28.02.2013 Aufrufe

BDWS: Partner für Luftsicherheit

BDWS: Partner für Luftsicherheit

BDWS: Partner für Luftsicherheit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

12<br />

DSD: Können Sie kurz die Zuständigkeiten<br />

skizzieren?<br />

V. Zintel: Die Zuständigkeiten <strong>für</strong> Sicherheit<br />

an einem Flughafen detailliert darzustellen,<br />

bedarf es mehr als zwei Sätze. Konzentrieren<br />

wir uns auf Tätigkeiten der Personen- und<br />

Gepäckkontrollen gemäß Paragraph 5 Luft-<br />

SiG, dann ist hier die Bundespolizei (BPol)<br />

zuständig. <strong>Luftsicherheit</strong>sassistenten, die am<br />

Frankfurter Flughafen eingesetzt sind werden<br />

am Ende einer mindestens 160-stündigen<br />

Ausbildung durch die BPol geprüft. Erst dann<br />

können sie in der Rechtsform der Beleihung<br />

eingesetzt werden. Dabei sind ihre Eingriffsbefugnisse<br />

jedoch nach wie vor beschränkt.<br />

Die Bundespolizei führt vor Ort die Aufsicht<br />

und nur sie hat die hoheitliche Gewalt, Passagiere<br />

festzuhalten. – Und jetzt haben wir nur<br />

einen Aspekt betrachtet. Flughafen und Fluglinien,<br />

die ebenfalls in die Betrachtung einer<br />

Sicherheitsanalayse gehören, sind wichtige<br />

Bestandteile der Wertschöpfungskette Sicherheit<br />

im Flugverkehr.<br />

DSD: In der Diskussion um den Fehlalarm in<br />

München führte die Gewerkschaft der Polizei<br />

(GdP) und namentlich Herr Scheuring an, dass<br />

die Qualität des eingesetzten Sicherheitspersonals<br />

privater Dienstleister auf Grund<br />

angeblich schlechter Bezahlung und daraus<br />

folgender mangelhafter Motivation zu Sicherheitslücken<br />

führt. Wie sehen Sie das?<br />

V. Zintel: Das kann ich <strong>für</strong> unseren Bereich<br />

am Frankfurter Flughafen so nicht stehen lassen.<br />

Allein unsere Mitarbeiter und zukünftig<br />

auch die Mitarbeiter der Firma BRINK’S kontrollieren<br />

täglich nahezu 60.000 – 70.000<br />

Passagiere und deren Gepäck. Nicht nur aus<br />

diesem Grund betreiben wir einen hohen Aufwand<br />

schon bei der Personalauswahl. Auch<br />

in den Bereichen Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />

halten wir dieselben Qualitätsstandards,<br />

wie beispielsweise die Mitgliedsunternehmen<br />

des Bundesverbandes Deutscher Wach- und<br />

Sicherheitsunternehmen (<strong>BDWS</strong>). Schließlich<br />

müssen wir alle unsere Mitarbeiter erfolgreich<br />

durch die Beleihungsprüfung der Bundespolizei<br />

bringen, um Kontrollstrecken besetzen, auf<br />

Personalanforderungen der BPol flexibel reagieren<br />

und auch Geld verdienen zu können.<br />

DSD: Was halten Sie von Herrn Scheurings<br />

Statements bezüglich der Qualität und Motivation<br />

der eingesetzten Mitarbeiter?<br />

V. Zintel: Dass Herr Scheuring die Diskussion<br />

über Sicherheit am Flughafen auf dem Rücken<br />

motivierter Sicherheitsmitarbeiterinnen<br />

AVIATION<br />

und –mitarbeiter austrägt und eine völlig<br />

absurde Lohndebatte führt, ist nicht zielführend.<br />

Zumal seine Behauptungen falsch sind.<br />

Festzuhalten ist, dass derzeit in Deutschland<br />

nur noch knapp 700 Angestellte der Bundespolizei<br />

sowie nach TVöD bezahlte Angestellte<br />

in Frankfurt und München als <strong>Luftsicherheit</strong>sassistenten<br />

eingesetzt werden; Beamte und<br />

Beamtinnen führen schon seit Jahren keine<br />

Kontrollen mehr durch. Dieser Zahl stehen<br />

über 6.000 Mitarbeiter privater Dienstleister<br />

gegenüber. Sie erhalten bundesweit zwischen<br />

9 und 11,50 Euro Stundenlohn. Hier verweise<br />

ich auf eine Presseinformation des <strong>BDWS</strong>, in<br />

