Kirchliches Arbeitsrecht - Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg
Kirchliches Arbeitsrecht - Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg
Kirchliches Arbeitsrecht - Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Kirche</strong> als<br />
Arbeitgeber<strong>in</strong><br />
Zwischen Menschlichkeit<br />
und Wirtschaftlichkeit<br />
Ja, mit<br />
Gottes Segen<br />
Kirchliche Hochzeit –<br />
mehr als e<strong>in</strong> <strong>Ev</strong>ent<br />
Das evangelische Magaz<strong>in</strong> im <strong>Oldenburg</strong>er Land<br />
März 2012<br />
<strong>Kirchliches</strong> <strong>Arbeitsrecht</strong>:<br />
Auf der Suche<br />
nach e<strong>in</strong>er guten Löung
Gedanken zum Signet für den Zukunftskongress<br />
Mich hat es sofort angesprochen, das Signet für den Zukunftskongress unserer <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Oldenburg</strong>. „Auf dem Weg <strong>in</strong><br />
das Jahr 2030“, so lautet der Untertitel des Kongresses.<br />
Diesen Weg <strong>in</strong> die Zukunft möchte ich gerne gehen. Es sche<strong>in</strong>t gar nicht schwer zu se<strong>in</strong>, ihn zu gehen. Er engt mich nicht<br />
e<strong>in</strong>. Er ist nicht zu steil. Ich kann ihn ohne große Anstrengungen gehen. Ich b<strong>in</strong> neugierig auf das, was ich h<strong>in</strong>ter dem<br />
Horizont entdecken werde. Wie mag es aussehen, das Land h<strong>in</strong>ter dem Horizont? Die Sonne sche<strong>in</strong>t auch dort, so viel ist<br />
gewiss. Auf diesem breiten Weg kann ich der Zukunft beschw<strong>in</strong>gt entgegengehen. Ich werde nicht von Zukunftsängsten<br />
geplagt, sondern ziehe fröhlich me<strong>in</strong>e Straße. Denn ich ahne es, das Land, das Gott mir zeigen will. Es ist weit und es ist<br />
warm. Und ich weiß, solange er <strong>in</strong> diesem Land zuhause ist, wird es auch me<strong>in</strong> Zuhause bleiben.<br />
Me<strong>in</strong>e Hoffnung ist, dass viele sich e<strong>in</strong>geladen fühlen, diesen Weg mitzugehen. „Lasst das Zaudern se<strong>in</strong>“, rufe ich denen<br />
am Wegrand zu. „Kommt mit, es ist viel leichter, als ihr denkt!“<br />
Christiane Geerken-Thomas<br />
Programmleiter<strong>in</strong> für den Zukunftskongress
Wie e<strong>in</strong> kirchengemäßes<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> <strong>in</strong> der Nordelbischen<br />
<strong>Ev</strong>angelisch-<strong>Luth</strong>erischen <strong>Kirche</strong><br />
und <strong>in</strong> der <strong>Ev</strong>angelischen <strong>Kirche</strong><br />
Berl<strong>in</strong>-Brandenburg-schlesische<br />
Oberlausitz angewendet wird,<br />
beschreibt Konsistorialpräsident<br />
Ulrich Seelemann.<br />
Seite 10<br />
Impressum<br />
„horizont E” ist das Magaz<strong>in</strong> der <strong>Ev</strong>angelisch- <strong>Luth</strong> erischen<br />
<strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Oldenburg</strong>. Es ersche<strong>in</strong>t viermal pro<br />
Jahr im E<strong>in</strong>zugsgebiet der oldenburgischen <strong>Kirche</strong>.<br />
Herausgeber:<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der <strong>Ev</strong>angelisch-<br />
<strong>Luth</strong>erischen <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Oldenburg</strong><br />
Mitarbeit:<br />
Anke Brockmeyer, Udo Dreyer, Silvia Duch, Michael<br />
Eberste<strong>in</strong>, Christiane Geerken-Thomas, Dirk-Michael<br />
Grötzsch, Carsten Homann, Jan Janssen, Kerst<strong>in</strong> Kempermann,<br />
Wolfgang Kessler, Hans-Werner Kögel, Jörg<br />
Nielsen (epd), Ulrich Seelemann und Dierk Starnitzke.<br />
Bildnachweis:<br />
Anke Brockmeyer, Stefan Bohlen, Udo Dreyer, Carsten<br />
Homann, Hans-Werner Kögel, Peter Kreier, Klaus<br />
Schreiber, Jens Schulze, epd sowie Privatfotos.<br />
Nach e<strong>in</strong>er guten Lösung aus<br />
der verfahrenen Situation im<br />
kirchlichen <strong>Arbeitsrecht</strong> suchten<br />
die Vorsitzende der Mitarbeitervertretung<br />
<strong>in</strong> der <strong>Ev</strong>angelisch-<br />
<strong>Luth</strong>erischen <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Oldenburg</strong>,<br />
Germaid Eilers-Dörfler, und<br />
der kaufmännische Vorstand des<br />
Diakonischen Werkes <strong>Oldenburg</strong>,<br />
Uwe Kollmann, bei e<strong>in</strong>em Treffen<br />
<strong>in</strong> den „Schönen Aussichten“.<br />
Mehr auf den Folgeseiten<br />
Das Paradies liegt zwischen<br />
<strong>Oldenburg</strong> und Elsfleth.<br />
Anregungen, dieses zu<br />
Entdecken, liefert e<strong>in</strong> Auszug<br />
aus dem gerade erschienenen<br />
Buch von Jan Janssen<br />
„...e<strong>in</strong> Land, das ich dir<br />
zeigen will – Biblische Orte<br />
im <strong>Oldenburg</strong>er Land“.<br />
Seite 18<br />
Gestaltung/Produktion:<br />
Andrea Horn, <strong>Ev</strong>angelisches MedienServiceZentrum<br />
Hannover, <strong>Luth</strong>erisches Verlagshaus GmbH<br />
Anschrift:<br />
„horizont E”, Philosophenweg 1, 26121 <strong>Oldenburg</strong><br />
Druck:<br />
Sachsendruck Plauen GmbH<br />
Diese Zeitschrift und alle <strong>in</strong> ihr enthaltenen e<strong>in</strong>zelnen<br />
Beiträge und Abbildungen s<strong>in</strong>d urheberrechtlich<br />
geschützt. Für unverlangt e<strong>in</strong>gesandte Manuskripte<br />
kann ke<strong>in</strong>e Gewähr übernommen werden.<br />
Editorial<br />
| Editorial<br />
Liebe Leser<strong>in</strong>nen,<br />
liebe Leser,<br />
seit Monaten<br />
steht das Thema<br />
„Dritter Weg“ im<br />
Fokus der Medien.<br />
Stichworte wie Insolvenz, Leiharbeit,<br />
Streik und Tarifverhandlungen<br />
beherrschen die Schlagzeilen. Und<br />
obwohl sich die EKD-Synode erst<br />
Ende letzten Jahres für die Beibehaltung<br />
des Dritten Weges ausgesprochen<br />
hat, wird vielerorts heftig diskutiert,<br />
ob dieser Weg e<strong>in</strong>e Zukunft hat. In<br />
dieser dritten Ausgabe von „horizont<br />
E“ wollen wir Ihnen H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen<br />
zum Thema kirchliches<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> an die Hand geben und<br />
verschiedene Sichtweisen zu Wort<br />
kommen lassen. Die MAV-Vorsitzende<br />
Germaid Eilers-Dörfler und Diakonievorstand<br />
Uwe Kollmann suchen<br />
nach Lösungen angesichts knapper<br />
Kassen. Konsistorialpräsident Ulrich<br />
Seelemann stellt kirchengemäßes <strong>Arbeitsrecht</strong><br />
<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Brandenburg vor<br />
und Prof. Dr. Dierk Starnitzke h<strong>in</strong>terfragt<br />
den Begriff Dienstgeme<strong>in</strong>schaft<br />
aus theologischer Sicht. Der Publizist<br />
und Ökonom Wolfgang Kessler hält<br />
uns e<strong>in</strong>en kritischen Spiegel vor und<br />
rät zum Abschluss von Tarifverträgen<br />
mit den Gewerkschaften. Spannende<br />
Beiträge, die für Diskus sionsstoff sorgen<br />
werden.<br />
Dirk-Michael Grötzsch<br />
Aus dem Inhalt<br />
<strong>Kirchliches</strong> <strong>Arbeitsrecht</strong>:<br />
Der „Dritte Weg“<br />
Drei Fragen an den Kirchlichen<br />
Seite 06<br />
Dienst <strong>in</strong> der Arbeitswelt<br />
Kirchliche Hochzeit –<br />
Seite 07<br />
mehr als e<strong>in</strong> <strong>Ev</strong>ent Seite 08<br />
Angedacht Seite 09<br />
Buchtipp<br />
Dienstgeme<strong>in</strong>schaft<br />
Seite 09<br />
aus theologischer Sicht Seite 11<br />
Aus den Regionen Seite 13<br />
Das Paradies Seite 18<br />
3
| Im Gespräch<br />
<strong>Kirchliches</strong> <strong>Arbeitsrecht</strong>: Auf der<br />
Suche nach e<strong>in</strong>er guten Lösung<br />
4<br />
Schwierige Situation liegt vor allem an knapper Ref<strong>in</strong>anzierung diakonischer oder<br />
kirchlicher E<strong>in</strong>richtungen<br />
„Ich habe den E<strong>in</strong>druck, die ganze<br />
verfasste <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> Deutschland schaut<br />
auf <strong>Oldenburg</strong>”, leitet Germaid Eilers-<br />
Dörfler, Vorsitzende der Mitarbeitervertretung<br />
<strong>in</strong> der oldenburgischen <strong>Kirche</strong>,<br />
das Gespräch mit Uwe Kollmann e<strong>in</strong>.<br />
Der kaufmännische Vorstand des Diakonischen<br />
Werkes <strong>Oldenburg</strong> teilt diese<br />
Ansicht. Offenbar ist <strong>in</strong> der <strong>Oldenburg</strong>er<br />
<strong>Kirche</strong>nlandschaft etwas Ungeheures geschehen.<br />
Das <strong>Ev</strong>angelische Krankenhaus<br />
ist ausgeschert, hat e<strong>in</strong>en Haustarif mit<br />
se<strong>in</strong>en Mitarbeitenden beschlossen. Und<br />
das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeit, <strong>in</strong> der die kirchlichdiakonischen<br />
Dienstgeber um den Erhalt<br />
des „Dritten Wegs“ kämpfen. Ihr erbittertster<br />
Gegner ist die Dienstleistungsgewerkschaft<br />
ver.di, die auf Grundrechten<br />
wie etwa dem Streikrecht beharrt.<br />
„Gerade war der ver.di-Vorsitzende<br />
Frank Bsirske hier und hat den Mitarbeitenden<br />
des <strong>Ev</strong>angelischen Krankenhauses<br />
zu ihrem Erfolg gratuliert“,<br />
sagt Germaid Eilers-Dörfler. Kollmann<br />
bedauert, dass er bei der Versammlung<br />
nicht e<strong>in</strong>geladen gewesen sei. „Das hätte<br />
ich gern miterlebt“, sagt er und nimmt<br />
e<strong>in</strong>en Schluck Tee. Wieder ist das Lokal<br />
„Schöne Aussichten“ Treffpunkt für das<br />
Gespräch. Kollmann sagt, „die Kollegen<br />
aus der bundesweiten Diakonie erwarten<br />
von uns, dass wir das Krankenhaus ausschließen.<br />
Aber das entscheiden wir noch<br />
immer selber.“<br />
Der Diakonievorstand bekräftigt, nach<br />
se<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>druck hätten Dienstgeber und<br />
Mitarbeitende e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Ziel,<br />
nämlich gute Arbeit zu vernünftigen<br />
Vergütungen zu leisten. Und dabei die<br />
Eigenheiten von <strong>Kirche</strong> und Diakonie<br />
nicht aus den Augen zu verlieren. „Nur<br />
geme<strong>in</strong>sam können wir e<strong>in</strong>en Weg <strong>in</strong><br />
die Zukunft f<strong>in</strong>den“, so Kollmann. Da<br />
stimmt ihm Germaid Eilers-Dörfler zu.<br />
„Vor allem müssen wir sehen, die guten<br />
Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter zu<br />
halten”, betont sie und verweist auf die<br />
Nachteile, die sich aus der Übernahme<br />
des Tarifvertrages für den Öffentlichen<br />
Dienst der Länder (TV-L) ergäben.<br />
„Wenn beispielsweise e<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong><br />
von e<strong>in</strong>em evangelischen Anstellungsträger<br />
zu e<strong>in</strong>em anderen wechselt, verliert<br />
sie ihre schon erworbenen Ansprüche.“<br />
Aktuell sei zu kritisieren, dass sich die<br />
Beratungen <strong>in</strong> der Arbeits- und Dienstrechtskommission<br />
(ADK) über den längst<br />
überfälligen Inflationsausgleich so lange<br />
h<strong>in</strong>gezogen hätten, dass am Ende die<br />
ganze Summe auf e<strong>in</strong>mal mit dem De-
zembergehalt ausgezahlt worden sei – mit<br />
der Folge, dass die Steuerprogression den<br />
Zugew<strong>in</strong>n weitgehend aufgezehrt habe.<br />
„Da haben manchem die Augen getränt.“<br />
In der Altenpflege, so hält Kollmann<br />
dagegen, seien die Verhältnisse völlig<br />
anders, „da zahlen wir besser als die Mitbewerber.“<br />
Gleichwohl, so Eilers-Dörfler,<br />
