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Programmheft ansehen - Gürzenich Orchester

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Musik von 1784 über das Schloss des Fürsten Nikolaus Esterházy<br />

und kommt auch auf dessen Hofmusik zu sprechen: »Sein <strong>Orchester</strong><br />

ist eins der besten, wie ich je gehört, und der große Haydn ist<br />

sein Hof- und Theatercompositeur.« Der schon seit über zwanzig<br />

Jahren in Diensten der Fürstenfamilie stehende Kapellmeister<br />

hatte sich seinen Ruf als »der große Haydn« in Böhmen, Eisenstadt,<br />

Wien und eben auf Schloss Esterháza mit einem (allerdings deutlich<br />

kleineren <strong>Orchester</strong> als in Paris) hart erarbeitet, als ihn Anfang<br />

1785 aus Paris der Auftrag für sechs Sinfonien vom <strong>Orchester</strong><br />

der Freimaurerloge »de la parfaite Estime & Societé Olympique«<br />

erreicht.<br />

Von den sechs »Pariser Sinfonien« entsteht die Nummer 83 (in der<br />

Zählung der insgesamt 104 Sinfonien) noch im gleichen Jahr 1785,<br />

in dem in Wien, nebenbei bemerkt, sowohl Mozart als auch eben<br />

Haydn in die Freimaurerloge »Zur wahren Eintracht« aufgenommen<br />

werden. Der vom 24 Jahre jüngeren Mozart halb scherzhaft, halb<br />

anerkennend bezeichnete »Papa Haydn« bleibt auch bei der <strong>Orchester</strong>besetzung<br />

für Paris bescheiden und wählt das ihm aus<br />

Esterháza vertraute kleine Ensemble (in den Bläsern nur mit einer<br />

Flöte, zwei Oboen, Fagotten und Hörnern), spart aber dafür nicht<br />

mit Witz und einem dramatischen Gespür für große orchestrale<br />

Effekte.<br />

In dem mit Allegro spiritoso überschriebenen Kopfsatz hebt ein<br />

grimmiges Thema in düsterem g-Moll an. Zupackend und mit großem<br />

Pathos führen die fortissimo akzentuierten <strong>Orchester</strong>schläge<br />

mit einer aufsteigenden Linie zu einer scharfen Dissonanz, worauf<br />

punktierte Tonwiederholungen mit einem dreimal erklingendem,<br />

abwärts geführten Signal ein musikalisches Ausrufezeichen setzen.<br />

Sowohl die vehemente, hier sogar zornige Eröffnung als auch<br />

der darauf folgende heroisch punktierte Rhythmus sind typische<br />

Merkmale für den mittleren Stil des musikalischen »Sturm und<br />

Drang« bei Haydn, der sich schon in vielen seiner Sinfonien der<br />

frühen 1770er Jahre findet. Auf den noch einige Male gewichtig<br />

und mit großem Ernst vorgetragenen Hauptgedanken folgt hier<br />

nun aber eine überraschende, ironische Brechung des erhabenen<br />

sinfonischen Gestus. Das helle B-Dur ist erreicht, und nur die<br />

ersten Violinen steigen aus der großartigen würdevollen Sphäre<br />

vorsichtig wie auf Zehenspitzen im Staccato die Tonleiter über<br />

zweieinhalb Oktaven herab und lenken den Blick auf eine gänzlich<br />

andere Szene. Ob es nun die wie ein Scharren klingenden Vorschlagsnoten<br />

der Violinen sind oder das beharrliche Picken und<br />

Gackern der Solo-Oboe mit ihrem scheinbar endlos wiederholten<br />

punktierten Rhythmus: Mit dem Seitenthema befinden wir uns<br />

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