Sharing Knowledge: Scientific Communication - SSOAR
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108 Jutta von Maurice<br />
strument liefert zunächst die so genannten Ursprungsaufzeichnungen oder Rohdaten<br />
etwa in Form ausgefüllter Fragebogen, Zeichnungen, Testbögen oder<br />
auch in Form von Mausklicks bei computergestützten Erhebungen. Zur Vereinfachung<br />
der Auswertung werden diese Ursprungsaufzeichnungen nach festgeschriebenen<br />
Regeln kodiert und in eine maschinenlesbare Form übertragen.<br />
Häufig findet eine Abbildung der Ursprungsaufzeichnungen in den natürlichen<br />
oder reellen Zahlenraum statt, wobei messtheoretische Fragen in den Mittelpunkt<br />
rücken. Diese Primärdaten liegen im Forschungsalltag zumeist in Form<br />
einer oder mehrerer Datenmatrizen vor, die von den Untersuchungseinheiten<br />
und den Untersuchungsvariablen aufgespannt werden. Im weiteren Forschungsprozess<br />
werden diese Daten in der Regel mehrfachen Variablentransformationen<br />
oder Variablenaggregierungen unterzogen (z. B. Umpolungen, Zusammenfassung<br />
von Antwortalternativen, Bildung von Skalen und Indizes). Diese<br />
abgeleiteten Daten sind mit den zugrundeliegenden theoretischen Konzepten<br />
oder mit spezifischen Analyseverfahren häufig eng verwoben.<br />
Insgesamt erweist sich damit der Datenbegriff als in den theoriebasierten, ergebnisorientierten<br />
Forschungsprozess komplex eingebunden und – mit der Unterscheidung<br />
von Ursprungsaufzeichnungen, Primärdaten und abgeleiteten<br />
Daten – als seinerseits mehrdeutig.<br />
2 Theoretische Bewertung und praktische Handhabung<br />
von Forschungsdaten<br />
In theoretischer Hinsicht ist die zentrale Rolle von Daten im empirisch-psychologischen<br />
Erkenntnisprozess unbestritten. Die moderne Psychologie ist in ihren<br />
Grundzügen eine empirische Wissenschaft. In diesem Zusammenhang bleibt –<br />
neben der beeindruckenden Quantität empirisch-psychologischer Forschungsdaten<br />
– auf die hohe Qualität des Datenmaterials hinzuweisen, die nicht zuletzt<br />
auf die theoretische Fundierung des Datenerhebungsprozesses in der Psychologie<br />
zurückreicht. Entsprechend konstatiert Erdfelder (1994): „In dem Maße, in<br />
dem sich die Psychologie als Erfahrungswissenschaft etabliert hat, ist die Erzeugung<br />
und Verwendung empirischer Daten für Lehrende, Studierende und Anwender<br />
des Faches zu einer Selbstverständlichkeit geworden“ (S. 47).<br />
Umso bedauerlicher ist, dass dieser aus theoretischer Perspektive hohen<br />
Wertschätzung empirischen Materials die Erfahrung entgegensteht, dass Archivierung<br />
und Pflege der Datenbasis in der Praxis nicht immer mit der gebotenen<br />
Sorgfalt betrieben wird. Gerade die Einbindung in den Forschungsprozess hat<br />
zur Folge, dass Primärdaten häufig nicht dauerhaft abgelegt oder zumindest mit<br />
abgeleiteten Daten vermischt werden. Darüber hinaus gehen die zumeist im auswertungsrelevanten<br />
Format abgelegten Forschungsdaten durch System- und<br />
Formatwechsel, Unachtsamkeit und Fremdverschulden viel zu oft innerhalb