sei bei vielen Mitarbeiter<strong>in</strong>nen die Altersarmut<br />
vorprogrammiert, wenn e<strong>in</strong>e Frau<br />
mit 44 Berufsjahren am Ende 2.100 Euro<br />
brutto verdiene. „Und Altenpflege oder<br />
Kita-Arbeit ist e<strong>in</strong> Knochenjob“, sagt die<br />
MAV-Vorsitzende aus eigener Erfahrung<br />
als Erzieher<strong>in</strong>.<br />
Die Verhältnisse <strong>in</strong> der ADK seien auch<br />
ungleich, kritisiert Eilers-Dörfler weiter.<br />
Die neun Arbeitgebervertreter seien<br />
bestens – oft juristisch – ausgebildet und<br />
hätten viele Fachleute an der Seite. Die<br />
neun Arbeitnehmervertreter dagegen<br />
müssten ohne spezifische Vorbildung und<br />
Hilfe Dritter auskommen. „In der Diakonie<br />
verfügen die Mitarbeitervertretungen<br />
über e<strong>in</strong> eigenes Budget, um so etwas<br />
auszugleichen“, hält Kollmann dagegen.<br />
Er setzt auch bei der Tarifause<strong>in</strong>andersetzung<br />
auf e<strong>in</strong>en Mittelweg, etwa wie<br />
<strong>in</strong> der nordelbischen <strong>Kirche</strong> oder der<br />
<strong>Ev</strong>angelischen <strong>Kirche</strong> Berl<strong>in</strong>-Brandenburg-schlesische<br />
Oberlausitz. Dort habe<br />
man e<strong>in</strong>en Tarifvertrag ermöglicht, der<br />
die Vorteile beider Seiten berücksichtige,<br />
etwa die Dienstgeme<strong>in</strong>schaft oder die<br />
Friedenspflicht über die Laufzeit von Tarifverträgen<br />
h<strong>in</strong>aus. „Nur e<strong>in</strong> Streikrecht<br />
– oder auch die Aussperrung – s<strong>in</strong>d nicht<br />
möglich“, erklärt Kollmann. Das Streikrecht,<br />
so betont dagegen Eilers-Dörfler,<br />
sei der „Knackpunkt“. Es könne nicht<br />
se<strong>in</strong>, dass kirchliches Recht e<strong>in</strong> Grundrecht<br />
verh<strong>in</strong>dere. „Das haben sogar die<br />
Gerichte schon so entschieden.“<br />
E<strong>in</strong>igkeit herrscht zwischen den Gesprächspartnern<br />
<strong>in</strong> der Ansicht, dass die<br />
schwierigen Verhältnisse vor allem mit<br />
der zu knappen Ref<strong>in</strong>anzierung diakonischer<br />
oder kirchlicher E<strong>in</strong>richtungen<br />
zusammenhängen. „Da müssen wir eventuell<br />
mit den Gewerkschaften zusammen<br />
und anderen Trägern wie Caritas, AWO<br />
oder Paritätischem den Druck nach oben<br />
erhöhen“, me<strong>in</strong>t die MAV-Vertreter<strong>in</strong>.<br />
Jetzt, e<strong>in</strong> Jahr vor der Landtagswahl,<br />
seien die Bed<strong>in</strong>gungen günstig. Es werde<br />
auch Zeit, denn der Bedarf, etwa an Pflegeplätzen,<br />
wachse <strong>in</strong> den kommenden<br />
Jahren explosionsartig. Mitarbeitende zu<br />
guten Leistungen anzuhalten, gel<strong>in</strong>ge nur<br />
im begrenzten Maß mit dem H<strong>in</strong>weis<br />
auf den diakonischen Auftrag.<br />
Auf Dauer ebenfalls nicht hilfreich sei,<br />
angeschlagene E<strong>in</strong>richtungen mit Notfallregelungen<br />
wie Lohnkürzungen über<br />
Wasser zu halten. Kollmann er<strong>in</strong>nert daran,<br />
dass damit aber immerh<strong>in</strong> „geme<strong>in</strong>schaftlich<br />
mit den Beschäftigten“ e<strong>in</strong>ige<br />
Häuser „aus dem Sumpf gezogen“ werden<br />
konnten. Und auch daran, dass „e<strong>in</strong>e<br />
vernünftige Altenpflege <strong>in</strong> Niedersachsen<br />
nur durch den Rückgriff auf eigene Mittel<br />
aufrechterhalten werden“ konnte.<br />
Versöhnlich kl<strong>in</strong>gen Eilers-Dörfler und<br />
Kollmann bei der Suche nach Lösungen<br />
aus dem seit Monaten schwelenden<br />
Konflikt. Das Gezänk beider Seiten<br />
nervt sie offenbar gleichermaßen. „Wir<br />
müssen das Fe<strong>in</strong>dbild Arbeitgeber aufgeben“,<br />
sagt die MAV-Vertreter<strong>in</strong>, der<br />
Diakonie-Vorstand schüttelt über das<br />
„Muskelspiel“ beider Seiten den Kopf.<br />
„Am besten wäre es, e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Gruppe<br />
| Im Gespräch<br />
5
| Im Gespräch<br />
6<br />
verständiger Leute käme zusammen“,<br />
schlägt Kollmann vor. Bestimmte Personen<br />
dürften allerd<strong>in</strong>gs nicht dabei sei, ist<br />
er sich mit Eilers-Dörfler e<strong>in</strong>ig, sonst sei<br />
das Scheitern vorprogrammiert. „Und<br />
es wird Stillschweigen vere<strong>in</strong>bart bis zum<br />
gelungenen Abschluss”, sagen ebenfalls<br />
beide. Also ke<strong>in</strong>e Zwischenergebnisse per<br />
E-Mails mit zig Kopien.<br />
Amüsiert zeigt sich die MAV-Vorsitzende<br />
am Ende von e<strong>in</strong>em bildhaften Vergleich<br />
Kollmanns. Wenn es darum gehe, e<strong>in</strong>en<br />
zukunftsfähigen Kompromiss zu f<strong>in</strong>den,<br />
fielen ihm immer die Erdmännchen e<strong>in</strong>.<br />
„Wer zuerst den Kopf <strong>in</strong> die Höhe reckt,<br />
kriegt e<strong>in</strong>s auf den Deckel.“ Die Organisationsstruktur<br />
<strong>in</strong> der oldenburgischen<br />
<strong>Kirche</strong> und der Diakonie im <strong>Oldenburg</strong>er<br />
Land sei aber so gut, dass es auch<br />
möglich se<strong>in</strong> müsse, e<strong>in</strong>mal der Erste zu<br />
se<strong>in</strong> – und dann die Wächterfunktion zu<br />
übernehmen. „Wir s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>Oldenburg</strong><br />
auf e<strong>in</strong>em guten Weg – wir müssen<br />
nur aufpassen, nicht von den anderen<br />
überrollt zu werden“, sagt Kollmann.<br />
Beim Abschied entsteht der E<strong>in</strong>druck,<br />
als könnten er und die Vertreter<strong>in</strong> der<br />
„Gegenseite“ sehr wohl am Verhandlungstisch<br />
e<strong>in</strong>e gute Lösung aus der verfahrenen<br />
Situation f<strong>in</strong>den.<br />
Das Gespräch hat Michael Eberste<strong>in</strong> begleitet.<br />
<strong>Kirchliches</strong> <strong>Arbeitsrecht</strong>:<br />
Der „Dritte Weg“<br />
In der evangelischen <strong>Kirche</strong> und ihren<br />
bundesweit 28.000 diakonischen Betrieben<br />
gilt im <strong>Arbeitsrecht</strong> der sogenannte<br />
„Dritte Weg“. Anstelle e<strong>in</strong>er selbstständigen<br />
Setzung durch den Arbeitgeber<br />
(„Erster Weg“, wie bei den staatlichen<br />
Beamten) oder e<strong>in</strong>er Übernahme des<br />
Tarifvertragssystems, bei dem die Tarife<br />
zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften<br />
ausgehandelt werden („Zweiter<br />
Weg“), verhandeln beim „Dritten<br />
Weg“ Vertreter<strong>in</strong>nen und Vertreter<br />
der Mit arbeitenden und Arbeitgeber<br />
direkt mite<strong>in</strong>ander. Dies geschieht <strong>in</strong><br />
den <strong>Arbeitsrecht</strong>lichen Kommissionen,<br />
die paritätisch mit gewählten und weisungsungebundenen<br />
Vertreter<strong>in</strong>nen und<br />
Vertretern der Mitarbeitenden sowie Vertreter<strong>in</strong>nen<br />
und Vertretern der Dienstgeber<br />
besetzt s<strong>in</strong>d. In diesem Gremium<br />
werden die Arbeitsvertragsrichtl<strong>in</strong>ien<br />
ausgehandelt. Gewerkschaften s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
dem Gremium nur <strong>in</strong> der nordelbischen<br />
<strong>Kirche</strong> sowie der <strong>Ev</strong>angelischen <strong>Kirche</strong><br />
Berl<strong>in</strong>-Brandenburg-schlesische Oberlausitz<br />
vertreten. Kommt <strong>in</strong> dem Gremium<br />
ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igung zustande, entscheidet<br />
e<strong>in</strong>e Schiedskommission. Ihr Spruch ist<br />
verb<strong>in</strong>dlich. Beim „Dritten Weg“ s<strong>in</strong>d<br />
Streiks und Aussperrungen verboten.<br />
In Niedersachsen ruhen seit April 2011<br />
die Verhandlungen für die rund 40.000<br />
Beschäftigten <strong>in</strong> der Diakonie. Die Mitarbeitervertretung<br />
hatte auf Anraten der<br />
Dienstleistungsgewerkschaft ver.di die<br />
Kommission verlassen. Die Ge werkschaft<br />
versucht nun, Tarifgespräche zu erzw<strong>in</strong>gen.<br />
Seit e<strong>in</strong>em Jahr demonstrieren<br />
Hunderte Beschäftigte der Diakonie<br />
aus Niedersachsen und Bremen immer<br />
wieder mit Warnstreiks und „aktiven<br />
Mittagspausen“ für bessere Arbeitsbe-
d<strong>in</strong>gungen und gewerkschaftlich geführte<br />
Tarifverhandlungen. Zuletzt streikten Ende<br />
Februar/Anfang März Mitarbeitende<br />
der Diakonischen Dienste Hannover. Die<br />
Vertreter der Diakonie betonen immer<br />
wieder, dass die Entgelte <strong>in</strong> der Diakonie<br />
bis zu 20 Prozent über den von ver.di ausgehandelten<br />
Entgelten <strong>in</strong> anderen Verbänden<br />
liegen. Das zeige, dass der „Dritte<br />
Weg“ auch für die Mitarbeitenden mehr<br />
br<strong>in</strong>ge als Tarifverträge.<br />
Rechtliche Grundlage des „Dritten Weges“<br />
ist das im Grundgesetz verankerte<br />
kirchliche Selbstbestimmungsrecht. Mit<br />
der heftigen Debatte um den „Dritten<br />
Weg“ beschäftigen sich auch die Gerichte.<br />
Die Gewerkschaften ver.di und Marburger<br />
Bund erkennen das Streikverbot<br />
<strong>in</strong> kirchlichen E<strong>in</strong>richtungen nicht an.<br />
Zwei Landesarbeitsgerichte (LAG) haben<br />
2011 im S<strong>in</strong>ne von ver.di entschieden:<br />
Das LAG Hamburg kam zu dem Urteil,<br />
dass Ärzte <strong>in</strong> diakonischen Krankenhäusern<br />
im Bereich der nordelbischen <strong>Kirche</strong><br />
streiken dürfen. Das LAG Hamm hatte<br />
bereits zuvor Beschäftigten der evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong> und der Diakonie e<strong>in</strong><br />
Streikrecht zugesprochen. Die Diakonie<br />
Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen hat deshalb Revision<br />
beim Bundesarbeitsgericht <strong>in</strong> Erfurt<br />
e<strong>in</strong>gelegt. E<strong>in</strong> Urteil wird <strong>in</strong> diesem Jahr<br />
erwartet.<br />
Auch das Diakonische Werk <strong>Oldenburg</strong><br />
beschäftigt sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em aktuellen Geschäftsbericht<br />
mit dem Thema „Dritter<br />
Weg“ und der Vergütung. Prokurist<strong>in</strong><br />
Susanne Bock stellt <strong>in</strong> ihrem Bericht fest:<br />
„Der Vorwurf, diakonische Tarife lägen<br />
unterhalb des Niveaus von Tarifverträgen,<br />
trifft mith<strong>in</strong> nicht zu. Richtig ist,<br />
Drei Fragen an …<br />
| Service<br />
dass wir e<strong>in</strong>e andere Tarifstruktur haben,<br />
jüngere und qualifiziertere Mitarbeiter<br />
erhalten höhere Vergütungen.“ Als Beispiele<br />
werden unter anderem die Entgelte<br />
e<strong>in</strong>er Pflegefachkraft <strong>in</strong> der Altenpflege<br />
mit zweijähriger Berufserfahrung verglichen.<br />
Nach AVR-K (Stand 1/2011)<br />
bekommt e<strong>in</strong>e solche Pflegefachkraft<br />
monatlich 2.391,18 Euro. Laut Tarifvertrag<br />
der AWO Braunschweig (von ver.<br />
di ausgehandelt) nur 2.040 Euro. Nach<br />
neun Jahren würde sich der Unterschied<br />
für die Pflegefachkraft auf 547,30 Euro<br />
belaufen, heißt es <strong>in</strong> dem Bericht.<br />
Zum Nachlesen: Das Thema 3. Weg f<strong>in</strong>det sich<br />
im Geschäftsbericht auf Seite 28/29<br />
www.dw-ol.de/images/iDiakWerk/DWO_<br />
Geschaeftsbericht_2011_web.pdf<br />
epd/Kerst<strong>in</strong> Kempermann<br />
… Norbert Kröger, Kirchlicher Dienst <strong>in</strong> der Arbeitswelt<br />
