neu auf dvd - DVDFilmspiegel
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Ich tue das natürlich nicht, ich<br />
habe die Figur hinreichend unter<br />
Kontrolle.<br />
Besteht nicht die Gefahr, dabei<br />
schizophren zu werden?<br />
Ich habe die Bedeutung dieses<br />
Begriffes niemals richtig verstanden.<br />
Er schließt wohl ein, dass<br />
ich manchmal eine Persönlichkeit<br />
annehmen würde, die ich<br />
nicht sein möchte. Das ist nicht<br />
der Fall. Er hat keinerlei Einfluss<br />
<strong>auf</strong> mich, ich habe Einfluss <strong>auf</strong><br />
ihn. Es ist nicht wie bei Dr. Jekyll<br />
und Mr Hyde. Jedenfalls ist es<br />
mir nicht bewusst.<br />
Wäre eine Jekyll-und-Hyde-<br />
Rolle interessant für Sie?<br />
Ja, das wäre interessant. Jede<br />
Rolle hat ihren Reiz. Ich hege<br />
aber keine Ambitionen, eine ernste<br />
Rolle zu spielen, nur um das<br />
Genre zu wechseln. Ich verspüre<br />
keinen Drang, mich <strong>auf</strong> einem<br />
anderen Feld beweisen zu müssen.<br />
Ich mag Komödie und ich<br />
mag Charaktere. Ich verschmelze<br />
gern mit einer Figur, das ist jedes<br />
Mal <strong>auf</strong>s Neue faszinierend.<br />
Wie wurde Mr Bean geboren?<br />
Er wurde nicht geboren, er hat<br />
sich entwickelt und das schon<br />
seit 1979, über 28 Jahre hinweg.<br />
Mein Freund und Autor Richard<br />
Curtis entwickelte mit mir diese<br />
visuellen Comedy-Sketche<br />
für eine Bühnenshow. Wir haben<br />
uns niemals groß den Kopf<br />
darüber zerbrochen, wie dieser<br />
Mann ist. Wir wollten weniger<br />
eine Figur erschaffen als einige<br />
witzige Situationen. Wir haben<br />
uns nur die Beschränkung <strong>auf</strong>erlegt,<br />
dass dabei nicht gesprochen<br />
wird. Eine unserer ersten Ideen<br />
lautete: „Ein Mann kann nicht<br />
wach bleiben.“ Dann machten<br />
wir uns Gedanken, an welchen<br />
Orten ein Mann, der nicht<br />
wach bleiben kann, besonders<br />
komisch wirkt – in der Kirche<br />
beispielsweise. Und so entwickelt<br />
sich ein Sketch nach<br />
und nach. Diese Figur, die<br />
wir zehn Jahre später „Mr<br />
Bean“ get<strong>auf</strong>t haben, repräsentierte<br />
nur die Merkmale,<br />
die ich im L<strong>auf</strong>e der Zeit<br />
beim Spielen der Sketche<br />
ganz natürlich erworben<br />
hatte. Wir haben die<br />
Gags kreiert, nicht die<br />
Figur. Die Figur ist der<br />
Mechanismus, der die<br />
Gags transportiert.<br />
Im Vergleich zum ersten Kinofilm<br />
ist Bean wieder deutlich<br />
wortkarger.<br />
Jemand hat 35 Worte gezählt,<br />
die ich im Film spreche. Und<br />
meistens sind das „oui“ oder<br />
„non“. Das bin ich natürlich<br />
gewohnt. In der TV-Serie sagt<br />
er eigentlich überhaupt nichts.<br />
Ich bevorzuge es, als Mr Bean<br />
stumm zu bleiben. Ich finde, in<br />
seinem ersten Kinofilm hat er<br />
zuviel geredet. Tatsächlich war<br />
das einer meiner wichtigsten Beweggründe,<br />
diesen <strong>neu</strong>en Film<br />
zu machen.<br />
Wo steckt Mr Beans Teddy im<br />
<strong>neu</strong>en Film?<br />
Teddy kommt nicht mit <strong>auf</strong><br />
