Auf leisen Sohlen zur Zettenalp - Winter
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Bergführer Ueli Bühler zieht die Spur am Obere Mäscher. Im Hintergrund der Sigriswilergrat mit dem Bluemehorn.<br />
SCHNEESCHUHWANDERN 7<br />
<strong>Auf</strong> <strong>leisen</strong> <strong>Sohlen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Zettenalp</strong><br />
Das Wandern auf Schneeschuhen durch winterliche Landschaften wird immer beliebter. Das Thuner Ostamt bietet wunderbare<br />
Möglichkeiten, auch für Einsteiger.<br />
Beim Schnabel weitet sich das Panorama mit Niesen und Stockhorn.<br />
Brrrr… die Kälte auf dem Parkplatz bei der Schwanden-Säge geht<br />
durch und durch, die Lust auf Bewegung nimmt ständig zu. Ein<br />
herrlich strahlender Tag steht einigen Schneeschuh-Greenhörnern<br />
bevor. Sie wollen sich in die Geheimnisse der winterlichen Natur<br />
und ins Laufen mit Schneeschuhen einweihen lassen. Einer, der<br />
dies in unserer Region für den Thunersee Tourismus macht, ist<br />
Bergführer Ueli Bühler aus Schwanden. Er, der in den 80er-Jahren<br />
die Heckmair-Route in der Eigernordwand solo in einem Tag<br />
durchstieg und am Ost-Gipfel des Nanga Parpat auf über 8000<br />
Meter um sein Leben kämpfte, zeigt heute einigen «Städtern» mit<br />
grossem Respekt das tief verschneite Hinterland der Thunerseeregion.<br />
<strong>Auf</strong> der gegenüberliegenden Seeseite, im Diemtigtal, ist<br />
es Hans von Allmen, der ebenfalls Schneeschuhtouren anbietet.<br />
Erste Schritte auf dem Pulverschnee<br />
Tief verschneit präsentieren sich die Wälder im Gebiet der Oberen<br />
Matte, ab hier gilt es ernst. Schneeschuhe werden an den Schuhen<br />
montiert und Skistöcke verteilt. Instruktionen braucht es<br />
keine, ab gehts Richtung Schnabel. Der ortskundige Leiter der<br />
Tour vorne weg, um die Spurarbeit beneidet ihn heute niemand.<br />
Die Landschaft ist tief verschneit. Traumhaft, wie die Sonne durch<br />
den Wald blinzelt. Die ersten ungewohnten Schritte hinter sich<br />
gebracht, stellt man schnell fest, dass das Gehen mit Schneeschuhen<br />
in der Ebene kinderleicht ist.<br />
Gäste in unberührter Landschaft<br />
Eine der Teilnehmerinnen nutzt den ersten Halt, um sich bei Ueli<br />
Bühler nach dem Wild zu erkundigen, und will wissen, ob die<br />
Gruppe nicht eventuell Tiere aufscheuchen könnte. Der Berg -<br />
führer gibt Auskunft, weshalb er in diesem Gebiet ohne Bedenken<br />
unterwegs ist. <strong>Auf</strong>grund von Trittsiegeln und Fährten, aber auch<br />
anhand von Kot, Frass- und Scheuerspuren weiss er, in welche<br />
Gebiete er Gäste führt. Deshalb ist er sicher, dass wir uns hier<br />
nicht im Lebensraum von Huftieren aufhalten, die gestört werden<br />
und deren Energieverbrauch durch die Flucht im tiefen Schnee<br />
unnötig erhöht würde. Der Konflikt zwischen rücksichtslos durch<br />
den Wald stapfenden Schneeschuhläufern und dem Wild ist auch<br />
ihm präsent, die Aussage «Wir sind Gäste in der Bergnatur und<br />
verhalten uns entsprechend achtsam und rücksichtsvoll» kennt<br />
Ueli Bühler bestens.<br />
Seine Botschaft an uns Schneeschuhläufer ist klar: Entweder<br />
bewegt man sich auf offiziellen Routen, schliesst sich einem ortskundigen<br />
Führer an oder befasst sich selber intensiv mit der Natur<br />
und den Lebensräumen der Tiere. Beim Studium von Fachliteratur<br />
erfährt man zum Beispiel, welches der Rauhfusshühner in welcher<br />
Höhe überwintert: das Schneehuhn auf über 2550 m ü. M.,<br />
das Birkhuhn über 2000 und das Auerhuhn zwischen 1000 und<br />
1800mü.M.