Wie wird <strong>Kirche</strong> als Arbeitgeber<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
der Außenwirkung wahrgenommen?<br />
Die christlichen <strong>Kirche</strong>n <strong>in</strong> Deutschland<br />
s<strong>in</strong>d Arbeitgeber mit e<strong>in</strong>er riesigen Dimension:<br />
Zusammen mit Diakonie und<br />
Caritas beschäftigen sie rund e<strong>in</strong>e Million<br />
Menschen. Selbst große Unternehmen<br />
schrumpfen im Vergleich dazu auf die<br />
Größe e<strong>in</strong>es Zwerges. Das Markenzeichen<br />
dieses Arbeitgebers ist e<strong>in</strong> Sonderweg<br />
im <strong>Arbeitsrecht</strong>. Die öffentliche Debatte,<br />
von zentraler Bedeutung für das<br />
Image der <strong>Kirche</strong> als Arbeitgeber<strong>in</strong>, konzentriert<br />
sich mehr und mehr auf den<br />
Konflikt zwischen Gewerkschaft und <strong>Kirche</strong>n.<br />
Gewerkschaften und Arbeitnehmer<br />
f<strong>in</strong>den zunehmend, der „Dritte Weg” <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>er jetzigen Ausprägung biete der Arbeitnehmerseite<br />
ke<strong>in</strong>e adäquaten Chancen<br />
zur Durchsetzung ihrer Forderungen.<br />
Das schadet der <strong>Kirche</strong>.<br />
Deutlich unterschätzt wird der Prozess<br />
der Me<strong>in</strong>ungs- und Imagebildung, der<br />
entsteht, wenn die Beschäftigten selbst im<br />
Freundes- und Bekanntenkreis ihre Arbeitssituation<br />
thematisieren.<br />
Wo sehen Sie die Stärken der <strong>Kirche</strong>,<br />
wo könnte sie besser werden?<br />
Die Stärke liegt zweifelsfrei im christlichen<br />
Gedankengut, Menschenbild<br />
und Handeln. Auf e<strong>in</strong>e weitere Stärke<br />
sollte sich die <strong>Kirche</strong> bes<strong>in</strong>nen: ihren<br />
E<strong>in</strong>fluss auf Politik und Wirtschaft. Geme<strong>in</strong>sam<br />
mit den Gewerkschaften könnten<br />
beide <strong>Kirche</strong>n Lobbyarbeit betreiben,<br />
um e<strong>in</strong>e vernünftige Tarifpolitik <strong>in</strong><br />
sozialen Bereichen allgeme<strong>in</strong>gültig festzuschreiben.<br />
Ist es noch zeitgemäß, Dienstleistungen<br />
anzubieten, bei denen die <strong>Kirche</strong><br />
<strong>in</strong> Konkurrenz zum freien Markt<br />
steht?<br />
Nicht <strong>in</strong> Konkurrenz, sondern als Korrektiv!<br />
Die sozialen Dienstleistungen haben<br />
mit Moral, Ethik und christlicher<br />
Nächstenliebe zu tun. Deshalb gibt es für<br />
e<strong>in</strong>e Volkskirche ke<strong>in</strong>e Alternative dazu,<br />
<strong>in</strong> Konkurrenz, aber auch im Gegensatz<br />
zum freien Markt soziale und diakonische<br />
Dienstleistungen anzubieten.<br />
Anke Brockmeyer<br />
7
| Über den Tellerrand<br />
Kirchliche Hochzeit –<br />
Was bewegt Paare heute, sich kirchlich<br />
trauen zu lassen? Ist das „Ja“ vor dem<br />
Traualtar tatsächlich nur noch Teil e<strong>in</strong>es<br />
großen, durchorganisierten Hochzeits-<br />
<strong>Ev</strong>ents? Geht es ausschließlich um die<br />
Heirat <strong>in</strong> Weiß, den Hauch von Romantik,<br />
die besondere Festlichkeit? Umfragen<br />
belegen das Gegenteil: Für viele Menschen,<br />
die sich für die kirchliche Trauung<br />
entscheiden, ist es wichtig, Gottes<br />
Segen für die Ehe zu bekommen.<br />
Für Karol<strong>in</strong>e Meyer-Holz und Matthias Heyder<br />
ist der Glaube e<strong>in</strong> wichtiger Anker. „Das christliche<br />
Wertesystem gibt e<strong>in</strong>e besondere Orientierung im<br />
geme<strong>in</strong>samen Mite<strong>in</strong>ander“, f<strong>in</strong>den sie.<br />
Diese Erfahrung hat auch Pastor Karsten<br />
Hilgen gemacht, der seit Jahren Paare<br />
auf der Hochzeitsmesse <strong>in</strong> <strong>Oldenburg</strong><br />
berät. Auf dem dort <strong>in</strong>stallierten „Me<strong>in</strong>ungsbarometer“<br />
können Besucher<strong>in</strong>nen<br />
und Besucher über die Frage abstimmen,<br />
warum es ihnen wichtig ist, kirchlich zu<br />
„Wir möchten den Segen des himmlischen Vaters<br />
<strong>in</strong> unserer Ehe haben“, sagen Inka Papenfuß und<br />
Manuel Mehl ganz deutlich.<br />
8<br />
mehr als e<strong>in</strong> <strong>Ev</strong>ent<br />
„Die kirchliche Trauung bietet e<strong>in</strong>en feierlichen<br />
Rahmen, auf den wir nicht verzichten möchten, und<br />
festigt die Partnerschaft auf besondere Weise.“ Anja<br />
Freund und Hergen Decker mit Luissa Sofie.<br />
heiraten. Regelmäßiger Spitzenreiter:<br />
der Punkt „Um Gottes Segen zu bekommen“.<br />
Hilgen wundert das nicht. „Die<br />
Trauung ist e<strong>in</strong>er der Wendepunkte im<br />
Leben e<strong>in</strong>es Menschen“, erklärt er. „Dabei<br />
wollen die Menschen Gott nahe se<strong>in</strong>.“<br />
Und auch e<strong>in</strong>e Studie der Familiensoziolog<strong>in</strong><br />
Professor<strong>in</strong> Dr. Rosemarie Nave-<br />
Herz belegt diesen Wunsch: „Trotz des<br />
gesamtgesellschaftlichen Wandels behält<br />
die <strong>Kirche</strong> e<strong>in</strong>e besondere Bedeutung<br />
bei der Eheschließung“, so die emeritierte<br />
Professor<strong>in</strong> der <strong>Oldenburg</strong>er Carl von<br />
Ossietzky-Universität.<br />
„Natürlich ist die kirchliche Trauung<br />
auch Teil e<strong>in</strong>es <strong>Ev</strong>ents“, räumt Holger<br />
Rauer e<strong>in</strong>, Pastor <strong>in</strong> der <strong>Oldenburg</strong>er<br />
Geme<strong>in</strong>de Osternburg, zu der die<br />
Dreifaltigkeitskirche gehört, e<strong>in</strong>e der beliebtesten<br />
Hochzeitskirchen der Region.<br />
„Aber <strong>in</strong> dem Moment, wo e<strong>in</strong> Brautpaar<br />
vor dem Altar steht, tritt dieser<br />
<strong>Ev</strong>entgedanke <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund. Denn<br />
das Wesentliche, das Fasz<strong>in</strong>ierende dieses<br />
Augenblicks kann man nicht <strong>in</strong>szenieren,<br />
man muss es erleben.“ Ähnliche Erfahrungen<br />
macht auch Lars Löwensen, Pastor<br />
der <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>de Wildeshausen,<br />
deren Alexanderkirche ebenfalls bei<br />
Brautpaaren hoch im Kurs steht. „In Gesprächen<br />
stellt sich immer wieder heraus,<br />
dass e<strong>in</strong>e kirchliche Trauung eben mehr<br />
ist als die Unterschrift im Standesamt.<br />
Gottes Segen zu bekommen, hat e<strong>in</strong>e<br />
andere Dimension“, so Löwensen.<br />
Ob <strong>Ev</strong>ent oder ehrliches Bedürfnis – für<br />
Holger Rauer ist jede kirchliche Trauung<br />
e<strong>in</strong>e Chance, um die <strong>Kirche</strong> und den<br />
Gottesdienst auch jenen zu präsentieren,<br />
die nur noch selten Gast <strong>in</strong> den Gotteshäusern<br />
s<strong>in</strong>d. Die Reaktion „Früher war<br />
das aber alles nicht so locker“ erlebe er<br />
häufig. „Die <strong>Kirche</strong> ist moderner geworden<br />
– nur wissen das viele noch nicht.“<br />
Freudige Anlässe wie Hochzeiten oder<br />
Taufen seien e<strong>in</strong>e wunderbare Gelegenheit,<br />
um auch jüngere Menschen <strong>in</strong> das<br />
Geme<strong>in</strong>deleben zurückzuholen.<br />
„Die <strong>Kirche</strong> gehört für mich zur Hochzeit dazu. Ich<br />
heirate nur e<strong>in</strong>mal, aber richtig. Dafür möchte ich<br />
den Segen haben“, sagt Iris Pieper, deren Lebensgefährte<br />
Michael Albrecht ihr den Wunsch nach e<strong>in</strong>er<br />
kirchlichen Trauung erfüllt.<br />
Übrigens: Laut Nave-Herz spielt bei fast<br />
allen Befragten die Hoffnung e<strong>in</strong>e wichtige<br />
Rolle, <strong>in</strong> der kirchlichen Trauung Unterstützung<br />
für e<strong>in</strong> lebenslang haltendes<br />
Jawort zu f<strong>in</strong>den. Und die Statistik gibt<br />
den Paaren recht: Danach werden kirchlich<br />
Getraute seltener geschieden als Paare,<br />
die ausschließlich standesamtlich geheiratet<br />
haben. (Quelle: Josef Hartmann,<br />
Soziale E<strong>in</strong>bettung und Ehestabilität; <strong>in</strong>:<br />
Scheidungsursachen aus soziologischer<br />
Sicht, hrsg. v. Thomas Kle<strong>in</strong> und Johannes<br />
Kopp, Würzburg 1999)<br />
Anke Brockmeyer und Udo Dreyer
Es s<strong>in</strong>d doch dieselben Werte<br />
„Wann wir schreiten Seit’ an Seit’“.<br />
Diese Zeilen e<strong>in</strong>es Arbeiterliedes zu<br />
Beg<strong>in</strong>n des letzten Jahrhunderts können<br />
sicherlich nicht auf das Verhältnis von<br />
Gewerkschaften und unserer <strong>Kirche</strong><br />
gemünzt se<strong>in</strong>. Die Beziehung zwischen<br />
beiden gesellschaftlichen Institutionen ist<br />
seit jeher eher distanziert. Das hat auch<br />
historische Gründe, die wir trefflich po<strong>in</strong>tiert<br />
<strong>in</strong> der Person des Pastors Kittelhaus<br />
<strong>in</strong> Gerhard Hauptmanns sozialkritischem<br />
Stück „Die Weber“ f<strong>in</strong>den: Kittelhaus ist<br />
zu Besuch beim Fabrikanten Dreißiger<br />
und bemerkt zu den sozialen Unruhen:<br />
„Will denn dieser Unfug wirklich immer<br />
noch ke<strong>in</strong> Ende nehmen?“<br />
Das Verhältnis konnten Wichern und<br />
Kolp<strong>in</strong>g mit ihrem sozialen Engagement<br />
nur begrenzt entspannen und heute ist es<br />
nicht mehr die soziale Frage, die spaltet,<br />
sondern der sogenannte „Dritte Weg“.<br />
Auch hier kommen Gewerkschaften und<br />
<strong>Kirche</strong> nicht zusammen. Diese <strong>in</strong>ner-<br />
E<strong>in</strong> reicher Ideenschatz<br />
Rita Kusch, Diakon<strong>in</strong> und Beauftragte<br />
für Seniorenarbeit <strong>in</strong> der <strong>Ev</strong>angelisch-<br />
<strong>Luth</strong>erischen <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Oldenburg</strong>, stellt<br />
sich <strong>in</strong> ihrem Buch „Ideenbörse für die<br />
Seniorenarbeit“ den Herausforderungen<br />
für die Seniorenarbeit mit e<strong>in</strong>er neuen<br />
selbstbestimmten Generation von alten<br />
Menschen. In zwölf Monatsthemen und<br />
sechs Zusatzthemen bietet sie Betreuenden<br />
und Ehrenamtlichen reiche und<br />
rasch umzusetzende Materialien.<br />
Rita Kusch nimmt Abschied von e<strong>in</strong>er<br />
vorwiegend unterhaltenden Konzeption<br />
Gesprächswunsch?<br />
der Seniorenarbeit. Sie ermutigt dazu,<br />
sich auch e<strong>in</strong>mal mehr männlichen Themen<br />
wie Arbeit und Lehrzeit, Reisen und<br />
Lebenswegen, zu widmen. Oder Jung<br />
und Alt im Rahmen des Seniorenkreises<br />
zusammenzubr<strong>in</strong>gen, damit sie vone<strong>in</strong>ander<br />
lernen können. E<strong>in</strong> wertschätzender<br />
Umgang mit den reichen Erfahrungen<br />
und vielfältigen Kompetenzen älterer<br />
Menschen liegt ihr am Herzen.<br />
Methodische Tipps, Zeitangaben und<br />
e<strong>in</strong>e beigefügte CD-ROM vervollständigen<br />
diese abwechslungsreiche Ideen-<br />
| Andacht<br />
kirchliche Ause<strong>in</strong>andersetzung er<strong>in</strong>nert<br />
e<strong>in</strong> wenig an den Apostel Paulus, der<br />
an die Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Kor<strong>in</strong>th schreibt:<br />
„Ich kann es nicht loben, dass eure Geme<strong>in</strong>deversammlungen<br />
den Aufbau der<br />
Geme<strong>in</strong>de nicht fördern, sondern bee<strong>in</strong>trächtigen.“<br />
(1.Kor. 11, 17)<br />
Dabei s<strong>in</strong>d es doch dieselben Werte –<br />
zwar aus unterschiedlichen Traditionen<br />
