendorfs entschlossen auf dessen Seite. Aber auch seine Meinungsverschiedenheit<br />

zu Pufendorf trug er offen mit diesem in<br />

einem Briefwechsel aus. Thomasius will endgültig <strong>und</strong> radikal<br />

die Rechtswissenschaft von den Fesseln der Theologie befreien.<br />

Kontroversen <strong>und</strong> schließt in der Regel ab mit der<br />

Fragestellung, ob der Titel in Deutschland noch anwendbar<br />

sei.<br />

Die Schrift spiegelt auch die Vorlesungen von Thomasius<br />

wider, zeigt die große Auseinandersetzung des<br />

Usus modernus pandectarum, nämlich die Übertragbarkeit<br />

des Ius Romanum auf das geltende, einheimische<br />

Recht. Während Samuel Stryk mehr romanistisch<br />

argumentiert, beleuchtet Thomasius dieses Feld<br />

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