Neftenbach Aesch Hünikon Riet - Gemeinde Neftenbach

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28.02.2013 Aufrufe

22 Umgang mit der Abfallproblematik beim Jugendtreff INpoint Regelmässig ist der Abfall rund um den Jugendtreff Anlass für Beanstandungen und Ärgernis. Die Jugendarbeit nutzt die Situation und versucht Jugendliche auf ihre eigene Verantwortung in dieser Sache hinzuweisen und Zusammenhänge aufzuzeigen. Geöffnet wird der Jugendtreff konsequent erst, wenn aussen herum durch die Jugendlichen alles geputzt wurde. Der Jugendtreff INpoint in Neftenbach ist ein beliebter Treffpunkt unter Jugendlichen. Sie treffen sich auf dem Areal oft zu Zeiten, an denen der Treff nicht betreut wird. Sie fühlen sich hier wohl, können unter sich sein und stören kaum jemanden. Darum verbringen sie einen grossen Teil ihrer Freizeit hier. Sie konsumieren viel, was letztlich viel Abfall mit sich bringt. Die betreuten Öffnungszeiten des Treffs haben für die gleichen Jugendlichen einen sehr hohen Stellenwert. Sie schätzen das Angebot und die Tatsache, dass jemand hier ist, der sie ernst nimmt und sich um sie kümmert. Diese Tatsache gibt uns Jugendarbeitenden die Möglichkeit, für diese Dienstleistung von den Jugendlichen einen Gegenwert zu verlangen. Reinigung um den Treff gegen Öffnung des Treffs. So erhalten wir zudem die Möglichkeit, mit den Jugendlichen das Abfallproblem zu thematisieren und ihnen daran gesellschaftliche Zusammenhänge und den Wert eines respektvollen Umganges gegenüber Anderen und der Umwelt aufzuzeigen. Üblicherweise dauert es bis zur Wochenmitte bis der INpoint von den Jugendlichen sauber geputzt worden ist. Warum das so ist, möchte ich ihnen am folgenden Beispiel schildern. An einem Montagmorgen fahre ich als erstes in den Jugendtreff und mache mir ein Bild des vergangenen Wochenendes. Diesmal war es eines der ersten warmen Wochenenden mit viel Betrieb. Der Vorplatz ist übersät mit Abfällen grosser Fastfood-Ketten, Essensresten, Pet-Flaschen, Glasflaschen und Zigarettenstummeln. Ich nehme mir einen grossen Bambusbesen und wische den Abfall vor dem Eingang und dem Weg hin zum Sitzplatz der Jugendlichen. Volle Abfalleimer leere ich in unseren Container. Der Anblick ist immer noch schockierend, doch ich mache mich auf den Weg zur Schule, wo ich auch als Schulsozialarbeiter tätig bin. Über Mittag gehe ich in den INpoint und esse dort mein Sandwich. Ich bin nicht lange alleine. Schon tauchen einzelne Jugendliche auf und kommen zu mir herein und grüssen mich. Sie haben kein Verständnis für die Sauerei und staunen ob dem vielen Abfall, obwohl sie an diesem Wochenende auch hier gewesen waren. Sie ärgern sich über den vielen Abfall aus dem „Schützenhaus Rosengarten“, der von älteren Jugendlichen hergebracht wird, welche sich dort mit dem Auto eindecken und dann ihr „Picknick“ im INpoint und auf dem angrenzenden Parkplatz abhalten. Es entwickelt sich eine Diskussion wie unfair es doch ist, dass ihr Jugendtreff jetzt so verunstaltet wurde und dass doch jemand angestellt werden solle, der das alles putzt.