kommend – der <strong>Kirche</strong> und Gewerkschaften<br />
sich verpflichtet fühlen: Solidarität,<br />
Humanität, E<strong>in</strong>stehen für die<br />
Schwachen.<br />
Wir können nicht mehr Paulus fragen.<br />
Also sollten wir die Lösung des Problems<br />
selbst <strong>in</strong> die Hand nehmen? Geme<strong>in</strong>sam<br />
und unvore<strong>in</strong>genommen? Aber immer<br />
mit Blick auf die Mitarbeitenden, denn<br />
sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> nicht unwesentlicher Teil des<br />
Ganzen.<br />
Carsten Homann<br />
sammlung für die<br />
Praxis. Die „Ideenbörse<br />
für die Seniorenarbeit“<br />
ist e<strong>in</strong>e<br />
Börse, auf deren<br />
Parkett sich die Seniorenarbeit e<strong>in</strong>ladend<br />
und zukunftsweisend bewegen kann.<br />
Silvia Duch<br />
Rita Kusch<br />
Ideenbörse für die Seniorenarbeit<br />
Impulse, Materialien und Gesprächsanstöße<br />
Gütersloher Verlagshaus, 2012, 192 Seiten<br />
Haben Sie e<strong>in</strong> Thema, über das Sie mit e<strong>in</strong>em <strong>Kirche</strong>nvertreter öffentlich e<strong>in</strong> Gespräch führen möchten, dann melden Sie sich<br />
bitte. Für die kommenden Ausgaben von „horizont E” – Das evangelische Magaz<strong>in</strong> im <strong>Oldenburg</strong>er Land – suchen wir für die<br />
Seiten 4 bis 6 noch Themenwünsche und Gesprächspartner. Wir freuen uns über Vorschläge per E-Mail unter: presse@kircheoldenburg.de<br />
oder per Telefon: 0441-7701-191.<br />
9
| Tarifverträge – <strong>Kirche</strong>ngemäßes <strong>Arbeitsrecht</strong><br />
Tarifverträge <strong>in</strong> der <strong>Kirche</strong>?<br />
<strong>Kirche</strong>ngemäßes <strong>Arbeitsrecht</strong> <strong>in</strong> Nordelbien und Berl<strong>in</strong>-Brandenburg<br />
Zur Person:<br />
Ulrich Seelemann ist seit März 2005<br />
Präsident des Konsistoriums der<br />
<strong>Ev</strong>angelischen <strong>Kirche</strong> Berl<strong>in</strong>-Brandenburg-schlesische<br />
Oberlausitz. 1951 <strong>in</strong><br />
Hamburg geboren, br<strong>in</strong>gt der frühere<br />
Richter am Hanseatischen Oberlandesgericht<br />
(1978-1993) für se<strong>in</strong><br />
Amt unter anderem Erfahrungen im<br />
F<strong>in</strong>anzgeschäft <strong>in</strong> der <strong>Ev</strong>angelischen<br />
Darlehnsgenossenschaft <strong>in</strong> Kiel mit.<br />
Seit 1998 sitzt er dort im Aufsichtsrat,<br />
seit 2004 ist er Vorsitzender des Kontrollgremiums.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus arbeitete<br />
Ulrich Seelemann 1990 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Abordnung im Bundesm<strong>in</strong>isterium der<br />
Justiz am E<strong>in</strong>igungsvertrag mit und<br />
leitete von 1993 bis zu se<strong>in</strong>em Umzug<br />
nach Berl<strong>in</strong> das <strong>Kirche</strong>nkreisamt des<br />
<strong>Kirche</strong>nkreises Alt-Hamburg.<br />
10<br />
Das kirchliche <strong>Arbeitsrecht</strong> wird geprägt<br />
vom Begriff der kirchlichen bzw. diakonischen<br />
Dienstgeme<strong>in</strong>schaft. In <strong>Kirche</strong><br />
und Diakonie stehen sich Dienstgeber<br />
und Dienstnehmer nicht gegenüber, um<br />
ihre Interessengegensätze zu regeln. Vom<br />
kirchlichen Selbstverständnis her stehen<br />
beide Seiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Dienstgeme<strong>in</strong>schaft,<br />
im Dienst der Erfüllung des kirchlichen<br />
oder diakonischen Auftrags. Insoweit gibt<br />
es im Ansatz ke<strong>in</strong>e Gegensätze, die ausgeglichen<br />
werden müssen. Vielmehr geht es<br />
darum, dass Dienstgeber und Dienstnehmer<br />
geme<strong>in</strong>sam notwendige Regelungen<br />
treffen, um diesen geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />
Dienst an dem e<strong>in</strong>en Auftrag verwirklichen<br />
zu können.<br />
Diese Ausgangslage schließt vom Selbstverständnis<br />
her Arbeitskämpfe aus,<br />
da man sich gerade nicht sozusagen <strong>in</strong><br />
Frontstellung gegenübersteht, sondern<br />
geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> der Pflicht ist, Regelungen<br />
zu treffen.<br />
Für kirchliche <strong>Arbeitsrecht</strong>ssetzung ist<br />
daher notwendig, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em strukturellen<br />
Gleichgewicht, bei dem ke<strong>in</strong>er dem anderen<br />
e<strong>in</strong> Ergebnis aufzw<strong>in</strong>gen kann, die<br />
notwendigen Regelungen treffen zu können.<br />
Hierfür ist e<strong>in</strong>e verb<strong>in</strong>dliche neutrale<br />
Schlichtung vorgesehen für den Fall, dass<br />
e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same, e<strong>in</strong>vernehmliche Regelung<br />
nicht gefunden werden kann.<br />
Diese aus dem verfassungsrechtlich geschützten<br />
Selbstverständnis der <strong>Kirche</strong><br />
abgeleiteten Grundsätze werden durch<br />
den sogenannten Dritten Weg erfüllt, <strong>in</strong><br />
dem Dienstnehmer und Dienstgeber die<br />
arbeitsrechtlichen Regelungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
paritätisch besetzten <strong>Arbeitsrecht</strong>lichen<br />
Kommission aushandeln. Für den Fall<br />
e<strong>in</strong>er Nichte<strong>in</strong>igung gibt es die verb<strong>in</strong>dliche<br />
Schlichtung.<br />
Weniger bekannt ist, dass kirchengemäßes<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> auch <strong>in</strong> Tarifverträgen<br />
möglich ist. Dieser Weg wird von zwei<br />
Landeskirchen gegangen: der Nordelbischen<br />
<strong>Ev</strong>.-<strong>Luth</strong>. <strong>Kirche</strong> und der <strong>Ev</strong>an-<br />
gelischen <strong>Kirche</strong> Berl<strong>in</strong>-Brandenburgschlesische<br />
Oberlausitz (EKBO). In der<br />
EKBO werden die Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Tarifkommission mit drei Gewerkschaften<br />
ausgehandelt, beide Seiten<br />
haben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Tarifvertrag e<strong>in</strong>en<br />
Arbeitskampf ausgeschlossen und e<strong>in</strong>e<br />
verb<strong>in</strong>dliche Schlichtung vere<strong>in</strong>bart. Die<br />
Ergebnisse s<strong>in</strong>d denen der <strong>Arbeitsrecht</strong>lichen<br />
Kommissionen nicht unähnlich,<br />
auch dieser Weg klappt, ohne dass Kernpunkte<br />
des kirchlichen Selbstverständnisses<br />
dabei <strong>in</strong> Frage gestellt würden.<br />
Inzwischen ist allgeme<strong>in</strong> bekannt, dass<br />
dieser Weg kirchengemäß ist. Der Vorteil<br />
ist, dass dabei die Rechtsfigur der normativen<br />
Kraft von Tarifverträgen und<br />
ihre <strong>in</strong> der Rechtsprechung anerkannte<br />
„Richtigkeitsvermutung“ zum Tragen<br />
kommen, deren Geltung im Dritten Weg<br />
noch umstritten ist.<br />
Vom Ausgangspunkt der Dienstgeme<strong>in</strong>schaft<br />
her setzt dieser Weg aber voraus,<br />
dass auf Dienstnehmerseite gewerkschaftliche<br />
Tarifkommissionen stehen,<br />
die überwiegend aus kirchlichen Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
und Mitarbeitern bestehen,<br />
die die besonderen <strong>in</strong>haltlichen B<strong>in</strong>dungen<br />
und Verpflichtungen des e<strong>in</strong>en<br />
kirchlichen Auftrags kennen und leben.<br />
Ferner setzt dieser Weg e<strong>in</strong>en gewissen<br />
Organisationsgrad der Mitarbeiterschaft<br />
voraus, um <strong>in</strong> der Tarifkommission e<strong>in</strong><br />
Abbild der Dienstgeme<strong>in</strong>schaft darstellen<br />
zu können.<br />
Beides ist <strong>in</strong> der EKBO vorhanden. Ob<br />
allerd<strong>in</strong>gs diese Voraussetzungen überall<br />
<strong>in</strong> <strong>Kirche</strong> und Diakonie vorliegen und<br />
sich <strong>in</strong>sbesondere überall auch <strong>in</strong> der<br />
kirchlichen Mitarbeiterschaft verankerte<br />
Gewerkschaften f<strong>in</strong>den, die bereit s<strong>in</strong>d,<br />
diesen Weg mitzugehen, <strong>in</strong>sbesondere<br />
e<strong>in</strong>en Arbeitskampfverzicht mitzutragen,<br />
ist fraglich. Gel<strong>in</strong>gt aber dieser Weg, ist<br />
er der <strong>Arbeitsrecht</strong>ssetzung im Dritten<br />
Weg durchaus ebenbürtig und vergleichbar.<br />
Ulrich Seelemann
Dienstgeme<strong>in</strong>schaft aus<br />
theologischer Sicht<br />
Der Begriff der Dienstgeme<strong>in</strong>schaft wird<br />
für e<strong>in</strong>e theologische oder recht liche Begründung<br />
oder Grundlegung der besonderen<br />
arbeitsrechtlichen Formen kirchlich-diakonischer<br />
Arbeit (Dritter Weg)<br />
gern angeführt. Er ist dafür aber ganz<br />
ungeeignet. Er hat nämlich ke<strong>in</strong>e besondere<br />
kirchlich-diakonische Herkunft,<br />
sondern stammt aus der all geme<strong>in</strong>en<br />
deutschen Verwaltungssprache, wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
im Nationalsozialismus.<br />
Den zentralen Begriff des Dritten Weges<br />
aus e<strong>in</strong>er „neuen Tarifordnung für<br />
Angestellte des Öffentlichen Dienstes“<br />
(A. Adolph, G. Kle<strong>in</strong>schmidt, Berl<strong>in</strong><br />
1942) im Dritten Reich abzuleiten,<br />
leuchtet mir nicht e<strong>in</strong>. Auch wenn er<br />
nach 1945 nicht zuletzt im Bereich<br />
von Diakonie und <strong>Kirche</strong> e<strong>in</strong>e andere<br />
Prägung erfuhr, lässt sich dabei e<strong>in</strong>e<br />
besondere und vor allem überzeugende<br />
theo logische Füllung kaum feststellen.<br />
Für e<strong>in</strong> theologisches Verständnis des<br />
Dritten Weges, wie es der Begriff Dienstgeme<strong>in</strong>schaft<br />
erfolglos zu vermitteln<br />
versucht, ist es hilfreicher, sich an den<br />
biblischen Texten zu orientieren.<br />
Kirchlich-diakonisches Handeln basiert<br />
auf e<strong>in</strong>er christlichen Glaubensüberzeugung,<br />
die zur tätigen Liebe drängt.<br />
Diese wird erstmals <strong>in</strong> den frühesten<br />
neutestamentlichen Texten der 50er<br />
Jahre unserer Zeitrechnung formuliert<br />
und gehört seitdem und bis heute zum<br />
<strong>in</strong>nersten Kern des Christentums (vgl. z.<br />
B. Gal 5,6+14). Das verlangt nach e<strong>in</strong>er<br />
entsprechenden äußeren Ausgestaltung.<br />
Sie muss m<strong>in</strong>destens so beschaffen se<strong>in</strong>,<br />
dass sie dem <strong>in</strong>neren Beweggrund des<br />
Glaubens und se<strong>in</strong>er Ausrichtung auf die<br />
tätige Nächstenliebe nicht widerspricht.<br />
Das führte schon <strong>in</strong>nerhalb der ersten<br />
christlichen Geme<strong>in</strong>den zu e<strong>in</strong>er Aufhebung<br />
der sozialen Unterschiede, also zu<br />
e<strong>in</strong>em Gegenentwurf zu damals gängigen<br />
gesellschaftlichen Mustern (Gal 3,26-<br />
28). Konflikte und (Rechts-)Streitigkeiten<br />
sollten <strong>in</strong>nerhalb der Geme<strong>in</strong>schaft<br />
verhandelt und nicht nach außen gegeben<br />
werden. Sie sollten stattdessen nach<br />
den Pr<strong>in</strong>zipien des Interessenverzichtes<br />
und der Schlichtung gelöst werden (vgl.<br />
1. Kor 6,1-11). Zudem entwickelten die<br />
christlichen Geme<strong>in</strong>schaften schon von<br />
Anfang an diakonische Aktivitäten und<br />
spezifische eigene Funktionen, die für<br />
diakonische Fragen zuständig waren (Phil<br />
1,1 und Röm 16,1+2). Umgekehrt haben<br />
sie bei aller eigenständigen Gestaltung<br />
