Elbsandsteingebirge - Sandstones

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28.02.2013 Aufrufe

3. Kurze Besiedlungsgeschichte der Böhmischen Schweiz Der Einfluss des Menschen auf die Vegetation Mitteleuropas war bereits in der prähistorischen Zeit beträchtlich. Diesen Faktor müssen wir also zwingend in die Abhandlung der Vegetationsentwicklung miteinbeziehen. Deshalb legen wir zuerst mindestens die kürzeste Übersicht der Besiedlung des Einzugsgebietes dar. Die ersten Beweise der Holozänbesiedlung der Böhmischen Schweiz gehen in die Mesolithzeit zurück. Kleine Jägergruppen suchten die Sandsteinüberhänge zum Saisonsbewohnen aus, der Einfluss auf die Umwelt war klein, offensichtlich jedoch nicht völlig vernachlässigbar (Svoboda et al. 2003). Die Funde aus der landwirtschaftlichen Urzeit sind in den Überhängen des ganzen Bereiches zerstreut. Ihre Datierung fällt insbesondere in den Äneolithzeitraum, in die jüngere Bronzezeit, in die spätere Bronzezeit (die Lausitzer Kultur) und in die Eisenzeit (Hallstatt-Kultur). Aus der kleinen Menge der gefundenen Artefakte kann geschlossen werden, dass sich hier die Menschen eher kurz und sporadisch aufgehalten haben (Jenč und Peša 2004). Von der Hallstatt-Zeit an bis zum frühen Mittelalter haben wir aus diesem Bereich keine archäologischen Funde. Drei in das 8.-10. Jahrhundert datierte Standorte liegen in einer Nähe voneinander. Der wichtigste davon ist die Burgstätte am Zusammenfluss des Brtnice-Bachs mit Křinice an der Landzunge Adlerhorn, die als eine Wachstelle über dem Weg im Kyjov-Tal dienen konnte. Die nächste bewiesene Besiedlung, mit der diese Burgstätte kommunizieren konnte, befindet sich erst in der Oberlausitz (Sohland, Kirschau, Bautzen, Doberschau, Seitschen, Goda), im Děčín- und Úštěk-Becken (Pažourek und Velímský 1995). Ein grundlegender Umbruch in der Geschichte ist am Beginn der hochmittelalterlichen Kolonisierung, d.h. von der zweiten Hälfte des 13. bis zum Ende des 14. Jahrhunderts eingetreten, wo die Bereiche Šluknov und Česká Kamenice endgültig besiedelt wurden, und zwar von zwei feudalen Siedlungen aus: der Burg Scharfenstein (Ostrý) in der Haltung der Markvartic-Familie (Šmilauer 1965) und der Burg Schönbuch (Krásný Buk) in der Haltung der Ronov-Familie (Klos 1997). Die Kolonisierung ist wie folgt erfolgt: Der Feudal hat den Boden vom Herrscher erworben und hat einen Lokator mit dem Bringen der Ansässiger aus dem In- oder Ausland, mit der Standortauswahl und mit der Gemeindegründung beauftragt. Das Holz für den Hausbau wurde mit dem Beil gewonnen. Den plötzlichen Bedarf an Ackerboden haben die Kolonisten durch Ausbrennen gelöst. Da der Prozess der Waldumwandlung zum Ackerboden ziemlich anstrengend und langwierig ist, wird davon ausgegangen, dass beim Entstehen der Kulturlandschaft deutlich die Waldweide verhalf (Nožička 1957). Bis Ende des 14. Jahrhunderts wurden fast alle heutigen Gemeinden in einem Umkreis von ca. 10 km vom Standort Nad Dolským Mlýnem gegründet. Auf dem Plateau Na Růžovské plošině sind dies (in Klammern sind die Jahre der ersten schriftlichen Erwähnungen angegeben): Růžová (1352), Arnoltice (1352), Bynovec (1443), Janov (1446), Huntířov (1352), Ludvíkovice (1425). In diesem Bereich befinden sich einige Kastelle, deren kurze Existenz in das 13.-14. Jahrhundert fällt. (Gabriel 2004). Die Residenz- und Verwaltungsfunktion wird den Burgen Schönbuch, Scharfenstein, Šauštejn und Falkenštejn zugeschrieben (Klos 1997). Die Produktionsaktivitäten und die Rohstoffgewinnung haben sich im Hochmittelalter auf mehrere Bereiche konzentriert. Im Kataster von Vlčí Hora ist es gelungen, eine Glashütte bereits an der Jahrhundertwende 42