die Reise, weil wir nicht wollten,<br />
dass Mr Bean bei seinem Frankreich-Abenteuer<br />
einen Freund an<br />
seiner Seite hat. Wir wollten, dass<br />
er den Jungen und das Mädchen<br />
trifft. Hätte er den Teddy dabei,<br />
bräuchte er niemanden sonst.<br />
Der Teddy ist sein Freund,<br />
er repräsentiert Zuhause<br />
und Wohlbehagen. Und die<br />
haben wir Mr Bean nicht<br />
gegönnt. Er sollte allein<br />
sein, ein Fremder unter<br />
Fremden.<br />
War es schwer, Willem<br />
Dafoe für seine eindrucksvolle<br />
Rolle<br />
zu gewinnen?<br />
Nein. Ich<br />
finde es<br />
sehr<br />
mu-<br />
tig von ihm, denn es ist nicht<br />
einfach, gegen eine Figur wie<br />
Mr Bean anzuspielen. Er ist ein<br />
solcher Anarchist, ein solcher<br />
Kindskopf. Es ist, als spiele man<br />
mit einem Tier.<br />
Sprechen die Menschen Sie in<br />
der Regel mit „Mr Bean“ oder mit<br />
„Mr Atkinson“ an?<br />
Im Ausland meistens mit „Mr<br />
Bean“. In England spricht man<br />
mich wahrscheinlich öfter mit<br />
„Mr Atkinson“ an. Für Kinder<br />
ist es schwierig, den Charakter<br />
und den Menschen, der ihn verkörpert,<br />
voneinander zu trennen.<br />
Die Erwachsenen haben meinen<br />
echten Namen entweder niemals<br />
gehört oder sie können sich die<br />
beiden Worte „Rowan“ und „Atkinson“<br />
nicht merken. Dann ist es<br />
einfach, „Mr Bean“ zu sagen. Ich<br />
muss allerdings sagen, dass mir<br />
eine überwältigende Mehrheit<br />
sehr respektvoll begegnet. Die<br />
Menschen wissen zu schätzen,<br />
dass man sich von dem Charakter,<br />
den man spielt, sehr unterscheidet.<br />
Und sie erwarten nicht,<br />
dass man komisch ist, sie sehen<br />
aus einhundert Metern Entfernung,<br />
dass ich mich nicht wie Mr<br />
Bean benehme. Und sie nehmen<br />
einen respektvollen Abstand ein.<br />
Ich fühle keinerlei Druck <strong>auf</strong> mir<br />
lasten, witzig oder Mr Bean sein<br />
zu müssen.<br />
Wann haben Sie erstmals die<br />
Möglichkeiten Ihrer Physiognomie<br />
ausgetestet?<br />
So um die Zwanzig herum,<br />
als ich die Universität<br />
von Oxford besucht habe.<br />
Ich wollte einen Sketch<br />
bei einer Uni-Revue<br />
<strong>auf</strong>führen und hatte<br />
sehr wenig Zeit für<br />
die Vorbereitung. Ich<br />
konnte nichts zu Papier<br />
bringen, also fing ich<br />
an, vor dem Spiegel Grimassen<br />
zu schneiden. Sie<br />
erschienen mir recht witzig,<br />
vielleicht sollte ich mich<br />
also dar<strong>auf</strong> beschränken,<br />
Gesichter zu ziehen. Und das<br />
habe ich dann getan. Es muss<br />
etwa 1975 gewesen sein, als ich<br />
zum ersten Mal feststellte, dass<br />
das ein nützliches Instrument<br />
sein kann.<br />
Sie waren also niemals in der<br />
Schule der Klassenclown, wie<br />
viele andere Komiker?<br />
Nein, nicht wirklich. Ich erinnere<br />
mich schwach an eine<br />
Geschichte, als ich etwa elf war.<br />
Ich stand in der Umkleidekabine<br />
der Turnhalle vor meinen Mitschülern<br />
und habe irgendetwas<br />
Dummes gemacht. Aber das<br />
blieb das einzige Mal. Danach<br />
musste ich immer <strong>auf</strong> einer