Elbsandsteingebirge - Sandstones
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ei Seite, obwohl es nicht uninteressant ist, dass z. B. die erweiterte Produktion von Schindeln<br />
auf das komplizierte Gelände und die Probleme mit der Holzbeförderung derartig<br />
reagierte, dass die Schindelhersteller meistens direkt im Ort der Holzgewinnung arbeiteten<br />
oder nach einem Sturm oder einen anderen Kalamität 9 in Gebiete mit Baumwürfen anbefohlen<br />
wurden. Die Böhmische Schweiz war während der ganzen historischen Zeit bis<br />
zum letzten Krieg ein Gebiet prosperierender Forsthandwerke, vor allem der Holzkohlenproduktion,<br />
Harzverarbeitung, Ascheverarbeitung (Herstellung von Fluss- und Pottasche)<br />
und weiterer. Die Gewinnung von Grundrohstoffen bewirkte nicht nur die Fläche, sondern<br />
auch die Qualität des Forstreviers. Obwohl der Frage der Harzverarbeitung bereits in<br />
den Sammelbändern der Vergangenheit der Böhmischen Schweiz I., II. nicht unbedeutend<br />
viel Aufmerksamkeit gewidmet wurde, helfen weitere Recherchen die Organisation dieser<br />
Produktion zu präzisieren. 10 Eine ausgezeichnete Informationsquelle sind die Geldbelege<br />
des Herrschaftsgutes Bynovec. Deren Aufzeichnungen verneinen praktisch die allgemeinen<br />
Behauptungen über die allmähliche Einschränkung des exploitativeren Zweigs der Harzverarbeitung<br />
– durch Anschneiden der Bäume. Egal wie oft man lesen kann, dass diese<br />
Art und Weise, welche die Lebensdauer, den Gesundheitszustand und die Entwicklung der<br />
Bäume sehr beeinflußt hat, nur an Gemeinde-, Bauern- oder Kirchenbäumen angewendet<br />
werden durfte und dass die Obrigkeit die Entwertung von Gehölzen in ihren Wäldern<br />
verboten hat – die Belege sagen völlig anders aus.<br />
In allen herrschaftlichen Wäldern wurden Bäume angeschnitten, jedes Revier des<br />
Herrschaftsgutes Bynovec hatte sogar eine eigene Pechhütte (wahrscheinlich direkt beim<br />
Forsthaus). Seit dem 18. Jahrhundert sind für das Herrschaftsgut Bynovec auch die kompletten<br />
Nachweise der einzelnen Holzpechverarbeiter erhalten geblieben, in denen die<br />
Zeit, das konkrete Forstrevier sowie die Mengen der hergestellten Pechsteine und deren<br />
Gewicht angegeben werden.<br />
Beispiel: Am 22. November 1734 wurden Wilhelm Grasse, Elias Dinebier und Johann<br />
Christof Kessler aus Vysoká Lípa 22 Gulden 43 Kreuzer für den Neuanriss von alten<br />
angeschnittenen Fichten im Revier Vysoká Lípa, für die Sammlung des Harzflusses und die<br />
Herstellung von 151 Pechsteinen mit einem Gesamtgewicht von 10 Pfund bezahlt 11 .<br />
d) Waldpflege<br />
Seit Ende des 18. Jahrhunderts kann in amtlichen Berichten der Forstämter eine allmähliche<br />
Entwicklung der künstlichen Bewirtschaftung der Wälder beobachtet werden.<br />
Große Aufmerksamkeit wurde der Einpflanzung von Bäumen gewidmet, verbunden mit<br />
der Gründung von Baumschulen. Zum Beispiel im Jahr 1795 wurden zur Pflanzung von<br />
Lärchenstecklingen sechs Baumschulen im einer Gesamtfläche von 37,5 Klaftern 2 in den<br />
9 Über die Verarbeitung von Baumbrüchen zu Schindeln, siehe z.B. SGA Litoměříce, Zweigstelle Děčín, GG Česká Kamenice,<br />
Amtsanweisungen, ÚK a 3, 1712<br />
10 Lissek, P.: Beitrag zur Kenntnis der Struktur der mittelalterlichen Besiedlung der Elbsandsteinlandschaft, in: Vergangenheiten<br />
der Böhmischen Schweiz I., Krásná Lípa, 2003, S. 46 – 55; Lissek, P.: Herstellung von Teer und Pech in der Böhmischen Schweiz,<br />
in: Vergangenheiten der Böhmischen Schweiz II., Krásná Lípa, 2004, S. 74 – 91; Belisová, N.: Verarbeitung von Holzpech in der<br />
Böhmischen Schweiz und dem Elbsandsteingebiet, in: Vergangenheiten der Böhmischen Schweiz II., Krásná Lípa, 2004, S. 94<br />
– 183.<br />
11 SGA Litoměřice, Zweigstelle Děčín, GG Bynovec, K 50, Geldrechnungen, 1734, November.<br />
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