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neu auf dvd - DVDFilmspiegel

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09<br />

07<br />

dVd special<br />

Nr. 126 | September 2007<br />

Videotake<br />

>> <strong>neu</strong> <strong>auf</strong> <strong>dvd</strong>


takeoff<br />

Christiane Paul<br />

Wandlungsfähige Ärztin<br />

Im Jahr 1990 suchte Regisseur Niklaus Schilling für seine Satire<br />

„Deutschfieber“ ein <strong>neu</strong>es Gesicht. Eine Schauspielerin aus dem<br />

Osten sollte es sein, mit natürlicher Ausstrahlung; ein schnoddriger<br />

Kumpeltyp am besten. Schillings Wahl fiel <strong>auf</strong> Christiane Paul. Für<br />

die damals 17-jährige Schülerin aus Berlin-Pankow bedeutete dies der<br />

Einstieg ins Filmgeschäft. Christiane Paul entstammt einer Ärztefamilie,<br />

studierte später selbst Medizin und schrieb ihre Doktorarbeit<br />

über künstliche Hüftgelenke. Ihre zweite Leidenschaft war von Anfang<br />

an die Schauspielerei. Vor ihrer ersten Rolle im Film nahm das<br />

Mädchen an einem Model-Wettbewerb teil und posierte für Jugendzeitschriften<br />

wie „Bravo“. Ihre darstellerischen Fähigkeiten vervollkommnete<br />

die sympathische Berlinerin am Lee Strasberg Institute in<br />

New York. In vielen folgenden Filmen spielte Christiane Paul den absolut<br />

unkomplizierten Typen Mensch. Mit der Komödie „Workaholic“<br />

(1996) landete sie ihren ersten großen Publikumserfolg, in Wolfgang<br />

Beckers Werk „Das Leben ist eine Baustelle“ zeigte sie ihre bis dato<br />

facettenreichste Leistung.<br />

Kritiker, Regisseure und Kollegen sind begeistert von Christiane<br />

Pauls lebendigem, ausdrucksstarkem Spiel. Lange Zeit versuchte<br />

Dr. Paul den Spagat zwischen Medizin und Schauspielerei. Im Jahr<br />

2006 hörte Christiane Paul ihre Arbeit als Ärztin <strong>auf</strong>, um sich stärker<br />

ihrer Tochter Mascha und dem Filmgeschäft widmen zu können.<br />

sehenswert<br />

Robert Altmans Last Radio Show<br />

Im November 2006 starb Robert Altman, der unbestrittene Meister des Ensemblefilms.<br />

Sein Abgesang über die letzten Stunden einer Radio Show wirkt im Nachhinein<br />

wie ein Vermächtnis. Hier sind sie noch einmal versammelt, all die skurrilen Figuren<br />

und Geschichten, die der Regisseur mit einer unvergleichlichen Leichtigkeit in Szene<br />

zu setzen vermochte. Selbst Sprache wird zu einer Art Musik. Unbedingt ansehen!<br />

Komödie | ab 27.09.2007<br />

Die Fälscher<br />

Die Betten dieser KZ-Häftlinge hatten eine Matratze, sogar Tischtennis konnten sie in<br />

der Freizeit spielen. Unter der Leitung des berüchtigten Geldfälschers Salomon Sorowetisch<br />

mussten ausgesuchte Gefangene für die Nazis Geld fälschen. Die Wirtschaft<br />

des Feindes sollte so destabilisiert werden. Die Inhaftierten sehen sich schweren Gewissenskonflikten<br />

ausgesetzt und leiden unter ihren sogenannten Privilegien.<br />

Drama | ab 19.09.2007<br />

Triff die Robinsons<br />

Im Mittelpunkt der animierten Geschichte steht ein Waisenjunge, der endlich in eine<br />

Erfinder-Familie <strong>auf</strong>genommen wird und fast nebenbei eine Verschwörung <strong>auf</strong>deckt.<br />

Der 12-jährige Lewis konstruiert ein Gerät, das den Zugriff <strong>auf</strong> verborgene Erinnerungen<br />

erlaubt. Damit fängt der Ärger aber auch das Abenteuer an. Ein ungewöhnlich<br />

frecher Disney-Film.<br />

Animation | ab 13.09.2007<br />

starkasten<br />

Filmographie (auszug)<br />

1992 Deutschfieber<br />

1995 Ex<br />

1996 Workaholic<br />

1997 Das Leben ist<br />

eine Baustelle<br />

1999 Die Häupter<br />

meiner Lieben<br />

2000 Im Juli<br />

2002 Väter<br />

2006 Reine Formsache<br />

2007 Neues vom Wixxer<br />

1<br />

300<br />

Warner<br />

Abenteuer/Action<br />

ab 16<br />

mit Gerard Butler,<br />

Lena Headey<br />

2<br />

SAW III<br />

Kinowelt<br />

Horror<br />

k.J.<br />

mit Tobin Bell,<br />

Shawnee Smith<br />

3<br />

Mitten ins Herz<br />

Warner<br />

Komödie<br />

o.A.<br />

mit Hugh Grant,<br />

Drew Barrymore<br />

4<br />

Rocky Balboa<br />

Fox<br />

Action<br />

ab 12<br />

mit Sylvester Stallone,<br />

Burt Young<br />

9<br />

Die Queen<br />

EuroVideo<br />

Drama<br />

o.A.<br />

mit Helen Mirren,<br />

James Cromwell<br />

topten<br />

5<br />

Ghost Rider<br />

Sony Picturs<br />

Action/Thriller<br />

ab 16<br />

mit Nicolas Cage, Eva Mendes<br />

6<br />

Hannibal Rising<br />

Universum Film<br />

Horror/Thriller<br />

k.J.<br />

mit Gaspard Ulliel, Gong Li<br />

7<br />

Born To Be Wild<br />

Buena Vista<br />

Komödie<br />

ab 6<br />

mit John Travolta, Tim Allen<br />

8<br />

Smokin’ Aces<br />

Universal Pictures<br />

Action<br />

ab 16<br />

mit Andy Garcia, Ben Affleck<br />

10<br />

Skinwalkers<br />

Paramount<br />

Horror/Action<br />

ab 16<br />

mit Jason Behr, Elias Koteas


Mr. Bean macht Ferien<br />

Im Jahr 2007 besteht die größte Herausforderung in der Reise dieses Inselbewohners ans Festland. Der<br />

Mann mit dem Pappkoffer besucht das Land der Froschfresser. Mr Bean macht Ferien und Frankreich<br />

wird nie mehr so sein, wie es einmal war. Mit einem kleinen Jungen im Schlepptau und der französischen<br />

Polizei <strong>auf</strong> den Fersen nähert sich der zapplige Brite bedrohlich dem Filmfestival von Cannes.<br />

Natürlich ist diese Komödie ein haarsträubender Spaß, wenngleich die Qualität einiger Gags hinter den<br />

Erwartungen zurückbleibt. Fans von Rowan Atkinson kommen dennoch <strong>auf</strong> ihre Kosten.<br />

Alpha Dog<br />

Sie lümmeln unter der Sonne Kaliforniens, feiern<br />

Partys und haben für ihre Zukunft keine Idee. Als<br />

Zack und seine Freunde spontan einen Jungen kidnappen,<br />

um von dessen Bruder Schulden einzutreiben,<br />

ahnt die Clique nicht einmal die Folgen ihres<br />

Tuns. Die Chronik eines Verbrechens mit Justin<br />

Timberlake in der Hauptrolle.<br />

Mein Führer<br />

1944 ist der Krieg total verloren. Hitler hat Depressionen,<br />

nur Goebbels glaubt noch an den Endsieg.<br />

Der Führer müsste nochmal ran und die Massen<br />

begeistern. Weil Hitler nicht kann, holt Goebbels einen<br />

begnadeten Imitator, den Juden Grünbaum aus<br />

dem KZ. Dani Levy provoziert mit einer Komödie<br />

über ein düsteres Kapitel.<br />

Neues vom Wixxer<br />

Beflügelt vom Erfolg des Vorgängers entstauben<br />

Oliver Kalkofe und seine Crew er<strong>neu</strong>t alte Wallace-<br />

Krimis. Auch die Fortsetzung kitzelt erheblich die<br />

Lachmuskeln. Keiner kann die Augen so <strong>auf</strong>reißen<br />

wie Bastian Pastewka, niemand einen gewissen Hatler<br />

besser imitieren als Christoph Maria Herbst.<br />

Shooter<br />

Mark Wahlberg darf den kernigen Kerl geben und<br />

spielt einen Scharfschützen im Ruhestand. Gerade<br />

sein Außenseiterdasein erscheint intriganten Strippenziehern<br />

geeignet, Bob Lee Swagger in ein tödliches<br />

Spiel zu verwickeln. Nun zeigt der Söldner<br />

des Todes noch einmal, was er alles kann.<br />

Action ohne Firlefanz.<br />

Die Wilden Kerle 4<br />

Jetzt leben die Kerle im Wald und sind ohne Eltern<br />

so richtig wild. Fahrräder wurden durch Motorräder<br />

ersetzt und auch das obligate Fußballspiel hat nur<br />

noch wenig Ähnlichkeit mit einem konventionellen<br />

Kick. Liebe, Eifersucht, Mystik und Fantasy heißen<br />

die Spielführer in dem von Fans bejubelten Match.<br />

The Reaping<br />

Nach dem Tod ihrer Eltern hat sich die ehemalige<br />

Missionarin Katherine Winter der Wissenschaft<br />

zugewandt. Als ein Dorf von den biblischen Plagen<br />

heimgesucht wird, eilt die Skeptikerin an den Ort<br />

des Geschehens. Als sich das Wasser eines Flusses<br />

in menschliches Blut verwandelt, ist auch Katherine<br />

mit ihrem Latein am Ende.<br />

einblick


Bildquelle: Buena Vista<br />

Bildquelle: Galileo<br />

Die Wilden Kerle 4 „Gib mich die Kirsche!“<br />

Die Welt ist eine Lederkugel,<br />

aber hinter dem Land der<br />

Silberlichten lauert das Abseits.<br />

Das zumindest will uns das <strong>neu</strong>e<br />

Bolzplatzabenteuer der Wilden<br />

Kerle weismachen. Vanessa und<br />

die Jungs um Mannschaftskapitän<br />

Leon sind mächtig ins Kraut geschossen.<br />

Jacken, Hosen und auch<br />

Fahrräder wurden zu klein. Mit<br />

einem Look, der wie eine durchgeknallte<br />

Variante von Jack Wolfskin<br />

wirkt, und knatternden Gefährten<br />

geht’s ins <strong>neu</strong>e Abenteuer. Es<br />

komödie<br />

Start: 06.09.2007<br />

das Genie und der Wahnsinn<br />

Clash Of Egos<br />

DK 2006 | ca. 90 Min.<br />

ab 12 beantragt<br />

mit Ulrich Thomsen, Nikolaj Lie Kaas<br />

Regie: Tomas Villum Jensen<br />

Vertrieb: Galileo<br />

Sprache: dt./dan.<br />

Untertitel: dt.<br />

Bild: 16:9<br />

ton: Dolby Digital 5.1<br />

gilt, den Pokal im „Freestyle Soccer<br />

Contest“ (Auf Wiedersehen,<br />

geliebtes Deutsch!) zu erobern.<br />

Vorbei sind also die Zeiten fairen<br />

Wettstreits <strong>auf</strong> dem Rasen. Gegner<br />

sind die Wölfe aus Ragnarök.<br />

Der Sieger des Matches läuft Gefahr,<br />

vom rätselhaften Mädchen<br />

Horizon vernichtet zu werden.<br />

Obwohl Leon all dies weiß, kann<br />

er nicht klein beigeben. Liebe, Eifersucht,<br />

Mystik und Fantasy heißen<br />

die Spielführer im <strong>neu</strong>en, von<br />

den Fans bejubelten Kick.<br />

Das Genie und der Wahnsinn Volkes Stimme<br />

Ja, so stellt man sich einen<br />

Filmkünstler vor: Stoppelhaar,<br />

Hornbrille und hochtrabende<br />

Reden schwingend. Claus Volter<br />

heißt das Schreckgespenst aller<br />

Kinobetreiber und gerade hat der<br />

Cineast wieder eines seiner gefürchteten<br />

Meisterwerke gedreht.<br />

Das Einspielergebnis von „Der<br />

Mörder“ lässt den Produzenten<br />

wie einen Greis aussehen. Sieben<br />

Zuschauer, 534 Kronen Umsatz<br />

und das bei 35 eingesetzten Kopien.<br />

Volter juckt das wenig. Es<br />

ist eben Kunst und die Dänen<br />

sind noch nicht bereit für die verschlüsselten<br />

Botschaften ihres<br />

Propheten, meint der Regisseur<br />

Auch das vierte Abenteuer erwies<br />

sich <strong>auf</strong> der Leinwand als<br />

großer Erfolg. Autor Joachim Masannek<br />

wird wohl nicht schlappmachen,<br />

jetzt, wo der Ball gerade<br />

so schön kullert. Vielleicht können<br />

die Wilden Kerle in Teil 5 ja dann<br />

sogar fliegen.<br />

Übrigens: Wie poetisch klingt<br />

manches im Film, wie nüchtern<br />

ist die Realität. Das Land der Silberlichten<br />

soll in Wahrheit eine<br />

Magerwiese <strong>auf</strong> einem ehemaligen<br />

Truppenübungsplatz sein.<br />

achselzuckend. Doch diesmal<br />

hat „Kunst-Claus“ Pech. Einer<br />

von den sieben Zuschauern, ein<br />

jähzorniger Zeitgenosse namens<br />

Tonny, bekommt angesichts des<br />

kryptischen Schinkens nicht nur<br />

einen Tobsuchtsanfall, sondern<br />

verlangt vom Schöpfer auch das<br />

Eintrittsgeld zurück. Als Folge einer<br />

Handgreiflichkeit zwischen<br />

Filmemacher und Zuschauer<br />

(hier ist der Singular durchaus<br />

angebracht) erleidet Tonny mehrere<br />

Knochenbrüche. Anstatt<br />

nun Schadenersatz zu fordern,<br />

besteht der Geschädigte <strong>auf</strong> der<br />

aktiven Teilnahme an kommenden<br />

Dreharbeiten. Bauarbeiter<br />

abenteuer<br />

Start: 11.10.2007<br />

die Wilden kerle 4<br />

D 2007 | ca. 107 Min. | o.A.<br />

mit Jimi Blue & Wilson Gonzalez<br />

Ochsenknecht<br />

Regie: Joachim Masannek<br />

Vertrieb: Buena Vista<br />

Sprache: dt.<br />

Untertitel: dt.f.Hg./eng.<br />

Bild: 16:9 (1.85:1)<br />

ton: Dolby Digital 5.1<br />

extras: Making Of, Featurettes u.a.<br />

Tonny hat schon genaue Vorstellungen<br />

davon, wie ein wirklich<br />

guter Film aussehen müsste und<br />

liefert nach drei Tagen ein Drehbuch.<br />

Titel: Explosive Bombe.<br />

Was für ein großartiger Humor!<br />

Der Film bezieht nicht nur<br />

aus der kulturellen Karambolage<br />

seine Lacher, sondern überzeugt<br />

auch durch eine Vielzahl kleiner<br />

Episoden. Ulrich Thomsen (Das<br />

Fest) ist als wütender Bauarbeiter<br />

mit Goldzahn kaum wiederzuerkennen.<br />

Autor der Posse ist<br />

Anders Thomas Jensen (Adams<br />

Äpfel, Nach der Hochzeit). Den<br />

Namen muss man sich merken.