ihrer <strong>in</strong>neren Zusammenhänge die bestehenden<br />
gesellschaftlichen Strukturen<br />
grundsätzlich respektiert und ihr eigenes<br />
Verhalten so weit wie möglich darauf<br />
abgestimmt (Röm 13,1-10).<br />
Trotz des erheblichen zeitlichen Abstandes<br />
von fast 2000 Jahren ist gerade<br />
im evangelischen Kontext aufgrund des<br />
<strong>in</strong> der Reformation geprägten Selbstverständnisses<br />
für alle wesentlichen<br />
Überlegungen zum Spezifikum kirchlichdiakonischen<br />
Handelns e<strong>in</strong> Bezug auf<br />
diese biblischen Quellen anzuraten. Das<br />
erfordert e<strong>in</strong>e permanente Aktualisierung<br />
der Texte.<br />
Welche rechtliche und organisatorische<br />
Form die e<strong>in</strong>zelnen diakonischen Institutionen<br />
dabei für ihre Arbeit auch<br />
immer wählen, sie sollten diese als Konkretisierung<br />
des oben beschriebenen<br />
<strong>in</strong>neren Beweggrundes des christlichen<br />
Glaubens verstehen und auch erläutern<br />
können – etwa gegenüber Gerichten und<br />
<strong>Kirche</strong>nleitungen. Deshalb haben ja fast<br />
alle diakonischen Träger und Verbände<br />
zu Recht <strong>in</strong> ihren grundlegenden Dokumenten<br />
(z. B. Satzungen) dies als ihr<br />
Selbstverständnis formuliert. Sich daran<br />
zu orientieren und die eigenen Aktivitäten<br />
bewusst als Konsequenz e<strong>in</strong>es solchen<br />
Selbstverständnisses im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es<br />
normativen Managements zu gestalten,<br />
wäre wesentlich überzeugender als die<br />
eher diffuse Verwendung des nebulösen<br />
Begriffes Dienstgeme<strong>in</strong>schaft.<br />
Dierk Starnitzke<br />
| Theologisches Verständnis des dritten Weges<br />
Zur Person:<br />
Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke ist<br />
Theologischer Vorstand und Vorstandssprecher<br />
der Diakonischen<br />
Stiftung Wittek<strong>in</strong>dshof, leitet Ressort1<br />
„Angebotsprogrammatik und Identität”<br />
und ist Mitglied der Ressortleitungskonferenz.<br />
Als Theologischer<br />
Vorstand ist er seit se<strong>in</strong>em Amtsantritt<br />
im September 2006 auch Vorsteher<br />
der Diakonischen Brüder- und Schwesternschaft<br />
Wittek<strong>in</strong>dshof. Seit Februar<br />
2009 ist er außerplanmäßiger Professor<br />
mit den Schwerpunkten Diakoniemanagement<br />
und Neues Testament<br />
am Institut für Diakonie wissenschaft<br />
und Diakoniemanagement an der<br />
Kirchlichen Hochschule Wuppertal/<br />
Bethel.<br />
11
| <strong>Kirchliches</strong> <strong>Arbeitsrecht</strong><br />
Aufgespießt:<br />
Hat der Dritte Weg e<strong>in</strong>e Zukunft?<br />
12<br />
Zur Person:<br />
Der promovierte Wirtschafts- und<br />
Sozialwissenschaftler Dr. Wolfgang<br />
Kessler (Jahrgang 1953) beschäftigt<br />
sich <strong>in</strong> zahlreichen Büchern mit<br />
Wegen zu e<strong>in</strong>er zukunftsfähigen<br />
Wirtschaft auf ethischer Grundlage.<br />
2007 wurde er mit dem Internationalen<br />
Bremer Friedenspreis ausgezeichnet<br />
– für se<strong>in</strong> öffentliches Wirken<br />
für „Frieden, Gerechtigkeit und die<br />
Bewahrung der Schöpfung“. Se<strong>in</strong><br />
neuestes Buch heißt: „Geld regiert die<br />
Welt. Wer regiert das Geld?“, Publik-<br />
Forum Edition, November 2011.<br />
Die <strong>Kirche</strong>n stehen vor e<strong>in</strong>er entscheidenden Weichenstellung<br />
Der sogenannte Dritte Weg der <strong>Kirche</strong>n<br />
im <strong>Arbeitsrecht</strong> hat ke<strong>in</strong>e Zukunft. Obwohl<br />
die Grundidee gut ist: Arbeitgeber<br />
und Arbeitnehmer sitzen sich <strong>in</strong> <strong>Arbeitsrecht</strong>lichen<br />
Kommissionen gleichberechtigt<br />
gegenüber und versuchen, die<br />
Probleme im E<strong>in</strong>vernehmen zu lösen.<br />
Gewerkschaften s<strong>in</strong>d nicht nötig, Streiks<br />
s<strong>in</strong>d verboten.<br />
Bis vor e<strong>in</strong>em Jahrzehnt hat dieser Dritte<br />
Weg den kirchlichen Arbeitnehmer<strong>in</strong>nen<br />
und Arbeitnehmern Vorteile gebracht.<br />
Sie konnten nicht nur die im öffentlichen<br />
Dienst ausgehandelten Löhne und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />
im kirchlichen Dienst<br />
durchsetzen. Oft erreichten die kirchlichen<br />
Beschäftigten bessere Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen,<br />
mehr Urlaub und e<strong>in</strong>e bessere<br />
Altersversorgung. Doch dies gelang nur<br />
so lange, wie die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong><br />
den Krankenhäusern, Pflegeheimen und<br />
anderen sozialen E<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>igermaßen<br />
stabil waren. Das ist jedoch seit<br />
e<strong>in</strong>em knappen Jahrzehnt nicht mehr der<br />
Fall. Seit der neuen Sozialgesetzgebung<br />
2003 erhalten die großen E<strong>in</strong>richtungen<br />
von Diakonie und Caritas die Personalkosten<br />
nicht mehr e<strong>in</strong>fach erstattet. Sie<br />
müssen mit engen Budgets auskommen.<br />
Dazu kommt viel private Konkurrenz auf<br />
dem Sozialmarkt, zum Teil Billiganbieter.<br />
Seither erweist sich der Dritte Weg nur<br />
noch als Vorteil für die Arbeitgeber. Im<br />
vergangenen Jahr machte e<strong>in</strong>e Expertengruppe<br />
des Kirchlichen Dienstes <strong>in</strong> der<br />
Arbeitswelt Praktiken <strong>in</strong> der Diakonie<br />
deutlich, wie man sie aus üblen Großkonzernen<br />
kennt: Mobb<strong>in</strong>g, Boss<strong>in</strong>g,<br />
steigender Druck, befristete Arbeitsverträge,<br />
Leiharbeit, M<strong>in</strong>ijobs, Auslagerung<br />
von Arbeiten. Und dies geschieht, weil<br />
die Arbeitnehmer<strong>in</strong>nen und Arbeitnehmer<br />
im Dritten Weg eben doch nicht<br />
auf Augenhöhe mit den Arbeitgebern<br />
verhandeln können. Schließlich sitzen<br />
juristische Laien der Arbeitnehmer oft<br />
Profis der Arbeitgeber gegenüber. Zudem<br />
s<strong>in</strong>d die Vertreter der Beschäftigten von<br />
den Dienstgebern abhängig und an das<br />
Direktionsrecht gebunden. Da Streiks<br />
verboten s<strong>in</strong>d, haben die Beschäftigten<br />
auch ke<strong>in</strong> Macht<strong>in</strong>strument. So mussten<br />
sie zusehen, wie <strong>in</strong> vielen E<strong>in</strong>richtungen<br />
die Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen verschlechtert<br />
wurden. Das können sich kirchliche<br />
E<strong>in</strong>richtungen noch weniger leisten als<br />
andere soziale Träger. Denn: <strong>Kirche</strong>n<br />
müssen mehr bieten als kostengünstige<br />
Dienstleistungen. Wollen sie glaubhaft<br />
ihre jesuanische Ethik vertreten, dann<br />
müssen sie Anwalt der Bedürftigen se<strong>in</strong>,<br />
dann werden sie daran gemessen, ob sie<br />
mit ihren Mitarbeitenden fairer umgehen<br />
als andere soziale E<strong>in</strong>richtungen.<br />
Gleichzeitig haben die kirchlichen Träger<br />
das gleiche Problem wie alle Anbieter<br />
von sozialen Dienstleistungen: Die besten<br />
Kräfte gehen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen mit den<br />
besten Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen. Da künftig<br />
immer weniger junge Beschäftigte nachwachsen,<br />
wird es immer mehr Engpässe<br />
auf dem sozialen Arbeitsmarkt geben.<br />
Deshalb stehen die <strong>Kirche</strong>n vor e<strong>in</strong>er<br />
entscheidenden Weichenstellung. Entweder<br />
sie beharren auf dem Dritten Weg<br />
– dann verlieren ihre E<strong>in</strong>richtungen die<br />
besten Arbeitskräfte und die <strong>Kirche</strong>n ihre<br />
Glaubwürdigkeit. Oder aber sie wagen<br />
den ganz großen Sprung nach vorn: Sie<br />
schließen Tarifverträge mit den Gewerkschaften<br />
und verpflichten sich zusätzlich<br />
zu e<strong>in</strong>er Unternehmenskultur, die sich<br />
am christlichen Menschenbild orientiert.<br />
Dann würden die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und<br />
Mitarbeiter so fair behandelt wie <strong>in</strong> anderen<br />
E<strong>in</strong>richtungen mit Tarifverträgen<br />
– und die kirchlichen Träger hätten e<strong>in</strong><br />
unverwechselbares christliches Profil. Diakonie<br />
und Caritas stünden für Fairness<br />
und Glaubwürdigkeit – im Gegensatz zu<br />
heute.<br />
Wolfgang Kessler
Zwischen Menschlichkeit<br />
und Wirtschaftlichkeit<br />
Als Arbeitgeber<strong>in</strong> bewegt sich die <strong>Kirche</strong> zwischen zwei Polen, die manchmal unvere<strong>in</strong>bar sche<strong>in</strong>en<br />
„Die <strong>Kirche</strong>“, das ist für viele Menschen die Pfarrer<strong>in</strong> oder der Pfarrer ihrer Geme<strong>in</strong>de.<br />
Doch die <strong>Kirche</strong> hat viele Gesichter – Mitarbeitende, die <strong>in</strong> karitativen und sozialen<br />
Bereichen die christlichen Werte jeden Tag leben oder <strong>in</strong> der Verwaltung für reibungslose<br />
Abläufe sorgen. <strong>Kirche</strong> als Arbeitgeber<strong>in</strong>, das bedeutet Vielfalt unter e<strong>in</strong>em Dach.<br />
In Zeiten klammer Kassen aber bedeutet es immer häufiger auch, Menschlichkeit und<br />
Wirtschaftlichkeit mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang br<strong>in</strong>gen zu müssen – und das ist nicht<br />
selten die Quadratur des Kreises.<br />
„Sozialer Gedanke im Vordergrund“:<br />
die Pflegenden<br />
Die E<strong>in</strong>sparungen im Pflegebereich machen<br />
auch vor der Diakonie nicht halt.<br />
Statt wie früher tatsächlich benötigte<br />
Pflegezeit abrechnen zu können, wird<br />
heute jeder als notwendig anerkannte<br />
Handgriff bezahlt – wer ihn schneller<br />
macht, kann mehr Patienten versorgen,<br />
zusätzliche Leistungen werden nicht<br />
vergütet. Als „Pflege am Fließband“<br />
wird dieser Abrechnungsmodus häufig<br />
kritisiert. „Natürlich müssen auch wir<br />
wirtschaftlich arbeiten. Um das zu erreichen,<br />
arbeiten wir sehr strukturiert<br />
und überprüfen unsere Arbeitsprozesse<br />
regelmäßig“, sagt Andrea Seiß, Pflegedienstleiter<strong>in</strong><br />
der Diakonie-Sozialstation<br />
<strong>in</strong> <strong>Oldenburg</strong>.<br />
Doch trotz des f<strong>in</strong>anziellen Drucks, der<br />
mittlerweile auf allen Pflegee<strong>in</strong>richtungen<br />
lastet, will man e<strong>in</strong> Ziel nicht aus den<br />
Augen verlieren: „Der verantwortliche<br />
und soziale Umgang sowohl mit den Mitarbeitenden<br />
als auch mit den Patienten<br />
Aus den Regionen<br />
ist uns wichtig. Wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e kirchliche<br />
E<strong>in</strong>richtung, und deshalb steht der soziale<br />
Gedanke im Vordergrund“, betont<br />
die Pflegedienstleiter<strong>in</strong>. Dazu gehört,<br />
regelmäßig e<strong>in</strong>en Freizeitausgleich zu<br />
den anstrengenden Schichten zu schaffen<br />
und den Mitarbeitenden e<strong>in</strong>en zusammenhängenden<br />
mehrwöchigen Urlaub<br />
zu ermöglichen, ohne dass die Pflegebedürftigen<br />
auf vertraute Kräfte verzichten<br />
müssen. „Das funktioniert gut, weil<br />
wir <strong>in</strong> Teams arbeiten. Vertretungen werden<br />
<strong>in</strong>nerhalb des Teams geregelt, sodass<br />
es zwar ab und zu e<strong>in</strong>en Wechsel gibt,<br />
aber immer vertraute Personen die Pflege<br />
