Programmheft
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Carolina Kurkowski Perez ist 1984 in Bogotá als Tochter polnischkolumbianischer<br />
Eltern geboren. Im Alter von vier Jahren beginnt sie das<br />
Violinspiel und debütiert bereits ein Jahr später am Landestheater Coburg.<br />
Solistisch steht Carolina Kurkowski Perez in Tokyo, Bogotá, Los Angeles und<br />
mehreren Ländern Europas auf der Bühne. Mehrere Rundfunk- und Fernsehmitschnitte,<br />
ein persönliches Portrait und CD Produktionen des WDR<br />
dokumentieren die Arbeit der jungen Künstlerin. 2001 erregt sie Aufsehen, als<br />
sie in der bekannten Fernsehsendung "Harald Schmidt Show“ den 3. Satz aus<br />
Sibelius' Violinkonzert aufführt.<br />
Nach Abschluss der Studien bei Rosa Fain an der Robert Schumann<br />
Hochschule Düsseldorf setzt sie ihre Ausbildung bei Antje Weithaas an der<br />
Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin fort und ist seit September 2008<br />
zudem Stipendiatin an der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker.<br />
Weitere Impulse bekommt sie während Meisterkursen mit Rainer Kussmaul,<br />
Dimitri Sitkovetski, Daniel Gaede, Ulf Schneider und Stephan Piccard.<br />
Carolina Kurkowski Perez ist mehrfache Erst- und Sonderpreisträgerin: nebst<br />
drei ersten Preisen beim deutschen Bundeswettbewerb "Jugend Musiziert"<br />
(1997, 1998, 2000) gewinnt sie 2003 einen Sonderpreis des 5. Internationalen<br />
Violinwettbewerbs Leopold Mozart sowie den Preis des Fördervereins<br />
Braunschweig Classix Festival. Nach zwei ersten Preisen beim Schmolz-<br />
Bickenbach Wettbewerb wird sie 2007 Preisträgerin beim Internationalen<br />
Instrumentalwettbewerb in Markneukirchen und erhält 2008 den Werner-<br />
Stiefel-Preis der Patronatsgesellschaft für Theater und Orchester Baden-<br />
Baden.<br />
2006 veröffentlicht sie mit ihrem "Perez“-Quartett unveröffentlichte Werke von<br />
Ludwig van Beethoven.<br />
Unsere treuen Konzertbesucher haben Carolina Kurkowski Perez bereits im<br />
Herbst 2007 mit dem Violinkonzert von Max Bruch erlebt und gefeiert.<br />
Bernhard Lang, geboren in Greding, kann auf eine lange und erfolgreiche<br />
Dirigentenlaufbahn zurückblicken. Sein erstes Engagement war mit 22 Jahren<br />
Passau. Es folgten Detmold, Krefeld, wieder Passau (Chefdirigent), Bonn,<br />
Hannover, Kassel und Mannheim. Nebenher war er Assistent von Pierre<br />
Boulez in Bayreuth und Hans Werner Henze in Rom. Er dirigierte Konzerte u.a.<br />
in Dortmund, München und Berlin (Festwochen). Heute gestaltet er pädagogisch<br />
motivierte Gesprächskonzerte, begleitet Liederabende und coacht<br />
Sänger an großen Opernhäusern. Bernhard Lang leitet seit 34 Jahren das<br />
Ford-Sinfonieorchester.<br />
Hinweis: Das nächste Konzert des Ford-Sinfonieorchesters findet statt am<br />
Sonntag, dem 30. Mai 2010 um 11 Uhr in der Kölner Philharmonie.<br />
FordSinfonie<br />
Orchester<br />
Herbstkonzert<br />
Sonntag, 15. November 2009, 11 Uhr<br />
in der Kölner Philharmonie<br />
J. Sibelius Sinfonie Nr. 4 a-Moll op.63<br />
(1865 – 1957) I Tempo molto moderato<br />
II Allegro molto vivace<br />
III Il tempo largo<br />
IV Allegro<br />
––––––––<br />
J. Brahms Konzert für Violine und Orchester<br />
(1833 – 1897) D-Dur op. 77<br />
I Allegro non troppo<br />
II Adagio<br />
III Allegro giocoso<br />
Solistin: Carolina Kurkowski Perez,<br />
Violine<br />
Leitung: Bernhard Lang
Johan Julius Christian Sibelius wurde am 8. Dezember 1865 in Hämeenlinna<br />
als Sohn eines Chirurgen geboren. Den Vornamen Jean erhielt er erst<br />
1889 von Kommilitonen während eines Studienaufenthaltes in Berlin. Nach<br />
dem Abitur (1885) studierte er Jura, brach dies aber schon nach einem Jahr<br />
ab, um sich ganz dem Musikstudium in Helsinki zu widmen. Es folgten<br />
Studienreisen nach Berlin und Wien (1889-1892). Aufführungen seiner ersten<br />
Werke – darunter "Finlandia" – bei der Pariser Weltausstellung 1900 brachten<br />
den internationalen Durchbruch. Er erhielt große Anerkennung und Förderung<br />
u.a. von Richard Strauss und Arturo Toscanini.<br />
Er schrieb neben vielen anderen Werken 7 Sinfonien; die letzte wurde 1924<br />
uraufgeführt. Doch seit 1929 erschien kein neues Werk mehr. Über sein<br />
künstlerisches Schweigen während der letzten 30 Jahre seines Lebens wurde<br />