Bildquelle: Universal Pictures Mr.<br />

Bean macht Ferien La Mer!<br />

Mr Bean zieht bei der Tombola<br />

das große Los und darf<br />

ans Meer. Die Cote d‘Azur hat es<br />

dem Briten mit den Hochwasserhosen<br />

angetan; Cannes lautet das<br />

Reiseziel. Dass sich genau dort<br />

zum Zeitpunkt seiner Reise die<br />

Filmprominenz versammelt, ist<br />

Bean schnurz. Nichtsdestotrotz<br />

werden im Verl<strong>auf</strong> der Reise verschiedene<br />

Filmschaffende immer<br />

wieder den Weg des abenteuerlustigen<br />

Londoners kreuzen. Aber<br />

der Reihe nach.<br />

Bean ist gerade in Paris eingetroffen<br />

und hat einen ersten<br />

Parcours der Missgeschicke ab-<br />

solviert. Der zapplige Brite verhedderte<br />

sich mit dem Schlips<br />

im Baguette-Automaten und<br />

verzehrte <strong>auf</strong> unnachahmliche<br />

Art im Feinkostrestaurant Muscheln<br />

und Langusten. Es ist die<br />

von Mr Bean mitgeführte Kamera,<br />

die eine Kette kleiner Katastrophen<br />

zum großen Desaster<br />

auswachsen lässt. Eitel wie der<br />

Junggeselle nun mal ist, fordert<br />

er einen Reisenden <strong>auf</strong>, sein<br />

Tun <strong>auf</strong> dem Bahnhof mit der<br />

Kamera zu dokumentieren. Der<br />

Fremde, in Wahrheit ein großer<br />

russischer Regisseur, verweigert<br />

sich dieser kleinen Aufgabe<br />

IMPRESSUM Filmspiegel GmbH | Waldstraße 19 | 13156 Berlin | Postanschrift: Markgrafenstraße 56 | MBE-188 | 10117 Berlin | E-Mail:mail@ACHMedien.com | Geschäftsführender Redakteur: Runhard Sage (v.i.S.d.P.)<br />

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Filmspiegel n VIDEOTAKE + FILMSPIEGEL September 2007 | Erscheinungstag 31.08.07 | 13. Jahrgang | Heft 126 | ISSN 1430-5801<br />

nicht. Das Ende der Dreharbeiten<br />

konnte der Russe allerdings nicht<br />

vorhersehen. Der Zug fährt ohne<br />

ihn ab. Entsetzt erkennt der kleine<br />

Sohn des Filmemachers durch<br />

das Abteilfenster, wie sein Papa<br />

als kleiner Punkt am Horizont<br />

zurückbleibt. Bean, fürwahr kein<br />

Kinderfreund, fühlt sich schuldig<br />

und setzt all seine gefürchtete<br />

Beharrlichkeit daran, den<br />

Jungen unversehrt in Cannes<br />

abzuliefern. Schon bald wird der<br />

Brite mit den Kulleraugen von<br />

der französischen Polizei als Kindesentführer<br />

gejagt.<br />

Zehn Jahre nach seinem ersten<br />

Kinoausflug wollte es Rowan Atkinson<br />

als Mr Bean noch einmal<br />

wissen. Der weltbekannte Spaßmacher<br />

sorgt wie immer mit ausgefeilter<br />

Situationskomik für Begeisterung,<br />

schneidet Grimassen,<br />

gestikuliert wild und singt sogar.<br />

Anders als in „Bean – Der ultimative<br />

Katastrophenfilm“ bleibt der<br />

verbale Einsatz gering. Viel mehr<br />

als das bekannte kurze Grunzen<br />

und ein „oui“ ließ sich Atkinson<br />

nicht entlocken. Für die zahlreichen<br />

Freunde des Komikers<br />

ist der Film ein Muss, trotzdem<br />

werden auch hartnäckige Fans<br />

zugeben müssen, dass die überragenden<br />

Fähigkeiten des Komikers<br />

in kurzen Sketchen doch<br />

besser zur Geltung kommen.<br />

Walter Sobchak<br />

komödie<br />

Start: 06.09.2007<br />

Mr. Bean macht Ferien<br />

Mr. Bean’s Holiday<br />

GB 2007 | ca. 86 Min. | ab 6<br />

mit Rowan Atkinson, Willem Dafoe<br />

Regie: Steve Bendelack<br />

Vertrieb: Universal Pictures<br />

Sprache: dt./eng./ita./spa.<br />

Untertitel: dt./eng.f.Hg/ita./spa./<br />

hrv./tur./slo. Bild: 16:9 (1.85:1)<br />

ton: Dolby Digital 5.1<br />

extras: geschnittene Szenen u.a.<br />

Willem Dafoe<br />

Auffälliges Grinsen<br />

Willem Dafoe, am 22.07.1955 in Appleton<br />

geboren, spielt in der vorliegenden<br />

Komödie eine Art personifiziertes<br />

Kontrastprogramm zu Rowan<br />

Atkinson. Sein Part als geschwätziger<br />

Arthouse-Regisseur macht sich <strong>auf</strong><br />

subtile Weise über wenig unterhaltsame<br />

Filmkünstler lustig. Als Satiriker<br />

ist der Mann aus Wisconsin bisher<br />

nicht in Erscheinung getreten. Dafoe,<br />

dessen <strong>auf</strong>fälliges Merkmal sein<br />

ungewöhnlich breiter Mund ist, gilt<br />

als einer der wandelbarsten Schauspieler<br />

Hollywoods. Grinsend spielte<br />

er Schurken (Wild At Heart, Spider-<br />

Man 3) oder schmerzlich lächelnd<br />

<strong>auf</strong>opferungsvolle Charaktere (Platoon,<br />

Mississippi Burning). Bei den<br />

diesjährigen Filmfestspielen in Berlin<br />

saß Willem Dafoe in der Jury.<br />

www.<strong>dvd</strong>filmspiegel.com


Shooter Schuss und Schluss<br />

Bob Lee Swagger (Mark Wahlberg)<br />

hat einst im Namen der<br />

Freiheit Menschen erschossen.<br />

Als Bob entdecken musste, dass<br />

er ein Handlanger für Leute mit<br />

zweifelhafter Moral war, hat der<br />

action/thriller<br />

Start: 03.09.2007<br />

Shooter<br />

USA 2007 | ca. 121 Min. | k.J.<br />

mit Mark Wahlberg, Danny Glover<br />

Regie: Antoine Fuqua<br />

Vertrieb: Paramount<br />

Sprache: dt./eng./tur.<br />

Untertitel: dt./eng./tur.<br />

Bild: 16:9 (2.40:1)<br />

ton: Dolby Digital 5.1<br />

extras: Audiokommentar, entfernte<br />

Szenen u.a.<br />

The Contract Gefährliche Begegnung<br />

Seit dem Tod der Mutter droht<br />

Sohn Chris seinem Vater zu<br />

entgleiten. Der 12-Jährige hat Haschisch<br />

geraucht und wurde vom<br />

Dorfpolizisten nach Hause eskortiert.<br />

Zeit also für ein ernstes Gespräch<br />

unter Männern. Ray (John<br />

Cusack) schlägt einen gemein-<br />

thriller<br />

Start: 03.09.2007<br />

the Contract<br />

D/USA 2006 | ca. 92 Min. | ab 16<br />

mit John Cusack, Morgan Freeman<br />

Regie: Bruce Beresford<br />

Vertrieb: e-m-s GmbH<br />

Sprache: dt./eng.<br />

Untertitel: dt. Bild: 16:9 (2.35:1)<br />

ton: Dolby Digital 5.1, DTS (dt.)<br />

extras: Making Of u.a.<br />

Scharfschütze enttäuscht sein<br />

Präzisionsgewehr gegen eine<br />

Jagdflinte vertauscht und sich in<br />

die Waldeinsamkeit Montanas<br />

zurückgezogen. Aber die Kündigung<br />

hat ein Loch hinterlassen,<br />

das durch keine Wildtöter-Romantik<br />

zu schließen ist. In seinem<br />

tiefsten Inneren möchte Swagger<br />

wieder gebraucht werden, dürstet<br />

seine Seele nach Fanfarenklang<br />

und patriotischem Auftrag.<br />

Manchmal muss man eine Lektion<br />

eben zweimal absolvieren<br />

um zu begreifen. Lehrmeister in<br />

dieser bitteren Angelegenheit ist<br />

Colonel Johnson (Danny Glover).<br />

Er nennt Bob väterlich „mein<br />

Junge“ und bittet diesen, seine<br />

überragenden Fähigkeiten in den<br />

Dienst des Landes zu stellen. Den<br />

Präsidenten der Vereinigten Staaten<br />

gilt es, vor einem Attentat zu<br />

bewahren. Swagger lässt sich nur<br />

kurz drängen, dann ist er wieder<br />

ganz der Fachmann, prüft, erteilt<br />

Ratschläge und wird ein weiteres<br />

Mal böse hinters Büchsenlicht geführt. <br />

samen Ausflug in die Wildnis<br />

vor. Dieser kleine Camping-Urlaub<br />

wird Vater und Sohn näher<br />

zusammenbringen, als beide es<br />

je für möglich hielten, und ausgerechnet<br />

ein Auftragskiller wird<br />

für die engen Familienbande sorgen.<br />

Dieser Mann heißt Frank<br />

Carden (Morgan Freeman). Carden<br />

ist, was man einen dicken<br />

Fisch nennt. Er war an mehreren<br />

Kapitalverbrechen beteiligt und<br />

wurde seither von der CIA gesucht.<br />

Der ehemalige Major ist<br />

der örtlichen Polizei von Woodburn<br />

beinahe von selbst an die<br />

Angel gegangen. Nur im Netz<br />

können die Ordnungshüter den<br />

kapitalen Fang nicht halten.<br />

Carden entwischt in die Wildnis,<br />

trägt allerdings als Zeichen<br />

der Begegnung mit der Justiz<br />

noch immer Handschellen. In<br />

diesem Zustand treffen Ray und<br />

Chris <strong>auf</strong> Frank. Der besonnene<br />

Killer erklärt den beiden Wanderern<br />

die Lage. „Meine, nicht Eure<br />

Freunde“, so Carden, „haben bereits<br />

meine Spur <strong>auf</strong>genommen.<br />

„Shooter“ ist ein erstklassiger<br />

Actionfilm ohne den üblichen<br />

pyromanischen Firlefanz. Zur<br />

klassischen Ein-Mann-wird-gejagt-Story<br />

gesellt sich die komplizierte<br />

Suche nach Tätern und<br />

Hintermännern. Antoine Fuqua<br />

hält nicht hinter dem Berg, wenn<br />

es um die Meinung zu den Mächtigen<br />

in seiner Heimat geht.<br />

Manchmal ist man als Zuschauer<br />

ganz zittrig von dieser Überdosis<br />

an Schonungslosigkeit. Also:<br />

Sie wollen am Abend spannend<br />

unterhalten werden? Legen Sie<br />

„Shooter“ in den Player. Der Film<br />

ist ein Volltreffer.<br />

Schlagt Euch in die Wälder, lasst<br />

eine Stunde vergehen und geht<br />

dann nach Hause. Eine andere<br />

Chance habt Ihr nicht.“ Mit dem<br />

Verweis <strong>auf</strong> die Chancenlosigkeit<br />

hat Carden genau das Falsche gesagt.<br />

Der ehemalige Sportler Ray<br />

fühlt sich herausgefordert. Er will<br />

diesen Mann um jeden Preis der<br />

Polizei übergeben.<br />

Bruce Beresford verzichtete<br />

<strong>auf</strong> Tempo und gab dafür seinen<br />

Akteuren deutlich charakterliche<br />

Kontur. Es ist bewundernswert,<br />

wie es dem Filmemacher gelang,<br />

neben der eigentlichen Geschichte<br />

noch eine Vielzahl kleiner<br />

Episoden einzuflechten. Morgan<br />

Freeman ist überragend.<br />

Bildquelle: e-m-s GmbH Bildquelle: Paramount


88 Minutes<br />

Nachrichten vom Mörder<br />

Der Psychopath hatte nicht an<br />

die Katze gedacht. Als Jon<br />

Forster anfing, sein noch lebendes<br />

Opfer mit einem Messer zu<br />

bearbeiten, saß das Tier <strong>auf</strong> dem<br />

Fensterbrett und miaute laut. Es<br />

hörte sich an, als weine ein Kind.<br />

Der Stubentiger wurde dem Serienkiller<br />

zum Verhängnis. Er<br />

störte; das laute Miauen lockte<br />

eine Augenzeugin an den Tatort.<br />

Jetzt sitzt Forster als verurteilter<br />

Mörder in der Todeszelle. Der<br />

Fall scheint abgeschlossen. Ei-<br />

Al Pacino<br />

Lebendes Denkmal<br />

Al Pacino ist der Sohn italienischer<br />

Einwanderer und wuchs im New Yorker<br />

Stadtteil Manhattan <strong>auf</strong>. Pacinos<br />

Vater wurde im sizilianischen Städtchen<br />

Corleone geboren. Es gibt also<br />

Parallelen zwischen dem Lebensl<strong>auf</strong><br />

des Schauspielers und der Filmfigur<br />

Michael Corleone, die Pacino in<br />

Coppolas Welterfolg „Der Pate“ verkörperte.<br />

Der kleine Al (1,65 m) muss<br />

in seiner Jugendzeit ein zorniger junger<br />

Mann gewesen sein. Er wurde von<br />

der Schule verwiesen und musste sich<br />

eine Zeit lang als Platzanweiser in Theatern<br />

durchschlagen. Seine Schauspielausbildung<br />

absolvierte Pacino<br />

am berühmten Lee Strasberg Institut.<br />

Der Shakespeare-Verehrer gilt als einer<br />

der größten Charakterdarsteller<br />

der Gegenwart und wurde mit allen<br />

erdenklichen Preisen ausgezeichnet.<br />

Demnächst wird Pacino im<br />

Blockbuster „Oceans Thirteen“<br />

<strong>auf</strong> DVD zu sehen sein.<br />

nen nicht unwesentlichen Anteil<br />

an der Überführung des Täters<br />

hatte der psychiatrische Gutachter<br />

Jack Gramm (Al Pacino). Er<br />

erklärte dem Gericht nicht nur<br />

Forsters Denkweise, sondern<br />

schloss auch eine verminderte<br />

Schuldfähigkeit des Angeklagten<br />

aus. Gramms brillantes Plädoyer<br />

hat den Ruhm des Universitätsprofessors<br />

vergrößert.<br />

Zuweilen drücken Studentinnen<br />

ihre Bewunderung für<br />

den Gelehrten durch körperliche<br />

Hingabe aus. So wie an diesem<br />

Morgen, als Gramm verschlafen<br />

den Anblick einer unbekleideten<br />

Schönen wahrnimmt, die gerade<br />

im Begriff ist, den Frühstückstisch<br />

zu decken. Doch so schön<br />

der Tag auch beginnt, die folgenden<br />

88 Minuten werden hektisch<br />

und unerfreulich. Es gibt<br />

einen <strong>neu</strong>en Mord nach dem bekannten<br />

Muster, obwohl Forster<br />

doch im Knast sitzt. Obendrein<br />

bekommt Gramm einen Anruf.<br />

88 Minuten hätte er noch zu leben,<br />

teilt die Stimme am anderen<br />

Ende mit. „Die Zeit läuft. Tick,<br />

tack, tack.“ Der Täter muss sich<br />

ganz in der Nähe des Wissenschaftlers<br />

<strong>auf</strong>halten, denn er vermerkt<br />

Gramms verbleibende Lebenszeit<br />

an den unmöglichsten<br />

Stellen. Mal ist eine Arbeitsunterlage<br />

beschmiert, dann steht eine<br />

Nachricht <strong>auf</strong> der Heckklappe<br />

von Jacks Auto. Obendrein fühlt<br />

sich der Psychologe von einem<br />

rätselhaften Motorradfahrer belauert.<br />

Jeder ist nun verdächtig.<br />

Ist es die Assistentin, die Freundin,<br />

eine Studentin oder am Ende<br />

der Taxifahrer? Gerade wenn<br />

Bildquelle: Kinowelt<br />

man als Zuschauer eine Spur<br />

gefunden glaubt, wird die Hypothese<br />

durch den Fortgang der<br />

Handlung widerlegt.<br />

Für Freunde eines Rätselkrimis<br />

ist der Echtzeit-Thriller<br />

„88 Minutes“ eine schweißtreibende<br />

Angelegenheit. Der von Al<br />

Pacino großartig gespielte Psychologe<br />

wird in diesen 88 Minuten<br />

mindestens 10 Jahre älter.<br />

thriller<br />

Start: 25.09.2007<br />

bruno Martelli<br />

88 Minutes<br />

USA/D 2007 | ca. 106 Min. | ab 16<br />

mit Al Pacino, Alicia Witt<br />

Regie: Jon Avnet<br />

Vertrieb: Kinowelt<br />

Sprache: dt./eng. Untertitel: dt.<br />

Bild: 16:9 (2.35:1)<br />

ton: Dolby Digital 5.1<br />

extras: Featurette u.a.