übernehmen“, erklärt die stellvertretende<br />
Pflegedienstleiter<strong>in</strong> Christa Hann.<br />
Die ambulante Altenpflege ist nicht nur<br />
e<strong>in</strong> hart umkämpfter Markt, sondern<br />
auch e<strong>in</strong> harter Job. Da ist es wichtig,<br />
dass das Mite<strong>in</strong>ander stimmt. „Wir ver-<br />
13
14<br />
Aus den Regionen<br />
suchen, mit den E<strong>in</strong>satzplänen Rücksicht<br />
zu nehmen auf familiäre Verhältnisse.<br />
Und die Teams können sich aufe<strong>in</strong>ander<br />
verlassen“, sagt Christa Hann. Die<br />
Pflegekräfte wissen das zu schätzen:<br />
Viele s<strong>in</strong>d schon seit zehn und mehr<br />
Jahren dabei, die Fluktuation ist äußerst<br />
ger<strong>in</strong>g. H<strong>in</strong>zu kommt, dass die Tarife<br />
der Diakonie-Sozialstation über denen<br />
vieler Mitbewerber liegen. „Das ist e<strong>in</strong><br />
Plus – gerade jetzt, wo der Fachkräftemangel<br />
immer deutlicher zu spüren ist“,<br />
wissen die Pflegedienstleiter<strong>in</strong>nen. E<strong>in</strong>e<br />
Insel der Glückseligen also? „Es ist den<br />
Mitarbeiter<strong>in</strong>nen schon bewusst, dass es<br />
<strong>in</strong> der Zukunft E<strong>in</strong>schnitte geben könnte.<br />
Und natürlich sorgt das für Unruhe und<br />
auch für Ängste – schließlich ist jede auf<br />
das Geld angewiesen. Im Moment aber<br />
s<strong>in</strong>d diese Ängste unbegründet“, betont<br />
die stellvertretende Pflegedienstleiter<strong>in</strong>.<br />
Auch Axel Stellmann, Referent Altenhilfe<br />
im Diakonischen Werk der <strong>Ev</strong>.-<strong>Luth</strong>.<br />
<strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Oldenburg</strong>, weiß, wie wichtig<br />
e<strong>in</strong> adäquates Gehalt für die Pflegekräfte<br />
ist: „Fachkräfte s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> hohes Gut. Angemessene<br />
Bezahlung ist e<strong>in</strong> Weg, sie zu<br />
gew<strong>in</strong>nen und zu halten.“<br />
Bangen um Arbeitsplätze<br />
In den Diakonie-Sozialstationen im<br />
<strong>Oldenburg</strong>er Land sieht das schon anders<br />
aus. Während <strong>in</strong> <strong>Oldenburg</strong>-Stadt<br />
Defizite im Moment noch mit Rücklagen<br />
vergangener Jahre aufgefangen werden<br />
können, s<strong>in</strong>d Lohnverzicht und das<br />
Bangen um Arbeitsplätze im Landkreis<br />
schon Realität. E<strong>in</strong> großes Problem, wie<br />
die kaufmännische Geschäftsführer<strong>in</strong><br />
Birgit Osterloh weiß: „Die Vergütungen<br />
der Kranken- und Pflegekassen reichen<br />
zur Deckung der Kosten nicht aus. In<br />
e<strong>in</strong>zelnen E<strong>in</strong>richtungen müssen die<br />
Mitar beiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter auf<br />
Tariferhöhungen ganz oder teilweise<br />
verzichten. Wie erkläre ich ihnen, dass<br />
sie weniger Gehalt bekommen als die<br />
Mit arbeitenden im <strong>Kirche</strong>nbüro oder<br />
im K<strong>in</strong>der garten?“<br />
Schon 2010 sei der Oberkirchenrat von<br />
der Synode aufgefordert worden, sich für<br />
die Aufnahme gesonderter Entgeltgruppen<br />
<strong>in</strong> der Dienstvertragsordnung e<strong>in</strong>zusetzen<br />
und auf Konfödera tionsebene<br />
Gespräche zu führen, mit dem Ziel, die<br />
Leistungsentgelte <strong>in</strong> der Pflege zu verbessern.<br />
„Bisher ohne Erfolg“, so Birgit<br />
Osterlohs ernüchterndes Fazit. Für And-<br />
rea Seiß ist es wichtig, dass unter dem<br />
Dach der <strong>Kirche</strong> nicht die F<strong>in</strong>anzen alle<strong>in</strong><br />
den Arbeitsalltag bestimmen: „Die<br />
Sozialstationen müssen sich auf dem<br />
Markt bewähren und mit der Konkurrenzsituation<br />
umgehen können, ke<strong>in</strong>e<br />
Frage“, räumt sie e<strong>in</strong>. „Aber Wirtschaftlichkeit<br />
darf optimale Versorgung, Mitarbeiterzufriedenheit<br />
und Menschlichkeit<br />
nicht ausschließen.“<br />
„Dieser Beruf ist e<strong>in</strong> echtes Geschenk“:<br />
die Küster<strong>in</strong><br />
Funktionieren die Mikrofone? Steht alles<br />
für das Abendmahl bereit? S<strong>in</strong>d die<br />
Liedanzeigen aktualisiert? Ist der Weg<br />
zur <strong>Kirche</strong> gefegt? „Das muss ich schon<br />
alles im Blick haben“, sagt Sigrid Seibel,<br />
Küster<strong>in</strong> der St. Johannes-<strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> Bad<br />
Zwischenahn. Sie mag ihren Beruf, die<br />
Arbeit sozusagen h<strong>in</strong>ter den Kulissen<br />
und die Herausforderungen, die damit<br />
verbunden s<strong>in</strong>d. „Es ist e<strong>in</strong> sehr eigenständiger<br />
und vielseitiger Beruf.“ Dass<br />
sie häufig gerade dann arbeitet, wenn<br />
andere frei haben, macht ihr auch nach<br />
15 Jahren als Küster<strong>in</strong> nichts aus. „Dafür<br />
kann ich mir die Arbeitszeit <strong>in</strong> der<br />
Woche sehr viel freier e<strong>in</strong>teilen als viele<br />
andere“, sagt sie.<br />
Was für die Geme<strong>in</strong>deglieder völlig<br />
selbstverständlich ist – der perfekte<br />
Ablauf des Gottesdienstes – bedarf <strong>in</strong><br />
Wirklichkeit genauer Planung und Übersicht.<br />
Nicht auszudenken, wenn bei der<br />
Taufe das Wasser fehlt oder bei der Trauung<br />
die Glocken plötzlich nicht läuten<br />
würden. Jeden Sonntag bereitet Sigrid<br />
Seibel ab 8.30 Uhr den Rahmen für den<br />
Gottesdienst vor. Mit dem Frühl<strong>in</strong>g beg<strong>in</strong>nt<br />
für sie die arbeitsreichste Zeit: Im<br />
April werden die ersten Kon firmationen<br />
gefeiert, gleichzeitig ist die St. Johannes-<br />
<strong>Kirche</strong> – e<strong>in</strong>e der ältesten <strong>Kirche</strong>n<br />
der Region und noch dazu direkt am<br />
Zwischenahner Meer gelegen – e<strong>in</strong>e<br />
der beliebtesten Hochzeitskirchen im<br />
<strong>Oldenburg</strong>er Land. Zwischen Mai und<br />
September s<strong>in</strong>d drei Hochzeiten jeden<br />
Samstag ke<strong>in</strong>e Seltenheit. Doch auch<br />
das ist ke<strong>in</strong> Problem für Sigrid Seibel.<br />
„Es ist e<strong>in</strong>fach schön, die Menschen an<br />
solchen Tagen begleiten zu können.“ E<strong>in</strong><br />
Wochenende pro Quartal hat sie frei, an<br />
allen anderen Sonntagen ist sie vor den<br />
Gottesdienstbesuchern <strong>in</strong> der <strong>Kirche</strong> und<br />
geht erst weit nach ihnen. „Das empf<strong>in</strong>de<br />
ich nicht unbed<strong>in</strong>gt als Arbeit. Jeder Got-
tesdienst ist e<strong>in</strong>zigartig für mich.“<br />
Immer wieder trifft Sigrid Seibel bei<br />
ihrer Arbeit auf unterschiedliche Menschen:<br />
<strong>Kirche</strong>nbesucher, die e<strong>in</strong>en Ort<br />
der Stille und Bes<strong>in</strong>nung suchen, K<strong>in</strong>dergartengruppen,<br />
die „ihre“ <strong>Kirche</strong><br />
besichtigen, die Pfarrer und die Mitarbeitenden<br />
der Geme<strong>in</strong>de, Ehrenamtliche,<br />
glückliche Brautpaare, aber auch<br />
Trauernde. „Diese Begegnungen und die<br />
stetige Nähe zu Gott machen diesen Arbeitsplatz<br />
zu etwas ganz Besonderem für<br />
mich. Der Gedanke, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Kirche</strong> mit<br />
jahrhundertealter Geschichte zu arbeiten,<br />
<strong>in</strong> der schon Generationen vor uns<br />
e<strong>in</strong>- und ausgegangen s<strong>in</strong>d, Freud und<br />
Leid erlebt, Kriege und Veränderungen<br />
durchgemacht haben – das ist e<strong>in</strong> echtes<br />
Geschenk.“<br />
„Wir s<strong>in</strong>d Dienstleister für die<br />
Geme<strong>in</strong>den“: die Verwaltung<br />
„Die <strong>Kirche</strong> als Arbeitgeber<strong>in</strong> muss immer<br />
auch darauf achten, dass es ihren<br />
Mitarbeitenden gut geht. Das ist e<strong>in</strong>e<br />
moralische Verpflichtung, dadurch unterscheidet<br />
sie sich von der freien Wirtschaft“,<br />
f<strong>in</strong>det Andreas Möller, Leiter der<br />
Regionalen Dienststelle Delmenhorst/<br />
<strong>Oldenburg</strong> Land. Seit der Verwaltungsstrukturreform<br />
2008 ist die Regionale<br />
Dienststelle zuständig für 21 <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den<br />
zwischen Wardenburg und<br />
Stuhr. Sie berät und unterstützt die<br />
Geme<strong>in</strong>dekirchenräte beispielsweise <strong>in</strong><br />
der Personalverwaltung, <strong>in</strong> F<strong>in</strong>anz-, Bau-<br />
und Liegenschaftsangelegenheiten und<br />
arbeitet ihnen <strong>in</strong> diesen Bereichen zu.<br />
„Wir als Verwaltung s<strong>in</strong>d Dienstleister<br />
für die Geme<strong>in</strong>den. Diesen Gedanken<br />
zu ver<strong>in</strong>nerlichen und sowohl <strong>in</strong>tern<br />
als auch extern freundlich mite<strong>in</strong>ander<br />
umzugehen, ist mir sehr wichtig“, betont<br />
Möller. „Schließlich kennt sich beispielsweise<br />
nicht jeder <strong>Kirche</strong>nälteste und<br />
jeder Pfarrer mit den Verwaltungsvorschriften<br />
aus. Deshalb muss er jederzeit<br />
unsere Hilfe erwarten können.“ Dieses<br />
selbstverständliche Mite<strong>in</strong>ander sei zu<br />
Beg<strong>in</strong>n der Reform nicht ganz e<strong>in</strong>fach<br />
gewesen, gibt er zu. Denn schließlich<br />
bedeutete die Veränderung, dass die<br />
Geme<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>en Teil ihrer Eigenständigkeit<br />
abgeben mussten. „Wir haben<br />
offen dargelegt, was sich ändern wird,<br />
s<strong>in</strong>d immer im Gespräch geblieben und<br />
haben Strukturen transparent gemacht.<br />
Gleichzeitig mussten wir e<strong>in</strong>en Weg f<strong>in</strong>-<br />
den, dass das Wissen und die Erfahrung<br />
aus den Geme<strong>in</strong>den nicht verloren geht.<br />
Es war nicht e<strong>in</strong>fach, alle <strong>in</strong>s Boot zu<br />
holen. Aber mittlerweile bekommen wir<br />
das Feedback, dass unsere Arbeit gut<br />
ankommt – und das motiviert“, sagt der<br />
Dienststellenleiter.<br />
<strong>Kirche</strong> als Arbeitgeber<strong>in</strong> – das bedeutet<br />
für Andreas Möller auch, Menschen e<strong>in</strong>e<br />
Chance zu geben, deren Bewerbung auf<br />
dem freien Arbeitsmarkt schnell aussortiert<br />
würde. Häufig nicht wegen mangelnder<br />
Qualifikation, sondern aufgrund<br />
der Biografie. Längere Arbeitslosigkeit,<br />
Familienzeiten – für Möller e<strong>in</strong> Grund,<br />
erst recht genauer h<strong>in</strong>zuschauen, ob vielleicht<br />
gerade dieser Bewerber oder diese<br />
Bewerber<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Chance zum Neustart<br />
bekommen könnte. „Wir haben acht<br />
neue Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen, die<br />
auch unter diesem Aspekt ausgewählt<br />
worden s<strong>in</strong>d. Sie alle s<strong>in</strong>d gut qualifiziert,<br />
engagiert und passen <strong>in</strong>s Team.“<br />
Aber natürlich gebe es auch unter<br />
dem Dach der <strong>Kirche</strong> unangenehme<br />
Entscheidungen zu treffen, etwa <strong>in</strong> f<strong>in</strong>anziellen<br />
oder personellen Bereichen.<br />
Die Kündigung, die ausgesprochen<br />
werden muss, die Sparmaßnahmen, die<br />
schmerzlich, aber notwendig s<strong>in</strong>d – <strong>in</strong><br />
diesen Bereichen br<strong>in</strong>ge sich die Regionale<br />