viel gerätselt. Mitte der dreißiger Jahre wurde in London die Uraufführung<br />
seiner 8. Sinfonie angekündigt; doch der Komponist telegrafierte kurz "Sinfonie<br />
unvollendet". Er hat sie – ob fertig oder nicht – schlicht verbrannt. Kein Bitten<br />
der damals großen Dirigenten wie z.B. Wilhelm Furtwängler konnte ihn aus<br />
seiner selbst gewählten Isolation herausholen. Es war sicher nicht nur das<br />
Alter; auch den Weg wollte er nicht mitgehen, den die Neutöner um Arnold<br />
Schönberg eingeschlagen hatten und die somit die Musikszene Europas über<br />
Jahrzehnte beherrschten.<br />
Dabei hat er mit seiner 4. Sinfonie selbst kräftig an der Auflösung der<br />
traditionellen Harmonie mitgewirkt: "Ich schrieb die Sinfonie als Protest gegen<br />
die gegenwärtigen Kompositionen." Sie entstand 1910/11, genau in der Zeit, in<br />
der auch die Neutöner die Tonalität aufgaben und die 12-Ton-Technik<br />
entwickelten. In dieser Zeit wurde auch die überbordende Instrumentation<br />
radikal zurückgenommen. Sibelius will seine musikalischen Gedanken nicht<br />
mit gefälligen Farben übermalen.<br />
Die besonders schwermütige Grundhaltung der Sinfonie hat persönliche und<br />
politische Ursachen. Eine lebensbedrohliche Kehlkopfoperation stand bevor,<br />
und die immer heftigeren Repressalien des russischen Zaren drückten sehr auf<br />
sein Gemüt.<br />
Statt einer nur ablenkenden genaueren Satzbeschreibung möchte ich einen<br />
Absatz aus der ZEIT zitieren:<br />
"Sibelius schreibt in der 4. Sinfonie so sperrig und kühn wie nie zuvor.<br />
Finnisch-Naturhaftes splittert im Sägewerk der Avantgarde. Die Musik löchert<br />
die Tonalität, jede Dreiklangharmonie erscheint gefährdet, romantische<br />
Hornrufe und wuchtige Choräle hört man wie Klagelaute, welche die<br />
kontrapunktisch eingefädelte Dissonanz zur Ordnung rufen. Bereits im<br />
Kopfsatz lösen sich Einzelstimmen aus dem Verbund und suchen ihr<br />
vergebliches Glück in ziellosen, unbegleiteten Linien. Das fahrige Scherzo<br />
löscht die Dreiteiligkeit vorzeitig, das Finalrondo bricht schier auseinander und<br />
zitiert einmal, als besinne sich das gefrorene Leid der Vergangenheit, Wagners<br />
Parsifal. Am Ende hört die Musik einfach auf, wie sie überhaupt in jedem Satz<br />
leise endet, wie erschöpft vom sinfonischen Fortgang."<br />
Johannes Brahms, geb. 1833 in Hamburg, gest. 1897 in Wien, schrieb sein<br />
erstes und einziges Violinkonzert erst nach seiner 2. Sinfonie. Obwohl er mit<br />
dem besten Geiger seiner Zeit Joseph Joachim von Jugend an befreundet war,<br />
ließ er sich nicht drängen, was dem Werk sehr zu gute kam.<br />
Den Geigenpart erarbeitete er dann in enger Zusammenarbeit mit Joachim. Er<br />
schickte ihm zunächst nur die Solo-Stimme zur Durchsicht auf unbequeme<br />
oder gar unspielbare Stellen. Joachim antwortete umgehend: "Du findest hie<br />
und da eine Note und Bemerkung zur Änderung – freilich ohne Partitur läßt<br />
sich nicht genießen. Manches ist sogar originell violinmäßig – aber ob man's<br />
mit Behagen alles im heißen Saal spielen wird, möchte ich nicht bejahen,<br />
bevor ich's im Fluß mir vorgeführt."<br />
Die Uraufführung fand am 1. Januar 1879 in Leipzig unter der Leitung von<br />
Brahms statt, wobei Joachim, der die auch heute gespielte Kadenz schrieb,<br />
seinen Freund um Nachsicht wegen einiger ungewohnter Schwierigkeiten bat.<br />
Der erste Satz des Konzertes hat drei Hauptthemen. Das erste ist ein weit<br />
ausschwingend gebrochener D-Dur Akkord, das zweite eine leicht schmerzliche<br />
Melodie, das dritte ein scharf akzentuiertes Streicherthema, das der<br />
Solistin Gelegenheit zur Demonstration einer kraftvollen Doppelgrifftechnik<br />
gibt. Außerordentlich eindrucksvoll ist der erste Einsatz der Solo-Geige. Die<br />
Solistin improvisiert ohne Bezug zum Konzert, das Orchester verharrt über<br />
einem Orgelpunkt, die Holzbläser versuchen zart aber eindringlich das Hauptthema<br />
zu soufflieren, bis endlich die Solistin das Konzert mit dem Hauptthema<br />
beginnt.<br />
Der zweite Satz ist sicher einer der schönsten langsamen Sätze von Brahms.<br />
Der dritte Satz ist auf einem quasi ungarischen Thema aufgebaut und gespickt<br />
mit spritziger Virtuosität.<br />
Bernhard Lang