Cannibals Welcome To The Jungle<br />

Vier verwöhnte Amerikaner<br />

machen sich <strong>auf</strong> in den<br />

Dschungel von Papua-Neuguinea,<br />

beseelt von einer vagen Idee.<br />

Vor über vier Jahrzehnten soll<br />

hier der Milliardärssohn Michael<br />

Horror<br />

Start: 06.09.2007<br />

Cannibals: Welcome to<br />

the Jungle<br />

Welcome To The Jungle<br />

USA 2006 | ca. 83 Min.<br />

k.J. beantragt<br />

mit Sandi Gardiner, Callard Harris<br />

Regie: Jonathan Hensleigh<br />

Vertrieb: Galileo<br />

Sprache: dt./eng.<br />

Bild: 16:9<br />

ton: Dolby Digital 5.1<br />

Infernal Affairs III Das Ebenbild<br />

Spätestens seit Martin Scorseses<br />

Neuverfilmung „Departed<br />

– Unter Feinden“ weiß der<br />

Filmfreund, welch herausragende<br />

Vorlage die Autoren Andy<br />

Lau und Alan Mak mit „Infernal<br />

Affairs“ geschaffen haben. Der<br />

dritte Film verlangt allerdings einige<br />

Vorbildung:<br />

Beim Zweikampf zweier verdeckt<br />

arbeitender Cops hat der<br />

Bösewicht Ming die Oberhand<br />

behalten und seinen Kollegen Yan<br />

(Tony Leung) erschossen. Yan arbeitete<br />

als Undercover-Agent der<br />

Polizei bei einem Triaden-Boss,<br />

während Ming, getarnt als Polizist,<br />

für die Mafia ermittelte.<br />

„Infernal Affaires III“ beginnt<br />

mit internen polizeilichen Ermittlungen<br />

gegen Ming. Auch<br />

dem schläfrigsten Ordnungshüter<br />

blieb nicht die Verstrickung<br />

des ehrgeizigen Abteilungsleiters<br />

in den Mordfall Yan verborgen.<br />

Ming kann die Sache jedoch erfolgreich<br />

als Notwehr darstellen,<br />

wird von allen Vorwürfen freigesprochen<br />

und an seinen alten<br />

Bildquelle: Galileo<br />

Rockefeller mit einem Flugzeug<br />

direkt in den Urwald gerauscht<br />

sein. Über den Verbleib des Erben<br />

gibt es wilde Theorien. Eine besagt,<br />

der gute Michael lebe noch<br />

immer und würde jetzt einem<br />

Kannibalenstamm angehören.<br />

Gestützt werden die Spekulationen<br />

vor allem durch die Tatsache<br />

eines fehlenden Leichnams.<br />

Die Freunde Colby und Mickey<br />

wollen Ruhm und Rockefeller<br />

und konnten sogar ihre Freundinnen<br />

für den Trip ins Ungewisse<br />

gewinnen. Das Quartett ist<br />

von den Aussichten so überzeugt,<br />

dass man den vermeintlichen Er-<br />

Posten zurückgeschickt. Doch<br />

im Präsidium behauptet sich<br />

Ming nicht wie erwartet. Ein<br />

junger Polizist namens Yeung<br />

verdrängt den „alten Wolf“ von<br />

der Führung. Anders als der verstorbene<br />

Yan ist Yeung kein integerer<br />

Polizist, sondern eine Art<br />

jüngeres Ebenbild von Ming. Mit<br />

gewohnter Akribie beginnt der<br />

zurückgekehrte Verräter einen<br />

verdeckten Krieg gegen Yeung.<br />

Mings Wühltätigkeit führt ihn<br />

auch zur Psychologin Dr. Lee.<br />

Diese Begegnung nahmen die<br />

folg der Reise mit zwei Kameras<br />

dokumentiert.<br />

Der Zuschauer bekommt also<br />

zunächst ein sehr realistisch wirkendes<br />

Urlaubsvideo geboten.<br />

Die jungen Menschen taumeln<br />

durchs Grüne, grölen, schlagen<br />

mit Ästen um sich und haben<br />

sichtlich Spaß. Abends wird am<br />

Lagerfeuer gescherzt. Alkohol<br />

trägt zur Hochstimmung bei.<br />

Das Lachen vergeht, als Einheimische<br />

<strong>auf</strong> den Jeep der Touristen<br />

schießen und sich kein Erfolg der<br />

Expedition abzeichnet. Die Pärchen<br />

trennen sich. Mickey und<br />

Bijon hauen mit einem Floß ab,<br />

Autoren als Anlass für einen erzählerischen<br />

Rückbezug. Alte<br />

Bekannte wie Inspektor Wong<br />

und Agent Yan werden so harmonisch<br />

in die Handlung des dritten<br />

Films integriert.<br />

Wer einen der vorangegangenen<br />

Filme gesehen und sich<br />

quasi mit den Beteiligten„angefreundet“<br />

hat,<br />

darf „Infernal<br />

Affairs III“ <strong>auf</strong><br />

keinen Fall verpassen.<br />

um allein weiterzusuchen. Was<br />

dann geschieht, lässt die Flussreisenden<br />

vor Angst erstarren.<br />

Der Zuschauer wird dank der<br />

mitgeführten Kamera zum Zeugen<br />

schrecklicher Ereignisse.<br />

Natürlich ist die Stilistik des<br />

Films vom Klassiker „Blair Witch<br />

Project“ geprägt. Trotzdem findet<br />

„Cannibals“ zu einem ganz eigenen<br />

Ton, ist der übergangslose<br />

Wechsel vom Banalen ins Schaurige<br />

grandios inszeniert.<br />

thriller<br />

Start: 27.09.2007<br />

infernal affairs iii<br />

Wu Jian Dao III<br />

HK 2003 | ca. 118 Min.<br />

ab 16 beantragt<br />

mit Tony Leung, Andy Lau<br />

Regie: Andrew Lau, Alan Mak<br />

Vertrieb: Galileo<br />

Sprache: dt./chi. Untertitel: dt.<br />

Bild: 16:9 (2.35:1)<br />

ton: Dolby Digital 5.1<br />

Bildquelle: Galileo


Ingo Oschmann – Live<br />

Lachnummer aus Bielefeld<br />

ch bin ja nur 1,70 m“, mein-<br />

„Ite Oschmann. Mach Dir nix<br />

draus, lieber Ingo. Auch Bielefeld<br />

(Bielefeld?) – das macht nix. Und<br />

dass das, was Dir so erfolgreich<br />

und zauberhaft gelingt, sogenannte<br />

„Kleinkunst“ ist, stört<br />

Comedy<br />

Start: 31.08.2007<br />

Ingo Oschmann - Live<br />

D 2007 | ca. 100 Min.<br />

mit Ingo Oschmann<br />

Vertrieb: AL!VE<br />

Sprache: dt.<br />

Bild: 4:3 (1.33:1)<br />

Ton: Dolby Digital 5.1<br />

Extras: Zauberschule u.a.<br />

uns auch nicht. „Klein aber fein“,<br />

sagen wir. Und jetzt kommst Du<br />

ja groß raus, <strong>auf</strong> eigener DVD (ab<br />

31.8.) und die heißt sogar LIVE.<br />

Sehens- und, um genau zu sein,<br />

natürlich hörenswert sind diese<br />

ca. 100 Minuten. Da bietest Du<br />

uns Einblicke in Deine Welt, die<br />

einer Kindheit, warm verpackt<br />

mit Wollstrumpfhosen und<br />

Schalmützen, da sind Erinnerungen<br />

an eine Zeit als „Zauberlehrling“<br />

und im Hauptteil dann<br />

die audiovisuelle Darbietung Deines<br />

Soloprogramms, mit dem Du<br />

land<strong>auf</strong>, landab das Publikum<br />

zwischen 8 und 88 begeistertest.<br />

Ingo Oschmann ist aus der<br />

deutschen Comedy-Szene, in<br />

der leider auch unsäglich lästig<br />

Nervendes im Angebot ist, nicht<br />

mehr wegzudenken. Der KKKK<br />

(kleine-Klein-Kunst-Künstler)<br />

überzeugt mit seiner genauen<br />

Beobachtung, mit Ideenreichtum,<br />

einfallsreichen Geschichten,<br />

Improvisationstalent und geni-<br />

Bildquelle: Turbine Medien, © Foto: Nina Stiller<br />

aler Mimik. Übrigens, wer Ingo<br />

Oschmann wirklich live sehen<br />

möchte, hat ab September dazu<br />

Gelegenheit, in Düsseldorf, <strong>auf</strong><br />

der Theaterbühne.


interview<br />

Rowan Atkinson über Komik<br />

Der zügellose Chaosbrite „Mr<br />

Bean“ ist und bleibt die Paraderolle<br />

des Rowan Sebastian Atkinson.<br />

Der Komiker und Schauspieler<br />

ist ein Quereinsteiger. Er<br />

war bereits studierter Elektro-Ingenieur,<br />

als er zum ersten Mal<br />

als Bühnenkünstler in Erscheinung<br />

trat. Mittlerweile erheitert<br />

der 52-jährige sein Publikum seit<br />

dreißig Jahren mit Live<strong>auf</strong>tritten,<br />

im TV und im Kino. Im <strong>neu</strong>esten<br />

Filmabenteuer „Mr Bean macht<br />

Ferien“ verschlägt es das Kind im<br />

Körper eines Mannes ins schöne<br />

Frankreich.<br />

Mr Atkinson, wie hart ist das<br />

Produzieren leichter Komik?<br />

Ich habe die Arbeit niemals als<br />

einfach empfunden, sie war immer<br />

mit Stress verbunden. Am<br />

meisten Spaß macht es, ein Drehbuch<br />

zu Papier zu bringen. Dann<br />

sitze ich mit ein paar Freunden<br />

am runden Tisch und wir brüten<br />

über Ideen: „Wäre es nicht<br />

lustig, wenn dieses und jenes<br />

passiert?“, oder „Wäre es nicht<br />

witzig, wenn Mr Bean folgendes<br />

widerfährt:...?“ Das macht Spaß,<br />

weil man die Einfälle in diesem<br />

Moment nicht umsetzen muss.<br />

Aber dann findet man sich mit all<br />

seinen fabelhaften Ideen in der<br />

französischen Provinz wieder,<br />

mit 120 Leuten im Schlepptau.<br />

Irgendjemand hat -zig Millionen<br />

Dollar in die Sache investiert.<br />

Und plötzlich sollst du all diese<br />

amüsanten Szenen in lustiger<br />

Weise <strong>auf</strong> die Leinwand bringen.<br />

Das ist niemals leicht.<br />

Ist es eine Befreiung, diese Figur<br />

nach den Dreharbeiten abzuschütteln?<br />

Mr Bean zu spielen geht ziemlich<br />

an die Substanz. Aber ich<br />

muss ihn ja nur für die Dauer<br />

einer Kameraeinstellung spielen.<br />

Ich bleibe nicht den ganzen Tag<br />

in der Figur, wie es zum Beispiel<br />

Forest Whitaker gemacht haben<br />

soll, als er Idi Amin verkörperte.<br />

Ich glaube nicht, dass ich das<br />

tun muss, denn ich kenne diese<br />

Figur sehr gut und schon seit<br />

langer Zeit. Ich fühle mich sehr<br />

sicher, wenn es darum geht, in<br />

Sekundenschnelle in seine Haut<br />

zu schlüpfen. Es macht immer<br />

Spaß, eine Figur zu verkörpern,<br />

die ein Kind geblieben ist. Das ist<br />

es, was Mr Bean im Wesentlichen<br />

ausmacht. Er lebt das Leben nicht<br />

nach den Regeln der Erwachsenen.<br />

Es ist sein Problem und<br />

gleichzeitig das Lustige an ihm,<br />

dass er ein Erwachsener ist, der<br />

sich wie ein Kind <strong>auf</strong>führt. Viele<br />

Menschen halten Mr Bean für<br />

dumm, aber das stimmt nicht.<br />

Ich glaube, er ist sehr klug, beinahe<br />

ein Genie. Er ist naiv, nicht<br />

dumm.<br />

Erlaubt Ihnen Mr Bean, Seiten<br />

auszuleben, die Sie sonst verdrängen<br />

müssten?<br />

Ja, es sind schon gewisse Fantasien<br />

im Spiel, wenn ich ihn<br />

darstelle. Aber das ist bei Schauspielern<br />

meistens der Fall. Vor<br />

ein paar Jahren habe ich eine<br />

Figur namens Johnny English<br />

in einer Geheimagenten-Parodie<br />

gespielt. Es macht Spaß, einen<br />

Geheimagenten zu spielen,<br />

dieses Leben zu leben, und sei<br />

es auch nur in einem fiktionalen<br />

Kontext. Richtig seltsam wird es,<br />

wenn ich Mr Bean in einer realen<br />

Umgebung verkörpere, was ich<br />

gelegentlich getan habe. Ich habe<br />

Autogrammstunden als Mr Bean<br />

bestritten. Ich bin dann von dem<br />

Moment an, in dem ich durch<br />

die Tür trete, Mr Bean. Und ich<br />

bleibe es, bis ich wieder gehe. Ich<br />

treffe <strong>auf</strong> echte Menschen. Ein<br />

fiktionaler Charakter in einer<br />

realen Welt ist sehr seltsam, aber<br />

auch sehr interessant. Man fühlt<br />

sich unendlich befreit, denn<br />

man kann tun und lassen, was<br />

immer man will. Niemand kann<br />

dir etwas vorwerfen, schließlich<br />

hast du ja nichts getan, es war<br />

Mr Bean. Es ist eine Befreiung,<br />

die mit einer seltsamen Art von<br />

Verantwortung einhergeht. Ich<br />

könnte den Tisch umwerfen und<br />

die Leute mit Wasser bespritzen.


