Elbsandsteingebirge - Sandstones
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Motor der Änderungen wurden im älteren (urzeitigen) Zeitraum die natürlichen Vegetationsverschiebungen,<br />
verbunden mit Expansionen neuer Arten und mit Änderungen<br />
der geochemischen Zyklen der Nährstoffe - mit der allmählichen Azidifikation. Diese<br />
beiden Mechanismen ergänzten sich gegenseitig und deren Einflüsse wurden stärker.<br />
Diese Entwicklung setzt sich noch am Umbruch der alten und der neuen Zeitrechnung<br />
(also im Rahmen des älteren Subatlantikums) fort, wo die Tannen- und Hainbuchenexpansion<br />
endet und wo die Reste der Mischeichenwälder endgültig zurückgegangen<br />
sind. Als Ausgangszustand bestand am Anfang des Hochmittelalters (d.h. im jüngeren<br />
Subatlantikum) die Vegetation, welche unter Ausschluss der menschlichen Einflüsse in<br />
einem hohen Mass dem natürlichen ökologischen Potential auf dem Gebiet der Böhmischen<br />
Schweiz entsprach. Überall dominierten Tannen-Buchenwälder. Je nach konkreten<br />
Standortbedingungen waren Hainbuche, Eiche, Birke und Kiefer beigemischt. Die<br />
heute so zahlreiche Waldkiefer kam allerdings eher sporadisch vor und dominierte nur<br />
in den meistexponierten Geländeteilen der Felsaufschlüsse. In schattigen und feuchten<br />
Schluchten wuchs die ursprüngliche Fichte. Die Geschichte deren lokaler Population<br />
geht mindestens 9 Jahrtausende zurück (Pokorný 2003). Die hochmittelalterliche Kolonisation<br />
hatte keinen wesentlichen Einfluss auf die Vegetation des Nationalparks. Der<br />
Grund dazu ist am ehesten deren Rasanz, die nicht gross war. Sogar am Rande der damaligen<br />
Kulturlandschaft selbst (im Falle des Standortes Nad Dolským mlýnem) machen<br />
sich die Vegetationsänderungen nicht allzu bemerkbar. Ein grundlegender Umbruch in<br />
der Vegetationsentwicklung ist unter dem Einfluss der Bewirtschaftung erst in der Neuzeit<br />
erfolgt. Die genaue Datierung dieses Ereignisses geben eher historische Studien.<br />
Aufgrund unserer Ergebnisse können wir bloss feststellen, dass die Änderung etwa im<br />
Zeitraum zwischen dem Ende des 17. und Anfang des 19. Jahrhunderts erfolgt sind und<br />
dass sie plötzlich und relativ synchron in der Umgebung aller drei untersuchten Punkte<br />
war. Erkennbar ist eine Teilabholzung am Rande des Plateaus Růžovská plošina, weniger<br />
innerhalb der Felsbereiche. Am auffälligsten sind jedoch die Änderungen in der Artenstruktur<br />
der Waldbestände, wo Tanne und Buche deutlich verschwinden. An ihre Stelle<br />
kommen Fichte, Kiefer und teilweise auch Birke.<br />
Es ist eine ausdrücklich konzeptionelle Frage, wie die soeben beschriebenen auf<br />
das Management zurückzuführenden Vegetationsänderungen der letzten drei Jahrhunderte<br />
zu bewerten sind. Es handelt sich um ein Problem, das den Naturschutz als ein<br />
Ganzes betrifft. Bei einer extrem konservativen Auffassung würden wir im gegebenen<br />
Fall den Stand am Ende des Hochmittelalters zum Ausgangspunkt erklären. Das Ziel<br />
des Naturschutzes wäre dann eine Wiederherstellung dieses „ursprünglichen Standes“<br />
so, wie dieser in den vorherigen Absätzen beschrieben ist. Die extrem liberale Auffassung<br />
würde im Gegenteil dazu anstiften, dass keine Eingriffe vorgenommen werden und<br />
dass in der Reservation die wirtschaftlichen Tätigkeiten gar nicht beschränkt werden.<br />
Vegetationsänderungen waren doch immer da und werden da sein und der Mensch ist<br />
mit seinen Aktivitäten ohnehin bereits seit der tiefsten Urzeit ein untrennbarer Bestandteil<br />
der mitteleuropäischen Ökosysteme. Aufgrund der Ergebnisse unseres Studiums<br />
der Vegetationsentwicklung in einer langfristigen Perspektive empfehlen wir eher eine<br />
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