Ich muss schon bald wieder in die Schule. Der Abfall bleibt vorläufig noch liegen. Am Dienstagmittag schauen zwei andere Jugendliche nach dem Mittagessen kurz vorbei. Beide in der Lehre und in Arbeitskleidung. Auch sie ärgern sich, packen aber Schaufel und Besen und beginnen zu putzen. Sie zeigen, dass sie wissen wie man arbeitet und räumen sehr zügig das Gröbste zusammen. Danach setzen sie sich auf „ihr“ Bänkli. Sichtlich stolz über ihren Einsatz. Mittwochnachmittag, der INpoint ist formell nicht geöffnet. Wir sind aber da und nehmen uns Zeit für die Jugendlichen. Das Foyer steht den Jugendlichen zur Verfügung. Ein erstes Grüppchen taucht schon bald auf und möchte „jöggele“. Das Putzwerkzeug steht schon bereit und wir teilen der Gruppe mit, dass erst geputzt werden muss, bevor sie spielen könnten. Die Jugendlichen finden das natürlich unfair, da sie ja am Wochenende sowieso nicht hier waren und nicht bereit sind, den Dreck der anderen zu putzen. Ich lasse die Gruppe alleine und ziehe mich ins Büro zurück. Nach zehn Minuten klopft ein Jugendlicher ans Fenster und möchte mir etwas sagen. Draussen unterbreitet er mir einen Vorschlag. Sie reinigen freiwillig den ganzen Vorplatz und dürfen dafür nachher eine Partie „jöggele“. Darauf lasse ich mich ein. Nachdem auch die Zigarettenstummel eingesammelt sind und der Abfall im Container entsorgt ist, darf dieses Grüppchen „jöggele“. Am Abend um 19:30 Uhr öffnet der INpoint offiziell. Die Türen sind noch geschlossen, das Putzwerkzeug steht bereit und die ersten Jugendlichen treffen ein, sauber zurechtgemacht für den „Ausgang“. Ich bin vor dem Jugendtreff und setze mich zu ihnen aufs Bänkli. Lautstark verkünden sie wie ungerecht unsere Regeln sind, dass sie selber putzen müssten, obwohl ihre Eltern schliesslich in der Gemeinde Steuern bezahlen und sie ein Recht auf einen sauberen Jugendtreff hätten. Es entsteht eine lebhafte Diskussion darüber, wie ungerecht eigentlich Littering* ist, da es ja immer irgendwen trifft, der die Sauerei wieder aufräumen muss. Und es sind ja immer die gleichen, welche es mit dem Putzen trifft… Um 20:00 Uhr können sich einige durchringen, ein erstes Mal den Besen zur Hand zu nehmen. Ich zeige auf, wo noch Abfall herumliegt. In den Rabatten und auf dem angrenzenden Weg und dass die Scherben und Zigarettenstummel auch aus dem Kies entfernt werden müssen. Bei diesem Grüppchen ist die Motivation jedoch schnell verebbt. Ich bin mit der Ordnung noch nicht zufrieden und die Zeit verrinnt von Neuem. Ich warte hartnäckig, bis es einem weiteren Grüppchen zu blöd wird und dieses sich aufrafft noch den Rest zu putzen. Um 20:30 Uhr ist der Treff sauber geputzt. Ich kann die Türen öffnen und das Putzwerkzeug wegräumen. Vereinzelt werden Stimmen laut, dass es ihnen so viel besser gefällt in ihrem Jugendtreff, dass sie sehr wohl putzen können und sie das eigentlich ziemlich „gruusig“ fänden. Nicht ohne Stolz finden es einige schade, dass die Erwachsenen nie sehen, wie sie am Abend jeweils selber putzen würden. Damit wir so arbeiten können, ist es wichtig, dass wir, und damit sind Sie alle gemeint, es auch aushalten, wenn nach einem warmen Wochenende der 23

Ich muss schon bald wieder in die Schule. Der Abfall bleibt vorläufig noch liegen.<br />

Am Dienstagmittag schauen zwei andere Jugendliche nach dem Mittagessen<br />

kurz vorbei. Beide in der Lehre und in Arbeitskleidung. Auch sie ärgern<br />

sich, packen aber Schaufel und Besen und beginnen zu putzen. Sie zeigen,<br />

dass sie wissen wie man arbeitet und räumen sehr zügig das Gröbste zusammen.<br />