Ich tue das natürlich nicht, ich<br />

habe die Figur hinreichend unter<br />

Kontrolle.<br />

Besteht nicht die Gefahr, dabei<br />

schizophren zu werden?<br />

Ich habe die Bedeutung dieses<br />

Begriffes niemals richtig verstanden.<br />

Er schließt wohl ein, dass<br />

ich manchmal eine Persönlichkeit<br />

annehmen würde, die ich<br />

nicht sein möchte. Das ist nicht<br />

der Fall. Er hat keinerlei Einfluss<br />

<strong>auf</strong> mich, ich habe Einfluss <strong>auf</strong><br />

ihn. Es ist nicht wie bei Dr. Jekyll<br />

und Mr Hyde. Jedenfalls ist es<br />

mir nicht bewusst.<br />

Wäre eine Jekyll-und-Hyde-<br />

Rolle interessant für Sie?<br />

Ja, das wäre interessant. Jede<br />

Rolle hat ihren Reiz. Ich hege<br />

aber keine Ambitionen, eine ernste<br />

Rolle zu spielen, nur um das<br />

Genre zu wechseln. Ich verspüre<br />

keinen Drang, mich <strong>auf</strong> einem<br />

anderen Feld beweisen zu müssen.<br />

Ich mag Komödie und ich<br />

mag Charaktere. Ich verschmelze<br />

gern mit einer Figur, das ist jedes<br />

Mal <strong>auf</strong>s Neue faszinierend.<br />

Wie wurde Mr Bean geboren?<br />

Er wurde nicht geboren, er hat<br />

sich entwickelt und das schon<br />

seit 1979, über 28 Jahre hinweg.<br />

Mein Freund und Autor Richard<br />

Curtis entwickelte mit mir diese<br />

visuellen Comedy-Sketche<br />

für eine Bühnenshow. Wir haben<br />

uns niemals groß den Kopf<br />

darüber zerbrochen, wie dieser<br />

Mann ist. Wir wollten weniger<br />

eine Figur erschaffen als einige<br />

witzige Situationen. Wir haben<br />

uns nur die Beschränkung <strong>auf</strong>erlegt,<br />

dass dabei nicht gesprochen<br />

wird. Eine unserer ersten Ideen<br />

lautete: „Ein Mann kann nicht<br />

wach bleiben.“ Dann machten<br />

wir uns Gedanken, an welchen<br />

Orten ein Mann, der nicht<br />

wach bleiben kann, besonders<br />

komisch wirkt – in der Kirche<br />

beispielsweise. Und so entwickelt<br />

sich ein Sketch nach<br />

und nach. Diese Figur, die<br />

wir zehn Jahre später „Mr<br />

Bean“ get<strong>auf</strong>t haben, repräsentierte<br />

nur die Merkmale,<br />

die ich im L<strong>auf</strong>e der Zeit<br />

beim Spielen der Sketche<br />

ganz natürlich erworben<br />

hatte. Wir haben die<br />

Gags kreiert, nicht die<br />

Figur. Die Figur ist der<br />

Mechanismus, der die<br />

Gags transportiert.<br />

Im Vergleich zum ersten Kinofilm<br />

ist Bean wieder deutlich<br />

wortkarger.<br />

Jemand hat 35 Worte gezählt,<br />

die ich im Film spreche. Und<br />

meistens sind das „oui“ oder<br />

„non“. Das bin ich natürlich<br />

gewohnt. In der TV-Serie sagt<br />

er eigentlich überhaupt nichts.<br />

Ich bevorzuge es, als Mr Bean<br />

stumm zu bleiben. Ich finde, in<br />

seinem ersten Kinofilm hat er<br />

zuviel geredet. Tatsächlich war<br />

das einer meiner wichtigsten Beweggründe,<br />

diesen <strong>neu</strong>en Film<br />

zu machen.<br />

Wo steckt Mr Beans Teddy im<br />

<strong>neu</strong>en Film?<br />

Teddy kommt nicht mit <strong>auf</strong><br />

die Reise, weil wir nicht wollten,<br />

dass Mr Bean bei seinem Frankreich-Abenteuer<br />

einen Freund an<br />

seiner Seite hat. Wir wollten, dass<br />

er den Jungen und das Mädchen<br />

trifft. Hätte er den Teddy dabei,<br />

bräuchte er niemanden sonst.<br />

Der Teddy ist sein Freund,<br />

er repräsentiert Zuhause<br />

und Wohlbehagen. Und die<br />

haben wir Mr Bean nicht<br />

gegönnt. Er sollte allein<br />

sein, ein Fremder unter<br />

Fremden.<br />

War es schwer, Willem<br />

Dafoe für seine eindrucksvolle<br />

Rolle<br />

zu gewinnen?<br />

Nein. Ich<br />

finde es<br />

sehr<br />

mu-<br />

tig von ihm, denn es ist nicht<br />

einfach, gegen eine Figur wie<br />

Mr Bean anzuspielen. Er ist ein<br />

solcher Anarchist, ein solcher<br />

Kindskopf. Es ist, als spiele man<br />

mit einem Tier.<br />

Sprechen die Menschen Sie in<br />

der Regel mit „Mr Bean“ oder mit<br />

„Mr Atkinson“ an?<br />

Im Ausland meistens mit „Mr<br />

Bean“. In England spricht man<br />

mich wahrscheinlich öfter mit<br />

„Mr Atkinson“ an. Für Kinder<br />

ist es schwierig, den Charakter<br />

und den Menschen, der ihn verkörpert,<br />

voneinander zu trennen.<br />

Die Erwachsenen haben meinen<br />

echten Namen entweder niemals<br />

gehört oder sie können sich die<br />

beiden Worte „Rowan“ und „Atkinson“<br />

nicht merken. Dann ist es<br />

einfach, „Mr Bean“ zu sagen. Ich<br />

muss allerdings sagen, dass mir<br />

eine überwältigende Mehrheit<br />

sehr respektvoll begegnet. Die<br />

Menschen wissen zu schätzen,<br />

dass man sich von dem Charakter,<br />

den man spielt, sehr unterscheidet.<br />

Und sie erwarten nicht,<br />

dass man komisch ist, sie sehen<br />

aus einhundert Metern Entfernung,<br />

dass ich mich nicht wie Mr<br />

Bean benehme. Und sie nehmen<br />

einen respektvollen Abstand ein.<br />

Ich fühle keinerlei Druck <strong>auf</strong> mir<br />

lasten, witzig oder Mr Bean sein<br />

zu müssen.<br />

Wann haben Sie erstmals die<br />

Möglichkeiten Ihrer Physiognomie<br />

ausgetestet?<br />

So um die Zwanzig herum,<br />

als ich die Universität<br />

von Oxford besucht habe.<br />

Ich wollte einen Sketch<br />

bei einer Uni-Revue<br />

<strong>auf</strong>führen und hatte<br />

sehr wenig Zeit für<br />

die Vorbereitung. Ich<br />

konnte nichts zu Papier<br />

bringen, also fing ich<br />

an, vor dem Spiegel Grimassen<br />

zu schneiden. Sie<br />

erschienen mir recht witzig,<br />

vielleicht sollte ich mich<br />

also dar<strong>auf</strong> beschränken,<br />

Gesichter zu ziehen. Und das<br />

habe ich dann getan. Es muss<br />

etwa 1975 gewesen sein, als ich<br />

zum ersten Mal feststellte, dass<br />

das ein nützliches Instrument<br />

sein kann.<br />

Sie waren also niemals in der<br />

Schule der Klassenclown, wie<br />

viele andere Komiker?<br />

Nein, nicht wirklich. Ich erinnere<br />

mich schwach an eine<br />

Geschichte, als ich etwa elf war.<br />

Ich stand in der Umkleidekabine<br />

der Turnhalle vor meinen Mitschülern<br />

und habe irgendetwas<br />

Dummes gemacht. Aber das<br />

blieb das einzige Mal. Danach<br />

musste ich immer <strong>auf</strong> einer


Bühne oder vor der Kamera stehen,<br />

wenn ich lustig sein wollte.<br />

Es musste immer ein formaler<br />

Kontext existieren, in dem ich<br />

spielen konnte.<br />

Es stand zu lesen, dass man Sie<br />

möglicherweise niemals wieder<br />

als Mr Bean sehen wird. Ist da<br />

etwas dran?<br />

It’s A Boy Girl Thing Verkehrte Welt<br />

Sie träumt von Yale, er vom<br />

grünen Rasen. Die Streberin<br />

Nell und der Football-King<br />

Woody hassen sich. Es ist zum<br />

Steinerweichen. Das findet offenbar<br />

auch die Skulptur eines<br />

Aztekenkönigs. Denn als sich die<br />

Komödie<br />

Start: 07.09.2007<br />

It‘s A Boy Girl Thing<br />

GB 2006 | ca. 92 Min. | ab 12<br />

mit Samaire Armstrong, Kevin Zegers<br />

Regie: Nick Hurran<br />

Vertrieb: Kinowelt<br />

Sprache: dt./eng.<br />

Untertitel: dt.<br />

Bild: 16:9 (2.35:1)<br />

Ton: Dolby Digital 5.1<br />

Extras: Behind The Scenes,<br />

Interviews u.a.<br />

Möglicherweise. Wobei man<br />

natürlich niemals nie sagen soll.<br />

In gewisser Hinsicht ist ein Zeitpunkt<br />

gekommen, an dem ich<br />

mich zu alt finde. Ich war durchaus<br />

dazu in der Lage, alle Dinge<br />

physisch umzusetzen, was wir<br />

uns für diesen Film vorgenommen<br />

hatten. Aber ich bin mir<br />

Klasse im historischen Museum<br />

trifft, nutzt der Götze die Gunst<br />

der Stunde und vertauscht das<br />

Innenleben der beiden Streithähne.<br />

Am nächsten Morgen<br />

starrt der Geist des Mädchens<br />

ängstlich <strong>auf</strong> eine riesige Beule<br />

in der Schlafanzughose. Das<br />

männliche Pendant vermisst an<br />

gleicher Stelle einiges. Nicht nur<br />

das. Woody ist jetzt oft weinerlich,<br />

kann nicht mehr Football<br />

spielen und kämmt sich einen<br />

Mittelscheitel. Nell mag plötzlich<br />

J Lo, rülpst beim Essen und<br />

trägt Miniröcke. Zunächst setzen<br />

Junge und Mädchen ihren Streit<br />

fort. Jeder versucht, den Ruf des<br />

Anderen zu ruinieren. Freunde<br />

und Eltern haben in dieser Zeit<br />

schwer am vermeintlichen Sinneswandel<br />

von Nell und Woody<br />

zu knabbern. Aber schließlich<br />

kommt der olle Azteke ans Ziel<br />

seines rabiaten Erziehungsprogramms.<br />

Rüpel und Zicke gewinnen<br />

Verständnis füreinander und<br />

sogar mehr als das.<br />

Bis zum guten Ende bietet „It’s<br />

Bildquelle: Kinowelt<br />

Bildquelle: Universal Pictures<br />

nicht sicher, ob das in drei Jahren<br />

noch möglich sein wird. Es würde<br />

sich nicht richtig anfühlen, einen<br />

zu alten Mr Bean zu sehen.<br />

Haben Sie einen Lieblingskomiker?<br />

Keinen speziellen, nein. Ich<br />

mag viele verschiedene Leute. Offensichtlich<br />

gehört Jacques Tati<br />

A Boy Girl Thing“ sehenswerte<br />

Unterhaltung. Ganz offensichtlich<br />

ließen sich die Autoren von<br />

Filmen wie „Zehn Dinge, die ich<br />

dazu, Woody Allen, John Cleese.<br />

Sacha Baron Cohen ist momentan<br />

einer der populärsten<br />

britischen Komiker. Mögen Sie<br />

seine Art von Humor?<br />

Oh ja, das tue ich. Ich liebe<br />

jeden Schauspieler, der tatsächlich<br />

in die Haut eines Charakters<br />

schlüpft und ihm komische Züge<br />

verleiht, ihn mit geistigen oder<br />

körperlichen Manierismen versieht.<br />

„Borat“ ist eine fantastische<br />

Schöpfung, ebenso wie „Ali G“.<br />

Es ist für mich einfach, Bewunderung<br />

für ihn <strong>auf</strong>zubringen,<br />

weil ich ganz ähnlich arbeite. Ich<br />

mag Charakter-Comedy, nicht so<br />

sehr das Stand-Up-Fach. Stand<br />

Up ist nett, einige sehr gute Leute<br />

praktizieren sie. Aber ich würde<br />

kein Geld ausgeben, um mir<br />

das anzuschauen. Ein Schauspieler,<br />

der völlig in seine Figur<br />

eintaucht und sie zum Leben erweckt,<br />

bringt mich zum Lachen.<br />

Ganz besonders dann, wenn sich<br />

die Kunstfigur sehr stark von<br />

dem Schauspieler unterscheidet.<br />

André Wesche<br />

an Dir hasse“ inspirieren. Auch<br />

Shakespeares Geist schwebt zuweilen<br />

über dieser romantischen<br />

Komödie.


Bildquelle: Galileo<br />

Eine Couch in New York<br />

Gegensätze ziehen sich an<br />

Beatrice (Juliette Binoche)<br />

möchte über das Leben staunen,<br />

als wäre es ein Blumenmeer.<br />

Bereits in den ersten Filmminuten<br />

hat die Pariserin mindestens<br />

fünfmal „wunderschön“ gesagt<br />

und dabei all ihre Begeisterung<br />

in die Dehnung des Vokals gelegt.<br />

Aber es kommt noch schöner.<br />

Beatrice tauscht mit einem<br />

New Yorker Psychoanalytiker die<br />

Behausung und somit ihre lauschige<br />

Dachgeschosswohnung<br />

gegen ein riesiges Appartement<br />

ein. „Die Wohnung ist riesig, so<br />

riesig. Du kannst Deine Gedanken<br />

hören“, teilt Beatrice einer<br />

Freundin enthusiastisch am Telefon<br />

mit, um anschließend ihre<br />

Unterwäsche in gewohnter Weise<br />

durch das Areal zu krümeln.<br />

Und was hat sich der Tauschpartner<br />

eingehandelt? Nur Ärger. Dr.<br />

Henry Harriston (William Hurt)<br />

bekommt es mit tropfenden<br />

Abwasserrohren, jähzornigen<br />

Liebhabern und Tauben im Bett<br />

zu tun. Aber auch die Begeisterung<br />

der Französin legt sich, als<br />

der erste Patient Harristons an<br />

der Tür klingelt. Der Besucher<br />

nimmt überhaupt nicht wahr,<br />

wer da neben der Couch sitzt<br />

und fängt an, sein defektes Seelenleben<br />

vor Beatrice auszubreiten.<br />

Nach einem anfänglichen<br />

Schock wartet die junge Frau mit<br />

verblüffenden Ratschlägen <strong>auf</strong>.<br />

Schon bald floriert die Praxis des<br />

Analytikers in ungewohnter Weise.<br />

Die Patienten bringen sogar<br />

Blumen zu den Sitzungen mit.<br />

Als der unglückliche Psychologe<br />

seinem alten Domizil einen<br />

Besuch abstattet, beschließt er,<br />

auch weil ihn Beatrice nie zuvor<br />

gesehen hat, sich in das Heer der<br />

Patienten einzureihen.<br />

Mit leichter Hand hat Regisseurin<br />

Chantal Akerman einen<br />

romantischen Liebesfilm inszeniert,<br />

der <strong>auf</strong> geistvolle Weise<br />

die kulturellen Unterschiede der<br />

Beteiligten <strong>auf</strong>s Korn nimmt.<br />

„Wuunderschön!“<br />

Komödie<br />

Start: 30.08.2007<br />

Eine Couch in New York<br />

Un Divan À New York<br />

F/B 1995 | ca. 100 Min. | ab 6<br />

mit Juliette Binoche, William Hurt<br />

Regie: Chantal Akerman<br />

Vertrieb: Galileo<br />

Sprache: dt./fra.<br />

Untertitel: dt.<br />

Bild: 16:9<br />

Ton: Dolby Digital 2.0<br />

Extras: Interview mit Juliette Binoche


François Truffaut Collection III Das gefährliche Leben der Büroangestellten<br />

