28.02.2013 Aufrufe

Versorgungskosten von Rückenschmerzen und die Bedeutung der ...

Versorgungskosten von Rückenschmerzen und die Bedeutung der ...

Versorgungskosten von Rückenschmerzen und die Bedeutung der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Versorgungskosten</strong> <strong>von</strong> <strong>Rückenschmerzen</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

<strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> Schmerzchronifizierung – Ergebnisse<br />

einer GKV-Routinedatenanalyse<br />

Cost of Back Pain and the Significance of Chronic Pain – Results of a Claims Data<br />

Analysis<br />

Autoren A. Freytag 1 , M. Thiede 1 , G. Schiffhorst 1 , A. Höer 1 , S. Wobbe 2 , C. Luley 3 , G. Glaeske 4<br />

Institute<br />

Schlüsselwörter<br />

●▶ <strong>Rückenschmerzen</strong><br />

●▶ chronischer Schmerz<br />

●▶ Krankheitskosten<br />

●▶ Routinedaten<br />

●▶ Versorgungsforschung<br />

Key words<br />

●▶ back pain<br />

●▶ chronic pain<br />

●▶ cost of illness<br />

●▶ claims data<br />

●▶ health services research<br />

Bibliografie<br />

DOI http://dx.doi.org/10.1055/<br />

s-0031-1281578<br />

Ges<strong>und</strong>h ökon Qual manag<br />

© Georg Thieme Verlag KG<br />

Stuttgart ∙ New York ∙<br />

ISSN 1432-2625<br />

Korrespondenzadresse<br />

Dr. Antje Freytag<br />

IGES Institut GmbH<br />

Friedrichstraße 180<br />

10117 Berlin<br />

antje.freytag@iges.de<br />

www.iges.de<br />

1 IGES Institut GmbH, Berlin<br />

2 DAK Unternehmen Leben, Hamburg<br />

3 Grünenthal GmbH, Aachen<br />

4 Zentrum für Sozialpolitik (ZeS), Universität Bremen<br />

Zusammenfassung<br />

!<br />

Zielsetzung: Gewinnung neuer Informationen<br />

über <strong>die</strong> Zusammensetzung <strong>und</strong> <strong>die</strong> Inanspruchnahme<br />

<strong>von</strong> Ges<strong>und</strong>heitsleistungen <strong>von</strong> Rückenschmerzpatienten<br />

sowie den damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Krankheitskosten unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Schmerzchronifizierung aus einer großen<br />

Zahl <strong>von</strong> gesetzlich Krankenversicherten unter<br />

Alltagsbedingungen.<br />

Methodik: Die retrospektive Analyse stützt sich<br />

auf Routinedaten des Jahres 2006 <strong>von</strong> 5,2 Mio.<br />

Versicherten <strong>der</strong> DAK Unternehmen Leben. Kern<br />

<strong>der</strong> Analyse sind Mittelwertvergleiche ergänzt<br />

um multivariate Regressionsanalyen zur Schätzung<br />

des Einflusses <strong>der</strong> Schmerzchronifizierung<br />

auf <strong>die</strong> <strong>Versorgungskosten</strong>. Die Definitionen zur<br />

Identifikation <strong>von</strong> Chronifizierungshinweisen in<br />

Routinedaten stützen sich auf Expertenmeinungen.<br />

Ergebnisse: Unter den Versicherten mit (an<strong>der</strong>en)<br />

spezifischen <strong>Rückenschmerzen</strong> identifizierten<br />

wir 6,8% als an chronischen <strong>Rückenschmerzen</strong><br />

erkrankte Patienten, bei Schmerzen bei<br />

Bandscheibenerkrankungen 3,8% <strong>und</strong> bei nicht<br />

spezifischen <strong>Rückenschmerzen</strong> 0,5%. Ein Risiko<br />

für eine zukünftige Schmerzchronifizierung wurde<br />

für <strong>die</strong> zuvor genannten Gruppen bei 32,9, 31,8<br />

bzw. 20,7% festgestellt. Die durchschnittliche<br />

Leistungsinanspruchnahme <strong>und</strong> <strong>die</strong> damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Kosten sind bei Versicherten mit <strong>Rückenschmerzen</strong><br />

<strong>und</strong> Hinweisen für eine bereits<br />

eingetretene Schmerzchronifizierung deutlich<br />

höher als bei Versicherten, bei denen lediglich Risikofaktoren<br />

für eine zukünftige Schmerzchronifizierung<br />

vorliegen. Den größten Anteil an den<br />

schmerzbezogenen Kosten haben Ausgaben für<br />

ambulante ärztliche Leistungen (inkl. bildgeben<strong>der</strong><br />

Diagnostik) gefolgt <strong>von</strong> Krankengeld, Heil<strong>und</strong><br />

Hilfsmitteln <strong>und</strong> Analgetika. Krankenhauskosten<br />

machen nur einen sehr geringen Teil <strong>der</strong><br />

<strong>Versorgungskosten</strong> aus.<br />

Originalarbeit<br />

Abstract<br />

!<br />

Aim: To gain new information on the structure<br />

and resource utilization of back pain patients as<br />

well as related health care costs, <strong>und</strong>er particular<br />

consi<strong>der</strong>ation of the chronification of pain on the<br />

basis of a large number of statutory health care<br />

insurance beneficiaries in a real world setting.<br />

Method: Our retrospective analysis is based on<br />

claims data from 2006 of 5.2 million beneficiaries<br />

of DAK Unternehmen Leben. Core of the analysis<br />

are comparisons of mean values supported by<br />

multivariate regression analyses to estimate the<br />

influence of pain chronification on health care<br />

costs. The definitions of indicators for pain chronification<br />

in claims data are supported by expert<br />

opinion.<br />

Results: In beneficiaries with (other) specific<br />

back pain, 6.8% of patients are shown to suffer<br />

from chronic back pain, 3.8% from pain due to<br />

spinal disc disor<strong>der</strong>s and 0.5% from non-specific<br />

back pain. A risk of future chronification of pain<br />

was detected for 32.9%, 31.8% and 20.7%, respectively.<br />

Mean resource utilization and related<br />

health care costs were significantly higher for<br />

beneficiaries with indicators for chronic back<br />

pain than for beneficiaries with only risk factors<br />

for future back pain chronification. The largest<br />

share of pain related costs goes to expenses for<br />

outpatient health care (including imaging methods),<br />

followed by sickness pay, reme<strong>die</strong>s and therapeutic<br />

aids and analgesics. Hospital costs account<br />

for only a very small share of health care<br />

costs.<br />

Conclusion: Our results show how advantageous<br />

it could be financially to avoid chronification of<br />

back pain. The high costs of patients suffering<br />

from chronic back pain set a financial benchmark,<br />

by which any preventive avoidance of pain chronification<br />

as well as effective therapies of chronic<br />

Freytag A et al. <strong>Versorgungskosten</strong> <strong>von</strong> <strong>Rückenschmerzen</strong>… Ges<strong>und</strong>h ökon Qual manag<br />

Heruntergeladen <strong>von</strong>: Thüringer Universitäts- <strong>und</strong> Landesbibliothek Jena. Urheberrechtlich geschützt.


Originalarbeit<br />

Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse geben einen Hinweis darauf,<br />

inwieweit es sich finanziell lohnen könnte, <strong>die</strong> Chronifizierung<br />

<strong>von</strong> <strong>Rückenschmerzen</strong> zu vermeiden. Die hohen Kosten für<br />

chronisch an <strong>Rückenschmerzen</strong> leidende Patienten stellen außerdem<br />

den finanziellen Maßstab dar, an dem sich neben einer<br />

präventiven Vermeidung einer Schmerzchronifizierung auch<br />

eine wirksame Behandlung chronifizierter Schmerzen zu orientieren<br />

hat, wenn sie über Qualitätsverbesserungen hinaus auch<br />

positive Kosteneffekte bewirken will.<br />

Hintergr<strong>und</strong><br />

!<br />

<strong>Rückenschmerzen</strong> sind kostenintensiv – zum einen, weil viele<br />

Menschen da<strong>von</strong> betroffen sind, zum an<strong>der</strong>en, weil sie häufig<br />

Ursache <strong>von</strong> Krankmeldungen sind. Hoch sind deshalb insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>die</strong> mit <strong>Rückenschmerzen</strong> verb<strong>und</strong>enen indirekten<br />

Kosten, <strong>die</strong> als Lohnfortzahlung <strong>und</strong> Krankengeld Arbeitgeber<br />

<strong>und</strong> Krankenkassen belasten. Eine telefonische Erhebung im<br />

Jahr 2005 [1] zeigte, dass in Deutschland innerhalb eines Jahres<br />

bis zu 60% <strong>der</strong> Männer <strong>und</strong> bis zu 68% <strong>der</strong> Frauen mindestens<br />

einmal unter <strong>Rückenschmerzen</strong> litten. Bei Männern sind<br />

<strong>Rückenschmerzen</strong> mit 14% <strong>die</strong> häufigste Ursache für Arbeitsausfälle,<br />

bei Frauen mit 11% <strong>die</strong> zweithäufigste [2]. <strong>Rückenschmerzen</strong><br />

sind nach den Kopfschmerzen <strong>die</strong> zweithäufigsten<br />

Beschwerden, mit denen Patienten einen Arzt aufsuchen.<br />

Etwa 80% aller Rückenschmerz-Patienten sind nach zwei Monaten<br />

bereits wie<strong>der</strong> beschwerdefrei. Allerdings kommt es bei<br />

einem Teil <strong>der</strong> Patienten zu episodischem Wie<strong>der</strong>auftreten<br />

<strong>und</strong> bei einem kleineren Teil zu einer Chronifizierung. Nur<br />

etwa 15% aller Rückenschmerzpatienten leiden unter spezifischen<br />

<strong>Rückenschmerzen</strong>, d. h. <strong>Rückenschmerzen</strong> mit eindeutig<br />

feststellbarer Ursache. Bei etwa 85% <strong>der</strong> Patienten mit <strong>Rückenschmerzen</strong><br />

liegt dagegen ein nicht spezifischer Rückenschmerz<br />

vor [2].<br />

Hohe Prävalenzen <strong>und</strong> hohe Kosten sowie ein insgesamt als<br />

kritisch beurteilter Stand <strong>der</strong> Rückenschmerztherapie [3] waren<br />

