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44 <strong>HIV</strong>&more 2/2012<br />
Fortbildung<br />
ali hascheMi, PotsdaM<br />
geschlechtsangleichende<br />
operation von Frau zu Mann<br />
Es gibt verschiedene Operationstechniken mit unterschiedlichen ästhetischen<br />
Ergebnissen. Im Idealfall können Mastektomie, Hysterektomie, Ovarektomie<br />
und Penoidaufbau in einer Sitzung erfolgen.<br />
Vor der Operation sollte die gegengeschlechtliche<br />
Hormontherapie eingeleitet<br />
werden. Üblicherweise sind die hormonellen<br />
Veränderungen nach 8-10 Monaten<br />
weitgehend abgeschlossen, so dass<br />
bei Erfüllung der gesetzlichen Vorschriften,<br />
die insbesondere das Vorliegen<br />
zweier unabhängiger Gutachten, die jeweils<br />
das Vorliegen der Transsexualität<br />
bestätigen und die Empfehlung zur Operation<br />
enthalten, die eigentliche operative<br />
Geschlechtsanpassung stattfinden kann.<br />
Es gibt viele verschiedene Operationstechniken,<br />
die sich bezüglich der Ergebnisse<br />
sowohl in funktioneller als auch in<br />
ästhetischer Hinsicht unterscheiden.<br />
Jeder Patient sollte sich daher im Vorfeld<br />
seiner OP ausführlich über die in Frage<br />
kommenden Operateure, ihre Methoden<br />
und Ergebnisse informieren.<br />
Das bei uns in der Klinik Sanssouci in<br />
Potsdam verwendete Verfahren wurde<br />
von Dr. Paul-Jean Daverio entwickelt<br />
und wird bei uns seit 1994 angewandt. In<br />
dieser Zeit wurden laufend kleinere Verbesserungen<br />
im OP-Ablauf vorgenommen,<br />
so dass wir inzwischen ein hochgradig<br />
standardisiertes Verfahren mit<br />
konsistenten Ergebnissen anbieten können.<br />
Da die Operation bei uns durch ein<br />
spezialisiertes interdisziplinäres Team<br />
durchgeführt wird, sind wir in der Lage,<br />
fast alle notwendigen Schritte innerhalb<br />
eines einzigen Eingriffs zu bewerkstelligen.<br />
einzelne schritte<br />
Die einzelnen Schritte umfassen zunächst<br />
die Mastektomie (Brustentfernung),<br />
die je nach Form und Größe der<br />
Brust mit unterschiedlichen Techniken<br />
durchgeführt wird. Die Ovarektomie und<br />
Hysterektomie (Eierstocks- und Gebärmutterentfernung)<br />
wird durch ein gynäkologisches<br />
Team offen chirurgisch<br />
durch einen später nicht mehr sichtbaren<br />
Bauchschnitt durchgeführt. Für die eigentliche<br />
Phalloplastik wird nach der<br />
Entfernung der Vagina aus einem fasziokutanen<br />
freien Unterarm-Lappen ein<br />
sog. „Penoid“ mit funktionsfähiger<br />
Harnröhre, eigenen Gefäß- und Nervenanschlüssen<br />
sowie einer Glans-Plastik<br />
(plastische Nachbildung der Eichel) gebildet.<br />
Die großen Schamlippen werden<br />
miteinander vernäht, um nach der OP<br />
das Scrotum (Hodensack) zu bilden.<br />
KonstruKtion Penoid<br />
Während der Konstruktion des Penoids<br />
aus dem Unterarmlappen bleibt es die<br />
ganze Zeit über an die Nerven und Gefäße<br />
des Armes angeschlossen. Erst nach<br />
Abschluss dieses Prozesses werden die<br />
Arterien, Venen und Nerven auf Höhe<br />
der Ellenbeuge durchtrennt und das Penoid<br />
an die eigentliche Empfängerstelle<br />
transferiert, wo es dann mikrochirurgisch<br />
an Nerven und Gefäße in der Leiste<br />
anastomosiert wird. Darüber hinaus wird<br />
die im Penoid integrierte Harnröhre an<br />
den ursprünglichen Harnröhrenausgang<br />
angeschlossen. Durch den arteriellen Anschluss<br />
direkt an die A. femoralis (große<br />
Beinschlagader) ist sichergestellt, dass<br />
das Penoid stets ausreichend von der<br />
Basis bis zur Spitze mit Blut versorgt<br />
wird. Der Nervenanschluss sorgt dafür,<br />
dass sich im Penoid innerhalb von 6-9<br />
Monaten Sensibilität entwickelt. Dabei ist<br />
zu beachten, dass es sich bei dieser Sensibilität<br />
vornehmlich um Schmerz- und<br />
Berührungssensibilität handelt, die erogene<br />
Sensibilität und Orgasmusfähigkeit<br />
werden weiterhin durch die Klitoris, die<br />
während der OP deepithelisiert und<br />
unter der Haut an die Penoidbasis verlegt<br />
wurde, und deren Nerven wahr-<br />
genommen. Dadurch können unsere<br />
Patienten in aller Regel Ihre sexuelle<br />
Erregbarkeit und Orgasmusfähigkeit fast<br />
unverändert erhalten.<br />
