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<strong>dvd</strong>geschichte<br />
Mein Schulfreund von Georg Seeßlen<br />
Robert Siodmak gehört, wie<br />
auch Fritz Lang, zu den<br />
deutschen Regisseuren, die als<br />
Emigranten in Hollywood Arbeit<br />
fanden und dort zu anerkannten<br />
Künstlern geworden waren. Als<br />
sie nach dem Krieg in ihre Heimat<br />
zurückkehrten, mussten<br />
sie freilich ziemlich rasch an<br />
den Verhältnissen im bundesdeutschen<br />
Kino der 1950er Jahre<br />
verzweifeln. Peter Lorre (Der<br />
Verlorene), Billy Wilder (Eins,<br />
zwei, drei) und Robert Siodmak<br />
(Nachts, wenn der Teufel kam)<br />
drehten einige der besten Filme<br />
dieser Zeit, dennoch gelang es<br />
der bundesrepublikanischen<br />
Filmkultur zu verhindern, dass<br />
die Emigranten-Regisseure hier<br />
wieder Fuß fassen konnten. Da<br />
verließ man sich doch lieber <strong>auf</strong><br />
die Qualitäten der UFA-Regisseure,<br />
die waren auch in den <strong>neu</strong>en<br />
Verhältnissen anpassungsfähig<br />
und willig. Zuerst kam das<br />
Geld, dann kamen die Produzenten,<br />
dann kamen die Stars<br />
und ganz zum Schluss kamen<br />
in dieser billigen Ausgabe einer<br />
Traumfabrik die Regisseure. Bei<br />
seiner Verfilmung von Johannes<br />
Mario Simmels Theaterstück<br />
„Mein Schulfreund“ bekam Robert<br />
Siodmak diese Verhältnisse<br />
zu spüren. Die Produktion setzte<br />
ihm ein denkbar knappes Budget.<br />
Die Stars fühlten sich dem<br />
Rückkehrer wenig verpflichtet;<br />
der Schauspieler Ernst Schröder<br />
weigerte sich, überhaupt von ihm<br />
Regie-Anweisungen anzunehmen.<br />
Und Alexander Golling,<br />
der die höchst unsympathische<br />
Rolle eines so feigen wie unbarmherzigen<br />
Blockwarts spielt,<br />
war in der Nazi-Zeit ein besonders<br />
eifriger Parteigenosse und<br />
Bildquelle: Kinowelt<br />
Liebling der Bonzen gewesen.<br />
Schöne Aussichten. Dass „Mein<br />
Schulfreund“ dennoch einer<br />
der besseren Filme zur, nun ja,<br />
Vergangenheitsbewältigung im<br />
bundesrepublikanischen Kino<br />
wurde, verdankt sich vor allem<br />
dem Gespür des Regisseurs für<br />
Stimmungen und Charaktere.<br />
Er machte einfach aus allem<br />
das Beste (sieht man einmal von<br />
Schröders Knattercharge ab). Aus<br />
einem Drehbuch, das immer wieder<br />
ins Unverbindliche wegzufließen<br />
droht. Aus Schauspielern,<br />
von Mario Adorf bis Heinz Rühmann,<br />
die gern ihrem eigenen<br />
Affen Zucker geben. Aus einer<br />
Ausstattung, die kammerspielartig<br />
<strong>auf</strong> wenige Räume beschränkt<br />
bleibt. Und aus Dialogen, die in<br />
einem Augenblick scharf und<br />
bitter sind, im anderen aber auch<br />
schon wieder etwas unglaubwürdig<br />
dahinmenscheln.<br />
Der Schulfreund – das ist niemand<br />
anderes als Reichsfeldmarschall<br />
Hermann Göring (im<br />
Film sehen wir zum Glück nur<br />
die Büros seiner Untergebenen);<br />
er und der Geldbriefträger Ludwig<br />
Fuchs (Heinz Rühmann als<br />
Familienmensch und Beamter<br />
Komödie/Drama<br />
Start: bereits erschienen<br />
Mein Schulfreund<br />
D 1960 | ca. 89 Min. | ab 12<br />
mit Mario Adorf, Heinz Rühmann<br />
Regie: Robert Siodmak<br />
Vertrieb: Kinowelt<br />
Sprache: dt.<br />
Untertitel: dt.f.Hg.<br />
Bild: 16:9 (1.33:1)<br />
Ton: Dolby Digital Mono<br />
Extras: Presseheft (DVD-Rom-Part)<br />
u.a.