<strong>die</strong> Gründe, sich im Rahmen eines mehrjährigen Versorgungsforschungsprojekts<br />

auf <strong>der</strong> Basis <strong>von</strong> Routinedaten zur<br />

Versorgung <strong>von</strong> Schmerzpatienten mit vorrangiger Priorität<br />

den Rückenschmerzpatienten zu widmen. Die Stu<strong>die</strong> wurde<br />

initiiert, um neue Informationen über <strong>die</strong> Zusammensetzung<br />

<strong>und</strong> Behandlung <strong>von</strong> Schmerzpatienten aus einer großen Anzahl<br />

<strong>von</strong> GKV-Versicherten unter Alltagsbedingungen zu gewinnen.<br />

Sek<strong>und</strong>ärdatenanalysen zur Versorgung <strong>von</strong> Schmerzpatienten<br />

auf <strong>der</strong> Basis <strong>von</strong> Routinedaten sind noch immer<br />

selten, was darauf zurückzuführen ist, dass eine zufriedenstellende<br />

Identifikation <strong>von</strong> Schmerzpatienten in Routinedaten<br />

bislang nicht möglich war: Eine Selektion anhand <strong>von</strong> ambulant<br />

verordneten Analgetika wäre vermutlich unvollständig,<br />

weil Patienten Schmerzmittel in nicht bekanntem Umfang frei<br />

erwerben <strong>und</strong> <strong>die</strong>se damit in einer solchen Analyse nicht berücksichtigt<br />

würden. Eine Identifikation anhand <strong>von</strong> explizit<br />

schmerzbezogenen Diagnosen leidet daran, dass nur wenige<br />

schmerzbezogene Diagnosen existieren <strong>und</strong> Ärzte durch <strong>die</strong><br />

International Classification of Diseases (ICD) gehalten sind, organ-<br />

<strong>und</strong> nicht symptombezogen zu ko<strong>die</strong>ren. Bei Identifikation<br />

<strong>von</strong> Schmerzpatienten anhand <strong>von</strong> expliziten Schmerzdiagnosen<br />

würde das Kollektiv <strong>der</strong> Schmerzpatienten somit<br />

vermutlich unterschätzt. Vor <strong>die</strong>sem Hintergr<strong>und</strong> wurde zunächst<br />

ein Algorithmus zur Identifikation <strong>und</strong> Gruppierung<br />

<strong>von</strong> Schmerzpatienten in Routinedaten entwickelt, <strong>der</strong> auf Di-<br />

Freytag A et al. <strong>Versorgungskosten</strong> <strong>von</strong> <strong>Rückenschmerzen</strong>… Ges<strong>und</strong>h ökon Qual manag<br />

back pain have to be measured, if besides quality improvements<br />

positive cost effects are to be achieved.<br />

agnosemustern aufsetzt, <strong>die</strong> bei Versicherten mit Opioid-Verordnung<br />

häufiger vorkamen als bei Versicherten, <strong>die</strong> keine<br />

analgetische Verordnung verzeichneten. Diese Diagnosemuster<br />

wurden anschließend zu Gruppen (Schmerztypen) zusammengefasst<br />

<strong>und</strong> in eine hierarchische Reihenfolge gebracht. Die Ergebnisse<br />

wurden an<strong>der</strong>norts veröffentlicht [4, 5] <strong>und</strong> bilden<br />

<strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>lage für <strong>die</strong> hier vorgestellten Analysen.<br />

Unter den insgesamt neun <strong>der</strong>art identifizierten Schmerztypen<br />

(1: Krebsbedingte Schmerzen, 2: [an<strong>der</strong>e] spezifische <strong>Rückenschmerzen</strong>,<br />

3: Schmerzen bei Bandscheibenerkrankungen, 4:<br />

arthrosebedingte Schmerzen [inkl. Rheumatoi<strong>der</strong> Arthritis], 5:<br />

Schmerzen bei traumatischen Frakturen; 6: Schmerzen bei<br />

multimorbiden, pflegebedürftigen Patienten, 7: neuropathische<br />

Schmerzen, 8: Kopfschmerzen, 9: nicht spezifische <strong>Rückenschmerzen</strong>)<br />

kommen drei Typen <strong>von</strong> <strong>Rückenschmerzen</strong> vor<br />

(Schmerztypen 2, 3 <strong>und</strong> 9). Diese entsprechen <strong>der</strong> gebräuchlichen<br />

Unterscheidung hinsichtlich spezifischer <strong>und</strong> nicht spezifischer<br />

<strong>Rückenschmerzen</strong>. Im Gegensatz zu nicht spezifischen<br />

<strong>Rückenschmerzen</strong> lassen sich spezifische <strong>Rückenschmerzen</strong><br />

mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine bestimmte Ursache zurückführen<br />

(z.B. Bandscheibenvorfall mit begleiten<strong>der</strong> Wurzelkompression).<br />

Versicherte werden genau einem <strong>der</strong> drei Rückenschmerztypen<br />

zugeordnet, auch wenn sie Diagnosemuster<br />

mehrerer Rückenschmerztypen gleichzeitig aufweisen. Die Zuordnung<br />

erfolgt anhand einer Hierarchie, <strong>die</strong> auf <strong>der</strong> Hypothese<br />

fußt, dass (an<strong>der</strong>e) spezifische <strong>Rückenschmerzen</strong>, <strong>die</strong> insbeson<strong>der</strong>e<br />

Osteoporosen <strong>und</strong> Spondylopathien umfassen, eher<br />

behandlungsleitend sind als Schmerzen bei Bandscheibenerkrankungen;<br />

letztere sind wie<strong>der</strong>um eher behandlungsleitend<br />

als nicht spezifische <strong>Rückenschmerzen</strong>.<br />

Im Folgenden werden Ergebnisse zur Inanspruchnahme <strong>von</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsleistungen <strong>und</strong> zu den damit verb<strong>und</strong>enen Krankheitskosten<br />

<strong>von</strong> Versicherten <strong>die</strong>ser drei Rückenschmerztypen<br />

gezeigt. Beson<strong>der</strong>es Augenmerk wurde dabei auf den Versuch<br />

gelegt, nach möglichen Hinweisen auf eine Chronifizierung<br />

<strong>der</strong> <strong>Rückenschmerzen</strong> in Routinedaten zu differenzieren. Zur<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Versorgung <strong>von</strong> Rückenschmerzpatienten<br />

sind neben einer optimierten Versorgung bereits chronisch<br />

Kranker <strong>die</strong>jenigen Patienten <strong>von</strong> beson<strong>der</strong>em Interesse, bei<br />

denen zwar ein Risiko besteht, dass <strong>der</strong> Schmerz chronifizieren<br />

könnte, <strong>die</strong> Chronifizierung aber noch nicht eingetreten<br />

ist. Es liegt auf <strong>der</strong> Hand, dass eine Vermeidung <strong>von</strong> Schmerzchronifizierung<br />

mit verbesserten ges<strong>und</strong>heitlichen Outcomes<br />

einhergeht, primär qualitativ, möglicherweise aber auch in finanzieller<br />

Hinsicht. Die Ergebnisse <strong>der</strong> vorliegenden Stu<strong>die</strong><br />

zeigen, welche Leistungsausgaben bei <strong>der</strong> Versorgung <strong>von</strong> Rückenschmerzpatienten<br />

anfallen <strong>und</strong> wie sich <strong>die</strong> Ausgabenvolumina<br />

in Abhängigkeit da<strong>von</strong> unterscheiden, ob <strong>der</strong> Schmerz<br />

eher als Akutschmerz einzustufen ist, ob er zu chronifizieren<br />

droht o<strong>der</strong> ob Hinwiese für eine bereits eingetretene Chronifizierung<br />

bestehen.<br />

Heruntergeladen <strong>von</strong>: Thüringer Universitäts- <strong>und</strong> Landesbibliothek Jena. Urheberrechtlich geschützt.


Daten <strong>und</strong> Methoden<br />

!<br />

Es handelt sich um eine retrospektive Analyse <strong>der</strong> Inanspruchnahme<br />

<strong>von</strong> Ges<strong>und</strong>heitsleistungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Leistungsausgaben für Patienten mit <strong>Rückenschmerzen</strong>,<br />

stratifiziert nach dem Rückenschmerztyp <strong>und</strong> Hinweisen auf<br />

Schmerzchronifizierung. Die Analyse greift auf Routineabrechnungsdaten<br />

einer großen gesetzlichen Krankenkasse (DAK Unternehmen<br />

Leben) zurück. Identifiziert wurden Versicherte mit<br />

<strong>Rückenschmerzen</strong>, <strong>die</strong> über <strong>die</strong> Jahre 2006 <strong>und</strong> 2007 durchgehend<br />

versichert waren. Die Analyse schloss Daten <strong>von</strong> Versicherten<br />

ein, <strong>die</strong> im Jahr 2006 mindestens eine gesicherte ambulante<br />

bzw. stationäre Haupt- o<strong>der</strong> Nebendiagnose aus dem<br />

Bereich <strong>der</strong> relevanten Diagnosen aufwiesen. Zudem wurden<br />

Daten aus den Leistungsbereichen <strong>der</strong> stationären Versorgung,<br />

<strong>der</strong> ambulanten <strong>und</strong> stationären Rehabilitation, <strong>der</strong> ambulanten<br />

ärztlichen Versorgung <strong>und</strong> <strong>der</strong> ambulant verordneten Arzneimittel<br />

sowie <strong>der</strong> Heil- <strong>und</strong> Hilfsmittel ausgewertet. Ferner<br />

wurden Informationen zu Krankengeldbezug <strong>und</strong> Arbeitsunfähigkeit<br />

analysiert. Zur Schätzung <strong>von</strong> Inanspruchnahmekennziffern<br />

<strong>und</strong> Leistungsausgaben wurden Mittelwertvergleiche<br />

durchgeführt. Diese wurden ergänzt um multivariate OLS-Regressionsanalysen<br />

zur Schätzung, in welchem Maße Chronifizierungshinweise<br />

<strong>die</strong> Streuung <strong>der</strong> Leistungsausgaben eines<br />

Jahres erklären können.<br />

Folgende ICD-Kodes wurden als primär relevant für <strong>die</strong><br />

Schmerztyp-Zuordnung identifiziert (vgl. [4]).<br />

(An<strong>der</strong>e) spezifische <strong>Rückenschmerzen</strong>: M43 Sonstige Deformitäten<br />