Dienststelle beratend e<strong>in</strong>. „Wir s<strong>in</strong>d<br />
dabei zwar nicht Arbeitgeber – das ist<br />
<strong>in</strong> diesem Fall der Geme<strong>in</strong>dekirchenrat<br />
–, sondern nur Mittler, dennoch stehen<br />
wir mit im Spannungsfeld.“ Gerade die<br />
Außenwirkung sei <strong>in</strong> solchen Fällen nicht<br />
zu unterschätzen – die Messlatte an die<br />
soziale Kompetenz der <strong>Kirche</strong> als Arbeitgeber<strong>in</strong><br />
liegt hoch. „Deshalb müssen wir<br />
uns immer wieder bewusst machen, dass<br />
wir <strong>Kirche</strong> s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong>e Vorbildfunktion<br />
<strong>in</strong> der Gesellschaft haben.“<br />
„Ansprechpartner<strong>in</strong> für alle Seiten“:<br />
die <strong>Kirche</strong>nbürosekretär<strong>in</strong><br />
Drei <strong>Kirche</strong>n, zwei Geme<strong>in</strong>den, e<strong>in</strong>e<br />
Sekretär<strong>in</strong>: Jede Woche pendelt Simone<br />
Hereld-Lüers zwischen zwei Arbeitsplätzen.<br />
Seit knapp vier Jahren betreut sie<br />
das <strong>Kirche</strong>nbüro der Geme<strong>in</strong>de Visbek-<br />
Langförden, e<strong>in</strong> Jahr später kam noch<br />
das Büro der <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>de Bakum<br />
dazu. Der H<strong>in</strong>tergrund: Die Stundenzahl<br />
für e<strong>in</strong>e Sekretär<strong>in</strong> richtet sich nach der<br />
Anzahl der Geme<strong>in</strong>deglieder – und die<br />
ist im eher katholisch geprägten Olden-<br />
Aus den Regionen<br />
15
16<br />
Aus den Regionen<br />
burger Münsterland häufig recht kle<strong>in</strong>.<br />
Knapp 650 evangelische Christ<strong>in</strong>nen<br />
und Christen gehören zur Gethsemane-<br />
Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Bakum, Visbek-Langförden<br />
hat etwa 1.750 Geme<strong>in</strong>deglieder. An<br />
zwei Tagen pro Woche ist Simone<br />
Hereld-Lüers deshalb Ansprechpartner<strong>in</strong><br />
im Büro Visbek, jeden Freitag kümmert<br />
sie sich um die Belange <strong>in</strong> Bakum. Zu<br />
tun gibt es für sie genug: „Ich arbeite<br />
e<strong>in</strong>erseits den beiden Pfarrern zu, gleichzeitig<br />
b<strong>in</strong> ich Ansprechpartner<strong>in</strong> für die<br />
Geme<strong>in</strong>deglieder, wenn sie beispielsweise<br />
e<strong>in</strong>en Patensche<strong>in</strong> benötigen oder ähnliches“,<br />
erklärt die Visbeker<strong>in</strong>. Ob Taufen,<br />
Hochzeiten oder Konfirmationen – Simone<br />
Hereld-Lüers sorgt für Urkunden,<br />
Meldungen beim Standesamt und vieles<br />
mehr. Sie kümmert sich um Zuschüsse<br />
für Jugendfreizeiten, listet Gottesdienstterm<strong>in</strong>e<br />
für den Geme<strong>in</strong>debrief auf,<br />
prüft Rechnungen, pflegt Daten <strong>in</strong>s <strong>Kirche</strong>nnetz<br />
e<strong>in</strong>, gestaltet Liederhefte.<br />
Das Aufgabenspektrum ist breit gefächert.<br />
„Die <strong>Kirche</strong>nbürosekretär<strong>in</strong> ist<br />
nach dem Pastor die erste Anlaufstelle<br />
für viele Belange“, erklärt sie. Ihre zwei<br />
Arbeitsplätze erfordern Flexibilität:<br />
Nicht alle Vorgänge werden <strong>in</strong> Visbek-<br />
Langförden und Bakum gleich behandelt,<br />
manchmal ist Umdenken gefragt.<br />
Zudem ist das <strong>Kirche</strong>nbüro <strong>in</strong> Bakum<br />
noch nicht so etabliert wie <strong>in</strong> Visbek.<br />
„In Visbek hat es immer schon e<strong>in</strong> <strong>Kirche</strong>nbüro<br />
gegeben, die Leute wissen,<br />
wann sie mich antreffen und für welche<br />
Anliegen ich zuständig b<strong>in</strong>. In Bakum<br />
wird vielfach weiterh<strong>in</strong> direkt der Pfarrer<br />
angesprochen – das muss sich noch etwas<br />
e<strong>in</strong>spielen.“ Dass die Zeit bei der Aufgabenfülle<br />
nicht immer reicht, verwundert<br />
nicht. „Manchmal nehme ich mir auch<br />
Arbeit mit nach Hause, wenn beispielsweise<br />
e<strong>in</strong> Text für den Geme<strong>in</strong>debrief<br />
noch getippt oder Flyer gefaltet werden<br />
müssen.“ Als Überstunden sieht sie das<br />
nicht. „Das mach‘ ich ehrenamtlich“,<br />
sagt sie lachend.<br />
„Den K<strong>in</strong>dern Werte vermitteln“:<br />
die Erziehenden<br />
Geme<strong>in</strong>sam haben sie e<strong>in</strong>en starken Auftritt:<br />
die kirchlichen K<strong>in</strong>dertagesstätten<br />
<strong>in</strong> Wilhelmshaven. Vor 40 Jahren haben<br />
sich die mittlerweile zehn evangelischen<br />
und drei katholischen Kitas zur „Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
der konfessionellen<br />
K<strong>in</strong>dertagesstätten“ (Kita-AG) zusam-<br />
mengefunden. Was so kompliziert kl<strong>in</strong>gt,<br />
hat e<strong>in</strong>en ganz e<strong>in</strong>fachen H<strong>in</strong>tergrund:<br />
Im Verbund lassen sich Arbeitsprozesse<br />
e<strong>in</strong>facher bündeln, gleichzeitig können<br />
Qualität und Kompetenz der e<strong>in</strong>zelnen<br />
E<strong>in</strong>richtungen gestärkt, geme<strong>in</strong>same<br />
Fortbildungen organisiert und gezielte<br />
Lobbyarbeit für die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Stadt<br />
betrieben werden. Und: „Durch diesen<br />
Zusammenschluss s<strong>in</strong>d Verhandlungen<br />
mit der Kommune e<strong>in</strong>facher, als wenn<br />
jede Kita alle<strong>in</strong> auftreten müsste. Außerdem<br />
bekommen wir als Gesprächspartner<br />
mehr Gewicht“, erklärt Kerst<strong>in</strong> Reil,<br />
Leiter<strong>in</strong> der evangelischen K<strong>in</strong>dertagesstätte<br />
Inselviertel. Dieses ökumenische<br />
Konzept ist e<strong>in</strong>zigartig <strong>in</strong> Niedersachsen<br />
und es hat sich bewährt.<br />
Die Verhandlungen mit der Stadt s<strong>in</strong>d<br />
enorm wichtig für den Kita-Alltag,<br />
denn e<strong>in</strong>e möglichst hohe Förderung<br />
seitens der Kommune bedeutet e<strong>in</strong>e gute<br />
f<strong>in</strong>anzielle Ausstattung der e<strong>in</strong>zelnen<br />
E<strong>in</strong>richtung. „Gerade im H<strong>in</strong>blick auf<br />
den Fachkräftemangel ist es wichtig, die<br />
Mitarbeitenden vernünftig bezahlen zu<br />
können“, betont Kerst<strong>in</strong> Reil. Dennoch<br />
mache es der seit 2009 gültige Tarifvertrag<br />
für den Öffentlichen Dienst der<br />
Länder (TV-L) schwieriger, erfahrenes<br />
Personal zu bekommen. „Jeder Arbeitsplatzwechsel<br />
kann für langjährige Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
nun den Abstieg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
schlechtere Tarifgruppe bedeuten“, erklärt<br />
die Kita-Leiter<strong>in</strong>. Und dabei ist das<br />
Gehalt verglichen mit der vierjährigen<br />
unbezahlten Ausbildung und der Verantwortung<br />
schon jetzt eher bescheiden:<br />
Das E<strong>in</strong>stiegsgehalt liegt etwa e<strong>in</strong> Drittel<br />
unter dem Durchschnittse<strong>in</strong>kommen <strong>in</strong><br />
Deutschland. Pfarrer Kai Wessels, Vorsitzender<br />
der Kita-AG, hätte gern mehr<br />
Spielraum <strong>in</strong> der Gehaltsgestaltung.<br />
„Aber die lokalen Kita-Träger haben<br />
ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Aushandlung der<br />
Gehälter“, bedauert er.<br />
„Die Anforderungen an uns s<strong>in</strong>d weitaus<br />
steiler gestiegen als die Vergütungskurve“,<br />
betont Kerst<strong>in</strong> Reil. „Der Anteil der<br />
K<strong>in</strong>der mit besonderem Betreuungsbedarf<br />
hat sich eklatant erhöht. E<strong>in</strong> Drittel<br />
der K<strong>in</strong>der hat mittlerweile Sprach- oder<br />
Entwicklungsverzögerungen.“ Gleichzeitig<br />
stehen die Kle<strong>in</strong>en wegen des s<strong>in</strong>kenden<br />
E<strong>in</strong>schulungsalters immer mehr<br />
unter Leistungsdruck. Die Arbeit mit den<br />
K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> all ihren Facetten und der
im H<strong>in</strong>tergrund stets damit verbundene<br />
Bildungsauftrag seien durchaus anstrengend,<br />
sagt die Kita-Leiter<strong>in</strong>. „Aber die<br />
Bandbreite macht den Beruf auch unglaublich<br />
abwechslungsreich und schön.“<br />
Trotz des demografischen Wandels<br />
werden <strong>in</strong> Wilhelmshaven gute Kräfte<br />
gesucht. „In unseren Kitas ist die<br />
Nachfrage nach wie vor hoch“, so Kai<br />
Wessels. Die Religionspädagogik, die <strong>in</strong><br />
den Kitas <strong>in</strong> kirchlicher Trägerschaft<br />
vermittelt werde, sei vielen Eltern ausgesprochen<br />
wichtig, weiß Kerst<strong>in</strong> Reil. „In<br />
den biblischen Geschichten stecken ja<br />
ganz wesentliche Aussagen, die K<strong>in</strong>der<br />
stärken und das behutsame Mite<strong>in</strong>ander<br />
thematisieren. Das sorgt für e<strong>in</strong>e besondere<br />
Atmosphäre, auch im Umgang der<br />
Kolleg<strong>in</strong>nen mite<strong>in</strong>ander. Füre<strong>in</strong>ander<br />
e<strong>in</strong>stehen, respektvoll und rücksichtsvoll<br />
mite<strong>in</strong>ander umgehen – das s<strong>in</strong>d Werte,<br />
die wir den K<strong>in</strong>dern jeden Tag vermitteln<br />
wollen.“<br />
E<strong>in</strong> weiterer Grund für die trotz zurückgehender<br />
Geburtenzahlen ungebrochene<br />
Nachfrage ist sicherlich, dass die kirchlichen<br />
Kitas ihr <strong>in</strong>tegratives Angebot<br />
ausbauen. „Wir haben <strong>in</strong> Absprache mit<br />
der Stadt auf die seit Jahren angekündigten<br />
s<strong>in</strong>kenden K<strong>in</strong>derzahlen reagiert,<br />
<strong>in</strong>dem wir unsere Angebote verändert<br />
haben“, so Kai Wessels. „Mittlerweile haben<br />
wir das größte Angebot <strong>in</strong>tegrativer<br />
Gruppen <strong>in</strong> Wilhelmshaven.“ E<strong>in</strong> echter<br />
Gew<strong>in</strong>n <strong>in</strong> der täglichen Arbeit, f<strong>in</strong>det<br />
Kerst<strong>in</strong> Reil. Problematisch aber bleibe,<br />
dass die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der Arbeit<br />
<strong>in</strong> den Kitas stark abhängig seien von<br />
dem f<strong>in</strong>anziellen Leistungsvermögen der<br />
jeweiligen Kommunen, so Wessels. „Wir<br />
wünschen uns e<strong>in</strong> stärkeres Engagement<br />
des Landes und kle<strong>in</strong>ere Gruppen respektive<br />
bessere Personalausstattungen“,<br />
s<strong>in</strong>d Wessels und Reil sich e<strong>in</strong>ig.<br />
„Das Unaussprechliche zum Kl<strong>in</strong>gen<br />
br<strong>in</strong>gen“: die <strong>Kirche</strong>nmusiker<br />
„E<strong>in</strong>es kann man ganz klar sagen: Ke<strong>in</strong><br />
<strong>Kirche</strong>nmusiker bei uns tut zu wenig“,<br />
f<strong>in</strong>det Gebhard von Hirschhausen deutliche<br />
Worte. Der Kreiskantor aus der<br />
Wesermarsch ist e<strong>in</strong>er von 14 hauptberuflichen<br />
<strong>Kirche</strong>nmusikern <strong>in</strong> der<br />
oldenburgischen <strong>Kirche</strong>. Bei ihnen ist<br />
nicht nur die Kunst der Musik, sondern<br />
auch des Organisierens gefragt: Öffentliche<br />
Konzerte, Kasualien, reguläre<br />
Gottesdienste, Chorproben und die Betreuung<br />
der rund 300 nebenberuflichen<br />
Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen nehmen Zeit<br />
<strong>in</strong> Anspruch. „Das kann man nicht alles<br />