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SCHNEESCHUHWANDERN 9<br />
Das Erklären der Gegend gehört zum Beruf des Bergführers.<br />
Mäusespuren und atemberaubende Aussicht<br />
Wir befinden uns mittlerweile im Tönismoos auf gut 1300 m ü. M.<br />
vor dem <strong>Auf</strong>stieg zum Schnabel. Ueli Bühler zeigt den interessierten<br />
Gästen im glitzernden Pulverschnee die feine Spur, welche<br />
eine Maus gezogen hat. Mäuse machen keinen <strong>Winter</strong>schlaf, sind<br />
aber kälteempfindlich und produzieren so genügend Bewegungswärme.<br />
Mit ihrem Verhalten sorgen sie zudem dafür, dass einer<br />
ihrer Feinde auch im <strong>Winter</strong> zu Mahlzeiten kommt. «Ein Fuchs<br />
benötigt pro Tag gegen 20 Mäuse», weiss der Naturkenner Bühler.<br />
Über der Alp Schnabel ist Zeit für einen ersten Halt. Ein<br />
Schluck heisser Tee, eine Kleinigkeit für den Zuckerhaushalt im<br />
Körper und wärmende Sonnenstrahlen im Gesicht. Die Psyche<br />
meldet sich mit einem lang gezogenen «Aaah» … der Blick gegen<br />
Westen ist traumhaft. Eingerahmt von tief verschneiten Tannen<br />
links der Niesen, rechts das Stockhorn. Im Osten der Sigriswilergrat<br />
und die tief verschneiten Alpen beim Übergang ins Eriz.<br />
VERHALTENS-TIPPS FÜR SCHNEESCHUHLÄUFER<br />
Der SAC empfiehlt:<br />
– Wir verhalten uns möglichst ruhig<br />
– Wir halten beim Betreten neuer Geländekammern nach<br />
Tieren Ausschau<br />
– Wir weichen Tieren und ihren Einstandsplätzen nach<br />
Möglichkeit aus<br />
– Wir wählen unsere Route möglichst nicht entlang der<br />
Waldgrenze<br />
– In der Dämmerung verhalten wir uns besonders rücksichtsvoll<br />
– Wir respektieren Wildruhe- und Schutzgebiete<br />
– Wir schonen die Grenzbereiche Schneedecke–Gras<br />
– Wir lassen den Hund besser zu Hause<br />
Unter kundiger Führung<br />
Frisch gestärkt stapft die Gruppe weiter. Die Anforderungen an<br />
die Schneeschuhläufer steigen. Erstmals gilt es, das Gehen auf<br />
gefrorener Oberfläche zu testen und auch steilere Hänge zu begehen.<br />
Ueli Bühler passt das Tempo an und führt die Gruppe über<br />
Obere Mäscher in Richtung <strong>Zettenalp</strong>. Der erfahrene Bergführer<br />
bemerkt in der Gruppe erste Ermüdungserscheinungen und beschliesst,<br />
eine Abkürzung über den etwas sanfteren Waldweg<br />
einzuschlagen.<br />
Schneeschuhwandern soll vor allem den Einsteigern in erster<br />
Linie Freude bereiten und nicht in einen Härtetest ausarten. So<br />
erreicht die Gruppe glücklich über das Erfahrene und zufrieden<br />
über das Geleistete den Ausgangspunkt Schwanden-Säge – im<br />
Wissen, dass diese Art von <strong>Winter</strong>aktivität für alle nicht mit dem<br />
soeben absolvierten Schnupperkurs zu Ende gehen wird.<br />
www.str-tourismus.ch<br />
www.thunersee.ch<br />
www.diemtigtal.ch<br />
Die Gruppe im offenen Gelände Richtung <strong>Zettenalp</strong>.<br />
Text und Bilder: Beat Straubhaar