<strong>der</strong> Wirbelsäule <strong>und</strong> des Rückens, M 45 Spondylitis ankylosans,<br />

M46 Sonstige entzündliche Spondylopathien, M48 Sonstige<br />

Spondylopathien, M 49 Spondylopathien bei an<strong>der</strong>enorts klassifizierten<br />

Krankheiten, M 81 Osteoporose ohne pathologische Fraktur,<br />

M 82 Osteoporose bei an<strong>der</strong>enorts klassifizierten Krankheiten<br />

Schmerzen bei Bandscheibenerkrankungen: M50 Zervikale Bandscheibenschäden,<br />

M 51 Sonstige Bandscheibenschäden<br />

Nicht spezifische <strong>Rückenschmerzen</strong>: M 47 Spondylose, M 53 Sonstige<br />

Krankheiten <strong>der</strong> Wirbelsäule <strong>und</strong> des Rückens, an<strong>der</strong>enorts<br />

nicht klassifiziert, M 54 <strong>Rückenschmerzen</strong><br />

Chronifizierung <strong>von</strong> <strong>Rückenschmerzen</strong><br />

Die Einstufung <strong>der</strong> <strong>Rückenschmerzen</strong> in <strong>die</strong> Kategorien „ohne<br />

Chronifizierungshinweis“, „mit Hinweis auf Chronifizierungsrisiko“<br />

<strong>und</strong> „mit Hinweis auf Chronifizierung“ erfolgte, gestützt<br />

auf Expertengespräche des wissenschaftlichen Projektbeirats,<br />

in Anlehnung an <strong>die</strong> Nationale Versorgungsleitlinie (NVL)<br />

Kreuzschmerz [6]. Von chronischem Schmerz spricht man gemeinhin,<br />

wenn <strong>der</strong> Schmerz länger als sechs Monate, mindestens<br />

aber länger als drei Monate anhält o<strong>der</strong> häufig wie<strong>der</strong>kehrt<br />

[7]. Da <strong>die</strong> relevante klinische Information, insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>die</strong> Dauer <strong>der</strong> Schmerzsymptomatik, in den verfügbaren Daten<br />

bzw. generell in Routinedaten nicht enthalten ist <strong>und</strong> allenfalls<br />

notdürftig über wie<strong>der</strong>kehrende Rückenschmerzdiagnosen erfasst<br />

werden könnte, wurden an<strong>der</strong>weitige, durch <strong>die</strong> NVL<br />

Kreuzschmerz abgedeckte Hinweise herangezogen, um chronifizierte<br />

Schmerzen bzw. Schmerzen, bei denen ein Risiko zur<br />

Chronifizierung besteht, erkennen zu können. Lange Arbeitsunfähigkeitsphasen<br />

wegen <strong>Rückenschmerzen</strong> (mehr als 6 Wochen)<br />

sowie <strong>die</strong> mindestens zweimalige Verordnung stark<br />

wirksamer Opioide in einem Zeitraum <strong>von</strong> 180 Tagen wurden<br />

Originalarbeit<br />

als Hinweise auf chronische Schmerzen gedeutet. Als weiterer<br />

Risikofaktor im Zusammenhang mit einer Schmerzchronifizierung<br />

sind psychosoziale Belastungen wie beruflicher o<strong>der</strong> familiärer<br />

Stress <strong>und</strong> psychiatrische Komorbidität, insbeson<strong>der</strong>e<br />

als depressive Störungen <strong>von</strong> <strong>Bedeutung</strong>. Auch ziehen chronische<br />

Schmerzen psychosoziale Folgen nach sich. Diese Zusammenhänge<br />

wurden in <strong>der</strong> Weise berücksichtigt, dass das Vorkommen<br />

einer gesicherten psychiatrischen Diagnose aus dem<br />

folgenden Spektrum innerhalb eines Jahres als Hinweis auf<br />

ein Schmerzchronifizierungsrisiko gewertet wurde, wenn <strong>die</strong><br />

o. g. Hinweise auf chronische <strong>Rückenschmerzen</strong> (AU-Dauer,<br />

Opioide) nicht vorhanden waren.<br />

F32* = Depressive Episode<br />

F33* = Rezidivierende depressive Störung<br />

F34.1 = Dysthymia<br />

F34.8 = Sonstige anhaltende affektive Störung<br />

F34.9 = Nicht näher bezeichnete anhaltende affektive Störung<br />

F38* = Sonstige affektive Störung<br />

F41.2 = Angst <strong>und</strong> depressive Störung, gemischt<br />

F45.4 = Anhaltende somatoforme Schmerzstörung<br />

F48.0 = Neurasthenie<br />

F43.20 = Anpassungsstörung<br />

F43.21 = Anpassungsstörung mit verlängerter depressiver Reaktion<br />

F43.22 = Anpassungsstörung mit Angst <strong>und</strong> depressiver Reaktion<br />

F54 = Psychische Faktoren <strong>und</strong> Verhaltenseinflüsse bei an<strong>der</strong>norts<br />

klassifizierten Krankheiten<br />

F62.80 = Persönlichkeitsän<strong>der</strong>ung bei chronischem Schmerzsyndrom<br />

<strong>Versorgungskosten</strong> <strong>von</strong> chronischen <strong>Rückenschmerzen</strong><br />

Die Ermittlung <strong>der</strong> <strong>Versorgungskosten</strong> erfolgte je Versichertem<br />

mit <strong>Rückenschmerzen</strong> aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Krankenversicherung. Stationäre Aufenthalte wurden nach den<br />

krankenhausseitig gegenüber <strong>der</strong> Krankenkasse abgerechneten<br />

Kosten bewertet. Zur Bewertung <strong>der</strong> ambulanten ärztlichen<br />

Leistungen wurden <strong>die</strong> im Rahmen eines Behandlungsfalls dokumentierten<br />

Sachkosten (inkl. extrabudgetäre Leistungen)<br />

zum Produkt <strong>der</strong> Punktzahlsummen für budgetierte Leistungen<br />

<strong>und</strong> einem Punktwert <strong>von</strong> 3,5001 Cent ad<strong>die</strong>rt (Orientierungspunktwert<br />

lt. Beschluss des 8. Einheitlichen Bewertungs-<br />

Ausschusses). Die Bewertung <strong>der</strong> Arzneimittel erfolgte zu Apothekenverkaufspreisen.<br />

Heil- <strong>und</strong> Hilfsmittel wurden zu den<br />

<strong>der</strong> Krankenkasse in Rechnung gestellten Kosten bewertet.<br />

Das Krankengeld wurde zu <strong>der</strong> tatsächlich an den Versicherten<br />

geleisteten Zahlung bewertet.<br />

Um nach Möglichkeit nur <strong>die</strong> Leistungsausgaben einzubeziehen,<br />

<strong>die</strong> zur Behandlung <strong>der</strong> <strong>Rückenschmerzen</strong> angefallen sind (im<br />

Weiteren „[rücken]schmerzbezogene Kosten“), wurden bei den<br />

stationären Leistungen nur <strong>die</strong> Fälle berücksichtigt, bei denen<br />

<strong>die</strong> Hauptdiagnose zu dem Spektrum <strong>der</strong> Diagnosen gehörte,<br />

<strong>die</strong> für <strong>die</strong> Gruppierung des jeweiligen Rückenschmerztyps relevant<br />

war (vgl. Algorithmus gemäß [4]). Bei den ambulanten Behandlungsfällen<br />

wurden nur <strong>die</strong>jenigen berücksichtigt, zu denen<br />

eine entsprechende gesicherte Diagnose vorlag. Bei den Arzneimitteln<br />

wurden Analgetika sowie NSAR berücksichtigt. Bei Heil<strong>und</strong><br />

Hilfsmitteln wurde aufgr<strong>und</strong> nicht verfügbarer Diagnoseinformationen<br />

kein Bezug zu <strong>Rückenschmerzen</strong> hergestellt. Auch<br />

für Krankengeld konnte ein Bezug zu <strong>Rückenschmerzen</strong> nicht<br />

Freytag A et al. <strong>Versorgungskosten</strong> <strong>von</strong> <strong>Rückenschmerzen</strong>… Ges<strong>und</strong>h ökon Qual manag<br />

Heruntergeladen <strong>von</strong>: Thüringer Universitäts- <strong>und</strong> Landesbibliothek Jena. Urheberrechtlich geschützt.


