Sharing Knowledge: Scientific Communication - SSOAR
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250 Christian Swertz<br />
übermittelt werden müssen. Die Webdidaktik greift daher auf kulturell bewährte<br />
didaktische Prinzipien zurück.<br />
Ein bewährtes Prinzip ist es, die Medienwahl als didaktisches Entscheidungsfeld<br />
zu berücksichtigen (Heimann 1976). Für das E-Learning steht die<br />
Medienwahl fest: Als Unterrichtsmedium wird Computertechnik verwendet.<br />
Daher ist zunächst von den Eigenschaften der Computertechnik auszugehen.<br />
Für die Praxis des E-Learning besonders relevante Eigenschaften heutiger<br />
Computertechnik sind die Darstellung der Inhalte auf einem Bildschirm, die<br />
Universalität des digitalen Transportweges und die Möglichkeit, die Darstellung<br />
durch Algorithmen zu beeinflussen.<br />
Die Darstellung der Inhalte auf einem Bildschirm beschränkt die Wahrnehmung<br />
der Inhalte und des Kontextes der Inhalte (Meder 1998). Am Bildschirm<br />
ist nur der Inhalt und der Kontext überschaubar, der auf einmal auf dem Bildschirm<br />
dargestellt werden kann. Dieser Effekt hat Konsequenzen für die Granularität<br />
der zu organisierenden Inhalte und die Navigation.<br />
Die Granularität bezeichnet die Größe der kleinsten zusammenhängenden<br />
Einheit, in die Wissen für den Bildungsprozess gebracht wird. Diese Einheit<br />
wird als Wissenseinheit bezeichnet. Die didaktisch sinnvolle Wahl der Granularität<br />
hängt unter anderem vom verwendeten Medium ab (Meder 2003: 53). Im<br />
Falle der Darstellung auf einem Computerbildschirm ist die kleinste zusammenhängende<br />
Einheit der Inhalt, der auf einmal auf dem Bildschirm dargestellt werden<br />
kann. Für das E-Learning sind die Wissenseinheiten daher in Bildschirmgröße<br />
zu konzipieren.<br />
Wissenseinheiten werden damit nicht im Rückgriff auf Theorien kognitiver<br />
Strukturen, d.h. als an Gedächtnisstrukturen orientierte Repräsentationen einer<br />
Wissensdomäne (Porac/Howak 2002, Walsh 1995), bestimmt. Ein solches Vorgehen<br />
ist nicht sinnvoll, da auch das Verständnis von Gedächtnisstrukturen<br />
durch kulturelle Tradierungsprozesse bestimmt wird. Bildungsprozesse sind so<br />
an kulturellen Strukturen orientiert, dass die Übermittlungsformen im Übermittlungsprozess<br />
mit erworben werden (vgl. zu den Grundlagen dieses Ansatzes:<br />
Hönigswald 1927). Daher greift die Webdidaktik auf kulturelle Tradierungsformen<br />
zurück.<br />
Die Bewegung zwischen Wissenseinheiten ist die Abbildung von sachlogischen<br />
Bedeutungsbeziehungen in die operationale Zeit des Lernprozesses (Meder<br />
2000a: 180). Im E-Learning wird dies als Navigation bezeichnet. Ein Navigationsproblem<br />
ist die Gestaltung der Schrittweite und Schrittfolge im Inhaltsraum.<br />
Da der eine Wissenseinheit umgebende Inhaltsraum am Bildschirm nicht<br />
sinnlich erfahren werden kann, muss diese Umgebung explizit dargestellt werden.<br />
Unter der Bedingung des knappen Darstellungsplatzes auf dem Bildschirm<br />
ist eine didaktisch strukturierte symbolische Repräsentation erforderlich. Diese<br />
Repräsentation erfolgt im E-Learning durch Navigationselemente.