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Januar 1999 Nr. 10 - rheinisch-westfaelische-artillerie.de

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Arrangements von Essen ( auch diese teilweise unverschämt teuer ) und die Sicherste!lung <strong>de</strong>s<br />

Transports, sowie, wenn notwendig, die Abstimmung <strong>de</strong>s Personenschutzes. Für letztere<br />

Aufgabe sind 6 Personenschützer <strong>de</strong>r Carabinieri mit uns auf Zusammenarbeit angewiesen.<br />

Diese Aufgaben bringen es mit sich, daß auch protokollarische Belange bedacht wer<strong>de</strong>n<br />

müssen, da bei sehr vielen Besuchen bosnische, kroatische und serbische Politiker in das<br />

Programm eingebun<strong>de</strong>n sind. Weil sich die 3 Ethnien ( so heißen die Volksgruppen in<br />

NATO-Deutsch ) unverän<strong>de</strong>rt schlecht verstehen und bei <strong>de</strong>n Wahlen vor 6 Wochen bei <strong>de</strong>n<br />

Kroaten und Serben die sogenannten Hardliner gewonnen haben, ist die Klärung<br />

protokollarischer Fragen das schwierigste Arbeitsfeld, mit <strong>de</strong>m wir vom JVB zu tun haben.<br />

Darüber hinaus sind regelmäßig die Vertretungen <strong>de</strong>r UNO, <strong>de</strong>r OSZE und <strong>de</strong>r EU in die<br />

Besuche eingebun<strong>de</strong>n, so daß ich auch hierzu schon mehrere Blicke über <strong>de</strong>n Zaun werfen<br />

konnte, obwohl man in allen Einrichtungen auf militärische Ansprechpartner ( wenn auch in<br />

zivil ) zurückgreifen kann. So konnte ich mir auch einen Eindruck von <strong>de</strong>n Räumen verschaffen,<br />

in <strong>de</strong>nen Oberst i.G. Bergmann 1996 seinen Dienst unter ungleich schwierigeren<br />

Bedingungen als wir heute verrichtete, ( Anmerkung: s. InfoSchrift <strong>Nr</strong>.5 v. Juni 1996 ).<br />

Damit komme ich auch schon zum nächsten „ Themenkomplex ", <strong>de</strong>r, wenn auch aus<br />

meiner Sicht, weil auf SARAJEVO und engere Umgebung eingeschränkt, Lage im Lan<strong>de</strong>.<br />

Bereits bei <strong>de</strong>r 6-stündigen Busfahrt von ZAGREB nach SARAJEVO ( <strong>de</strong>swegen sprach<br />

ich zu Beginn von <strong>de</strong>r Odyssee ) bekam ich einen Eindruck von <strong>de</strong>r Härte und Rücksichtslosigkeit,<br />

mit <strong>de</strong>r die Kämpfe in Ostslawonien ( Kroatien ) und Bosnien-Herzegowina<br />

geführt wor<strong>de</strong>n sind. Ganze Landstriche, in <strong>de</strong>nen systematisch je<strong>de</strong>s Haus unbewohnbar<br />

gemacht wur<strong>de</strong>, zig Kilometer durch rabenschwarze Ortschaften, in <strong>de</strong>nen kein Licht<br />

brannte, immer wie<strong>de</strong>r unterbrochen von SFOR-Checkpoints, die über das Land in <strong>de</strong>n<br />

Verantwortungsbereichen <strong>de</strong>r 3 multinationalen Divisionen verteilt sind. Auch in SARAJEVO<br />

stößt man allerorten auf die Spuren <strong>de</strong>r längsten Belagerung in <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen<br />

Menschheitsgeschichte ( ich glaube, nur TROJA ist in <strong>de</strong>r Antike länger belagert wor<strong>de</strong>n ),<br />

angefangen von zerstörten Häusern über die Überreste <strong>de</strong>r Versorgungstunnel unter <strong>de</strong>m<br />

Flughafen bis hin zu <strong>de</strong>n zahllosen, immer noch verminten Bereichen, die nur sehr langsam<br />

und unter großem Risiko für die, zumeist nationalen Minenräumer beseitigt wer<strong>de</strong>n. Diese<br />

Minen sind neben <strong>de</strong>n Gefahren im Straßenverkehr auch nach wie vor das größte Risiko für die<br />

SFOR-Soldaten.<br />

Im Großen und Ganzen ist die Lage ruhig, zumin<strong>de</strong>st an <strong>de</strong>r Oberfläche, sie wird jedoch immer<br />

wie<strong>de</strong>r gestört durch teilweise gewalttätige, manchmal tödliche Ausschreitungen gegen<br />

zurückkehren<strong>de</strong> Flüchtlinge. Über das ganze Land verteilt gibt es sogenannte Hot Spots, in<br />

<strong>de</strong>nen es immer zu diesen Ausschreitungen kommt. Dieses Problem wird auch wohl für längere<br />

Zeit nicht zufrie<strong>de</strong>nstellend gelöst wer<strong>de</strong>n können und <strong>de</strong>swegen richtet sich SFOR auch<br />

auf eine längere Verweildauer ein, das neue HQ in BUTMIR wird zur Zeit für eine<br />

Nutzungsdauer von 12 bis 15 Jahre gebaut.<br />

Zusammenfassend ist festzustellen, daß bei allem schalen Beigeschmack über die Umstän<strong>de</strong>, die<br />

zu meiner Anwesenheil hier geführt haben, die Arbeit sehr viel Spaß macht, Erfahrungen und<br />

Eindrücke vermittelt, die ich nicht missen möchte und es heute noch 116 Tage bis zum<br />

"Endof Tour "sind.<br />

Mit kameradschaftlichen Grüßen in die Heimat<br />

Ihr/Euer gez. Andreas Heitfeld

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