Originalarbeit<br />

hergestellt werden, da lediglich Jahressummen übermittelt wurden,<br />

<strong>die</strong> keinen Bezug zu den zugr<strong>und</strong>e liegenden Arbeitsunfähigkeitsmeldungen<br />

<strong>und</strong> den AU-Diagnosen mehr zuließen. Die<br />

tatsächlich in Zusammenhang mit <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> <strong>Rückenschmerzen</strong><br />

entstandenen Ausgaben sind deshalb tendenziell<br />

leicht überschätzt. (Über einen Vergleich des hier verwendeten<br />

Ansatzes zur Identifizierung rückenschmerzbezogener Kosten<br />

mit einem alternativen regressionsanalytischen Ansatz zur Bereinigung<br />

<strong>der</strong> Gesamtkosten um nicht schmerzbezogene Einflüsse<br />

wurde an an<strong>der</strong>er Stelle berichtet [8, 9].)<br />

Ergebnisse<br />

!<br />

Anzahl an Versicherten mit <strong>Rückenschmerzen</strong><br />

Als Patienten mit <strong>Rückenschmerzen</strong> wurden identifiziert:<br />

211216 Versicherte mit (an<strong>der</strong>en) spezifischen <strong>Rückenschmerzen</strong>,<br />

<strong>die</strong>s entsprach im Jahr 2006 4,1% <strong>der</strong> (in den Jahren 2006<br />

<strong>und</strong> 2007 durchgängig bei <strong>der</strong>) DAK-Versicherten – darunter<br />

65% mit einer Osteoporose ohne pathologische Fraktur (M81)<br />

<strong>und</strong> 32% mit einer Spondylopathie (M43); 195.272 Versicherte<br />

hatten Schmerzen bei Bandscheibenerkrankungen (M50 <strong>und</strong><br />

M 51), <strong>die</strong>s waren 3,8% <strong>der</strong> DAK-Versicherten; 534195 Versicherte<br />

wurden dem Schmerztyp „nicht spezifische <strong>Rückenschmerzen</strong>“<br />

zugewiesen, ohne dabei ein Diagnosemuster <strong>der</strong><br />

übrigen Schmerztypen aufzuweisen – <strong>die</strong>s waren 10,3% <strong>der</strong><br />

DAK-Versicherten.<br />

(an<strong>der</strong>e) spezifische<br />

<strong>Rückenschmerzen</strong><br />

Schmerzen bei<br />

Bandscheibenerkrankungen<br />

Zusammensetzung <strong>der</strong> Rückenschmerzkollektive<br />

Insgesamt ist das Versichertenkollektiv <strong>der</strong> DAK durch einen<br />

überdurchschnittlich hohen Frauenanteil gekennzeichnet (65%),<br />

<strong>der</strong> sich auch bei Versicherten mit <strong>Rückenschmerzen</strong> nie<strong>der</strong>schlägt<br />

(●▶ Tab. 1). In <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Versicherten mit (an<strong>der</strong>en)<br />

spezifischen <strong>Rückenschmerzen</strong> ist <strong>der</strong> Frauenanteil mit Abstand<br />

am höchsten (82%), was darauf zurückzuführen ist, dass in <strong>die</strong>ser<br />

Gruppe <strong>die</strong> bei Frauen wesentlich häufiger vorkommende<br />

Osteoporose einen großen Anteil ausmacht. Dies begründet<br />

auch das höhere Durchschnittsalter in <strong>die</strong>ser Gruppe. Die Gruppe<br />

<strong>der</strong> Versicherten mit nicht spezifischen <strong>Rückenschmerzen</strong><br />

weist das geringste Durchschnittsalter auf. Einhergehend mit<br />

dem höheren Durchschnittsalter ist in <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Versicherten<br />

mit (an<strong>der</strong>en) spezifischen <strong>Rückenschmerzen</strong> <strong>die</strong> Erwerbstätigkeit<br />

am geringsten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Versicherten,<br />

<strong>die</strong> Pflegeleistungen gemäß SGB IX beziehen, am höchsten.<br />

●▶ Tab. 2 liefert mit den schmerzbezogenen Komorbiditäten<br />

<strong>der</strong> Versicherten ergänzende Informationen zur Charakteristik<br />

<strong>der</strong> drei Rückenschmerzkollektive. Folgende Aspekte fallen ins<br />

Auge: Dreiviertel <strong>der</strong> Versicherten mit (an<strong>der</strong>en) spezifischen<br />

<strong>Rückenschmerzen</strong> weisen gleichzeitig eine Diagnosekombination<br />

des Schmerztyps „Arthrosebedingte Schmerzen (inkl.<br />

Rheumatoide Arthritis)“ auf. Bei beiden Gruppen mit spezifischen<br />

<strong>Rückenschmerzen</strong> kommen in 28% <strong>der</strong> Fälle gleichzeitig<br />

Diagnosemuster des Schmerztyps „neuropathische Schmerzen“<br />

vor. Zudem weisen alle Versicherten mit Schmerzen bei Bandscheibenerkrankungen<br />

auch eine Diagnosekombination aus<br />

nicht spezifische<br />

<strong>Rückenschmerzen</strong><br />

Anzahl Versicherte 211216 195272 534195<br />

Anteil an Gr<strong>und</strong>gesamtheit<br />

4,1% 3,8% 10,3%<br />

Anteil Frauen 82,2% 67,6% 66,1%<br />

Durchschnittsalter 68,0 Jahre 55,6 Jahre 49,3 Jahre<br />

Anteil Erwerbstätiger<br />

(zum 31.12.2006)<br />

17,8% 47,8% 52,5%<br />

Versicherte mit<br />

Pflegestatus<br />

7,9% 1,4% 1,5%<br />

(an<strong>der</strong>e) spezifische<br />

<strong>Rückenschmerzen</strong><br />

(n = 211216 VS)<br />

Schmerzen bei<br />

Bandscheibenerkrankungen<br />

(n = 195272 VS)<br />

Schmerzen bei Krebs – – –<br />

(an<strong>der</strong>e) spezifische<br />

<strong>Rückenschmerzen</strong><br />

100% – –<br />

Schmerzen bei Bandscheibenerkrankungen<br />

31% 100% –<br />

arthrosebedingte<br />

Schmerzen<br />

75% 40% –<br />

Schmerzen bei traumatischen<br />

Frakturen<br />

9% 2% –<br />

Schmerzen bei multimorbiden,<br />

pflegebedürftigen<br />

Patienten<br />

5% 1% –<br />

neuropathische Schmerzen 28% 28% –<br />

Kopfschmerzen 17% 22% –<br />

nicht spezifische <strong>Rückenschmerzen</strong><br />

88% 100% 100%<br />

Freytag A et al. <strong>Versorgungskosten</strong> <strong>von</strong> <strong>Rückenschmerzen</strong>… Ges<strong>und</strong>h ökon Qual manag<br />

nicht spezifische<br />

<strong>Rückenschmerzen</strong><br />

(n = 534195 VS)<br />

Tab. 1 Zusammensetzung <strong>der</strong><br />

Rückenschmerzkollektive.<br />

Tab. 2 Schmerzbezogene (Ko-)<br />

Morbidität <strong>der</strong> Rückenschmerzkollektive.<br />

Heruntergeladen <strong>von</strong>: Thüringer Universitäts- <strong>und</strong> Landesbibliothek Jena. Urheberrechtlich geschützt.


dem Bereich <strong>der</strong> nicht spezifischen <strong>Rückenschmerzen</strong> auf, was<br />

daran liegt, dass das für Schmerzen bei Bandscheibenerkrankungen<br />

identifizierte Diagnosemuster [4] <strong>die</strong> Diagnosekombination<br />

für nicht spezifische <strong>Rückenschmerzen</strong> beinhaltet. Für <strong>die</strong><br />

Interpretation <strong>der</strong> weiteren Ergebnisse bedeutet <strong>die</strong>s, dass <strong>die</strong><br />

Versicherten <strong>der</strong> spezifischen Rückenschmerztypen gleichzeitig<br />

unter Schmerzen diverser an<strong>der</strong>er Ursachen wie z. B. einer Arthrose<br />

(Schmerztyp 4) o<strong>der</strong> Neuropathie (Schmerztyp 7) leiden<br />

können – mit Ausnahme krebsbedingter Schmerzen. Die Gruppe<br />

<strong>der</strong> Versicherten mit nicht spezifischen <strong>Rückenschmerzen</strong> umfasst<br />

<strong>die</strong>ser hierarchischen Anordnung <strong>der</strong> Schmerztypen folgend<br />

nur noch Versicherte ohne an<strong>der</strong>e schmerzbezogene Komorbidität<br />

bzw. gleichzeitiges Vorliegen <strong>von</strong> Diagnosemustern <strong>der</strong><br />

Schmerztypen 1 bis 8.<br />

Bei Stratifizierung <strong>der</strong> drei Rückenschmerzgruppen nach Chronifizierungshinweisen<br />

(●▶ Abb. 1) ergibt sich folgendes Bild: Je<br />

nach Rückenschmerztyp finden sich bei 60,3–78,8% <strong>der</strong> Versicherten<br />

keine Hinweise auf eine Chronifizierung des Rückenschmerzes.<br />

Wir gehen in <strong>die</strong>sen Fällen <strong>von</strong> akuten Schmerzen<br />

aus, <strong>die</strong> in vielen Fällen ggf. einmalig aufgetreten sind, ggf.<br />

aber auch rezidivierend sein können. Für bis zu einem Drittel<br />

<strong>der</strong> Versicherten mit spezifischen <strong>Rückenschmerzen</strong> (bei nicht<br />

spezifischen <strong>Rückenschmerzen</strong> sind <strong>die</strong>s 20%) könnte ein Risiko<br />

für eine zukünftige Schmerzchronifizierung vorliegen. Hinweise<br />

darauf, dass bereits eine Chronifizierung <strong>der</strong> Schmerzen<br />

eingetreten sein könnte, finden sich hingegen bei 6,8% <strong>der</strong><br />

Versicherten mit (an<strong>der</strong>en) spezifischen <strong>Rückenschmerzen</strong>, bei<br />

3,8% <strong>der</strong> Versicherten mit Schmerzen bei Bandscheibenerkrankungen<br />

<strong>und</strong> bei einer Quote <strong>von</strong> nur 0,5% bei nicht spezifischen<br />

<strong>Rückenschmerzen</strong>.<br />

Rückenschmerzbezogene <strong>Versorgungskosten</strong><br />

Die Verteilung <strong>der</strong> durchschnittlichen schmerzbezogenen <strong>Versorgungskosten</strong><br />

des Jahres 2006 in den drei Rückenschmerzkollektiven<br />

auf <strong>die</strong> berücksichtigten Kostenarten ist in ●▶ Abb. 2<br />

dargestellt. Sie betrugen für (an<strong>der</strong>e) spezifische <strong>Rückenschmerzen</strong><br />

pro Patient 907 €, für Schmerzen bei Bandscheibenerkrankungen<br />

718 € <strong>und</strong> bei nicht spezifischen <strong>Rückenschmerzen</strong><br />

265 €. Dies waren in Anteilen an den direkten<br />

Gesamtkosten <strong>der</strong> drei Rückenschmerzkollektive des Jahres<br />

2006 23,8% (<strong>von</strong> 3805 €), 29,4% (<strong>von</strong> 2445 €) bzw. 20,9% (<strong>von</strong><br />