des 13. und 14. Jahrhunderts zu datieren. Im Laufe des ganzen Mittelalters und zuallerletzt auch in der Neuzeit kommen Glashütten in Chřibská, Doubice und an anderen Stellen vor (Černá 2003). Ferner ist Gewinnung und Verarbeitung von Ortsteinen belegt. Das Eisenschmelzen erforderte grosse Holzkohlenmengen. Die Holzkohlenproduktion musste von einem grundsätzlichen Einfluss auf den Stand der Wälder sein. Das gleiche gilt für Teerund Pechproduktion (Lissek 2004, Belisová 2004). In der vorhussitischen Zeit wurde durch Plänterhieb bewirtschaftet und die Grenze zwischen dem Ackerboden und dem Wald war noch nicht fest stabilisiert. Im 16. Jahrhundert wird die Schlagbewirtschaftung eingeführt, die eine Gefährdung für die Buche und Tanne war, die sich unter den Bedingungen der Plenterwirtschaft natürlich verjüngten. Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert werden Kahlschläge eingeführt. Als aufgeforstete Holzart sind Fichte und Kiefer sehr populär. Die Fichtenbewirtschaftung begann sich in der Herrschaft Česká Kamenice in den Jahren 1780-1800 durchzusetzen, wie die Eintragung aus der Exkursion der Böhmischen Jägereinheit zum Malý Javor beweist (Průša 2000). 4. Entwicklung der Vegetation in der Böhmischen Schweiz 4.1. Die Felsbereiche - Profile Jelení louže (Hirschpfützen) und Pryskyřičný důl (Harzgrund) Die Ergebnisse der Pollenanalysen aus den Profilen Jelení louže (Abb. 2) und Pryskyřičný důl (Abb. 3) bieten aufgrund der ähnlichen Situierung in der Landschaft ein ähnliches Bild der Vegetationsentwicklung. Deshalb beschreiben wir sie im Abschnitt, in dem sich die beiden Profile zeitlich überdecken, gemeinsam. Einige bedeutende Unterschiede betonen wir separat. Die älteste Aufzeichnung zur Vegetationsentwicklung innerhalb der Felsstädte konnten wir auf der Basis des Profil Jelení louže gewinnen. Im engen Unterbau von organischen Sedimenten haben wir eine weisse bis leicht bräunliche Schicht eines tonartigen Materials gefunden, die auf den Schluchtboden offensichtlich durch die Aktivität des leicht strömenden Wassers geraten war. Diese Schicht können wir als Beweis der unterschiedlichen Niederschlagsverhältnisse (des an Niederschlag reicheren Klimas) am Ende des mittleren Holozäns interpretieren (siehe das Radiokarbondatum 5 650 ± 40 BP im Moor im engen Oberbau). Über dem tonartigen Sediment liegt eine feste kompakte Schicht eines eisenhaltigen Sedimentes. Das Eisen wurde offensichtlich unter dem Einfluss der intensiven Niederschläge vom Boden im Einzugsgebiet, beziehungsweise von den Sandsteinen selbst (das die Moorgebiete versorgende kapillare Sickerwasser fliest durch die Felsmassive) freigesetzt und sobald es in eine weniger reduzierende Umgebung geriet, hat es sich abgesetzt. Gerade die undurchlässige Folge der tonartigen Sedimente und der eisenhaltigen Ausfällungen war offensichtlich die unmittelbare Ursache der dauerhaften Nässe des Schluchtbodens und des Beginns der Akkumulation der organischen Masse. Aus den ersten organischen Massen stammen die ältesten Pollenspektren (LPAZ JL1). Deren Aussagekraft wird jedoch durch die spezifischen lokalen Vegetationsverhältnisse stark entstellt: In der entsprechenden Zeit war der Sumpf auf dem Schluchtboden dicht mit Farn verwachsen, so dass die hohe Kurve dessen monoleten (jedoch näher nicht 43

3. Kurze Besiedlungsgeschichte der Böhmischen Schweiz<br />

Der Einfluss des Menschen auf die Vegetation Mitteleuropas war bereits in der<br />

prähistorischen Zeit beträchtlich. Diesen Faktor müssen wir also zwingend in die Abhandlung<br />

der Vegetationsentwicklung miteinbeziehen. Deshalb legen wir zuerst mindestens die<br />

kürzeste Übersicht der Besiedlung des Einzugsgebietes dar.<br />

Die ersten Beweise der Holozänbesiedlung der Böhmischen Schweiz gehen in die<br />

