DSS-Heft 80-2006
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Erneut bedroht, strebte die Sowjetunion zur Gewährleistung ihrer Sicherheit<br />
die Schaffung westwärts verschobener Verteidigungsräume an und erweiterte<br />
durch geographische Ausdehnung den eigenen Macht- und Einflussbereich.<br />
Diese geostrategischen Interessen der USA und der Sowjetunion beherrschten<br />
von 1947 bis 1990 das machtpolitische und militärische Denken und<br />
Handeln. Charakteristisch war, dass beide Supermächte in der Weltpolitik einander<br />
ausschalten wollten, aber gleichermaßen bestrebt waren, einen Krieg<br />
gegeneinander zu vermeiden.<br />
Damit waren auch die Weichen für die deutsche Nachkriegsentwicklung gestellt.<br />
Durch den deutlich zunehmenden Konflikt der Siegermächte und den<br />
Einfluss der deutschen politischen Kräfte wurde das Streben zum Erhalt der<br />
deutschen Gesamtstaatlichkeit aufgegeben. Das führte schließlich zur deutschen<br />
Teilung und zur europäischen Nachkriegsordnung. Die Demarkationslinie<br />
wurde zur Frontlinie.<br />
Nach der Gründung der BRD und DDR im Jahre 1949 bestand das Hauptziel<br />
der Sowjetunion darin, die beiden deutschen Staaten sicherheitspolitisch<br />
zu kontrollieren. Hinsichtlich der BRD bestand ihre Absicht vor allem darin,<br />
deren Westintegration zu verhindern. Politisch-diplomatische Angebote der<br />
Sowjetunion (u.a. Stalin-Note von 1952) fanden aber keine Beachtung.<br />
Mit der Gründung der BRD erfolgte deren Remilitarisierung. Die Militärelite<br />
des Ostfeldzuges erarbeitete bis zum 06.10.1950 im Eifelkloster Himmerod<br />
die Grundlagen für die Wiederbewaffnung der BRD. Dabei stützten sich die<br />
Militärberater des Bundeskanzlers (Froetsch, Heusinger, Speidel) erneut auf<br />
die operativen Ansichten des deutschen Generalstabes zur Kriegführung gegen<br />
die Sowjetunion und unterbreiteten den Plan für den abschließenden Teil des<br />
Zweiten Weltkrieges. Der ab 28.10.1950 eingesetzte Bevollmächtigte Theodor<br />
Blank leitete mit Zustimmung der Westalliierten den systematischen Aufbau<br />
der neuen Wehrmacht. Am 08.02.1952 gab der Bundestag einem deutschen Verteidigungsbeitrag<br />
seine Zustimmung. Die NATO forderte am 23.10.1954 die<br />
BRD offiziell zum Beitritt auf. Im Juli 1955 wurde Theodor Blank zum ersten<br />
Bundesminister der Verteidigung ernannt.<br />
Die Legitimierung der beiden deutschen Staaten erfolgte bekanntlich nur indirekt,<br />
bzw. im Nachhinein. Als beide Völkerrechtssubjekte 1954/55 ihre Souveränität<br />
erhielten, stand die Frage der Bildung eigener, regulärer Streitkräfte<br />
auf der Tagesordnung.<br />
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