1280 €). Um eine vergleichende quantitative Einordnung zu erleichtern,<br />

wurden <strong>die</strong> entsprechenden durchschnittlichen ge-<br />

Anzahl an Versicherten<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

60,3%<br />

64,4%<br />

32,9% 31,8%<br />

6,8%<br />

(And.) Spezifische<br />

<strong>Rückenschmerzen</strong><br />

ohne Hinweis auf Chronifizierung<br />

mit Hinweis auf Chronifizierungsrisiko<br />

mit Hinweis auf Chronifizierung<br />

3,8%<br />

Schmerzen bei Bandscheibenerkrankungen<br />

78,8%<br />

samten (nicht schmerzbezogenen) <strong>Versorgungskosten</strong> <strong>der</strong> uns<br />

zur Verfügung stehenden Stu<strong>die</strong>npopulation <strong>von</strong> 4,6 Mio. Versicherten<br />

ermittelt [4]. Sie betrugen 2006 je Versicherten 2029 €<br />

<strong>und</strong> entfielen zu 40,9% auf Krankenhausaufenthalte, 25,0% auf<br />

<strong>die</strong> ambulante ärztliche Versorgung, 24,4% auf Arzneimittel,<br />

4,5% auf Heil- <strong>und</strong> Hilfsmittel, 2,6% auf Krankengeld <strong>und</strong> 2,4%<br />

auf Rehabilitation.<br />

An<strong>der</strong>s als <strong>der</strong> hohe Anteil, den Krankenhauskosten an den<br />

durchschnittlichen Leistungsausgaben in <strong>der</strong> DAK-Vergleichspopulation<br />

haben, ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Krankenhauskosten an den<br />

schmerzbezogenen <strong>Versorgungskosten</strong> bei Rückenschmerzpatienten<br />

vergleichsweise gering: 40,9 versus 13,7%, 15,2 bzw.<br />

nur 0,7%. Vielmehr entfällt <strong>der</strong> größte Ausgabenanteil bei <strong>Rückenschmerzen</strong><br />

auf <strong>die</strong> ambulanten ärztlichen Leistungen. Darin<br />

enthalten sind auch <strong>die</strong> Ausgaben für den Einsatz bildgeben<strong>der</strong><br />

Verfahren. An zweiter Stelle liegen bei Schmerzen bei Bandscheibenerkrankungen<br />

bereits <strong>die</strong> Ausgaben für Krankengeldzahlungen,<br />

<strong>die</strong> hier einen Anteil <strong>von</strong> nahezu einem Viertel <strong>der</strong><br />

Gesamtkosten ausmachen, während in den an<strong>der</strong>en zwei Rückenschmerztypen<br />

Heil- (<strong>und</strong> Hilfs-)mittel den zweitgrößten<br />

Ausgabenanteil stellen. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen,<br />

dass in <strong>die</strong>ser Kostenart kein Bezug zu <strong>Rückenschmerzen</strong> herstellbar<br />

war, demnach alle Heil- <strong>und</strong> Hilfsmittelverordnungen<br />

des Jahres 2006 eingeschlossen wurden. In <strong>die</strong>sen beiden Ausgabenarten<br />

liegen Rückenschmerzpatienten deutlich über dem<br />

Durchschnitt <strong>der</strong> DAK-Stu<strong>die</strong>npopulation. Die Ausgaben für<br />

Analgetika liegen bei spezifischen <strong>Rückenschmerzen</strong> etwa<br />

gleichauf mit den Krankenhausausgaben.<br />

Die ermittelten <strong>Versorgungskosten</strong> gründen auf <strong>die</strong> Inanspruchnahme<br />

medizinischer Leistungen, welche in ●▶ Tab. 3<br />

anhand verschiedener Kennzahlen illustriert werden. Soweit<br />

verfügbar wurden <strong>die</strong> korrespon<strong>die</strong>renden Vergleichswerte<br />

<strong>der</strong> DAK-Stu<strong>die</strong>npopulation <strong>von</strong> 4,6 Mio. Versicherten angegeben.<br />

Es zeigt sich, dass <strong>die</strong> Inanspruchnahme sowohl im ambulanten<br />

ärztlichen Bereich, beim Einsatz <strong>von</strong> Analgetika, bei<br />

den Heil- <strong>und</strong> Hilfsmitteln, im stationären Bereich als auch<br />

bei <strong>der</strong> Rehabilitation bei den Versicherten mit (an<strong>der</strong>en) spezifischen<br />

<strong>Rückenschmerzen</strong> am höchsten ist, gefolgt <strong>von</strong> Versicherten<br />

mit Schmerzen bei Bandscheibenerkrankungen <strong>und</strong><br />

nicht spezifischen <strong>Rückenschmerzen</strong>. Lediglich bei <strong>der</strong> bildgebenden<br />

Diagnostik <strong>und</strong> den AU-Tagen bei rückenschmerzbezogener<br />

Diagnose rangieren Versicherte mit Schmerzen bei<br />

Bandscheibenerkrankungen vor den Versicherten mit an<strong>der</strong>en<br />

20,7%<br />

0,5%<br />

Nicht spezifische<br />

<strong>Rückenschmerzen</strong><br />

Originalarbeit<br />

Abb. 1 Versicherte mit <strong>Rückenschmerzen</strong>, nach<br />

Hinweisen auf Schmerzchronifizierung.<br />

Freytag A et al. <strong>Versorgungskosten</strong> <strong>von</strong> <strong>Rückenschmerzen</strong>… Ges<strong>und</strong>h ökon Qual manag<br />

Heruntergeladen <strong>von</strong>: Thüringer Universitäts- <strong>und</strong> Landesbibliothek Jena. Urheberrechtlich geschützt.


Originalarbeit<br />

Anteil in %<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

907 € 718 € 265 €<br />

10,1%<br />

8,3%<br />

21,7%<br />

15,5%<br />

30,6% 26,7% 54,2%<br />

13,7%<br />

spezifischen <strong>Rückenschmerzen</strong>. Die Inanspruchnahme-Kennzahlen<br />

bewegen sich bei nicht spezifischen <strong>Rückenschmerzen</strong><br />

ganz nah am Durchschnitt <strong>der</strong> DAK-Stu<strong>die</strong>npopulation bzw. al-<br />

4,1%<br />

23,9%<br />

18,6%<br />

11,5%<br />

15,2%<br />

(And.) Spezifische <strong>Rückenschmerzen</strong> Schmerzen bei<br />

Bandscheibenerkrankung<br />

Krankenhaus (Hauptdiagnose Rückenschmerz)<br />

Ambulante Versorgung (Fälle mit Rückenschmerz-Diagnose)<br />

Arzneimittel (Analgetika)<br />

Heil-/Hilfsmittel<br />

Krankengeld<br />

Reha (Hauptdiagnose Rückenschmerz)<br />

Abb. 2 Rückenschmerzbezogene <strong>Versorgungskosten</strong> (Mittelwert) pro Patient, nach Kostenarten, 2006.<br />

Tab. 3 Medizinische Leistungsinanspruchnahme in den drei Rückenschmerzkollektiven. 1<br />

Kennzahlen aus dem Jahr 2006 (an<strong>der</strong>e) spezifische<br />

<strong>Rückenschmerzen</strong><br />

(n = 211216)<br />

Schmerzen bei Bandscheibenerkrankungen<br />

(n = 195272)<br />

0,7%<br />

14,9%<br />

22,1%<br />

6,4%<br />

1,6%<br />

Nicht spezifische <strong>Rückenschmerzen</strong><br />

nicht spezifische<br />

<strong>Rückenschmerzen</strong><br />

(n = 534195)<br />

ambulante Behandlungsfälle (MW) 11,4 10,1 6,5 7,3<br />

ambulante Behandlungsfälle (MW) mit<br />

rückenschmerztypbezogener Diagnose<br />

2,9 2,2 1,8 n. v.<br />

VS mit mindestens einer Abrechnungsziffer<br />

für bildgebende Diagnostik<br />

32,8% 38,1% 22,7% n. v.<br />

VS mit mindestens einer Analgetika-<br />

Verordnung<br />

67,8% 63,1% 40,1% n. v.<br />

Heilmittel-Verordnungen (MW) 1,5 1,3 0,5 n.v.<br />

VS mit mindestens einer stationären<br />

multimodalen Schmerztherapie<br />

1,0% 0,6% 0,1% n. v.<br />

VS mit mindestens einer Rehabilitationsmaßnahme<br />

mit rückenschmerztypbezogener<br />

Hauptdiagnose<br />

3,1% 1,7% 0,3% n. v.<br />

Krankenhaustage (MW) 5,2 2,7 1,4 2,6<br />

Krankenhaustage (MW) mit rückenschmerztypbezogener<br />

Hauptdiagnose<br />

0,36 0,35 0,02 n. v.<br />

AU-Tage (MW über Erwerbstätige) 20,8 20,9 10,2 11,02 AU-Tage (MW über Erwerbstätige) mit<br />

rückenschmerztypbezogener AU-Diagnose<br />

3,5 6,1 1,5 1,43 1 MW = Mittelwert, VS = Versicherte, AU = Arbeitsunfähigkeit, n. v. = nicht verfügbar.<br />

2 Quelle: DAK-Ges<strong>und</strong>heitsreport 2007 [11].<br />

3 Quelle: DAK-Ges<strong>und</strong>heitsreport 2003 [10].<br />

Freytag A et al. <strong>Versorgungskosten</strong> <strong>von</strong> <strong>Rückenschmerzen</strong>… Ges<strong>und</strong>h ökon Qual manag<br />

DAK-Stu<strong>die</strong>npopulation<br />

(n = 4,6 Mio.)<br />

ler Erwerbstätigen <strong>der</strong> DAK mit 11,0 AU-Tagen insgesamt <strong>und</strong><br />

ca. 1,4 AU-Tagen aufgr<strong>und</strong> des Vorliegens <strong>von</strong> <strong>Rückenschmerzen</strong><br />

[10, 11].<br />

Heruntergeladen <strong>von</strong>: Thüringer Universitäts- <strong>und</strong> Landesbibliothek Jena. Urheberrechtlich geschützt.