der es heißt, dass <strong>Luftsicherheit</strong>sassistenten<br />

in Nordrhein-Westfalen bis zu 2.100,00 Euro<br />

monatlich verdienen.<br />

DSD: Herr Zintel, Sie sind bekannt als kritischer<br />

Betrachter der Entwicklungen von<br />

Sicherheit im Flugverkehr. Mit über 30 Jahren<br />

branchenspezifischer Erfahrung gibt es da<strong>für</strong><br />

sicher gute Gründe. Welche sind das?<br />

V. Zintel: Nun ja, zunächst einmal plädiere<br />

ich <strong>für</strong> ordentliche Risikoanalysen an den<br />

Verkehrsflughäfen, bevor blinder Aktionismus<br />

und daraus folgende Sicherheitskonzepte die<br />

Kostenentwicklung im Luftverkehr in die Höhe<br />

treiben. Dabei erleben wir Verschärfungen der<br />

Sicherheitskontrollen und Gesetzgebungen<br />

spätestens seit der Entführung der Lufthansamaschine<br />

Landshut nach Mogadischu (Oktober<br />

1977). Es scheint jedoch gerade so, als<br />

sattelte man stetig auf bereits existierende Sicherheitsanforderungen<br />

auf, ohne jedoch zu<br />

analysieren, ob die bestehenden Maßnahmen<br />

noch dem Risiko beziehungsweise der Gefährdungslage<br />

entsprechen. Stetig entwickelt haben<br />

sich zum einen die Kosten <strong>für</strong> Sicherheit<br />

im Flugverkehr und die Kontrollzeiten <strong>für</strong> den<br />

Passagier. Setzt man diese Entwicklung in Bezug<br />

zur Aufgabe eines Flughafens, Personen-<br />

und Warenverkehr zu gewährleisten, dann<br />

haben wir hier eine schwierige Herausforderung<br />

vor uns. Einerseits sollen und wollen<br />

täglich mehrere hunderttausend Passagiere<br />

zu preiswerten Konditionen und möglichst<br />

unbeschwert abfliegen können. Andererseits<br />

soll ein Höchstmaß an Sicherheit im Flugverkehr<br />

gewährleistet werden. Ein gordischer<br />

Knoten, dessen Auflösung die Anstrengungen<br />

aller Beteiligten erfordert.<br />

DSD: Sehen Sie Möglichkeiten, den gordischen<br />

Knoten zu durchschlagen?<br />

V. Zintel: Zunächst ist zu berücksichtigen,<br />

dass es die 100-prozentige Sicherheit<br />

1 | 2010<br />

nicht gibt. Daher plädiere ich zum einen an<br />

die Vernunft und Mitarbeit der Passagiere,<br />

sich schon im Vorfeld des Reiseantritts über<br />

Sicherheitsmaßnahmen zu informieren und<br />

diese zu berücksichtigen. Zum anderen halte<br />

ich es <strong>für</strong> wichtig, ein Zwiebelschalen-Prinzip<br />

der Sicherheit zu leben. Hierbei kommt es<br />

darauf an, dass die Sicherheitsakteure miteinander<br />

vernetzt sind und unter Nutzung<br />

moderner Technik bestmöglichen Schutz der<br />

Passagiere gewährleisten. Ganz sicher bin ich<br />

mir jedoch, dass der Einsatz von <strong>Luftsicherheit</strong>sassistenten<br />

auch zukünftig notwendig<br />

ist. Sicherheit ist ein menschliches Bedürfnis,<br />

daher bin ich davon überzeugt, dass qualifizierte<br />

Sicherheitsmitarbeiter sowohl objektiv<br />

als auch subjektiv das Sicherheitsbedürfnis<br />

der Passagiere besser befriedigen als Technik.<br />

Wie häufig im Leben sind Qualität der Ausbildung<br />

kombiniert mit moderner Technik sowie<br />

die Vernetzung mit relevanten <strong>Partner</strong>n<br />

der Schlüssel zum Erfolg. Dabei müssen alle<br />

Akteure berücksichtigen, dass überall dort, wo<br />

Menschen im Einsatz sind, auch Fehler passieren.<br />

Daher ist es zwingend erforderlich, dass<br />

die Kontrollierenden systemisch vorgehen<br />

und nicht das Individuum im Kontrollprozess<br />

in den Fokus stellen. Sicherheit muss ganzheitlich<br />

gedacht und gelebt werden, daher<br />

ist Kooperation auf Augenhöhe zwingende<br />

Voraussetzung.<br />

Herr Zintel, vielen Dank <strong>für</strong> das Interview.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!