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mind the gap<br />

phone‘s ringing, dude!<br />

7:30 Uhr, mein Telefon klingelt.<br />

Ich gehe ran. Mein Chefredakteur.<br />

„Hmm?“, summe ich ins Telefon. „Hey<br />

Lev, ganz kurz: Mein Sohn ist krank<br />

und kann deshalb heute nicht in den<br />

Kindergarten gehen und ich behalte ihn<br />

zu Hause und bleibe auch gleich hier<br />

und mir wäre es wirklich lieb, wenn du<br />

das Vadim-Interview alleine machen<br />

würdest. Bist du noch dran?“ „Hmm.“<br />

Es ist 10:00 Uhr und jetzt wird es Zeit<br />

aufzustehen. Mein Wecker klingelt.<br />

Ich gehe ran. Keiner antwortet. Mein<br />

Gehirn wacht langsam auf und ich<br />

rufe meinen Chefredakteur an: „Guten<br />

Morgen. Ich brauche für das Interview<br />

noch das Aufnahmegerät. Können wir<br />

uns davor treffen?“ „Tut mir leid, aber<br />

ich kann hier nicht weg. Du kannst das<br />

Interview aber mit dem Photobooth-<br />

Programm auf deinem Notebook<br />

aufnehmen. Das ist ziemlich einfach.“<br />

Es ist 11:30 Uhr. Ich sitze samt<br />

Müsli im Wohnzimmer und rappe,<br />

wie ein Beastie Boy: „One, two, one,<br />

two, this is just a test“ in die virtuellregistrierende<br />

Fotokabine. Prima, das<br />

20 chat<br />

funktioniert doch einwandfrei.<br />

Um 12:55 Uhr suche ich den Zugang<br />

zum bevorstehenden Interview. „Hi<br />

Vadim, nice to meet you.“ Ich erkläre<br />

ihm, dass ich das heutige Gespräch,<br />

dank bemerkenswerter technologischer<br />

Fortschritte ohne Dictaphone, dafür mit<br />

Laptop aufzeichnen werde. „And that<br />

works?“ erkundigt sich Vadim. „I don’t<br />

know, I guess we’ll see afterwards“,<br />

verkünde ich mit einem siegessicheren<br />

Lächeln.<br />

13:45 Uhr. Vertieft in der erstaunlichen<br />

Intensität des Gesprächs, beweise ich<br />

doch noch eine gewisse journalistische<br />

Geistesgegenwärtigkeit und werfe<br />

einen Blick auf das stehen gebliebene<br />

Programm, natürlich. „What’s wrong?“<br />

fragt Vadim. „It didn’t record“, haucht<br />

meine Stimme zaghaft. Innerlich<br />

verfluche ich das Gerät und alles, was<br />

sonst noch – außer mir – für dieses<br />

Missgeschick verantwortlich sein<br />

muss.<br />

Es ist 13:50 Uhr, als ich nochmals<br />

ungläubig auf den Aufnahmeknopf<br />

drücke. Weiter geht’s. In meinem Kopf<br />

suche ich vergeblich nach der einen<br />

Frage, die alles bisher Gesagte auf den<br />

Punkt bringt. Netter Versuch.<br />

Um 14:00 Uhr klingelt jemand an der<br />

Tür. Es ist sein Interviewtag und ich bin<br />

nicht der einzige, der mit Vadim reden<br />

möchte. Draußen hat es angefangen zu<br />

schneien. Ich packe ein, stehe auf und<br />

bedanke mich bei Vadim. „Wicked“,<br />

sagt er und reicht mir die Hand. Die Tür<br />

schließt sich hinter mir.<br />

Um 14:05 Uhr stehe ich auf der<br />

Kastanienallee. Jetzt scheint die<br />

Sonne. Ich rufe meinen Chefredakteur<br />

an und bedanke mich für den Tipp.<br />

Der Weg zum U-Bahnhof Eberswalder<br />

Straße ist noch lang. Immerhin<br />

habe ich knapp sieben Minuten<br />

aufgezeichnet, versuche ich mir<br />

einzureden. Die andere Stimme in mir<br />

brüllt: „Shit!“<br />

Es ist 14:15 Uhr und es regnet.<br />

Text & Interview Lev Nordstrom<br />

Layout Vinzent Britz

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