Ausgaben in €<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

671<br />

891<br />

(And.) Spezifische<br />

<strong>Rückenschmerzen</strong><br />

3093<br />

536<br />

Schmerzen bei<br />

Bandscheibenerkrankungen<br />

Nicht spezifische<br />

<strong>Rückenschmerzen</strong><br />

Werden nun <strong>die</strong> rückenschmerzbezogenen Kosten nach Chronifizierungshinweisen<br />

(●▶ Abb. 3) differenziert, zeigt sich <strong>der</strong> Anstieg<br />

<strong>der</strong> Kosten mit zunehmendem Hinweis auf Schmerzchronifizierung<br />

in allen drei Schmerztypen. Während <strong>die</strong> jährlichen<br />

Kosten für <strong>die</strong> Behandlung akuter <strong>Rückenschmerzen</strong> zwischen<br />

222 € bei Versicherten mit nicht spezifischen <strong>Rückenschmerzen</strong><br />

<strong>und</strong> 671 € für Versicherte mit (an<strong>der</strong>en) spezifischen <strong>Rückenschmerzen</strong><br />

liegen, weisen Versicherte mit Hinweis auf Chronifizierungsrisiko<br />

bereits um etwa ein Drittel höhere Kosten auf.<br />

Versicherte, bei denen Hinweise auf Schmerzchronifizierung vorliegen,<br />

kosteten im Jahr 2006 ein Vielfaches (3093 €, 3265 € bzw.<br />

1966 €) <strong>und</strong> <strong>die</strong> Kosten lagen damit bei Versicherten mit spezifischen<br />

<strong>Rückenschmerzen</strong> bereits deutlich über den durchschnittlichen<br />

Gesamtausgaben (2029 €) für einen Versicherten aus dem<br />

DAK-Stu<strong>die</strong>nkollektiv. Dabei erstrecken sich <strong>die</strong> höheren Kosten<br />

über alle Leistungsarten, wenngleich Krankenhausausgaben <strong>und</strong><br />

Ausgaben für Analgetika bei Versicherten mit Hinweis auf Chronifizierung<br />

am deutlichsten anstiegen. Anhand <strong>von</strong> multivariaten<br />

Regressionsanalysen, bei denen Geschlecht <strong>und</strong> Alter als weitere<br />

unabhängige Variablen berücksichtigt wurden, konnte <strong>der</strong><br />

Einfluss <strong>der</strong> Chronifizierungshinweise auf <strong>die</strong> direkten Gesamtkosten<br />

für alle betrachteten Rückenschmerztypen bestätigt werden.<br />

Die starke Differenz zwischen den Leistungskosten bei Versicherten<br />

mit Risikofaktoren für eine Schmerzchronifizierung<br />

<strong>und</strong> den Versicherten mit Hinweis für eine bereits eingetretene<br />

Chronifizierung verweist auf das Ausgabenvolumen, das<br />

vermieden werden könnte, wenn es gelänge, <strong>die</strong> Schmerzchronifizierung<br />

zu verhin<strong>der</strong>n. Hier findet sich ein Ansatzpunkt für<br />

eine mögliche sinnvolle Versorgungssteuerung. Die dafür zu<br />

ergreifenden Maßnahmen erzeugen selbstverständlich ebenfalls<br />

Ausgaben. Die erhebliche Verbesserung <strong>der</strong> Lebensqualität,<br />

<strong>die</strong> mit <strong>der</strong> Vermeidung einer Chronifizierung des Rückenschmerzes<br />

einhergeht, steht aber einer bloßen Sal<strong>die</strong>rung <strong>der</strong><br />

Kostendaten entgegen.<br />

Diskussion<br />

!<br />

Die Diskussion <strong>der</strong> Stu<strong>die</strong>nergebnisse ist in dreierlei Hinsicht<br />

zu führen: Erstens unterliegen Methode <strong>und</strong> Ergebnisse den<br />

Grenzen <strong>von</strong> Routinedaten. Zweitens ist <strong>von</strong> Interesse, inwieweit<br />

sich <strong>die</strong>se Stu<strong>die</strong>nergebnisse mit bekannten Daten aus<br />

781<br />

3265<br />

222<br />

384<br />

1966<br />

Hinweis auf Chronifizierung<br />

Hinweis auf<br />

Chronifizierungsrisiko<br />

ohne Chronifizierungshinweis<br />

Originalarbeit<br />

Abb. 3 Rückenschmerzbezogene <strong>Versorgungskosten</strong><br />

(Mittelwert) pro Patient, nach Hinweisen auf<br />

Schmerzchronifizierung, 2006, in Euro.<br />

<strong>der</strong> einschlägigen Literatur zur Versorgung <strong>von</strong> <strong>Rückenschmerzen</strong><br />

decken, <strong>und</strong> drittens sind <strong>die</strong> Schlussfolgerungen aus <strong>die</strong>sen<br />

neuen Ergebnissen zu ziehen.<br />

Limitationen durch (verfügbare) Routinedaten<br />

Jede Routinedatenanalyse, <strong>die</strong> auf einer Auswertung ambulanter<br />

Diagnosen beruht, leidet unter Validitätsproblemen: We<strong>der</strong><br />

kann <strong>die</strong> Vollständigkeit <strong>und</strong> Richtigkeit dokumentierter Diagnosen<br />

überprüft werden noch können medizinferne Einflüsse<br />

(Legitimationen für Verordnungen o<strong>der</strong> abgerechnete Leistungen)<br />

ausgeschlossen werden. In <strong>die</strong> Kostenschätzung wurden<br />

(mit Ausnahme des Krankengelds) ausschließlich direkte Kostenarten<br />

aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> gesetzlichen Krankenversicherung<br />

einbezogen. Indirekte volkswirtschaftliche Kosten<br />

infolge <strong>von</strong> Produktivitätsausfällen bei Arbeitsunfähigkeit wurden<br />

nicht ermittelt.<br />

Die Einschätzung, ob ein Chronifizierungsrisiko vorliegt bzw.<br />

eine Schmerzchronifizierung bereits eingetreten ist, kann nicht<br />

anhand klinischer Informationen erfolgen, son<strong>der</strong>n muss sich<br />

auf indirekte Hinweise stützen. Auch kann kein kausaler Bezug<br />

zwischen Arzneimittelverordnung <strong>und</strong> einer bestimmten Diagnose<br />

hergestellt werden, son<strong>der</strong>n lediglich festgestellt werden, dass<br />

<strong>die</strong> Arzneimittel Versicherten verordnet werden, <strong>der</strong>en Diagnosemuster<br />

den Schluss zulässt, dass sie (auch) an <strong>Rückenschmerzen</strong><br />

leiden. Weitergehende Informationen können den Abrechnungsdaten<br />

einer Krankenkasse nicht entnommen werden. Vielmehr<br />

wird auf verfügbare Informationen zur Leistungsinanspruchnahme<br />

aus den Bereichen <strong>der</strong> Arzneimittelverordnungen, <strong>der</strong> Arbeitsunfähigkeitsmeldungen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> dokumentierten Diagnosen zurückgegriffen:<br />

Die Zuordnung <strong>von</strong> Versicherten zu bestimmten<br />

Schmerztypen erfolgt, wie eingangs dargestellt, datengetrieben.<br />

Die Klassifizierung folgt somit einem Algorithmus, <strong>der</strong> nicht notwendigerweise<br />

immer mit einer möglichen Beschreibung aus<br />

ärztlicher Sicht zusammenfallen muss. So werden Versicherte<br />

mit <strong>Rückenschmerzen</strong> als solche mit „Hinweis auf Schmerzchronifizierung“<br />

klassifiziert, wenn sie innerhalb eines halben Jahres<br />

im Jahr 2006 mindestens zwei Verordnungen eines stark wirksamen<br />

Opioids erhielten o<strong>der</strong> sie im Jahr 2006 mindestens 6 Wochen<br />

arbeitsunfähig gemeldet waren. Ein „Chronifizierungsrisiko“<br />

wird unterstellt, wenn im Jahr 2006 eine psychiatrische Komorbidität<br />

dokumentiert wurde. Für alle an<strong>der</strong>en Versicherten wurde<br />

angenommen, dass sie akut an <strong>Rückenschmerzen</strong> leiden. Im<br />

Ergebnis kann <strong>die</strong> Einschätzung <strong>der</strong> Versicherten anhand <strong>von</strong><br />

Freytag A et al. <strong>Versorgungskosten</strong> <strong>von</strong> <strong>Rückenschmerzen</strong>… Ges<strong>und</strong>h ökon Qual manag<br />

Heruntergeladen <strong>von</strong>: Thüringer Universitäts- <strong>und</strong> Landesbibliothek Jena. Urheberrechtlich geschützt.