Nach zwei DVD-Boxen mit nehmen Concorde nun abschlie-<br />

Truffaut-Filmen legt das ßend eine dritte Collection <strong>auf</strong>,<br />

frankophile Münchner Unter- enthalten sind zwei Kriminalgrotesken:<br />

„Ein schönes Mädchen<br />

Drama/Kriminalfilm<br />

wie ich“ von 1972 und „Auf Liebe<br />

und Tod“, Truffauts letzter Film.<br />

Ein etwas gesuchter deutscher<br />

Titel, heißt der Film doch im<br />

Original „Endlich Sonntag“ und<br />

zeigt damit, dass er auch eine<br />

Angestelltenkomödie ist. Es geht<br />

um die Sekretärin eines Maklers<br />

in einem an Cannes erinnernden<br />

provenzalischen Städtchen, sie<br />

heißt Barbara Becker und liebt<br />

ihren Chef (und der sie). Und sie<br />

Start: 05.09.2007<br />

versteht sich auch als Detektivin.<br />

François Truffaut Collection III Das jedenfalls später. Einstweilen<br />

(2 DVDs)<br />

streitet sie sich mit ihrem Chef,<br />

Auf Liebe und Tod / Ein schönes<br />

Mädchen wie ich<br />

denn er ist bedrängt von einem<br />

Vivement Dimanche! / Une Belle Fille naseweisen Kommissar, der ihm<br />

Comme Moi<br />

Mord vorwirft! Zum Glück hat der<br />

F 1972/1983 | ca. 111/105 Min. | ab 16<br />

mit Fanny Ardant, Claude Brasseur Mann jedoch den besten Anwalt<br />

Regie: François Truffaut<br />

der Stadt, einen gewissen Maître<br />

Vertrieb: EuroVideo<br />

Clément. Doch irgendwie stinkt<br />

Sprache: dt./fra.<br />

Untertitel: dt.<br />

das Ganze. Denn da ist ein Bor-<br />

Bild: 16:9 (1.66:1), 4:3 (1.33:1) dell in einer dunklen Straße des<br />

Ton: Dolby Digital 1.0<br />

Ortes, wo ein gewisser Louison<br />

Extras: Making Of, Interviews u.a.<br />

TheDoors_Anz210x148.qxp 15.08.2007 16:07 Uhr Seite 1<br />

sein Unwesen treibt. Und der hat<br />

Oliver Stones Hommage an die legendäre<br />

Rockband um Frontmann Jim Morrison<br />

in einer ARTHAUS PREMIUM Edition<br />

mit vielen Extras:<br />

Dokumentationen „Die Straße zum Exzess” und<br />

„The Doors in L.A.”, Audiokommentar von Oliver<br />

Stone, Zusätzliche Szenen kommentiert von Oliver<br />

Stone, Musikvideos: „Break On Through“ und „City of<br />

Light“, Behind the Scenes, Making of, Interviews<br />

Ab 21. September <strong>auf</strong> DVD<br />

eine Schwester, die arbeitet als<br />

Kassiererin in einem Kino, wo gerade<br />

„Wege zum Ruhm“ läuft (ein<br />

Film, der als leidenschaftliches<br />

Drama beschrieben wird und in<br />

Frankreich verboten war). Da ist<br />

eine Rennbahn in Nizza, wo auch<br />

am späten Abend noch die Pferde<br />

l<strong>auf</strong>en. Und es gibt die Agentur<br />

Lablache, ebenfalls in Nizza, die<br />

eine enthüllende Rolle in dem<br />

Drama spielt. Am Ende stellt sich<br />

heraus, dass auch Anwälte zu<br />

Mördern werden können.<br />

www.arthaus.de<br />

Kinowelt Home Entertainment GmbH – Ein Unternehmen der Kinowelt Gruppe<br />

Truffaut nutzt diesen Film vor<br />

allem als Mittel, um Ideen auszuprobieren,<br />

die sein großes Vorbild<br />

Hitchcock nicht realisieren<br />

konnte. Da ist etwa der Tod im<br />

Kino, welches Türen hat, die wie<br />

ein schreiendes Gesicht aussehen.<br />

Da wird ein Mann von einem<br />

Eiffelturm k.o. geschlagen. Es<br />

ist ein großer Spaß, bei dem die<br />

Continuity nicht immer ganz gewahrt<br />

wird. Doch das macht gar<br />

nichts, dafür ist der Film viel zu<br />

schön.<br />

Bildquelle: Concorde


Bildquelle: Concorde Die<br />

Queen Die Brauen einer Königin<br />

Stephen Frears hat über die<br />

Queen einen nicht wichtigen,<br />

aber schönen Film mit einer<br />

grandiosen Helen Mirren inszeniert.<br />

Und wer mag, kann sich<br />

sogar etwas dabei denken.<br />

Dieser Film ist, abgesehen davon,<br />

dass er eine Schönheit ist,<br />

auch eine Merkwürdigkeit. Denn<br />

Stephen Frears, ein linker Regisseur<br />

mit sozialkritischen Filmen<br />

(Mein wunderbarer Waschsalon)<br />

betreibt hier, was doch erstaunen<br />

darf, Sympathiewerbung für das<br />

Symbol des britischen Konservatismus<br />

schlechthin. Wieso?<br />

Drama<br />

Start: 31.08.2007<br />

Die Queen<br />

The Queen<br />

GB 2006 | ca. 100 Min. | o.A.<br />

mit Helen Mirren, James Cromwell<br />

Regie: Stephen Frears<br />

Vertrieb: EuroVideo<br />

Sprache: dt./eng.<br />

Untertitel: dt.<br />

Bild: 16:9 (1.85:1)<br />

Ton: Dolby Digital 5.1, DTS (dt.)<br />

Die Erklärung liefert ein<br />

Schnitt. Lady Di, die nicht als<br />

Kunstfigur vorkommt, Gott möge<br />

ihn salben dafür, an diesem 30.<br />

August 1997 vor diesem Tunnel,<br />

gejagt von den Paparazzi <strong>auf</strong> Motorrädern.<br />

Dann, am Eingang des<br />

Tunnels, der Schnitt und einige<br />

Sekunden Dunkel: Frears hat<br />

uns die Meute gezeigt, die das<br />

Wild zu Tode hetzte. Das ist sein<br />

Gegner, die Vulgarisierung der<br />

Demokratie durch eine mediale<br />

Verwurstungsgesellschaft. Und<br />

gegen diese Obszönität der Demokratie<br />

mobilisiert er die Würde<br />

der zweiten Elizabeth. Die hatte<br />

damals in der monarchischen<br />

Karwoche Probleme mit ihren<br />

Untertanen, als sie der Königin<br />

der Herzen, der sie nicht von<br />

Herzen zugetan war, die öffentliche<br />

Anteilnahme verweigerte<br />

und so in einen Gegensatz zum<br />

Herzens-Hype geriet. Frears interpretiert<br />

diese Verweigerung<br />

an öffentlicher Emotionalität als<br />

konservativen Widerstand gegen<br />

die Zumutungen und Erwartungen<br />

der Mediengesellschaft.<br />

Das ist die Theorie, die Praxis<br />

ist vor allem Helen Mirren und<br />

ein wenig Michael Sheen, dessen<br />

Blair sich zur Queen verhält, wie<br />

der Schulschöne, der nun auch<br />

noch gern der Lieblingslehrerin<br />

Liebling wäre. Die Sinnstiftung<br />

dieses Filmes aber ist – noch einmal<br />

sei es gesagt – Helen Mirren.<br />

Wie die sich im gediegenen Ambiente<br />

bewegt, wie die mit einem<br />

gestischen und mimischen Minimalismus<br />

eine Geschichte erzählt,<br />

das ist umwerfend. Wie sie,<br />

wenn die Königin der Herzen öffentlich<br />

beerdigt werden soll, was<br />

für die Königin des United Kingdom<br />

eine Demütigung bedeutet,<br />

gleichsam die inneren, nur die inneren,<br />

Augenbrauen ein kleines,<br />

ein klitzekleines Stückchen hebt.<br />

Wie sie den prachtvollen Hirsch,<br />

in einer surrealen Märchen-Szene,<br />

mit der Hand leicht ins Leben<br />

zurückscheucht, weil sie nach der<br />

Di-Jagd die unversehrte Schönheit<br />

<strong>neu</strong> wert zu halten weiß.<br />

Wie sie dem Aufkömmling Tony<br />

Blair (Michael Sheen sehenswert<br />

als Mamis Musterschüler)<br />

mit einem winzigen Anhauch<br />

von Ironie begegnet, schließlich,<br />

schon Churchill musste lernen,<br />

wie man ihre Hand nicht zu küssen<br />

hat. Jedes sanfte Neigen des<br />

Kopfes ein Bollwerk gegen den<br />

Boulevard, jede hochgezogene<br />

Braue ein Statement für die Würde.<br />

Und wenn sie weint, einmal,<br />

man bemerkt es kaum, dann<br />

möchten wir mit Schiller in Madrid<br />

ergriffen flüstern: „Die Königin<br />

hat geweint.“<br />

Der Linke Stephen Frears<br />

bringt, nach dieser instrumentalisierten<br />

Hymne <strong>auf</strong> die Monarchin,<br />

sein Weltbild wieder<br />

in die Balance, indem er ihren<br />

Sohn und Nachfolger als einen<br />

rechten Trottel zeigt. Und womöglich<br />

dachte er daran, dass die<br />

britische Monarchie ihre Wiederbelebung<br />

einst dem Umstand<br />

verdankte, dass Oliver Cromwells<br />

Sohn und Nachfolger ein rechter<br />

Trottel war. Und dass es doch einen<br />

Charme hätte, wenn sie aus<br />

dem nämlichen Grunde beerdigt<br />

würde.<br />

henryk GoldberG


<strong>dvd</strong>geschichte<br />

Mein Schulfreund von Georg Seeßlen<br />

Robert Siodmak gehört, wie<br />

auch Fritz Lang, zu den<br />

deutschen Regisseuren, die als<br />

Emigranten in Hollywood Arbeit<br />

fanden und dort zu anerkannten<br />

Künstlern geworden waren. Als<br />

sie nach dem Krieg in ihre Heimat<br />

zurückkehrten, mussten<br />

sie freilich ziemlich rasch an<br />

den Verhältnissen im bundesdeutschen<br />

Kino der 1950er Jahre<br />

verzweifeln. Peter Lorre (Der<br />

Verlorene), Billy Wilder (Eins,<br />

zwei, drei) und Robert Siodmak<br />

(Nachts, wenn der Teufel kam)<br />

drehten einige der besten Filme<br />

dieser Zeit, dennoch gelang es<br />

der bundesrepublikanischen<br />

Filmkultur zu verhindern, dass<br />

die Emigranten-Regisseure hier<br />

wieder Fuß fassen konnten. Da<br />

verließ man sich doch lieber <strong>auf</strong><br />

die Qualitäten der UFA-Regisseure,<br />

die waren auch in den <strong>neu</strong>en<br />

Verhältnissen anpassungsfähig<br />

und willig. Zuerst kam das<br />

Geld, dann kamen die Produzenten,<br />

dann kamen die Stars<br />

und ganz zum Schluss kamen<br />

in dieser billigen Ausgabe einer<br />

Traumfabrik die Regisseure. Bei<br />

seiner Verfilmung von Johannes<br />

Mario Simmels Theaterstück<br />

„Mein Schulfreund“ bekam Robert<br />

Siodmak diese Verhältnisse<br />

zu spüren. Die Produktion setzte<br />

ihm ein denkbar knappes Budget.<br />

Die Stars fühlten sich dem<br />

Rückkehrer wenig verpflichtet;<br />

der Schauspieler Ernst Schröder<br />

weigerte sich, überhaupt von ihm<br />

Regie-Anweisungen anzunehmen.<br />

Und Alexander Golling,<br />

der die höchst unsympathische<br />

Rolle eines so feigen wie unbarmherzigen<br />

Blockwarts spielt,<br />

war in der Nazi-Zeit ein besonders<br />

eifriger Parteigenosse und<br />

Bildquelle: Kinowelt<br />

Liebling der Bonzen gewesen.<br />

Schöne Aussichten. Dass „Mein<br />

Schulfreund“ dennoch einer<br />

der besseren Filme zur, nun ja,<br />

Vergangenheitsbewältigung im<br />

bundesrepublikanischen Kino<br />

wurde, verdankt sich vor allem<br />

dem Gespür des Regisseurs für<br />

Stimmungen und Charaktere.<br />

Er machte einfach aus allem<br />

das Beste (sieht man einmal von<br />

Schröders Knattercharge ab). Aus<br />

einem Drehbuch, das immer wieder<br />

ins Unverbindliche wegzufließen<br />

droht. Aus Schauspielern,<br />

von Mario Adorf bis Heinz Rühmann,<br />

die gern ihrem eigenen<br />

Affen Zucker geben. Aus einer<br />

Ausstattung, die kammerspielartig<br />

<strong>auf</strong> wenige Räume beschränkt<br />

bleibt. Und aus Dialogen, die in<br />

einem Augenblick scharf und<br />

bitter sind, im anderen aber auch<br />

schon wieder etwas unglaubwürdig<br />

dahinmenscheln.<br />

Der Schulfreund – das ist niemand<br />

anderes als Reichsfeldmarschall<br />

Hermann Göring (im<br />

Film sehen wir zum Glück nur<br />

die Büros seiner Untergebenen);<br />

er und der Geldbriefträger Ludwig<br />

Fuchs (Heinz Rühmann als<br />

Familienmensch und Beamter<br />

Komödie/Drama<br />

Start: bereits erschienen<br />

Mein Schulfreund<br />

D 1960 | ca. 89 Min. | ab 12<br />

mit Mario Adorf, Heinz Rühmann<br />

Regie: Robert Siodmak<br />

Vertrieb: Kinowelt<br />

Sprache: dt.<br />

Untertitel: dt.f.Hg.<br />

Bild: 16:9 (1.33:1)<br />

Ton: Dolby Digital Mono<br />

Extras: Presseheft (DVD-Rom-Part)<br />

u.a.


mit Leib und Seele) gingen in<br />

die gleiche Klasse. Und nun, am<br />

Ende des Krieges, wo schon die<br />

Kinder als FLAK-Helfer geopfert<br />

werden, da schreibt Fuchs ihm<br />

einen Brief und bittet ihn, nun<br />

endlich mit dem schrecklichen<br />

Krieg <strong>auf</strong>zuhören. Der Brief<br />

landet freilich bei den Offizieren<br />

des Marschalls und Fuchs<br />

sehr schnell im Gefängnis. Dort<br />

bringt ihn ein Muttermörder<br />

(Mario Adorf) <strong>auf</strong> eine Idee. Und<br />

schnell ergibt sich auch die Gelegenheit,<br />

sie umzusetzen: Weil<br />

der Schulfreund dann doch aus<br />

dem Hintergrund wirkt, erhält<br />

Fuchs die Bescheinigung, nicht<br />

zurechnungsfähig zu sein. Mit<br />

dem „Jagdschein“ übersteht er<br />

den Krieg, kann sogar das Leben<br />

einer Nachbarin retten, der für<br />

das Abhören von Radio London<br />

der Tod droht. Aber nach dem<br />

Krieg scheint es für Fuchs unmöglich,<br />

den Makel der geistigen<br />

Unzurechnungsfähigkeit wieder<br />

los zu werden. Wer ihm helfen<br />

könnte, ist tot, unfähig oder nicht<br />

willens, die wahren Sachverhalte<br />

von damals <strong>auf</strong>zuklären. Erst als<br />

er sich im nächsten Postamt so<br />

rabiat <strong>auf</strong>führt, dass eine <strong>neu</strong>e<br />

Untersuchung angeordnet wird,<br />

wird seine „Normalität“ amtlich<br />

bestätigt. Unglücklicherweise ist<br />

Fuchs nun aber, so geringfügig<br />

der Schaden auch ausfiel, vorbestraft,<br />

und als Vorbestrafter kann<br />

er sich seinen größten Wunsch<br />

nicht erfüllen, nämlich mit seiner<br />

Tochter und ihrem Ehemann<br />

in die USA auszuwandern. Das<br />

Land, das ihm so übel mitgespielt<br />

hat, lässt den Briefträger Ludwig<br />

Fuchs nicht los.<br />

Mehr oder weniger soll diese<br />

Geschichte tatsächlich so passiert<br />

sein; die Geschicke eines<br />

Postschaffners namens Eberhard<br />

Bär dienten Johannes Mario<br />

Simmel als Vorlage. Aber selbst<br />

wenn sie erfunden wäre, scheint<br />

sie doch treffend die Situation<br />

des fortdauernden Wahns zu<br />

charakterisieren. Im Schicksal<br />

seiner Hauptfigur und in den<br />

mit wenigen kräftigen Strichen<br />

skizzierten Nebenfiguren zeigt<br />

sich die Unfähigkeit einer Gesellschaft,<br />

menschlich, politisch und<br />

juristisch angemessen mit der<br />

Vergangenheit umzugehen.<br />

Die einen sind schon wieder<br />

in leitenden Positionen<br />

(denn die Macht, so erkennt<br />

der Briefträger Fuchs, bleibt<br />

an gewissen Leuten einfach<br />

kleben), die anderen verweigern<br />

sich in Selbstmitleid<br />

und Rachsucht. Zu einer<br />

Mitschuld bekennt sich nur<br />

der, der am wenigsten Anlass<br />

dazu hätte: der kleine<br />

Geldbriefträger Fuchs.<br />

„Mein Schulfreund“ war<br />

den einen (einer Minderheit)<br />

als Abrechnung mit<br />

dem Faschismus nicht<br />

scharf genug, den anderen<br />

(der Mehrheit) war selbst<br />

diese anrührende Groteske<br />

schon viel zu viel. Robert<br />

Siodmak verlegte sich in seinen<br />

letzten Filmen <strong>auf</strong> bizarre Karl-<br />

May- und Historienspektakel, bei<br />

denen der Regisseur nicht mehr<br />

recht bei der Sache schien. Seine<br />

letzten Lebensjahre verbrachte<br />

er, verbittert, wie seine Freunde<br />

erzählten, im <strong>neu</strong>en Exil in der<br />

Schweiz. Neben seinen wunderschönen<br />

Arbeiten im Film<br />

Noir wie „The Killers“ oder „Die<br />

Wendeltreppe“, neben – tut mir<br />

leid, Jack Sparrow – dem besten<br />

Piratenfilm aller Zeiten, „Der<br />

rote Korsar“, und neben dem<br />

wahrhaft unheimlichen „Nachts,<br />

wenn der Teufel kam“ ist „Mein<br />

Schulfreund“ der Siodmak-Film,<br />

der in die DVD-Sammlung<br />

gehört.


programm<br />

Eine treffliche Schlagzeile für das Gespräch mit Matthias Freihof im Rahmen der Reihe „DEFA-Filmküche:<br />

Der Star von nebenan<br />

Gespräche am Kamin“ im Kulturcafé Quchnia in der Markgrafenstraße in Berlin-Mitte am 24. September.<br />