Mesolithzeit zurück. Kleine Jägergruppen suchten die Sandsteinüberhänge zum Saisonsbewohnen<br />

aus, der Einfluss auf die Umwelt war klein, offensichtlich jedoch nicht völlig<br />

vernachlässigbar (Svoboda et al. 2003). Die Funde aus der landwirtschaftlichen Urzeit sind<br />

in den Überhängen des ganzen Bereiches zerstreut. Ihre Datierung fällt insbesondere in<br />

den Äneolithzeitraum, in die jüngere Bronzezeit, in die spätere Bronzezeit (die Lausitzer<br />

Kultur) und in die Eisenzeit (Hallstatt-Kultur). Aus der kleinen Menge der gefundenen<br />

Artefakte kann geschlossen werden, dass sich hier die Menschen eher kurz und sporadisch<br />

aufgehalten haben (Jenč und Peša 2004). Von der Hallstatt-Zeit an bis zum frühen<br />

Mittelalter haben wir aus diesem Bereich keine archäologischen Funde. Drei in das 8.-10.<br />

Jahrhundert datierte Standorte liegen in einer Nähe voneinander. Der wichtigste davon<br />

ist die Burgstätte am Zusammenfluss des Brtnice-Bachs mit Křinice an der Landzunge<br />

Adlerhorn, die als eine Wachstelle über dem Weg im Kyjov-Tal dienen konnte. Die nächste<br />

bewiesene Besiedlung, mit der diese Burgstätte kommunizieren konnte, befindet sich erst<br />

in der Oberlausitz (Sohland, Kirschau, Bautzen, Doberschau, Seitschen, Goda), im Děčín-<br />

und Úštěk-Becken (Pažourek und Velímský 1995).<br />

Ein grundlegender Umbruch in der Geschichte ist am Beginn der hochmittelalterlichen<br />

Kolonisierung, d.h. von der zweiten Hälfte des 13. bis zum Ende des 14. Jahrhunderts<br />

eingetreten, wo die Bereiche Šluknov und Česká Kamenice endgültig besiedelt wurden,<br />

und zwar von zwei feudalen Siedlungen aus: der Burg Scharfenstein (Ostrý) in der Haltung<br />

der Markvartic-Familie (Šmilauer 1965) und der Burg Schönbuch (Krásný Buk) in<br />

der Haltung der Ronov-Familie (Klos 1997). Die Kolonisierung ist wie folgt erfolgt: Der<br />

Feudal hat den Boden vom Herrscher erworben und hat einen Lokator mit dem Bringen<br />

der Ansässiger aus dem In- oder Ausland, mit der Standortauswahl und mit der Gemeindegründung<br />

beauftragt. Das Holz für den Hausbau wurde mit dem Beil gewonnen. Den<br />

plötzlichen Bedarf an Ackerboden haben die Kolonisten durch Ausbrennen gelöst. Da der<br />

Prozess der Waldumwandlung zum Ackerboden ziemlich anstrengend und langwierig ist,<br />

wird davon ausgegangen, dass beim Entstehen der Kulturlandschaft deutlich die Waldweide<br />

verhalf (Nožička 1957). Bis Ende des 14. Jahrhunderts wurden fast alle heutigen<br />

Gemeinden in einem Umkreis von ca. 10 km vom Standort Nad Dolským Mlýnem gegründet.<br />

Auf dem Plateau Na Růžovské plošině sind dies (in Klammern sind die Jahre der<br />

ersten schriftlichen Erwähnungen angegeben): Růžová (1352), Arnoltice (1352), Bynovec<br />

(1443), Janov (1446), Huntířov (1352), Ludvíkovice (1425). In diesem Bereich befinden<br />

sich einige Kastelle, deren kurze Existenz in das 13.-14. Jahrhundert fällt. (Gabriel 2004).<br />

Die Residenz- und Verwaltungsfunktion wird den Burgen Schönbuch, Scharfenstein,<br />

Šauštejn und Falkenštejn zugeschrieben (Klos 1997). Die Produktionsaktivitäten und die<br />

Rohstoffgewinnung haben sich im Hochmittelalter auf mehrere Bereiche konzentriert. Im<br />

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