Originalarbeit<br />

Routinedaten deshalb bestenfalls für einen größeren Teil <strong>der</strong> Versicherten<br />

zutreffen. Das Vorkommen sowohl „falsch Positiver“ als<br />

auch „falsch Negativer“ ist nicht auszuschließen. Auch kann z. B.<br />

unter den Nicht-Erwerbstätigen <strong>die</strong> Einschätzung als chronischer<br />

Rückenschmerzpatient ausschließlich über das Kriterium <strong>der</strong><br />

Opioidverordnungen erfolgen, nicht aber über <strong>die</strong> Dauer einer<br />

Arbeitsunfähigkeit. Insgesamt zeigt <strong>die</strong> Analyse jedoch, dass <strong>die</strong><br />

zugr<strong>und</strong>e liegenden Algorithmen <strong>und</strong> <strong>die</strong> weitergehenden Definitionen<br />

aus Perspektive <strong>der</strong> empirisch orientierten Versorgungsforschung<br />

<strong>und</strong> mit Blick auf ges<strong>und</strong>heitsökonomische Zusammenhänge<br />

in <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> Schmerzversorgung erstmals eine<br />

operationale Datenstruktur ermöglichen <strong>und</strong> sinnvolle Aussagen<br />

über den spezifischen Versorgungskontext zulassen.<br />

Der auf zwei Jahre begrenzte Beobachtungszeitraum lässt, insbeson<strong>der</strong>e<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> Hinweise auf Schmerzchronifizierung,<br />

nur eingeschränkte Aussagen zu. Allerdings kommen<br />

hier auch <strong>die</strong> Stärken <strong>der</strong> Analyse <strong>von</strong> GKV-Routinedaten zur<br />

Geltung. Hierzu zählen vor allem <strong>die</strong> Vorteile, <strong>die</strong> sich aus <strong>der</strong><br />

bloßen Größe <strong>der</strong> untersuchten geschlossenen Kohorte ergeben.<br />

Zudem handelt es sich um eine Datenbasis, <strong>die</strong> aus <strong>der</strong><br />

Versorgung <strong>von</strong> Patienten unter Alltagsbedingungen entstanden<br />

ist <strong>und</strong> <strong>von</strong> daher <strong>die</strong> alltägliche Versorgungspraxis besser<br />

abbildet, als es unter den eingeschränkten Bedingungen, wie<br />

sie beispielsweise in klinischen Stu<strong>die</strong>n vorherrschen, möglich<br />

ist.<br />

Vergleich <strong>der</strong> Ergebnisse mit den Ergebnissen an<strong>der</strong>er<br />

Stu<strong>die</strong>n<br />

Da in unserer Stu<strong>die</strong> nicht <strong>die</strong> absoluten Kostengrößen, son<strong>der</strong>n<br />

<strong>die</strong> Relationen zwischen den Schmerztypen im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong><br />

stehen, wird auf einen Vergleich <strong>der</strong> in an<strong>der</strong>en Stu<strong>die</strong>n<br />

berichteten direkten Kosten des Rückenschmerzes verzichtet<br />

(wie z.B. im Review <strong>von</strong> Dagenais et al. 2008 [12] diskutiert).<br />

Eine Differenzierung <strong>von</strong> Rückenschmerzpatienten erfolgt in uns<br />

bekannten Stu<strong>die</strong>n häufig nach dem Schweregrad des Schmerzes.<br />

So gaben in einer in den Jahren 2003 – 2006 in Deutschland<br />

durchgeführten, auf schriftlicher Befragung basierenden Querschnittstu<strong>die</strong><br />

8% [13] bzw. 11% [14] <strong>der</strong> Befragten, <strong>die</strong> an <strong>Rückenschmerzen</strong><br />

litten, starke <strong>Rückenschmerzen</strong> (Korff-Grad II<br />

[15]) an <strong>und</strong> 11% [13] bzw. 14% [14] dokumentierten mit zu Arbeitsunfähigkeit<br />

führende <strong>Rückenschmerzen</strong> (Korff-Grade III<br />

<strong>und</strong> IV). In den GKV-Routinedaten stehen Informationen zum<br />

Korff-Grad nicht zur Verfügung. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Bezugnahme auf<br />

eine hohe Arbeitsunfähigkeit bei Korff-Graden III <strong>und</strong> IV können<br />

wir jedoch einen Vergleich zu den <strong>von</strong> uns als Patienten mit<br />

chronischen <strong>Rückenschmerzen</strong> eingestuften Versicherten ziehen.<br />

Hier haben wir über alle Rückenschmerztypen hinweg bei 2,6%<br />

<strong>der</strong> Versicherten Hinweise auf Schmerzchronifizierung identifiziert<br />

– deutlich weniger als <strong>der</strong> genannten Anteile <strong>von</strong> 11 bzw.<br />

14% an Patienten mit <strong>Rückenschmerzen</strong> entsprechend Korff-<br />

Grad III <strong>und</strong> IV. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass <strong>der</strong><br />

Anteil chronischer Rückenschmerzpatienten in unserer Stu<strong>die</strong><br />

deutlich unterschätzt ist.<br />

Eine Stratifizierung <strong>von</strong> Rückenschmerzpopulationen nach <strong>der</strong><br />

Anzahl <strong>von</strong> Krankheitsepisoden, <strong>die</strong> ebenfalls als Hinweis auf<br />

das Vorliegen einer Chronifizierung verwendet werden können,<br />

erfolgt bei Ritzwoller et al. 2006 [16]. Die Ergebnisse sind konsistent<br />

mit unseren Beobachtungen: Ein kleiner Anteil an Patienten<br />

mit vielen Rückenschmerzepisoden erzeugt hohe direkte<br />

<strong>Versorgungskosten</strong>. Depression erscheint als stark assoziiert mit<br />

vielen Krankheitsepisoden als auch mit hohen Kosten. Opioide<br />

Freytag A et al. <strong>Versorgungskosten</strong> <strong>von</strong> <strong>Rückenschmerzen</strong>… Ges<strong>und</strong>h ökon Qual manag<br />

werden bei Patienten mit vielen Krankheitsepisoden beson<strong>der</strong>s<br />

häufig angewendet.<br />

Kostenvergleiche zwischen Stu<strong>die</strong>n sind prinzipiell limitiert<br />

durch Unterschiede in den eingeschlossenen Leistungen <strong>und</strong> Bewertungsansätzen,<br />

so auch im Hinblick auf <strong>die</strong> gesamten direkten<br />

Kosten für <strong>die</strong> Behandlung chronischer <strong>Rückenschmerzen</strong>.<br />

Dennoch zeigen <strong>die</strong> im Rahmen einer retrospektiven Fragebogenerhebung<br />

<strong>von</strong> Ekman et al. (2005) [17, 18] in Schweden ermittelten<br />

Kostenziffern mit durchschnittlichen 632 € im Jahr<br />

2001 für alle eingeschlossenen <strong>Rückenschmerzen</strong> <strong>und</strong> 3100 €<br />

für Patienten mit chronischen <strong>Rückenschmerzen</strong> bemerkenswert<br />

ähnliche Größenverhältnisse: So betrugen <strong>die</strong> <strong>von</strong> uns ermittelten<br />

rückenschmerzbezogenen <strong>Versorgungskosten</strong> im Jahr 2006<br />

bei Versicherten mit (an<strong>der</strong>en) spezifischen <strong>Rückenschmerzen</strong><br />

ohne Hinweis auf Schmerzchronifizierung 671 € <strong>und</strong> 3093 € bei<br />

Hinweisen auf Chronifizierung.<br />

Die <strong>von</strong> uns ermittelten Anteile <strong>der</strong> Kostenarten an den direkten<br />

Gesamtkosten bei <strong>Rückenschmerzen</strong> stehen nicht voll im<br />

Einklang mit den Ergebnissen an<strong>der</strong>er Stu<strong>die</strong>n, so beispielsweise<br />

bei Wenig et al. [14]: Dort entfällt auf Krankenhauskosten<br />

<strong>der</strong> größte Anteil an den direkten Kosten, gefolgt <strong>von</strong> Heil<strong>und</strong><br />

Hilfsmitteln, ambulanten ärztlichen Leistungen, Rehabilitation<br />

<strong>und</strong> zum Schluss erst Analgetika, während bei den <strong>von</strong><br />

uns betrachteten Versicherten den ambulanten ärztlichen Leistungen<br />

<strong>der</strong> größte Kostenanteil <strong>der</strong> direkten rückenschmerzbezogenen<br />

Kosten (ohne Krankengeld) zukommt, gefolgt <strong>von</strong><br />

Heil- <strong>und</strong> Hilfsmitteln, Analgetika, Krankenhaus <strong>und</strong> Rehabilitationsmaßnahmen.<br />

Gründe für <strong>die</strong>se Unterschiede vermuten<br />

wir vor allem in einem stärker selektierten Patientengut bei<br />

einer Befragung. In den Routinedaten hingegen identifizieren<br />

wir jeden Versicherten als Rückenschmerzpatienten, <strong>der</strong> im<br />

Jahr 2006 mindestens eine schmerzbezogene gesicherte ambulante<br />

o<strong>der</strong> stationäre Diagnose aufwies.<br />

Schlussfolgerung<br />

Eingedenk aller Limitationen, denen GKV-Routinedaten unterliegen,<br />

<strong>und</strong> in <strong>der</strong> Vermutung, dass <strong>der</strong> <strong>von</strong> uns geschätzte Anteil<br />

an Versicherten mit chronischen <strong>Rückenschmerzen</strong> eher unterschätzt<br />

ist, zeigen unsere Untersuchungen, dass <strong>die</strong> durchschnittliche<br />

Leistungsinanspruchnahme <strong>und</strong> <strong>die</strong> damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Kosten bei Versicherten mit <strong>Rückenschmerzen</strong> <strong>und</strong><br />

Hinweisen für eine bereits eingetretene Schmerzchronifizierung<br />

deutlich höher liegen als bei Versicherten, bei denen lediglich<br />

Risikofaktoren für eine zukünftige Schmerzchronifizierung vorliegen.<br />

Die Unterschiede geben einen Hinweis darauf, inwieweit<br />

es sich finanziell lohnen könnte, Schmerzchronifizierung zu vermeiden.<br />

Dass durch <strong>die</strong> Vermeidung einer Schmerzchronifizierung<br />

auch ges<strong>und</strong>heitliche, patientenorientierte Outcomes verbessert<br />

werden würden, liegt auf <strong>der</strong> Hand, auch wenn<br />

Aussagen über eine Verbesserung <strong>von</strong> Parametern zur Beschreibung<br />

<strong>der</strong> „Quality of Life“ bei einer Beschränkung <strong>der</strong> Datenquelle<br />

auf Routineabrechnungsdaten nicht möglich waren. Die<br />

hohen Kosten für Patienten mit chronischen <strong>Rückenschmerzen</strong><br />

stellen außerdem den finanziellen Maßstab dar, an dem sich neben<br />

einer präventiven Vermeidung <strong>der</strong> Schmerzchronifizierung<br />

auch eine wirksame Behandlung chronifizierter Schmerzen zu<br />

orientieren hat, wenn sie über Qualitätsverbesserungen hinaus<br />

auch positive Kosteneffekte bewirken will.<br />

Über <strong>die</strong> adäquaten Mittel zur Erreichung einer Verhin<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Rückenschmerzchronifizierung einerseits <strong>und</strong> einer effektiven<br />