e<strong>in</strong>zeln <strong>in</strong> M<strong>in</strong>uten und Stunden ausrechnen,<br />
aber es kommt def<strong>in</strong>itiv ganz<br />
schön was zusammen“, sagt von Hirschhausen.<br />
Denn <strong>Kirche</strong>nmusik ist mehr, als<br />
die Orgel im Gottesdienst erkl<strong>in</strong>gen zu<br />
lassen: Proben mit der Kantorei und den<br />
K<strong>in</strong>derchören, musikalische Arbeit im<br />
K<strong>in</strong>dergarten, eventuell noch e<strong>in</strong> Gospelchor<br />
gehören zum Alltag.<br />
Anders als andere Musiker konzentriere<br />
man sich nicht ausschließlich auf die<br />
Musik, die Aufgaben seien viel breiter<br />
gefächert. „Wir arbeiten mit Laien auf<br />
ganz unterschiedlichem Niveau, stellen<br />
geme<strong>in</strong>sam tolle Sachen auf die Be<strong>in</strong>e.<br />
Das ist e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Arbeit. Aber<br />
viele Menschen können sich überhaupt<br />
nicht vorstellen, wie viel Vorbereitungszeit<br />
<strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Projekten steckt.<br />
Das ist manchmal e<strong>in</strong> bisschen frustrierend.<br />
Überstunden s<strong>in</strong>d bei uns normal“,<br />
erklärt der Kantor.<br />
Vor knapp 20 Jahren hat die Synode<br />
e<strong>in</strong> verb<strong>in</strong>dliches Konzept für die <strong>Kirche</strong>nmusiker<br />
entwickelt. Seither hat<br />
jeder <strong>Kirche</strong>nkreis m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en<br />
hauptberuflichen Kantor, der an e<strong>in</strong>er<br />
<strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>de fest angestellt ist. 90<br />
Prozent se<strong>in</strong>er Arbeitszeit stehen dieser<br />
Geme<strong>in</strong>de zur Verfügung, die restlichen<br />
zehn Prozent dem <strong>Kirche</strong>nkreis. Von<br />
Hirschhausen ist nicht nur Kantor, sondern<br />
auch S<strong>in</strong>gwart, sodass sich se<strong>in</strong>e<br />
Arbeitszeit zur Hälfte <strong>in</strong> der <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>de<br />
wiederf<strong>in</strong>det, zu zehn Prozent<br />
im <strong>Kirche</strong>nkreis und zu 40 Prozent <strong>in</strong><br />
der S<strong>in</strong>gwart-Tätigkeit auf Landesebene.<br />
„Natürlich bedeutet das zusätzliche<br />
Koord<strong>in</strong>ation. Andererseits erweitert der<br />
landeskirchliche Anteil den Horizont,<br />
weil man nicht nur auf den eigenen<br />
Kirchturm fixiert ist“, so der Kantor. Er<br />
schätzt das eigenverantwortliche Arbeiten<br />
und die besondere Prägung, die er<br />
als <strong>Kirche</strong>nmusiker den Gottesdiensten<br />
geben kann: „Wir br<strong>in</strong>gen das Unaussprechliche<br />
zum Kl<strong>in</strong>gen. Unsere Musik<br />
ist e<strong>in</strong>e andere Art der Verkündigung<br />
– hier ist es nicht das gesprochene Wort,<br />
sondern e<strong>in</strong>e andere, tief gehende Dimension.“<br />
Anke Brockmeyer<br />
Aus den Regionen<br />
17
18<br />
Das Paradies<br />
Um das Paradies überhaupt zu entdecken und dann<br />
se<strong>in</strong>e Eigenheiten zu erkunden, muss man schon mal<br />
nach rechts und nach l<strong>in</strong>ks schauen. Gut, dass da e<strong>in</strong><br />
ganz offizielles, grün-gelbes Ortsh<strong>in</strong>weisschild steht<br />
am Straßenrand zwischen <strong>Oldenburg</strong> und Elsfleth.<br />
Sonst würde man zusammen mit dem dichten Autoverkehr<br />
ja glatt durch dieses kle<strong>in</strong>e Paradies h<strong>in</strong>durchrauschen.<br />
Kaum ist man dr<strong>in</strong>, ist man auch schon wieder<br />
draußen. Man sollte nicht nur die gerade, schnelle<br />
Hauptstraße benutzen, sondern lieber auch die Seiten-<br />
und Nebenwege betreten und Erfahrungen jenseits<br />
des Verkehrsstromes machen. Welches Paradies hat<br />
übrigens schon e<strong>in</strong>e Bushaltestelle? In diesem oldenburgischen<br />
Paradies kann man also wirklich auch anhalten<br />
und aussteigen…<br />
Wo sich Himmel und Erde im flachen Land berühren,<br />
er<strong>in</strong>nern sich Menschen bei dem Ortsnamen Paradies<br />
daran, dass sie aus beidem gemacht s<strong>in</strong>d und zwischen<br />
beiden im Lebensalltag unterwegs bleiben.<br />
Etwas Erde vom Acker ist das Material, und der Atem<br />
Gottes weht ihm durch die Nase. So wurde der Mensch<br />
e<strong>in</strong> lebendiges Wesen. Aber das ist noch nicht alles.<br />
Gott zeigt sich auch als Gestalter e<strong>in</strong>es großen Gartens.<br />
Der ist bewässert wie das Flussmarschenland<br />
der Hunte und liegt <strong>in</strong> Richtung Sonnenaufgang.<br />
Beides s<strong>in</strong>d immerh<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weise auf die Elemente<br />
Licht und Wasser, die für den Garten und alle Geschöpfe,<br />
die <strong>in</strong> ihm wachsen und gedeihen wollen,<br />
lebenswichtig s<strong>in</strong>d. ...<br />
Wo mag nun also das Paradies genau liegen? Im<br />
Jenseits, im Diesseits? Das Straßendorf <strong>in</strong> der Huntemarsch<br />
deutet an, dass wir das Paradies gleich<br />
nebenan entdecken könnten. Und ganz <strong>in</strong> unserer<br />
Nähe im großen Schöpfungsgarten wird auch unser<br />
E<strong>in</strong>satz für diesen Ort Gottes zwischen Himmel und<br />
Erde nötig se<strong>in</strong>.<br />
Gewiss war das Paradies für die Menschen zur Zeit der<br />
Entstehung der biblischen Erzählungen nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Leben bei Gott und nur jenseits unseres zeitbegrenzten<br />
Alltags zwischen Geburt und Tod vorstellbar. ...<br />
Für uns heute leuchtet das Paradies <strong>in</strong> unsere Zeit<br />
und Lebensräume h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, wenn wir die Augen und<br />
das Herz dafür aufmachen. Das kann ebenso <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
kle<strong>in</strong>en Garten wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er offenen Landschaft gel<strong>in</strong>gen.<br />
Und es bezieht unser menschliches Mite<strong>in</strong>ander<br />
mit e<strong>in</strong> – über Generationen h<strong>in</strong>weg.<br />
Auszug aus dem Buch „...e<strong>in</strong> Land, das ich dir zeigen<br />
will“ von Bischof Jan Janssen
Warum <strong>in</strong> die<br />
Ferne schweifen ...<br />
...e<strong>in</strong> Land,<br />
das ich dir zeigen will<br />
Biblische Orte im <strong>Oldenburg</strong>er Land<br />
JAN JANSSEN<br />
Jan Janssen ... e<strong>in</strong> Land, das ich dir zeigen will<br />
Biblische Orte im <strong>Oldenburg</strong>er Land<br />
112 Seiten | gebunden | Format ca. 21 x 14,8 cm<br />
Mit farbigen Landkarten im Vor- und Nachsatz, 16 farbigen Ausschnittskarten<br />
und großformatigen Fotografien | durchgehend vierfarbig<br />
Euro 16,90 | ISBN 978-3-7859-1069-6 | <strong>Luth</strong>erisches Verlagshaus GmbH<br />
Dieses Buch ist e<strong>in</strong> Muss für jeden,<br />
der sich norddeutschen Ge� lden<br />
auf neuen Wegen nähern will.<br />
Für Heimatverbundene,<br />
Reisende und solche,<br />
die gerne immer wieder kommen.<br />
16,90 €<br />
Jerusalem und Jericho, Ölberg und<br />
Samaria, auch das Himmelreich ist nicht<br />
weit entfernt. Wer das <strong>Oldenburg</strong>er<br />
Land bereist, glaubt sich auf Schritt und<br />
Tritt <strong>in</strong> biblischen Ge� lden unterwegs.<br />
Unter weitem Himmel und doch am<br />
Wegesrand � nden sich zahlreiche Orte<br />
und Straßen, deren Namen e<strong>in</strong>en biblischen<br />
Bezug haben.<br />
Sechzehn solcher Orte im Gebiet der<br />
<strong>Ev</strong>angelisch-<strong>Luth</strong>erischen <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>Oldenburg</strong> stellt Jan Janssen,<br />
Bischof der <strong>Ev</strong>angelisch-<strong>Luth</strong>erischen<br />
<strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Oldenburg</strong>, <strong>in</strong> diesem hochwertig<br />
gestalteten Bildband <strong>in</strong> Wort und<br />
Bild vor, nimmt biblische Geschichten<br />
auf und macht sich Gedanken, wie diese<br />
vor Ort geerdet s<strong>in</strong>d.<br />
Direkt bestellen:<br />
Internet www.bibli.com<br />
Telefon 0511 / 1241-739<br />
Versandkostenfreie Lieferung!<br />
14 Tage Rückgaberecht<br />
auf unsere Kosten!
UNS WICHTIG<br />
ngen, Kritik?<br />
swig-Holste<strong>in</strong>:<br />
rd GmbH<br />
iel<br />
e und<br />
e<br />
Gute Nachrichten für den Norden<br />
SEITE 8<br />
AUF ZU NEUEN UFERN<br />
<strong>Ev</strong>angelische Zeitung<br />
Gute Nachrichten<br />
für den Norden<br />
<strong>Ev</strong>angelische Zeitung<br />
<strong>Ev</strong>angelische Zeitung<br />
Gute Nachrichten<br />
für den Norden<br />
Osnabrück<br />
<strong>Ev</strong>a<br />
<strong>Oldenburg</strong><br />
IHRE MEINUNG IST UNS WICHTIG<br />
Haben Sie Fragen, Anregungen, Kritik?<br />
Kontakt für Hamburg und Schleswig-Holste<strong>in</strong>:<br />
<strong>Ev</strong>angelische Zeitung<br />
<strong>Ev</strong>angelischer Presseverlag Nord GmbH<br />
Gartenstraße 20, 24103 Kiel<br />
Telefon: come om ome 04 31|55 77 99<br />
E-Mail:<br />
leserservice@evangelische-zeitung.de und<br />
redaktion@evangelische-zeitung.de<br />
Kontakt für Niedersachsen:<br />
<strong>Ev</strong>angelische Zeitung<br />
<strong>Luth</strong>erisches Verlagshaus GmbH<br />
Knochenhauerstraße 38|40,<br />
–<br />
30159 Hannover<br />
Caritas kritisiert Telefon: Abschiebung 05 11|1 24 17 13<br />
E-Mail:<br />
aboservice@evangelische-zeitung.de und<br />
redaktion.hannover@evangelische-zeitung.de<br />
Osnabrück<br />
<strong>Oldenburg</strong><br />
Hannover<br />
Hannover<br />
Kiel<br />
Hamburg<br />
Braunschweig<br />
| HEMA•D•D•D•D•D•D• DE DER WOCHE ER•W•W•W•W•W•W• WOCHE OCHE E |<br />
Wo W Wo W Wo W Wo W rte SCHREIBEN SIE UNS<br />
Wie gefällt Ihnen die neue <strong>Ev</strong>angelische Zeitung?<br />
Wie gefällt Ihnen die neue <strong>Ev</strong>angelische Zeitung?<br />
SCHREIBEN SIE UNS<br />
Unter allen E<strong>in</strong>sendungen<br />
verlosen wir attraktive Buchpreise.<br />
Senden Sie Ihre Beiträge an:<br />
<strong>Ev</strong>angelische Zeitung<br />
Gartenstraße 20, 24103 Kiel<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@evangelische-zeitung.de<br />
AUF ZU NEUEN UFERN<br />
Hamburg<br />
Braunschweig<br />
<strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>annngggeeeli <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>a <strong>Ev</strong>annnnngggggggeeeeeeli E<strong>Ev</strong>a vv<br />
vv<br />
vv<br />
vv<br />
vv<br />
vv<br />
vv<br />
vv<br />
vv<br />
vv<br />
vv<br />
vv<br />
vv<br />
v vv<br />
vv<br />
v li li li<br />
li li li lisssccchhhee li li li li li li li lissssssscccccchhhhhhheeeee li li li ZZZZZZZeeeeeeeiiiiiiitu ZZZeeeiiitu tu tu tu tu tu tu tu<br />
tunnnggg tu tu tu tu tu tu tu tu tu tunnnnnggggggg<br />
SEITTTE 1333<br />
Kiel<br />
Unter allen E<strong>in</strong>sendungen<br />
verlosen wir attraktive Buchpreise.<br />
Senden Sie Ihre Beiträge an:<br />
<strong>Ev</strong>angelische Zeitung<br />
Gartenstraße 20, 24103 Kiel<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@evangelische-zeitung.de<br />
Veritatem sequi et tueri iustitiam.<br />
SSSEEEIIITEE 1118<br />
ng n g<br />
31.1.2010 | AUSGABE 04<br />
SE ITE 18<br />
Man muss die Wahrheit suchen<br />
und auch die Gerechtigkeit<br />
nicht aus den Augen lassen.<br />
<strong>Ev</strong>angelische Zeitu<br />
31.1.2010 | AUSGABE