Der 1961 in Plauen geborene<br />

Schauspieler und Sänger ist<br />

einer der sympathischsten seiner<br />

Generation. Nach wie vor strahlt<br />

er den Charme des netten Jungen<br />

von nebenan aus, <strong>auf</strong>regend, weil<br />

da immer auch ein Irrlichtern ist,<br />

Ecken und Kanten <strong>auf</strong>blitzen,<br />

selbst im kurzen Gespräch eine<br />

im besten Sinn eigenwillige Persönlichkeit<br />

<strong>auf</strong>scheint. Kommt<br />

der Mann ins Bild oder betritt<br />

er die Bühne, fesselt er sogleich,<br />

schon vor dem ersten Wort.<br />

Am Anfang seiner L<strong>auf</strong>bahn,<br />

noch während des Schauspielstudiums<br />

an der Berliner „Ernst<br />

Busch“-Hochschule von 1983 bis<br />

1987, machten sich das wichtige<br />

Theaterregisseure der DDR<br />

zunutze. Thomas Langhoff beispielsweise<br />

besetzte ihn 1984<br />

am Berliner Maxim Gorki Theater<br />

in Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“.<br />

Freihof zeigte<br />

eine mitreißende Frische und<br />

lotete die Figur zugleich in ihrer<br />

ganzen Kompliziertheit aus. Hier<br />

und in anderen Inszenierungen<br />

an anderen Theatern, zum Beispiel<br />

der Volksbühne in Berlin,<br />

fesselte immer wieder die ausgewogene<br />

Balance von Intuition<br />

und Intelligenz in seinen Darstellungen.<br />

Zum Star wurde er mit seinem<br />

ersten großen Kino<strong>auf</strong>tritt<br />

als Philipp Klarmann im DEFA-<br />

Spielfilm „Coming Out“. Film<br />

und Interpretation der zentralen<br />

Figur berühren noch heute,<br />

da Regisseur Heiner Carow,<br />

Drehbuchautor Wolfram Witt,<br />

Hauptdarsteller Matthias Freihof<br />

und sämtliche andere Mitwirkende<br />

keine platte Schmonzette<br />

um den argen Weg der Selbsterkenntnis<br />

eines Homosexuellen<br />

schufen, sondern ein komplexes<br />

soziales Porträt. Freihof hatte die<br />

Möglichkeit – und nutzte sie mit<br />

Verve – vor allem mit Blicken,<br />

Gesten, knappen Dialogen eine<br />

vielfältige Charakterstudie zu<br />

erarbeiten. Hin- und hergerissen<br />

zwischen sexueller Leidenschaft,<br />

Liebe zu seiner Frau, den Anforderungen<br />

und den Tabus der<br />

Umwelt wird der Lehrer Philipp<br />

Klarmann dank der Vielschichtigkeit<br />

von Freihofs Spiel zur<br />

Symbolfigur einer Gesellschaft<br />

<strong>auf</strong> Talfahrt.<br />

„Coming Out“ war der vielversprechende<br />

Auftakt für eine<br />

glänzende Karriere, die mit der<br />

Mauer erstmal fiel. Im Kino bekam<br />

Matthias Freihof zwar noch<br />

manche gute Aufgabe übertragen,<br />

doch erreichte keiner der Titel<br />

eine auch nur annähernd ähnliche<br />

Bekanntheit. Was nicht an<br />

Freihof liegt, sondern an den Gesetzen<br />

des Marktes. Anspruchs-<br />

Bildquelle: ICESTORM (Coming Out)<br />

volle Projekte wie beispielsweise<br />

„Not A Love Song“ (1997) von<br />

Regisseur Jan Ralske bekamen<br />

zwar Auszeichnungen wie den<br />

Preis der deutschen Filmkritik,<br />

wurden im kommerziell ausgerichteten<br />

Kinoalltag aber an den<br />

Rand gedrängt. So auch „Zurück<br />

<strong>auf</strong> Los“ (1999), inszeniert<br />

vom Schauspielerkollegen und<br />

Freund Pierre Sanoussi-Bliss.<br />

Die spannendste Kinorolle der<br />

letzten Jahre war eine kleine: Als<br />

Stasi-Offizier im Drama „Führer<br />

Ex“ (2002) jagte Matthias Freihof<br />

dem Publikum in Sekundenschnelle<br />

eine Gänsehaut den<br />

Rücken hinunter. Völlig uneitel<br />

setzte er hier seinen Charme ein,<br />

um schlaglichtartig das Aasige<br />

einer Figur zu zeigen.<br />

Matthias Freihof kam zugute,<br />

dass sich seit Mitte der 1990er<br />

Jahre im deutschen Fernsehen<br />

mehr und mehr Qualität durchsetzte.<br />

Mit Rollen wie der des<br />

Chefpiloten in Heinrich Breloers<br />

„Todesspiel“ (1997) oder der des<br />

Kubalek in Hark Bohms „Vera<br />

Brühne“ (2001) und durch Aufgaben<br />

in Erfolgsserien wie „Die<br />

Männer vom K3“ oder „Siska“<br />

wurde er zu einem der populärsten<br />

TV-Akteure hierzulande.<br />

Auch hier: nie Routine, nie<br />

Runterspielen. Freihof, das spürt<br />

man als Zuschauer sofort, setzt<br />

sich stets einhundertprozentig<br />

ein.<br />

Ausgebildet auch in<br />

Tanz und Musik überzeugt<br />

und begeistert<br />

Matthias Freihof ebenso<br />

als Chansonnier. Dabei<br />

liegt ihm besonders<br />

das Augenzwinkernde,<br />

nicht ganz Ernste, aber<br />

doch immer in die Tiefe<br />

Gehende. Einer seiner<br />

Songtitel ist programmatisch:<br />

„Schmeckt dein<br />

Leben nach Kamillentee“.<br />

Ob gemeinsam mit Gise-<br />

la May im Programm „Jacques<br />

Brel – Eine Hommage“, an der<br />

Seite von Ute Lemper oder als<br />

Solist - Matthias Freihof agiert<br />

immer mit „Leidenschaft“, wie<br />

denn auch eine erfolgreiche One-<br />

Man-Show betitelt war. Auffallend<br />

auch hier: Freihof biedert<br />

sich nicht mit Gefälligem an. Er<br />

unterhält, jedoch stets so, dass<br />

Bauch und Herz und Kopf gleichermaßen<br />

gefüttert werden.<br />

Inzwischen tourte er als Sänger<br />

wirklich um die ganze Welt.<br />

Zu seiner Klasse gehört auch,<br />

dass er sich politisch engagiert,<br />

dies aber nicht medienwirksam<br />

an die große Glocke hängt. So trat<br />

er jüngst beispielsweise in „Ich<br />

schau Dir in die Augen, Kleiner“<br />

<strong>auf</strong>, einer klugen Filmdokumentation<br />

über die Entwicklung des<br />

schwulen Selbstbewusstseins im<br />

Kino.<br />

Matthias Freihof ist ein Vielarbeiter.<br />

Zum Glück passt er <strong>auf</strong>, ist<br />

weder nach „Coming Out“ einem<br />

Ruf in die USA gefolgt, noch tritt<br />

er in Fließbandproduktionen <strong>auf</strong>.<br />

In einem Interview bekannte er<br />

einmal, er fände, „dass man seine<br />

Talente nicht verschlampen<br />

lassen darf“. Wie leicht oder wie<br />

schwer das für ihn durchzuhalten<br />

ist, schließlich muss auch ein<br />

Star seine Miete zahlen können,<br />

wird das Gespräch mit Filmjournalist<br />

Knut Elstermann am<br />

24. September im Kulturcafé<br />

Quchnia in Berlin sicherlich erhellen.<br />

Peter clAus<br />

DEFA-Filmküche<br />

im Kulturcafé Quchnia<br />

Markgrafenstraße 35<br />

10117 Berlin<br />

Beginn: 20.00 Uhr, Einlass:<br />

19.30 Uhr Eintritt: € 5,-<br />

Reservierungen im Kulturcafé<br />

Quchnia oder unter<br />

030-20 60 92 86


Coming Out Rücksichtslose Ehrlichkeit<br />

Alltag in der DDR der 1980er<br />

Jahre: Die Jung-Lehrer Tanja<br />

(Dagmar Manzel) und Philipp<br />

(Matthias Freihof) arbeiten an<br />

derselben Schule. Tanja liebt<br />

Philipp. Die beiden werden ein<br />

Paar, erwarten ein Kind. Doch<br />

Philipp verliebt sich in Matthias<br />

(Dirk Kummer). Von den gesellschaftlichen<br />

Konventionen<br />

eingeengt, wagt er es zunächst<br />

nicht, sich zu seiner Liebe zu bekennen.<br />

Es kommt zu einer Katastrophe.<br />

Erst dadurch gewinnt<br />

Philipp den Mut, zu sich selbst<br />

zu stehen.<br />

Gebaut nach den klassischen<br />

Dramenregeln, die schon die alten<br />

Griechen <strong>auf</strong>gestellt haben,<br />

erzählt „Coming Out“ eine wirkungsvolle<br />

Geschichte um den<br />

dornenreichen Weg der Selbsterkenntnis<br />

eines Einzelnen. International<br />

wurde der Film, ur<strong>auf</strong>geführt<br />

an jenem Abend, da die<br />

Mauer zwischen Ost- und West-<br />

Deutschland fiel, vor allem als<br />

„erster Schwulenfilm der DDR“<br />

klassifiziert. Was durchaus<br />

stimmt. Doch den Film nur mit<br />

Blick <strong>auf</strong> diesen Aspekt zu sehen,<br />

macht ihn sehr viel kleiner als er<br />

wirklich ist. Als Regisseur Heiner<br />

Carow für diesen Film <strong>auf</strong><br />

den 40. Internationalen Filmfestspielen<br />

Berlin im Februar 1990<br />

den „Silbernen Bär“ für „die zum<br />

Ausdruck kommende tiefe Achtung<br />

für Menschenrechte, Humanität<br />

und Toleranz“ erhielt,<br />

traf diese Preisbegründung sehr<br />

viel genauer als die Reduzierung<br />

<strong>auf</strong> das Thema Homosexualität.<br />

Das nämlich war in der DDR<br />

gar kein so „heißes Eisen“, wie<br />

heute allgemein angenommen:<br />

Der berüchtigte Paragraf 175 des<br />

Deutschen Strafgesetzbuches von<br />

1871, in der BRD erst 1994 völlig<br />

abgeschafft, wurde in der DDR<br />

bereits 1968 gemildert und 1988<br />

ganz gestrichen. Einer der prominentesten<br />

Gegner einer Verbesserung<br />

der Rechtslage für Homosexuelle<br />

im Westen Deutschlands<br />

war übrigens Bundeskanzler Helmut<br />

Schmidt. Mit dem Satz „Ich<br />

bin Kanzler der Deutschen, nicht<br />

Kanzler der Schwulen“ lehnte er<br />

beispielsweise kategorisch eine<br />

Reform des Sexualstrafrechts ab.<br />

Freilich wurde auch in der DDR<br />

nicht offen mit Homosexualität<br />

umgegangen, wurde nur geduldet,<br />

nicht akzeptiert. Wie hätte es<br />

in einem Land, in dem kleinbürgerlich-spießiges<br />

Denken Staatsdoktrin<br />

war, auch anders sein<br />

können?! Was natürlich die Entstehung<br />

des Films erschwerte.<br />

Als Vizepräsident der Ost-Berliner<br />

Akademie der Künste konnte<br />

Heiner Carow jedoch einige Hebel<br />

in Bewegung setzen, die ihm<br />

schließlich die Umsetzung des<br />

lange geplanten Stoffes ermöglichten.<br />

Als der Film Mitte September<br />

1989 in der Ost-Berliner<br />

Akademie der Künste eine Vor<strong>auf</strong>führung<br />

erlebte, sprach der<br />

damalige Akademiepräsident,<br />

der Theater- und Fernsehregisseur<br />

Manfred Wekwerth, von<br />

einer „Pioniertat“, beschwor die<br />

„rücksichtslose Ehrlichkeit“ des<br />

Films als „Modellfall für andere<br />

Bereiche“. Brecht-Schüler Wekwerth<br />

bezog das wohl weniger<br />

<strong>auf</strong> die schwule Thematik, als<br />

<strong>auf</strong> die damals in der DDR tatsächlich<br />

mutige Darstellung des<br />

Alltags. Carow zeigte, was es im<br />

heiligen Sozialismus nicht geben<br />

durfte: In der S-Bahn wird ein<br />

Farbiger von Skinheads zusammengeschlagen,<br />

im Fußgängertunnel<br />

beschimpfen Schläger ein<br />

Opfer als „Schwuli“... In einer<br />

Schlüsselszene des Films sagt der<br />

wunderbar vieldeutige Michael<br />

Gwisdek als Kellner einen Satz,<br />

der das Lebensgefühl des heißen<br />

Sommers 1989, da Tausende<br />

über Ungarn das Land verließen<br />

und die Stasi immer offener in<br />

Erscheinung trat, <strong>auf</strong> den Punkt<br />

bringt: „Hier ist jeder allein, und<br />

jeder hat Angst.“<br />

Am Ende das Films bekennt<br />

sich der von Matthias Freihof mit<br />

anrührend erwachsener Jungenhaftigkeit<br />

gespielte Philipp vor<br />

seinen Schülern offen als schwul,<br />

hat sein „Coming Out“. Als diese<br />

Szenen gedreht wurden, stand<br />

das „Coming Out“ der DDR im<br />

politischen Sinn noch bevor. Das<br />

vollzog sich dann ganz anders,<br />

als es Heiner Carow gewollt hat.<br />

Er gehörte zu jenen Intellektuellen<br />

im Osten Deutschlands, die<br />

eine andere, bessere DDR wollten.<br />

Die Unterordnung unter die<br />

Macht der D-Mark war deren Sache<br />

nicht. Historisch betrachtet<br />

ist „Coming Out“ also auch ein<br />

bewegendes Dokument über die<br />

Träume und Hoffnungen vieler<br />

damals in der DDR, „ihr Land“<br />

besser, freier, liebenswerter zu<br />

gestalten. Träume, die unmittelbar<br />

nach der Ur<strong>auf</strong>führung des<br />

Films geplatzt sind.<br />

Ganz klar: „Coming Out“ ist<br />

auch, und vor allem, ein wunderbarer<br />

Liebesfilm – und, wie<br />

alle großen Liebesfilme, ein Liebeskummerfilm.<br />

Neben Buch<br />

(Wolfram Witt), Regie und den<br />

exzellenten Schauspielern hat<br />

Drama<br />

DVD erschienen bei ICESTORM<br />

Coming Out<br />

DDR 1989 | ca. 108 Min. | ab 12<br />

mit Matthias Freihof, Dagmar Manzel<br />

Regie: Heiner Carow<br />

Vertrieb: ICESTORM<br />

Sprache: dt.<br />

Untertitel: eng.<br />

Bild: 4:3<br />

Ton: Dolby Digital 2.0<br />

Extras: Hintergrundinfos u.a.<br />

Kameramann Martin Schlesinger<br />

die Wirkung des Films wesentlich<br />

beeinflusst. Schlesinger<br />

fotografierte hier seinen ersten<br />

abendfüllenden Kinofilm nach<br />

Hochschularbeiten, die bereits<br />

Aufsehen erregt hatten. Mit seinem<br />

Feingeist und seinem Können,<br />

Licht und Schatten raffiniert<br />

miteinander zu verschmelzen,<br />

bewahrte er manches szenische<br />

Arrangement des sehr gefühlsbetonten<br />

Heiner Carow vor einem<br />

Abrutschen ins Sentimentale.<br />

Wie wichtig Schlesingers Arbeit<br />

für den Film ist, wird sicherlich<br />

in den erotischen Momenten<br />

am augenfälligsten. Doch gibt<br />

es eine Szene, die dies ganz besonders<br />

belegt, die in der DDR<br />

und in der BRD gleichermaßen<br />

bedrückend wirkte und auch<br />

im gegenwärtigen Deutschland<br />

wirkt: Philipp begegnet einem<br />

alten Mann, den die Nazis wegen<br />

seiner Homosexualität ins KZ gesteckt<br />

hatten. Der Greis (Werner<br />

Dissel) vermerkt mit erschütternder<br />

Ruhe, dass die Träger der<br />

rosa Winkel nach der Befreiung<br />

vergessen wurden. Wie Schlesingers<br />

Kamera hier Nähe herstellt<br />

und zugleich würdevollen<br />

Abstand wahrt, wie somit dem<br />

großartigen Werner Dissel ganz<br />

das Spielfeld überlassen wird,<br />

das macht die Szene zu einer weit<br />

über den Film hinausweisenden<br />

Anklage der Diskriminierung<br />

von so genannten Minderheiten<br />

an sich.<br />

Peter Claus


filmspiegel <strong>dvd</strong>-auslese<br />

Kalkofes Mattscheibe: Premiere Klassiker -<br />

Die komplette vierte Staffel (4 DVDs)<br />

Kennen Sie das auch, dieses Gefühl, völlig gebannt in den Fernseher zu schauen und gar nicht zu<br />

wissen, wie es sein kann, dass eine Person soviel Schwachsinn, Geschmacklosigkeit und Inkompetenz<br />

in sich vereinen kann? Beispiele dafür gibt es viele. Da hat man schon mal Lust, <strong>auf</strong> diese Kiste einzudreschen;<br />

tut es dann aber ob der Entzugserscheinungen eines fernsehfreien Abends doch nicht. Und<br />

das ist auch gut so. Denn das Allheilmittel heißt Mattscheibe; genaugenommen Kalkofes Mattscheibe.<br />

Dieser Oliver Kalkofe ist ein ganz abgebrühter Hund. Er schafft es tatsächlich, sich allen Geschmacksverirrungen<br />

des TV anzunehmen und diese in unnachahmbarer Weise nachzuahmen und ohne<br />

Kommentar zu kommentieren. Das ist Konfrontation mit Wahnsinn <strong>auf</strong> hohem Niveau. Die Belohnung<br />

für diese dicke Haut gab’s auch schon und zwar 1996 mit dem Adolf-Grimme-Preis. Und weil ich dann<br />

vor einigen Jahren meinen Fernseher doch nicht zerschlagen habe, kann ich nun ganz gemütlich die<br />

vierte Staffel der Mattscheiben-<br />

Klassiker <strong>auf</strong> DVD in den Player schieben,<br />

25 Sendungen des Jahres 1998 (fast 6 Stunden)<br />

Revue passieren lassen und mich an ungesendeten<br />

Mattscheiben und anderen sehenswerten<br />

Extras erfreuen.<br />

Comedy · ab 12 · mit Oliver Kalkofe<br />

Regie: Marc Stöcker<br />

Eine von 3 DVDs<br />

zu gewinnen!<br />

In welchem Jahr flimmerte die erste<br />

Mattscheibe über den Bildschirm?<br />

Senden Sie einfach die Antwort,<br />

Ihren Namen, Ihre Anschrift und den<br />

Namen dieses Magazins bis zum<br />

30.09.2007 an: gewinn@achmedien.com<br />

Tagebuch eines Skandals<br />

Die Story klingt reißerisch: Eine Lehrerin hat ein Verhältnis mit einem Schüler und wird von ihrer<br />

Kollegin erpresst. Doch was Cate Blanchett und Judi Dench hier abliefern, ist ein Schauspiel der<br />

Sonderklasse.<br />

Thriller · ab 12 · mit Judi Dench, Cate Blanchett · Regie: Richard Eyre<br />

Dog Bite Dog - Special Edition (2 DVDs)<br />

Der Auftragskiller schmatzt. Noch ein bisschen vom Hühnchen, dann vom Reis, von der Soße. Das<br />

Opfer wartet noch <strong>auf</strong>s Essen. Es wird nicht mehr satt, denn jetzt wischt sich der gedungene Mörder<br />

den Mund, zieht die Pistole, geht zum Nebentisch und drückt ab. Blut spritzt, Gäste schreien.<br />

So etwas wie Aufregung kennt der Killer aus Kambodscha nicht. Schon als Kind hat er gelernt zu töten.<br />

Einen wie ihn haben Hong Kongs Polizisten noch nie gejagt. Gleich beim ersten Aufeinandertreffen<br />

verlieren die Ordnungshüter einen Mann. Pang kämpft mit dem verzweifelten Mut eines Raubtieres.<br />

Den Fremdling zieht es instinktiv an einen Ort, an dem er sich geborgen fühlt. Er versteckt sich <strong>auf</strong><br />

den riesigen Müllfeldern vor den Toren der Stadt. Dort wendet sich sein Schicksal <strong>auf</strong> wundersame<br />

Weise.<br />

Der brutale Überlebenskampfes eines<br />

Mannes steht im Mittelpunkt der Handlung.<br />

Das Animalische der Auseinandersetzungen<br />

wird jederzeit betont. Es ist<br />

ein einziges Brüllen, Hauen und Stechen,<br />

akustisch untermalt von Raubtiergebrüll.<br />

Trotzdem glimmt zwischen all der Wut ein<br />

Funken Menschlichkeit.<br />

Action/Thriller/Drama · k.J. · mit Edison<br />

Chen, Sam Lee · Regie: Pou-Soi Cheang<br />

Bonusmaterial: nicht verwendete Szenen,<br />

„Das witzigste Video“, am Set, Ansichten<br />

zum Film, „Meine zweite Sprache“,<br />

„Schlachtfeld“, Fotogalerie, Original-<br />

Kinotrailer<br />

Sie sind ein schöner Mann<br />

Der Titel ist eine Lüge. Denn der mickrige Bauer Aymé ist ungefähr so ansehnlich wie eine Heugabel.<br />

Trotzdem fordert der Franzose Fleiß und Demut von seiner <strong>neu</strong>en, aus Rumänien „importierten“<br />

Gefährtin.<br />

Komödie · ab 6 · mit Michel Blanc, Medeea Marinescu · Regie: Isabelle Mergault


Krumme Geschäfte<br />

Diese Handelsvertreter müssen sich sehr krumm machen, um im Geschäft zu bleiben. Die bittere<br />

Satire erzählt vom scheinbar ungleichen Konk urrenzkampf zwischen Neuling und ausgekochtem<br />

Profi. Mit Michael Keaton.<br />

Komödie · ab 12 · mit Michael Keaton, Brendan Fraser · Regie: Michael Caleo<br />

Fast Food Nation<br />

Neben Michael Moore und Al Gore schickt sich nun auch Richard Linklater an, über grundsätzliche<br />

Missstände in der amerikanischen Gesellschaft <strong>auf</strong>zuklären. Linklater wählt die Form des Spielfilms<br />

und erzählt vom Wissensdrang eines Filialleiters, der genau erfahren will, was in den Burgern steckt,<br />

die er täglich verk<strong>auf</strong>en lässt.<br />

Drama · ab 12 · mit Ethan Hawke, Greg Kinnear · R: Richard Linklater<br />

Nach der Hochzeit<br />

Das Waisenhaus in Indien steht vor dem Aus. Geld könnte ein reicher Geschäftsmann in Dänemark<br />

geben. Der Vorsteher der Einrichtung muss in seine alte Heimat reisen. Dort erwartet ihn eine heikle<br />

Überraschung.<br />

Drama · ab 12 · mit Mads Mikkelsen, Sidse Babett Knudsen · Regie: Susanne Bier<br />

Filmlegenden<br />

Marilyn Monroe<br />

192 Seiten<br />

über 150 Abbildungen<br />

€ [D] 32,– € [A] 32,90<br />

ISBN 978-3-89487-581-7<br />

»Die schönste Frau aller<br />

Zeiten« (New Woman)<br />

wird in diesem Buch in<br />

teilweise unveröffentlichten<br />

Fotos <strong>auf</strong> charmante Weise<br />

wieder lebendig.<br />

Curd Jürgens<br />

192 Seiten<br />

über 150 Abbildungen<br />

€ [D] 32,– € [A] 32,90<br />

ISBN 978-3-89487-582-4<br />

»Die Sammlung unveröffentlichter<br />

Fotos bringt<br />

die Persönlichkeit hinter<br />

dem Klischee herausragend<br />

anders zum Vorschein.«<br />

Stern<br />

Audrey Hepburn<br />

224 Seiten, 363 Abbildungen,<br />

€ [D] 24,90 € [A] 25,60<br />

ISBN 978-3-89487-587-9<br />

Seine Filme machten ihn<br />

unsterblich. In diesem Buch<br />

erfährt seine Arbeit eine<br />

kritische Würdigung, die<br />

auch in den über 350 Bildern<br />

sichtbar wird.<br />

H E N S C H E L www.henschel-verlag.de


SAW III Endspiel<br />

Auch Killer sterben irgendwann.<br />

Jigsaws (Tobin Bell)<br />

Gesicht hat bereits die Farbe alter<br />

Leberwurst angenommen. Der<br />

Serienmörder hat starke Kopfschmerzen.<br />

Nicht die Scham über<br />

Hong Kong Thriller<br />

der Extraklasse von<br />

den Machern von<br />

„Infernal Affairs“<br />

„ Erstklassig inszeniertes Kino, das<br />

bis zum Ende fesselt . . . “<br />

(TV Movie)<br />

begangene Taten bewirkt das<br />

Leiden, sondern ein Tumor, der<br />

<strong>auf</strong> den Stirnlappen drückt. Der<br />

Bastler perfider Tötungsmaschinen<br />

möchte einen letzten moralischen<br />

Fingerzeig geben, ist aber<br />

www.galileomedien.de<br />

Ab JETZT in der<br />

Videothek und ab 27.09.07<br />

im Handel!


