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Gemeinte genau und treffend wie<strong>de</strong>rgeben. Ich habe <strong>de</strong>n DUDEN im Kopf, <strong>de</strong>n Sprachgebrauch<br />
im Ohr und gehe mit einem je<strong>de</strong>rzeit abrufbaren Riesenreservoir an Wörtern an die Arbeit, klopfe<br />
sie ab, probiere aus und wähle, hoffentlich, die im speziellen Fall beste Möglichkeit – als Vorschlag,<br />
Empfehlung für <strong>de</strong>n Verfasser.<br />
<strong>eXperimenta</strong>: Welche Akzente setzen Sie in Ihrem Lektorat?<br />
Monika Thees: Lektorieren ist eine Dienstleistung – am Text und an <strong>de</strong>r Sprache. Und manchmal<br />
eine lebensretten<strong>de</strong> Maßnahme – vor allen Dingen bei unerfahrenen und nur wenig schreiben<strong>de</strong>n<br />
Autoren. So wenig wie nötig, aber so viel wie erfor<strong>de</strong>rlich. Auf diese kurze Formel lässt es sich bringen,<br />
in <strong>de</strong>r Praxis entschei<strong>de</strong>t es sich von Text zu Text. Ich bevormun<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Autor nicht, son<strong>de</strong>rn stehe<br />
an seiner Seite, o<strong>de</strong>r vielmehr hinter ihm: als erster kritischer, sehr wachsamer Leser, <strong>de</strong>r Distanz zum<br />
Text hält und diesen professionell Satz für Satz einer Prüfung unterzieht – mit <strong>de</strong>m Bleistift, wenn es<br />
sein muss, ganz energisch und ohne Skrupel mit <strong>de</strong>m Rotstift.<br />
<strong>eXperimenta</strong>: Welchen Kontakt pflegen Sie zu Ihren Autoren und Autorinnen?<br />
Monika Thees: Das variiert. Ich erhalte viele Aufträge über Agenturen, bei diesen Texten ist mir <strong>de</strong>r<br />
Autor lediglich namentlich bekannt. Er bleibt unsichtbar, und mein Ansprechpartner ist <strong>de</strong>r jeweilige<br />
Redakteur o<strong>de</strong>r Art Director, <strong>de</strong>r alle Arbeiten am Buch o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Broschüre koordiniert.<br />
An<strong>de</strong>rs ist es bei belletristischen Texten. Da hilft es, wenn ich mein Gegenüber kenne, zumin<strong>de</strong>st weiß,<br />
wie er/sie schreibt und welche sprachlichen Intentionen er/sie vertritt. Ein Lektorat ist nur bedingt eine<br />
stille „einsame“ Tätigkeit, son<strong>de</strong>rn erfor<strong>de</strong>rt viel Kommunikation: via Telefon, Mail, mit seitenlangen<br />
Listen voller Anmerkungen und Kommentaren. Da hilft es sehr, wenn man miteinan<strong>de</strong>r „kann“ und<br />
sich auf gleicher Wellenlinie befin<strong>de</strong>t.<br />
<strong>eXperimenta</strong>: Was ist bisher Ihr größter Erfolg als Lektorin?<br />
Monika Thees: Ach, eigentlich immer <strong>de</strong>r letzte Text, <strong>de</strong>r gelungen publiziert wur<strong>de</strong> und mit <strong>de</strong>m<br />
<strong>de</strong>r Auftraggeber zufrie<strong>de</strong>n ist. Und vielleicht ein <strong>de</strong>nkwürdiges Lektorat, ein Notruf aus einer mir bis<br />
dahin unbekannten Werbeagentur, die mich danach gleich mit lukrativen Folgeaufträgen bedachte.<br />
Ja, auch das Monetäre zählt in diesem Beruf.<br />
<strong>eXperimenta</strong>: Liegen ihre Stärken mehr in <strong>de</strong>r Lyrik o<strong>de</strong>r mehr in <strong>de</strong>r Prosa?<br />
Monika Thees: Sachtexte, also Firmenpublikationen, Schulbücher und wissenschaftliche Arbeiten,<br />
als auch Prosa sind mir bei aller Unterschiedlichkeit stets willkommen, vor allen Dingen, wenn sie<br />
mich auch inhaltlich ansprechen. Und je besser <strong>de</strong>r Text ist, <strong>de</strong>sto lieber übernehme ich auch das<br />
Lektorat. Bei <strong>de</strong>r Lyrik wird es schwierig, <strong>de</strong>nn sie folgt keinen festgelegten Regeln, son<strong>de</strong>rn nutzt<br />
<strong>de</strong>n Freiraum <strong>de</strong>r subjektiven Sprache. Meine Möglichkeiten sind begrenzter, <strong>de</strong>r Zugang zum Text<br />
ist diffiziler.<br />
<strong>eXperimenta</strong>: Wie sehen Ihre aktuellen Projekte aus?<br />
Monika Thees: Derzeit arbeite ich an einem Reisemagazin einer bekannten Fahrgast-Ree<strong>de</strong>rei,<br />
zusammen mit <strong>de</strong>m Layouter <strong>de</strong>r Werbeagentur und in enger Absprache mit <strong>de</strong>m Auftraggeber.<br />
Danach steht das Lektorat <strong>de</strong>s zweiten Teils eines Romans an, <strong>de</strong>n eine Freundin aus <strong>de</strong>m Russischen<br />
ins Deutsche übersetzt. Diese Aufgabe ist etwas kniffliger, da sich die Rohfassung noch sehr ans<br />
russische Original anlehnt. Überdies enthält <strong>de</strong>r Roman lange Passagen wörtlicher Re<strong>de</strong>, und diese<br />
muss ich in adäquate <strong>de</strong>utsche Umgangssprache transferieren. Das hört sich einfacher an, als es<br />
ist.<br />
<strong>eXperimenta</strong>: Schreiben Sie auch selbst?<br />
Monika Thees: Ja, Texten und Lektorieren halten sich in etwa die Waage. Ich übernehme Aufträge<br />
für Firmenpublikationen, ob Websites, Broschüren o<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nmagazine, weiß also um die<br />
Schwierigkeiten eines Autors und die Steine, über die er stolpern kann. Da hilft es immer, wenn ein<br />
Dezember 2012 43<br />
www.<strong>eXperimenta</strong>.<strong>de</strong>