Mögliche KoMPliKationen<br />
Bei einem Eingriff dieser Größenordnung,<br />
der gut und gerne 7-9 Stunden<br />
dauert, kann es natürlich zu einer Reihe
möglicher Komplikationen kommen.<br />
Aufgrund der langjährigen Erfahrung<br />
unseres Teams ist jedoch die Inzidenz<br />
ernsthafter Komplikationen, die in der<br />
notwendigen Entfernung des Penoids<br />
mündeten, trotz inzwischen weit über<br />
500 entsprechender Operationen immer<br />
noch im sehr niedrigen einstelligen Bereich<br />
angesiedelt. Die einzigen zwei<br />
Dinge, auf die auch der niedergelassene<br />
Nachbehandler eingestellt sein sollte,<br />
sind erstens Stenosen und zweitens Fisteln,<br />
die zusammengenommen in etwa<br />
15% der Fälle auftreten. Beide Komplikationen<br />
sind Ausdruck einer jeweils erschwerten<br />
und/oder verzögerten Wundheilung.<br />
Fortbildung<br />
Bei den Stenosen zieht sich in der Regel<br />
im Laufe der ersten 3-6 Monate nach der<br />
OP die ringförmige Naht an der Verbindung<br />
von alter und neuer Harnröhre zusammen,<br />
so dass sich eine Engstelle<br />
(=Stenose) bildet, vor der der Urin sich<br />
staut. Diese Stauung bemerkt der Patient<br />
in der Regel daran, dass das Wasserlassen<br />
deutlich länger dauert, er mehr Druck<br />
aufwenden muss und dass der Harnstrahl<br />
schwächer wird. All dies sind Signale, die<br />
man beachten sollte. Bei frühzeitiger Erkennung<br />
lässt sich eine Stenose im Allgemeinen<br />
gut konservativ behandeln,<br />
indem mittels sog. Bougies (spezielle<br />
Dehnungsstifte) die Harnröhre schrittweise<br />
wieder aufgedehnt wird. Erst wenn<br />
die konservative Therapie keinen dauerhaften<br />
Erfolg aufweist, würde man eine<br />
operative Korrektur der Stenose in Betracht<br />
ziehen.<br />
Ähnliches gilt auch für die zweite mögliche<br />
Komplikation, die Fistel. Dabei tritt<br />
durch eine Verbindung mit der Harnröhre<br />
Urin an der Hautoberfläche aus, am<br />
häufigsten im Bereich der Harnröhrenanastomose.<br />
Auch hier ist zunächst ein<br />
konservatives Vorgehen angezeigt. In ca.<br />
50% der Fälle heilt solch eine Fistel innerhalb<br />
einiger Wochen wieder zu,<br />
vorausgesetzt man hält sie in dieser Zeit<br />
sauber und trocken. Sollte dies nicht gelingen,<br />
wäre auch hier ein operativer<br />
Zweiteingriff notwendig.<br />
Von diesen zwei Dingen abgesehen, gestaltet<br />
sich der Heilungsprozess in aller<br />
Regel komplikationslos, so dass nach 6-9<br />
Monaten, wenn sich ausreichend Sensibilität<br />
im Penoid gebildet hat, der letzte operative<br />
Schritt durchgeführt werden kann:<br />
die Implantation einer Erektions- und<br />
Hodenprothese, die den operativen Teil<br />
der Geschlechtsanpassung abschließen.<br />
Ali Haschemi<br />
Klinik Sanssouci Potsdam<br />
Helene-Lange-Straße 13 · 14469 Potsdam<br />
E-Mail: haschemi@kliniksanssouci.de<br />
impressum<br />
iMPressuM<br />
Wissenschaftlicher beirat<br />
Dr. Stefan Esser, Essen<br />
Prof. Gerd Fätkenheuer, Köln<br />
Dr. Heribert Knechten, Aachen<br />
Prof. Jan van Lunzen, Hamburg<br />
Ulrich Marcus, Berlin<br />
Prof. Jürgen Rockstroh, Bonn<br />
Prof. Bernd Salzberger, Regensburg<br />
Dr. Hauke Walter, Erlangen<br />
Chefredaktion<br />
Dr. Ramona Pauli<br />
Berg-Isel-Str. 14a · 81547 München<br />
redaktion@hivandmore.de<br />
redaktion<br />
Andrea Warpakowski, Itzstedt<br />
grafische gestaltung<br />
Renate Ziegler, Aitrang<br />
internet<br />
www.hivandmore.de<br />
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durch den Verlag und mit Angabe der Quelle.<br />
Herausgeber<br />
Dr. med. Ramona Pauli, Taufkirchen<br />
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Die Textinhalte geben die Autorenmeinung<br />
wieder und stimmen nicht zwangsläufig mit der<br />
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Beirates überein. Die Abbildungen<br />
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träge sind die Autoren verantwortlich. Der Leser<br />
wird darauf hingewiesen, Handlungsweisungen<br />
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Herausgeber übernimmt keine Verantwortung.<br />
<strong>HIV</strong>&more 2/2012<br />
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