Bildquelle: Kinowelt<br />

beim bevorstehenden Endspiel<br />

<strong>auf</strong> eine Assistentin angewiesen.<br />

Bevor die Rülpsstimme den<br />

altbekannten Satz: „Ich möchte<br />

ein Spiel spielen“, kundtun kann,<br />

muss Gehilfin Amanda die Tatorte<br />

präparieren. Die junge Frau<br />

sieht sich schon als legitime Erbin<br />

des bleichen Meisters, weiß<br />

aber nicht, dass ihr eigentliches<br />

Examen noch bevorsteht.<br />

Im letzten Akt soll ein rachsüchtiger<br />

Vater gewaltsam geläutert<br />

werden. Wie seine Vorgänger<br />

missachtete auch Jeff den Wert<br />

des Lebens. Gewaltfantasien beherrschen<br />

den Familienvater, seit<br />

der Sohn bei einem Unfall ums<br />

Leben kam. Gefangen im Käfig<br />

seiner Obsession, hat Jeff die Gattin<br />

aus dem Haus getrieben und<br />

die Tochter vernachlässigt. Jigsaw<br />

gibt dem Gepeinigten nun Gelegenheit,<br />

sich seine sehnlichsten<br />

Wünsche zu erfüllen. Wehrlos<br />

findet Jeff in dunklen Verliesen<br />

die scheinbaren Verursacher seines<br />

Unglücks. Diesmal muss der<br />

Kandidat keinen geschlossenen<br />

Raum <strong>auf</strong>brechen. Diesmal gilt<br />

es, dem Teufelskreis der Gewalt<br />

zu entkommen. Wie niemals zuvor<br />

ist auch Jigsaw in das Geschehen<br />

involviert.<br />

Damit der sterbende Mörder<br />

das Spiel auch bis zum grausigen<br />

Schluss erlebt, wurde eine<br />

begabte Chirurgin an den Tatort<br />

entführt. Dr. Lynn soll Jigsaws<br />

Schädel öffnen und so den Kopf-<br />

Horror<br />

Start: 07.09.2007<br />

SAW III<br />

USA 2006 | ca. 99 Min./104 Min.<br />

k.J./Spio-JK<br />

mit Tobin Bell, Shawnee Smith<br />

Regie: Darren Lynn Bousman<br />

Vertrieb: Kinowelt<br />

Sprache: dt./eng.<br />

Untertitel: dt./dt.f.Hg.<br />

Bild: 16:9 (1.85:1)<br />

Ton: Dolby Digital 5.1<br />

Extras: Audiokommentare, Deleted<br />

Scenes u.a.<br />

schmerz für eine Weile lindern.<br />

Für den Eingriff stehen der Ärztin<br />

nur Dinge aus dem Heimwerkerbedarf<br />

zur Verfügung. Wer als<br />

Zuschauer nun glaubt, sich der<br />

anstehenden Operation durch<br />

Schließen der Augen entziehen<br />

zu können, sei gewarnt. Das<br />

Aufheulen eines Trennschleifers<br />

und die sich anschließenden Geräusche<br />

reichen aus, um das Kino<br />

im Kopf in Gang zu setzen.<br />

Man sollte also genau überlegen,<br />

ob man sich dem Terror von<br />

„SAW III“ aussetzen will.<br />

WAlter sobchAk


Abserviert Ein Steak ohne Speck, verträgt auch mal Dreck<br />

Das Restaurant sieht <strong>auf</strong> den<br />

ersten Blick manierlich aus,<br />

kellner beworben. Der Neuling<br />

ist regelrecht erschüttert, als ihn<br />

ein ganz normales „Diner“ eben. ein erfahrener Mitarbeiter fragt,<br />

Zu einer ähnlichen Einsicht wie er zum Problem frontaler<br />

muss auch Mitch gekommen Nacktheit steht. Es stellt sich<br />

sein, denn der Schüler hat sich heraus, dass die männlichen Mit-<br />

im „Shenaniganz“ als Aushilfs- arbeiter mit exhibitionistischen<br />

Handlungen einander aus der<br />

Komödie<br />

Reserve zu locken versuchen. Das<br />

hebt angeblich das Arbeitsklima.<br />

Als dann noch gezeigt wird, was<br />

mit ewig meckernden Gästen<br />

geschieht, hat nicht nur Mitch<br />

einen Kloß im Hals. Auch man<br />

selbst beschließt, von nun an nur<br />

noch den eigenen Kochkünsten<br />

zu vertrauen. Haben wir es also<br />

bei „Abserviert“ wieder mit einer<br />

grenzwertigen Schweinigelei zu<br />

Start: 07.09.2007<br />

tun? Nicht ganz. Der weitere Fort-<br />

Abserviert – Extended Version gang der Geschichte bietet dann<br />

Waiting...<br />

doch einen eher vergnüglichen<br />

USA 2005 | ca. 90 Min. | ab 12<br />

mit Ryan Reynolds, Anna Faris<br />

Regie: Rob McKittrick<br />

Einblick in Töpfe und Pfannen.<br />

Wir lernen skurrile Typen wie die<br />

Vertrieb: Kinowelt<br />

Abräumer Nicolas und Theodor Am besten gefielen mir die chole-<br />

Sprache: dt./engl.<br />

Untertitel: dt.<br />

Bild: 16:9 (1.78:1)<br />

kennen, erfahren, warum Kellner<br />

Calvin nicht pinkeln kann und<br />

rische Serviererin Naomi und der<br />

einsichtige Koch Bishop. Dean,<br />

Ton: Dolby Digital 5.1<br />

sein Kollege Monty nur noch bei der am Abend des <strong>auf</strong>regenden<br />

KriegsfilmEdition_Anz210x148.qxp Extras: Making Of, Outtakes u.a. 10.08.2007 17:41 Uhr Seite 1<br />

jungen Schülerinnen ankommt. Tages entscheiden soll, ob er den<br />

Ab<br />

21.09. im<br />

9er<br />

Coverstak<br />

Eine einzigartige Auswahl ausgezeichneter und prämierter<br />

deutscher Filme über die Leiden und Wirren des Zweiten Weltkrieges<br />

Umfangreiches Bonusmaterial mit zahlreichen Hintergrundbereichten<br />

Bonus-DVD mit 90-min. Dokumentation:<br />

„Der Zweite Weltkrieg – Ursachen und Hintergründe“ mit Henry Kissinger<br />

Bildquelle: Kinowelt<br />

Kinowelt Home Entertainment GmbH - Ein Unternehmen der Kinowelt Gruppe www.kinowelt.de<br />

Posten eines stellvertretenden<br />

Managers annimmt, bringt sogar<br />

so etwas wie eine ernste Note in<br />

diese verrückte Komödie.