Behandlung chronischer Schmerzen an<strong>der</strong>erseits ist damit<br />

Heruntergeladen <strong>von</strong>: Thüringer Universitäts- <strong>und</strong> Landesbibliothek Jena. Urheberrechtlich geschützt.


noch nichts ausgesagt. Hierzu liegen bereits diverse Erkenntnisse<br />

vor, so z.B. seitens <strong>der</strong> Beteiligten des BMBF-Forschungsverb<strong>und</strong>s<br />

<strong>Rückenschmerzen</strong> 2002 – 2005. Antworten auf <strong>die</strong><br />

Fragen, welche Prozesse sich bei <strong>der</strong> Chronifizierung <strong>von</strong> Rückenschmerz<br />

abspielen; ob sich <strong>die</strong> Chronifizierung <strong>von</strong> Rückenschmerz<br />

überhaupt verhin<strong>der</strong>n lässt; wann Physiotherapie<br />

bei chronischem Rückenschmerz hilft; ob bei Bandscheibenvorfall<br />

operiert werden soll o<strong>der</strong> nicht [2]. Darüber hinaus<br />

<strong>und</strong> angesichts <strong>der</strong> konstatierten Dominanz monodisziplinärer<br />

Therapien bei einem Defizit multidisziplinärer Ansätze [13]<br />

halten wir weiterführende Analysen für wünschenswert, <strong>die</strong><br />

in einer großen Population <strong>von</strong> Rückenschmerzpatienten im<br />

Rahmen einer längeren Zeitreihe untersuchen, inwieweit <strong>und</strong><br />

bei welchen Patienten z.B. multidisziplinäre Ansätze mit positiven<br />

Outcomes – wie z.B. anhand <strong>von</strong> GKV-Routinedaten<br />

messbaren Kosteneffekte <strong>und</strong> AU-Effekte – assoziiert sind.<br />

Wünschenswert wäre schließlich auch, <strong>die</strong> <strong>von</strong> uns verwendeten<br />

Chronifizierungsmerkmale auf <strong>der</strong> Basis einer mehrjährigen<br />

Zeitreihe auf ihre Eignung als Prädiktoren zu überprüfen.<br />

Anhand vali<strong>der</strong> Prädiktoren könnten im Versichertenbestand<br />

einer Krankenkasse Rückenschmerzpatienten mit Chronifizierungsrisiko<br />

frühzeitig erkannt <strong>und</strong> einer entsprechenden Therapie<br />

zugeführt werden.<br />

Danksagung<br />

!<br />

Die Stu<strong>die</strong> wurde unterstützt <strong>von</strong> <strong>der</strong> Grünenthal GmbH. Die<br />

DAK Unternehmen Leben stellte dankenswerter Weise <strong>die</strong> Daten<br />

zur Verfügung. Für wertvolle Anregungen zur Identifikation<br />

<strong>von</strong> Hinweisen auf Schmerzchronifizierung in Routinedaten<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Diskussion <strong>der</strong> Analyseergebnisse danken wir den Mitglie<strong>der</strong>n<br />

des wissenschaftlichen Projektbeirats: Frau Prof. Dr.<br />

Annette Becker, Herrn Prof. Dr. Hans-Raim<strong>und</strong> Casser, Herrn<br />

Dr. Gerhard Müller-Schwefe, Herrn Dr. Reinhard Thoma sowie<br />

Herrn Prof. Dr. Rolf-Detlef Treede.<br />

Autorenerklärungen<br />

!<br />

S. Wobbe <strong>und</strong> G. Glaeske erklären, dass sie keine finanziellen<br />

Verbindungen mit einer Firma haben, <strong>der</strong>en Produkt in dem<br />

Artikel eine wichtige Rolle spielt (o<strong>der</strong> mit einer Firma, <strong>die</strong><br />

ein Konkurrenzprodukt vertreibt).<br />

A. Freytag, M. Thiede, G. Schiffhorst <strong>und</strong> A. Höer erklären, dass<br />

sie Mitarbeiter des IGES Institut GmbH sind. Das IGES Institut<br />

hat <strong>von</strong> <strong>der</strong> Firma Grünenthal Deutschland GmbH, Aachen,<br />

eine finanzielle Unterstützung zur Durchführung <strong>der</strong> Stu<strong>die</strong><br />

sowie zur Erstellung des Manuskripts erhalten.<br />

C. Luley ist Mitarbeiter <strong>der</strong> Firma Grünenthal GmbH, Aachen.<br />

Originalarbeit<br />

Literatur<br />

1 Neuhauser H, Ellert U, Ziese T. Chronische <strong>Rückenschmerzen</strong> in <strong>der</strong> Allgemeinbevölkerung<br />

in Deutschland 2002/2003: Prävalenz <strong>und</strong> beson<strong>der</strong>s<br />

betroffene Bevölkerungsgruppen. Ges<strong>und</strong>heitswesen 2005; 67:<br />

685–693<br />

2 B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF). Chronischer<br />

Schmerz. Ergebnisse <strong>der</strong> Forschung verbessern <strong>die</strong> Versorgung <strong>der</strong> Patienten.<br />

BMBF publik; 2001<br />

3 Schmidt CO, Kohlmann T. Versorgungssituation bei <strong>Rückenschmerzen</strong>.<br />

In: Koch M, Vogel HR. Weißbuch Schmerz, Stuttgart: Thieme, 2008:<br />

21–25<br />

4 Freytag A, Schiffhorst G, Thoma R et al. Identifikation <strong>und</strong> Gruppierung<br />

<strong>von</strong> Schmerzpatienten anhand <strong>von</strong> Routinedaten. Der Schmerz 2010;<br />

1: 12–22<br />

5 Schiffhorst G, Freytag A, Höer A et al. Schmerztypische Diagnosemuster<br />

in Routinedaten – Identifikation mittels Classification and Regression<br />

Trees (CART). Das Ges<strong>und</strong>heitswesen 2010; 72: 347–355<br />

6 B<strong>und</strong>esärztekammer (BÄK), Kassenärztliche B<strong>und</strong>esvereinigung (KBV),<br />

Arbeitsgemeinschaft <strong>der</strong> Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften<br />

(AWMF). Nationale Versorgungsleitlinie (NVL) Kreuzschmerz.<br />

Konsentierte Fassung vom 27.9.2010<br />

7 Juniper M, Le TK, Mladsi D. The epidemiology, economic burden, and<br />

pharmacological treatment of chronic low back pain in France, Germany,<br />

Italy, Spain and the UK: a literature-based review. Expert Opin<br />

Pharmacother 2009; 16: 2581–2592<br />

8 Freytag A, Schiffhorst G, Thiede M. Berücksichtigung <strong>von</strong> Komorbidität<br />

zur Schätzung indikationsbezogener <strong>Versorgungskosten</strong> auf <strong>der</strong> Basis<br />

<strong>von</strong> Sek<strong>und</strong>ärdaten am Beispiel <strong>von</strong> Versicherten mit <strong>Rückenschmerzen</strong>.<br />

Abstract eingereicht gemeinsamen Kongress <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft<br />

für Epidemiologie (DGEpi), <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für<br />

Sozialmedizin <strong>und</strong> Prävention (DGMSP) <strong>und</strong> <strong>der</strong> European Union of<br />

Medicine in Assurance and Social Security (EUMASS), 21.–25.9.2010<br />

in Berlin<br />

9 Freytag A, Schiffhorst G, Thiede M. et al. Beneficiaries with back pain:<br />

How to identify pain related cost of care?. Abstract, präsentiert bei<br />

<strong>der</strong> European Conference on Health Economics, 7.-10.7.2010 in Helsinki,<br />

Finnland<br />

10 DAK Ges<strong>und</strong>heitsmanagement (Hrsg). Ges<strong>und</strong>heitsreport 2003, Son<strong>der</strong>thema<br />

Rücken. Hamburg; 2003<br />

11 DAK Versorgungsmanagement (Hrsg). DAK Ges<strong>und</strong>heitsreport 2007.<br />

Hamburg; 2007<br />

12 Dagenais S, Caro J, Haldeman S. A systematic review of low back pain<br />

cost of illness stu<strong>die</strong>s in the United States and internationally. Spine<br />

2008; 8, 1: 8–20<br />

13 Schmidt CO, Raspe H, Pfingsten M et al. Back Pain in the German Adult<br />

Population: Prevalence, Severity, and Sociodemographic Correlates in<br />

a Multiregional Survey. Spine 2007; 18: 2005–2011<br />

14 Wenig CM, Schmidt CO, Kohlmann T et al. Costs of back pain in Germany.<br />

European Jounal of Pain 2009; 13: 280–286<br />

15 Klasen B, Hallner D, Schaub C et al. Validation and reliability of the German<br />

version of the Chronic Pain Grade questionnaire in primary care<br />

back pain patients. Psychosoc Med 2004; 1: 1–12 http://www.ncbi.<br />

nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2736479/pdf/PSM-01-07.pdf<br />

16 Ritzwoller DP, Crounse L, Shetterly S et al. The association of comorbidities,<br />

utilization and costs for patients identified with low back pain.<br />

BMC Musculoskeletal Disor<strong>der</strong>s 2006; 7: 72 DOI: 10.1186/1471-<br />

2474-7-72<br />

17 Ekman M, Jönhagen S, Hunsche E et al. Burden of illness of chronic low<br />

back pain in Sweden: a cross-sectional, retrospective study in primary<br />

care setting. Spine 2005; 30, 15: 1777–1785<br />

18 Ekman M, Johnell O, Lidgren L. The economic cost of low back pain in<br />

Sweden in 2001. Acta Orthop 2005; 76, 2: 275–284<br />

Freytag A et al. <strong>Versorgungskosten</strong> <strong>von</strong> <strong>Rückenschmerzen</strong>… Ges<strong>und</strong>h ökon Qual manag<br />

Heruntergeladen <strong>von</strong>: Thüringer Universitäts- <strong>und</strong> Landesbibliothek Jena. Urheberrechtlich geschützt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!