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Elbsandsteingebirge - Sandstones

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Vom späten Cenoman, wo der seichte Sund der böhmischen Kreidesee zum ersten<br />

Mal die Kommunikation der Wassermassen über den nördlichen Teil des Böhmischen<br />

Massivs ermöglicht hat, hatten die vorwiegend längs der Sundachse orientierten Seeströme<br />

einen gravierenden Einfluss auf den Charakter der Sedimentationen von sandigen<br />

Deltas. Die intensive Strömung längs der Delta-Hänge hat einerseits den durch die Ströme<br />

herbeigebrachten Sand in die Form von Dünen bearbeitet, die längs der Küste migrierten,<br />

andererseits hat sie zum Abtragen der feinen Fraktion stromabwärts und zum<br />

Absetzen an Stellen mit einer kleineren hydraulischen Energie abgetragen. Das Zeugnis<br />

über die Form der Dünenfelder und deren Bewegungsrichtung - also der Strömungsrichtung<br />

- verzeichnet eine schräge Schichtung, welche die häufigste sedimentäre Struktur<br />

ist. Diese ist z.B. im Sandstein des mittleren Turons in den Tyssaer Wänden oder im<br />

Elbtal sehr gut sichtbar. Im Zuge der Entwicklung des Beckens überwog die Strömung in<br />

Südostrichtung, wobei eine bedeutende Ausnahme der ältere bis mittlere Turon gerade<br />

im Bereich des <strong>Elbsandsteingebirge</strong>s, der Böhmischen und der Sächsischen Schweiz ist.<br />

Hier hat bereits Valečka in der schrägen Schichtung der Sandsteine eine Aufzeichnung<br />

von eindeutig bipolaren Strömen mit der dominanten Richtung zum Nordwesten identifiziert.<br />

Wir gehen davon aus, dass die Hauptursache der intensiven Ebbe-Flut-Strömung<br />

(tidale Strömung) in den beiden Richtungen die Verengung des Sundes zwischen dem<br />

sächsischen und dem tschechischen Beckenteil war, die dank dem Forschritt des Delta-<br />

-Körpers in den Sund verdeutlicht wurde. Die Beschleunigung der tidalen Ströme an<br />

diesen Stellen reproduziert auch das numerische Modell der Ebbe-Flut-Strömung, das<br />

aufgrund unserer Daten in der Imperial College in London gebildet wurde (Mitschel et<br />

al., 2007), obwohl der Spiegelunterschied zwischen der Flut und der Ebbe gemäss diesem<br />

Modell höchstens 0,5 m betragen konnte.<br />

In Richtung zum Südwesten (knappe 10 km von Děčín) gehen die Küstensedimente<br />

mit Oberhand von Sandsteinen schnell in Ablagerungen der offenen See über. Hier<br />

überwiegen Schiefertone und Schluffsteine, oft mit einem Anteil an kalkigen (seltener<br />

quarzigen) Gehäusen von Wirbellosen. Der Anteil an diesen biogenen Komponenten<br />

hat sich mit der Zeit deutlich geändert. Die zwei Maximen ihres Vorkommens – Mergelkalk<br />

und mikritische Kalksteine der Bílá-Hora-Schichtenfolge (Unterturon, ca. 93.5<br />

– 92.1 Mio. Jahre) und der Teplice-Schichtenfolge (Oberturon, ca. 90 – 88.6 Mio. Jahre)<br />

werden somit zu einer wichtigen Quelle der Daten über die klimatischen und tektonischen<br />

Änderungen im Mitteleuropa in der Zeit des kulminierenden Treibhauseffektes.<br />

Die Ergebnisse der sedimentologischen, geochemischen und paläontologischen<br />

Untersuchung der Teplice-Schichtenfolge zusammen mit der spektralen Analyse der<br />

zyklischen Schichtung und mit der numerischen Modellierung (Laurin und Uličný,<br />

2004) deuten an, dass die feinkörnigen Sedimente des jüngeren Turons zwei Typen von<br />

klimatischen Änderungen verzeichnen:<br />

(1) eine langfristige (> 1 Mio. Jahre) Abkühlung (Vordringung der sog.<br />

subtropischen Front zum Süden) und<br />

(2) kurzfristige klimatische Oszillationen (zehntausende bis hunderttausende<br />

Jahre), welche wahrscheinlich die zyklischen Änderungen der orbitalen<br />

Parameter der Erde, die sog. Milankovič-Zyklen (Exzentrizität der Umlaufbahn,<br />

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