Danach setzen sie sich auf „ihr“ Bänkli. Sichtlich stolz über ihren Einsatz.<br />

Mittwochnachmittag, der INpoint ist formell nicht geöffnet. Wir sind aber da<br />

und nehmen uns Zeit für die Jugendlichen. Das Foyer steht den Jugendlichen<br />

zur Verfügung. Ein erstes Grüppchen taucht schon bald auf und möchte „jöggele“.<br />

Das Putzwerkzeug steht schon bereit und wir teilen der Gruppe mit, dass<br />

erst geputzt werden muss, bevor sie spielen könnten. Die Jugendlichen finden<br />

das natürlich unfair, da sie ja am Wochenende sowieso nicht hier waren und<br />

nicht bereit sind, den Dreck der anderen zu putzen. Ich lasse die Gruppe alleine<br />

und ziehe mich ins Büro zurück. Nach zehn Minuten klopft ein Jugendlicher<br />

ans Fenster und möchte mir etwas sagen. Draussen unterbreitet er mir einen<br />

Vorschlag. Sie reinigen freiwillig den ganzen Vorplatz und dürfen dafür nachher<br />

eine Partie „jöggele“. Darauf lasse ich mich ein. Nachdem auch die Zigarettenstummel<br />

eingesammelt sind und der Abfall im Container entsorgt ist, darf<br />

dieses Grüppchen „jöggele“.<br />

Am Abend um 19:30 Uhr öffnet der INpoint offiziell. Die Türen sind noch geschlossen,<br />

das Putzwerkzeug steht bereit und die ersten Jugendlichen treffen<br />

ein, sauber zurechtgemacht für den „Ausgang“. Ich bin vor dem Jugendtreff<br />

und setze mich zu ihnen aufs Bänkli. Lautstark verkünden sie wie ungerecht<br />

unsere Regeln sind, dass sie selber putzen müssten, obwohl ihre Eltern schliesslich<br />

in der <strong>Gemeinde</strong> Steuern bezahlen und sie ein Recht auf einen sauberen<br />

Jugendtreff hätten. Es entsteht eine lebhafte Diskussion darüber, wie ungerecht<br />

eigentlich Littering* ist, da es ja immer irgendwen trifft, der die Sauerei wieder<br />

aufräumen muss. Und es sind ja immer die gleichen, welche es mit dem Putzen<br />

trifft…<br />

Um 20:00 Uhr können sich einige durchringen, ein erstes Mal den Besen zur<br />

Hand zu nehmen. Ich zeige auf, wo noch Abfall herumliegt. In den Rabatten<br />

und auf dem angrenzenden Weg und dass die Scherben und Zigarettenstummel<br />

auch aus dem Kies entfernt werden müssen. Bei diesem Grüppchen<br />

ist die Motivation jedoch schnell verebbt. Ich bin mit der Ordnung noch nicht<br />

zufrieden und die Zeit verrinnt von Neuem. Ich warte hartnäckig, bis es einem<br />

weiteren Grüppchen zu blöd wird und dieses sich aufrafft noch den Rest zu<br />

putzen. Um 20:30 Uhr ist der Treff sauber geputzt. Ich kann die Türen öffnen und<br />

das Putzwerkzeug wegräumen.<br />

Vereinzelt werden Stimmen laut, dass es ihnen so viel besser gefällt in ihrem<br />

Jugendtreff, dass sie sehr wohl putzen können und sie das eigentlich ziemlich<br />

„gruusig“ fänden. Nicht ohne Stolz finden es einige schade, dass die Erwachsenen<br />

nie sehen, wie sie am Abend jeweils selber putzen würden.<br />

Damit wir so arbeiten können, ist es wichtig, dass wir, und damit sind Sie alle<br />

gemeint, es auch aushalten, wenn nach einem warmen Wochenende der<br />

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