Believers Unter Lemmingen<br />

Am 23. Dezember 1995 fand<br />

man im Vercors-Massiv 16<br />

verkohlte Leichen, die wie die<br />

Speichen eines Rades um ein<br />

Feuer angeordnet waren.<br />

Sie nennen sich „Sonnentempler“<br />

oder „Heavens Gate“ und<br />

glauben in der Endzeit zu leben.<br />

Ihre Organisationen agieren im<br />

Verborgenen. Erst durch spektakuläre<br />

Ereignisse, wie dem Massenselbstmord<br />

von Mitgliedern,<br />

wird eine breite Öffentlichkeit<br />

ab und an mit der Existenz sogenannter<br />

Selbstmordsekten konfrontiert.<br />

Dieses Themas haben<br />

sich nun die Herren von „Raw-<br />

Feed“-Productions angenommen.<br />

Unlängst wusste die Firma ja<br />

Fans durch den bluttriefenden<br />

Schocker „Rest Stop“ zu überzeugen.<br />

Um die Schreckschraube<br />

noch ein paar Windungen weiter<br />

zu drehen, hat mit Daniel Myrick<br />

diesmal eine Koryphäe der Horror-Szene<br />

<strong>auf</strong> dem Regiestuhl<br />

Platz genommen. Zusammen<br />

mit Eduardo Sanchez schuf Myrick<br />

bekanntlich die bahnbrechende<br />

Semi-Dokumentation<br />

„Blair Witch Project“.<br />

Die Geschichte beginnt mit<br />

einem Hilferuf. Eine <strong>auf</strong>geregte<br />

und offenbar sehr junge Frau<br />

schildert am Telefon den bedenklichen<br />

Gesundheitszustand ihrer<br />

Mutter. Schon mit Panik in der<br />

Stimme behauptet sie, jetzt hätte<br />

die Kranke ihre Besinnung<br />

verloren. Die Krankenwagenfahrer<br />

David Vaughn und Victor<br />

Hernandez lassen sich die Adresse<br />

geben und fahren los. Beide<br />

wundern sich über die abgelegene<br />

Gegend. Das Erstaunen der<br />

beiden Männer wandelt sich zum<br />

Entsetzen, als sich der Notruf als<br />

Vorwand herausstellt. David und<br />

Victor sind in die Fänge einer<br />

Selbstmordsekte geraten. Warum<br />

die Organisation gerade die bei-<br />

Bildquelle: Warner<br />

Horror/thriller<br />

Start: 21.09.2007<br />

Believers<br />

USA 2007 | ca. 101 Min. | ab 16<br />

mit Jon Huertas, Johnny Messner<br />

Regie: Daniel Myrick<br />

Vertrieb: Warner<br />

Sprache: dt./eng./spa.<br />

Untertitel: dt./dt.f.Hg./eng./<br />

eng.f.Hg./spa./por./hun.<br />

Bild: 16:9 (1.85:1)<br />

ton: Dolby Digital 5.1<br />

extras: Featurettes u.a.<br />

den Lebensretter ausgewählt hat,<br />

bleibt zunächst unklar. Offenbar<br />

plant die Sekte den kollektiven<br />

Abgang in ein anderes Universum.<br />

Ein Typ, der von allen „Lehrer“<br />

genannt wird, faselt etwas<br />

von einem Feuerregen, der demnächst<br />

<strong>auf</strong> die Erde herniedergehen<br />

wird. Die beiden Gefangenen<br />

reagieren unterschiedlich <strong>auf</strong> die<br />

Situation. Während Victor sich<br />

ernsthaft mit den Theorien des<br />

Lehrers auseinandersetzt und<br />

bald in eine ernste Glaubenskrise<br />

gerät, schmiedet David abenteuerliche<br />

Fluchtpläne.<br />

Myrick gelingt es er<strong>neu</strong>t meisterhaft,<br />

eine beklemmende Atmosphäre<br />

zu schaffen. Die Konfrontation<br />

zweier Lebensretter<br />

mit einer Selbstmordsekte berührt<br />

existenzielle Fragen.<br />

bruno Martelli


Bildquelle: Paramount<br />

Die Eisprinzen<br />

Der eiserne Lotus<br />

Am Anfang stand die Sache<br />

mit der Eisenstange. Die<br />

Fehde zwischen den Eiskunstläuferinnen<br />

Tonya Harding und<br />

Nancy Kerrigan verlieh der sonst<br />

so harmonisch wirkenden Sparte<br />

Eiskunstl<strong>auf</strong> einen Hauch von<br />

Hard Rock und Catchen. Wohl<br />

inspiriert von den Ereignissen des<br />

Jahres 1994, ließen sich die Autoren<br />

Jeff und Craig Cox zu einem<br />

Skript hinreißen, dessen Umsetzung<br />

einem die Lachtränen ins<br />

Gesicht treibt. Bereits zu Beginn<br />

blitzen die Kufen, fliegen die<br />

Fäuste. Die Gegner heißen Jimmy<br />

MacElroy (Jon Heder) und Chazz<br />

Michael Michaels (Will Ferrell).<br />

Jimmy ist ein feminin wirkender<br />

Tausendsassa, ein Virtuose des<br />

Dreifach-Axels und Toeloops. Wo<br />

der Zarte <strong>auf</strong> Eleganz setzt, weiß<br />

sein wuchtiger Antipode durch<br />

Kraft zu überzeugen. Die Auftritte<br />

von Sexprotz Chazz sind Demonstrationen<br />

ungestümer Kraft und<br />

Männlichkeit. Statt Rosen und<br />

komödie<br />

Start: 13.09.2007<br />

die eisprinzen<br />

Blades Of Glory<br />

USA 2007 | ca. 89 Min. | ab 6<br />

mit Will Ferrell, Jon Heder<br />

Regie: Josh Gordon<br />

Vertrieb: Paramount<br />

Sprache: dt./eng./tur.<br />

Untertitel: dt./eng./tur.<br />

Bild: 16:9 (1.78:1)<br />

ton: Dolby Digital 5.1<br />

extras: Making Of, Featurettes,<br />

entfernte Szenen u.a.<br />

Teddybären regnet es nach dem<br />

Vortrag auch schon mal Damenunterwäsche.<br />

Bei einer Siegerehrung<br />

müssen sich beide Amis<br />

das oberste Treppchen teilen. Es<br />

kommt zu verheerenden Handgreiflichkeiten<br />

und infolgedessen<br />

zum lebenslangen Startverbot der<br />

Kufenkünstler. Nur im Paarl<strong>auf</strong><br />

können Chazz und Jimmy jetzt<br />

noch antreten. Die Streithammel<br />

suchen sich nun nicht etwa eine<br />

Partnerin, sondern erheben ihren<br />

eigenen Zwist zur Eisl<strong>auf</strong>kunst.<br />

Jimmy und Chazz werden zum<br />

ersten rein männlichen Paar in<br />

der Geschichte dieser sehr konventionellen<br />

Sportart. Schon<br />

der Anblick ist atemberaubend.<br />

Aber da sollten Sie erst einmal<br />

die Kür sehen!<br />

Eiskalt ziehen Jon Heder und<br />

Will Ferrell hier ihr Ding durch.<br />

Der Spaß ist für den Zuschauer<br />

auch deshalb so groß, weil die<br />

Akteure mit geradezu stoischer<br />

Gelassenheit die unglaublichsten<br />

Dinge <strong>auf</strong> und neben dem Eis<br />

tun. Note: 6,0!<br />

Neues vom Wixxer<br />

Chucky, die willenlose Mörderpuppe<br />

ein Name ist Chief In-<br />

„Mspector Even Longer.<br />

Dies ist der längste Tag meines<br />

Lebens. Alles, was Sie im Folgenden<br />

sehen werden, geschieht<br />

in Echtzeit, nur sehr viel schneller.“<br />

Mit dieser wunderbaren Anspielung<br />

<strong>auf</strong> die Serie „24“ wird<br />

klar, dass Oliver Kalkofe diesmal<br />

nicht nur bei Edgar Wallace, sondern<br />

auch in anderen Revieren<br />

wildern will. Natürlich steht die<br />

Jagd nach dem Wixxer er<strong>neu</strong>t im<br />

Mittelpunkt. Der Mann mit der<br />

Totenkopfmaske ist <strong>auf</strong>erstanden<br />

und hat gleich zu Beginn<br />

einen Polizeispitzel mit Indianerpfeilen<br />

gespickt. Obwohl die<br />

Todesursache klar ist, begeben<br />

sich Even Longer (Oliver Kalkofe)<br />

und sein Assistent Very Long<br />

(Bastian Pastewka) voller Neugier<br />

in die Pathologie. In den Arbeitsräumen<br />

von Dr. Brinkmann<br />

(Oliver Welke) findet gerade ein<br />

Kindergeburtstag statt. Ein kleiner<br />

Junge hält dem Mediziner<br />

einen Fleischklumpen unter die<br />

Nase und fragt: „Was ist denn das<br />

hier?“ Erfüllt von pädagogischem<br />

Eifer antwortet der Doc: „Das ist<br />

eine Leber, Blacky. Und nun leg<br />

sie schnell wieder in den Onkel,<br />

dem Du sie weggenommen<br />

hast.“<br />

Neben erbarmungslos schwarzem<br />

Humor spart der selbster-<br />

nannte Fernsehwächter Kalkofe<br />

nicht mit gezielter Medienschelte.<br />

Es gibt während des Films eine<br />

Werbeunterbrechung mit Roger<br />

Willemsen, die man schon heute<br />

zu den humoristischen Highlights<br />

des Jahres zählen kann.<br />

Bastian Pastewka beweist er<strong>neu</strong>t<br />

überragende mimische Fähigkeiten<br />

und der „echte“ Kommissar<br />

Joachim Fuchsberger<br />

trägt kräftig zur Verwurstung<br />

der eigenen Domäne bei. Einzig<br />

der Kinski-Kopie Lars Rudolph<br />

hätte man ein paar größere Szenen<br />

gegönnt.<br />

komödie<br />

Start: 19.09.2007<br />

Neues vom Wixxer<br />

D 2007 | ca. 94 Min. | ab 6<br />

mit Bastian Pastewka, Oliver Kalkofe<br />

Regie: Cyrill Boss, Philipp Stennert<br />

Vertrieb: Universum Film<br />

Sprache: dt.<br />

Untertitel: dt.f.Hg.<br />

Bild: 16:9 (2.35:1)<br />

ton: Dolby Digital 5.1<br />

Bildquelle: Constantin/Universum Film


Bildquelle: Warner<br />

Nichts wirkt sich positiver<br />

<strong>auf</strong> das Einspielergebnis<br />

eines Filmes aus als kontroverse<br />

Diskussionen. Dani Levys Hitler-<br />

Komödie „Mein Führer“ sorgte<br />

schon etliche Wochen vor dem Kinostart<br />

im Januar für Gesprächsstoff.<br />

Große und kleine Geister<br />

sahen sich bemüßigt, ihren<br />

Kommentar zum Thema „Darf<br />

man über Hitler lachen?“ abzugeben,<br />

viele von ihnen kannten<br />

den Streifen bis dahin nur vom<br />

Hörensagen. Der Bildungsbürger<br />

war geradezu in der Pflicht, sich<br />

Sylvester Groth<br />

Unterschätzt<br />

Wenn etwas uneingeschränkt an<br />

„Mein Führer“ gelobt wurde, so war<br />

es die Schauspielleistung von Sylvester<br />

Groth. Es war nicht das erste Mal,<br />

dass der 48-Jährige für seine Darstellung<br />

überschwenglich gelobt wurde.<br />

Trotzdem gehört der Absolvent der<br />

Schauspielschule „Ernst Busch“ nicht<br />

zur deutschen Filmprominenz. Groth<br />

wurde in den 1980er Jahren durch seine<br />

Rollen in DEFA-Produktionen (Das<br />

Haus am Fluss, Der Aufenthalt) ein viel<br />

bewunderter Publikumsliebling in der<br />

DDR. Nach der Wende fehlte es dann<br />

wohl an attraktiven Angeboten. Unvergessen<br />

bleibt Groths Darstellung<br />

im Drama „Verlorene Landschaft“.<br />

Der gebürtige Anhaltiner steht heute<br />

vor allem <strong>auf</strong> der Bühne und tritt nur<br />

noch gelegentlich in Filmen <strong>auf</strong>.<br />

eine eigene Meinung über das<br />

Werk zu bilden. Nun kommen<br />

auch Heimkinofreunde in den<br />

Genuss des Filmes.<br />

Im Dezember 1944 hat sich die<br />

Sache mit dem Endsieg längst<br />

erledigt. Hitler ist seit dem St<strong>auf</strong>fenberg-Attentat<br />

nur noch ein abgehalftertes<br />

Wrack. Es ist Goebbels,<br />

der nach wie vor große Pläne<br />

schmiedet. Sie beinhalten, dass<br />

der Führer (Helge Schneider) am<br />

Neujahrstag vor das Volk tritt und<br />

in seiner bekannt dramatischen<br />

Art noch den letzten Greis mobilisiert.<br />

Hitler, der nicht einmal<br />

weiß, dass Berlin in Schutt und<br />

Asche liegt, ist allerdings weit davon<br />

entfernt, rhetorische Meisterleistungen<br />

zu erbringen. Da hilft<br />

nur eines: Der jüdische Professor<br />

Adolf Grünbaum (Ulrich Mühe),<br />

ein begnadeter Schauspiellehrer,<br />

muss Hitler fit für seinen Auftritt<br />

machen. Als Grünbaum im<br />

KZ Sachsenhausen von seiner<br />

Arbeit weggeführt wird, glaubt<br />

er, sein letztes Stündchen habe<br />

geschlagen. Umso erstaunter ist<br />

der Familienvater, als er wenig<br />

später vor Hitler steht. „Heilen<br />

Sie mich“, sagt Hitler. „Heil Hitler!“,<br />

erwidert Grünbaum.<br />

Nach dem großen Erfolg seiner<br />

Komödie „Alles <strong>auf</strong> Zucker!“<br />

entschloss sich Regisseur<br />

Dani Levy, eine Satire<br />

über Hitler und Konsorten<br />

zu machen. Der Ansatzpunkt<br />

seiner Geschichte ist<br />

klug gewählt. Tatsächlich<br />

wurde der Redner Hitler<br />

ja von einem Schauspiellehrer<br />

„gecoacht“, wie<br />

man heute sagen wür-<br />

de. Etliche der besten deutschen<br />

Schauspieler, ein überraschend<br />

guter Helge Schneider und eine<br />

<strong>auf</strong>wändige Ausstattung machen<br />

„Mein Führer“ zu einem echten<br />

Filmereignis made in Germany.<br />

Auf keinen Fall verharmlost Levy<br />

die Nazizeit, wenn er sie <strong>auf</strong> die<br />

Schippe nimmt.<br />

„Mein Führer“ sollte der letzte<br />

Kinofilm Ulrich Mühes werden.<br />

Ein letztes Mal zieht der große<br />

Mime hier alle Register seines<br />

Könnens, seine Darstellung überzeugt<br />

in ernsten und skurrilen<br />

Momenten. Nur er konnte die<br />

Gratwanderung dieser diffizilen<br />

Rolle meistern. Filmschaffende<br />

und Publikum werden seine<br />

Kunst schmerzlich vermissen.<br />

Mein Führer<br />

Der kleine Diktator<br />

robert lucaS<br />

komödie/drama<br />

Start: 14.09.2007<br />

Mein Führer<br />

D 2007 | ca. 91 Min. | ab 12<br />

mit Helge Schneider, Ulrich Mühe<br />

Regie: Dani Levy<br />

Vertrieb: Warner<br />

Sprache: dt. Untertitel: dt.f.Hg.<br />

Bild: 16:9 (1.85:1)<br />

ton: Dolby Digital 5.1<br />

extras: alternative Szenen,<br />

Making Of u.a.


Alatriste Handwerker des Krieges<br />

Wer opulente Historienfilme<br />

mag, kommt bei dieser spanischen<br />

Produktion voll <strong>auf</strong> seine<br />

Kosten. Vom Schicksal eines<br />

Söldners ausgehend, entsteht ein<br />

plastisches Bild des ausgehenden<br />

Mittelalters. Visuell ließ sich der<br />

Regisseur offensichtlich von den<br />

Gemälden eines Velázquez inspirieren.<br />

Wir schreiben das Jahr 1622.<br />

Das Königreich Spanien be-<br />

Am Limit Seilpartner<br />

Sie sind Getriebene, die „Huber-Buam“.<br />

Alexander und<br />

Thomas Huber klettern im<br />

Hochgebirge steile Wände hin<strong>auf</strong>.<br />

Das ist an sich noch nichts<br />

Besonderes, das machen einige.<br />

Doch die Brüder haben’s eilig.<br />

Speed-Klettern nennt es sich,<br />

wenn man schwierige Hänge in<br />

einer hohen Geschwindigkeit bezwingt.<br />

Zum Nachdenken bleibt<br />

keine Zeit. Jeder Handgriff muss<br />

sitzen, damit man in diesen gewissen<br />

Rausch kommt. Ein Fehlgriff<br />

und es geht vielleicht nie<br />

wieder berg<strong>auf</strong>. Es ist ein Spiel<br />

mit dem Feuer. „Ein Leben ohne<br />

Risiko ist sowieso nicht real.“,<br />

sagt einer der Brüder. „Warum“,<br />

fragt die Mutter den Thomas,<br />

„warum musst du das machen?“<br />

„Weil ich’s machen muss“, antwortet<br />

der zweifache Familienvater.<br />

Ende der Debatte. Die Menschen<br />

sollten lernen, vieles im<br />

Leben zu probieren, an ihr Limit<br />

zu gehen. Dann würde es weniger<br />

Unzufriedenheit und Mittelmäßigkeit<br />

geben.<br />

herrscht große Teile der Welt,<br />

droht aber in den Sümpfen<br />

Flanderns durch einen zermürbenden<br />

Krieg <strong>auf</strong>gerieben zu<br />

werden. Im Inneren der Großmacht<br />

sorgen ein schwächlicher<br />

Regent und die wachsende Macht<br />

der Inquisition für Unruhen.<br />

Intrigen und Ränkespiel sind<br />

Capitán Alatriste (Viggo Mortensen)<br />

ein Gräuel. Der Söldner ist<br />

ein geübter Kriegshandwerker,<br />

Offensichtlich hilft extreme<br />

Höhenluft, grundsätzliche Wahrheiten<br />

in einfache Sätze zu kleiden.<br />

Vom Gipfel aus hat man<br />

scheinbar einen anderen Blick<br />

<strong>auf</strong> die Dinge. Auch der berühmte<br />

Reinhold Messner ist ja<br />

so ein Prophet vom Berge, auch<br />

er verblüfft zuweilen durch philosophischen<br />

Tiefsinn.<br />

Regisseur Pepe Danquart hat<br />

die Seilpartner mit der Kamera<br />

begleitet. Im Yosemite-Nationalpark<br />

(Kalifornien) wollen<br />

Alexander und Thomas an der<br />

sogenannten „Nose“, einer 1200<br />

Meter hohen Steilwand, einen<br />

<strong>neu</strong>en Rekord <strong>auf</strong>stellen. Danquart<br />

ist mit seiner Kamera nah<br />

am Geschehen: Muskeln, Sehnen,<br />

Schweiß, Sonne, heisere<br />

Schreie und in den Pausen gelassene<br />

Betrachtungen über das<br />

Leben im Allgemeinen und das<br />

Zusammenleben der Brüder im<br />

Speziellen. Eine beeindruckende<br />

Dokumentation,<br />

nicht nur für Kletterkünstler.<br />

besonders geeignet für heikle<br />

Missionen. Wann immer es gilt,<br />

in vorderster Reihe für den König<br />

seinen Hals zu riskieren: Alatriste<br />

ist dabei. Dass der Sold in der<br />

Regel geringer als versprochen<br />

ausfällt, hat den Kämpfer mit den<br />

Jahren verbittert. Vielleicht sind<br />

es die nie ganz eingehaltenen<br />

Versprechen seiner Vorgesetzten,<br />

die den Handlanger bei einem<br />

Auftrag zögern lassen. Alatriste<br />

soll zwei englische Gesandte töten,<br />

verweigert aber den entscheidenden<br />

Hieb, weil ihm die Sache<br />

nicht geheuer vorkommt. Seine<br />

Zögerlichkeit trägt dem Capitán<br />

die Anerkennung königlicher<br />

Vasallen, aber auch den Zorn<br />

der Inquisition ein. Von nun an<br />

befinden sich Alatriste und seine<br />

Männer wider allen Absichten<br />

zwischen den Fronten eines gefährlichen<br />

Machtkampfes.<br />

Viggo Mortenson vermag in<br />

diesem Epos nicht nur geschickt<br />

mit dem Degen umzugehen, sondern<br />

führt auch zuweilen verbal<br />

eine scharfe Klinge.<br />

Bildquelle: Kinowelt<br />

action<br />

Start: 03.09.2007<br />

alatriste<br />

E/F 2006 | ca. 139 Min. | ab 16<br />

mit Viggo Mortensen, Elena Anaya<br />

Regie: Agustin Diaz Yanes<br />

Vertrieb: e-m-s GmbH<br />

Sprache: dt./spa. Untertitel: dt.<br />

Bild: 16:9 (1.85:1)<br />

ton: Dolby Digital 5.1<br />

dokumentation<br />

Start: 25.09.2007<br />

am Limit<br />

D 2006 | ca. 96 Min. | ab 6<br />

mit Alexander Huber, Thomas Huber<br />

Regie: Pepe Danquart<br />

Vertrieb: Kinowelt<br />

Sprache: dt.<br />

Untertitel: dt./dt.f.Hg.<br />

Bild: 16:9 (1.78:1)<br />

ton: Dolby Digital 5.1<br />

extras: Hörfilmfassung,<br />

Interviews u.a.<br />

Bildquelle: e-m-s GmbH


The Reaping Die Boten der Apokalypse<br />

Stephen Rea<br />

Unverhoffter Ruhm<br />

Die Karriere des Nordiren Stephen<br />

Rea ist eng an die Arbeiten des Regisseurs<br />

Neil Jordan gekoppelt. Als<br />

Jordan mit „The Crying Game“ einen<br />

unerwarteten Erfolg landete, wurde<br />

auch sein Hauptdarsteller Rea weltbekannt.<br />

In der Folgezeit häuften<br />

sich die Filmangebote, eine ähnlich<br />

bedeutende Rolle wie die des IRA-<br />

Kämpfers spielte der heute 60-Jährige<br />

dennoch nicht. Zu Reas besten<br />

Leistungen zählt die des russischen<br />

Gerichtsmediziners in „Citizen X“ und<br />

sein Part als gewalttätiger Vater in<br />

„The Butcher Boy“. Rea war 20 Jahre<br />

lang mit der IRA-Aktivistin Dolours<br />

Price verheiratet.<br />

Der Tsunami in Südostasien,<br />

Heuschreckenschwärme<br />

über Afrika: Immer wieder erinnert<br />

die Natur den Menschen an<br />

die zehn biblischen Plagen, die<br />

dem Weltuntergang vorausgehen<br />

sollen.<br />

Früher einmal hat auch Katherine<br />

Winter (Hilary Swank)<br />

als Pastorin die Lehren Gottes<br />

gepredigt. Aber seit sie bei ihrer<br />

missionarischen Tätigkeit<br />

im Sudan ihre Familie verlor,<br />

ist ihr der Glaube abhanden gekommen.<br />

Heute ist Katherine<br />

die größte Gegnerin religiöser<br />

Weltanschauungen. Und sie<br />

hat sich völlig der Aufgabe verschrieben,<br />

angebliche Wunder<br />

und Gotteserscheinungen als<br />

Nonsens zu entlarven. Dazu<br />

bedient sich die Universitätsprofessorin<br />

<strong>neu</strong>ester Techniken,<br />

die bis jetzt noch jedes Geheimnis<br />

aus dem Halbdunkel gläubiger<br />

Verzückung gerissen haben.<br />

Katherines <strong>neu</strong>ester Fall führt<br />

sie und ihren Partner Ben in die<br />

Sümpfe von Louisiana. Der Lehrer<br />

Doug Blackwell ruft die Experten<br />

in das kleine Städtchen<br />

Haven, weil sich hier Dinge<br />

ereignen, die fatal an die zehn<br />

biblischen Vorboten der Apokalypse<br />

erinnern. Spätestens als<br />

sich das Wasser des Flusses in<br />

menschliches Blut verwandelt,<br />

ist auch Katherine mit ihrem<br />

Latein am Ende. Die unbedarfte<br />

Landbevölkerung projiziert ihre<br />

Ängste <strong>auf</strong> das Mädchen Loren<br />

und droht, es zu lynchen. Katherine<br />

nimmt sich des Kindes an.<br />

Lässt sie sich etwa vom Bösen<br />

bezirzen?<br />

Regisseur Stephen Hopkins<br />

hat für seinen großartigen Film<br />

„The Life And Death Of Peter<br />

Sellers“ den Oscar eingestrichen.<br />

Fernsehzuschauern ist<br />

er als „24“-Regisseur bekannt.<br />

Hopkins schnappte sich die seit<br />

„The Gift“ genregestählte Hilary<br />

Swank und drehte mit ihr<br />

einen hochspannenden, intelligenten<br />

Horrorthriller, der sich<br />

für Besitzer eines schwachen<br />

Nervenkostüms keineswegs eignet.<br />

Neben der gewohnt guten<br />

Swank brilliert Jungstar Anna-<br />

Sophia Robb, die Hollywoods<br />

bisheriger Lieblings-Kinderdar-<br />

Horror<br />

Start: 21.09.2007<br />

the Reaping<br />

USA 2007 | ca. 95 Min. | ab 16<br />

mit Hilary Swank, David Morrissey<br />

Regie: Stephen Hopkins<br />

Vertrieb: Warner<br />

Sprache: dt./eng.<br />

Untertitel: dt./dt.f.Hg./eng.<br />

Bild: 16:9 (2.40:1)<br />

ton: Dolby Digital 5.1<br />

extras: Dokumentationen<br />

stellerin Dakota Fanning allmählich<br />

den Rang abzul<strong>auf</strong>en<br />

beginnt. Angenehm ist auch die<br />

Begegnung mit Stephen Rea als<br />

Pater Costigan, der Filmen der<br />

unheimlichen Art immer eine<br />

ganz besondere Note verleiht.<br />

andré WeSche<br />

Bildquelle: Warner


Bildquelle: Concorde<br />

Bobby Menschen im Hotel<br />

Es scheint, als hätten an jenem<br />

4. Juni 1968 alle Gesellschaftsschichten<br />

Amerikas mindestens<br />

einen Vertreter nach Los<br />

Angeles ins Hotel „Ambassador“<br />

geschickt. Es gibt Reiche und<br />

Arme, Alte und Junge, Konservative,<br />

Demokraten, Rassisten,<br />

Künstler, Entertainer, Soldaten,<br />

Kriegsdienstverweigerer, Afroamerikaner,<br />

Mexikaner, Strategen<br />

und Rauschgiftsüchtige.<br />

Mit dieser Aufzählung sind die<br />

action/thriller<br />

Start: 06.09.2007<br />

alpha dog<br />

USA 2006 | ca. 112 Min. | ab 16<br />

mit Justin Timberlake, Emile Hirsch<br />

Regie: Nick Cassavetes<br />

Vertrieb: EuroVideo<br />

Sprache: dt./eng. Untertitel: dt.<br />

Bild: 16:9 (2.35:1)<br />

ton: Dolby Digital 5.1, DTS (dt.)<br />

Anwesenden längst nicht erschöpfend<br />

bezeichnet. Der Beste<br />

aber kommt am Ende des Tages.<br />

Robert Kennedy, der von seinen<br />

Freunden „Bobby“ genannt wird,<br />

soll am Abend im Hotel eine<br />

kurze Rede halten. Kein Zweifel,<br />

dieser junge Mann wird die USA<br />

als <strong>neu</strong>er Präsident in eine lichte<br />

Zukunft führen. Zumindest<br />

das anwesende Wahlkampfteam<br />

Kennedys ist von der Idee geradezu<br />

elektrisiert. Aber es gibt auch<br />

Leute, denen der Rummel egal<br />

ist. Küchenhelfer José möchte<br />

gern zum Baseballspiel der Dodgers<br />

gehen, der ehemalige Empfangschef<br />

lieber Schach spielen,<br />

und eine Telefonistin schreitet<br />

mit glühenden Wangen einem<br />

heimlichen Liebestreffen mit<br />

dem Hotelmanager entgegen.<br />

Sogar geheiratet wird an diesem<br />

Abend im „Ambassador“.<br />

Regisseur Emilio Estevez erzählt<br />

eine Fülle faszinierender<br />

Begebenheiten und kreiert ein<br />

vortreffliches Stimmungsbild.<br />

Eine Vielzahl erstklassiger Darsteller<br />

agiert mit sichtlichem<br />

Vergnügen. So ist es durchaus<br />

doppelbödig, wenn Demi Moore<br />

als Sängerin und Sharon Stone in<br />

der Rolle einer Friseuse einander<br />

versichern, dass sie längst keine<br />

„Sahneschnitten“ mehr sind.<br />

Man beginnt, diese Gesellschaft<br />

zu mögen, ein wohliges Gefühl<br />

der Menschenliebe macht sich<br />

im Herzen des Zuschauers breit.<br />

Doch dann zerfetzen Schüsse<br />

jegliche Harmonie.<br />

Alpha Dog Jugend ohne Gott<br />

Unlängst behauptete ein<br />

Soziologe erbost im Fernsehen,<br />

die heutige Jugend ließe<br />

sich mit drei Worten charakterisieren:<br />

ich, alles, sofort. Man darf<br />

Zweifel haben, ob dieses pointierte<br />

Pauschalurteil berechtigt<br />

ist, aber <strong>auf</strong> die Gang um Johnny<br />

Truelove trifft der Steckbrief<br />

zu. Der körperlich kleine Drogendealer<br />

mit dem Backenbart<br />

und den gefährlich glitzernden<br />

Augen will das schnelle Geld<br />

und er duldet keinen Aufschub.<br />

Ein Alpha-Tier wie er muss seine<br />

Konkurrenten wegbeißen,<br />

will es seinen Platz behaupten.<br />

Dieses unumstößliche Prinzip<br />

erklärt den Umstand, warum<br />

Johnny den Bruder eines Konkurrenten<br />

entführt, obwohl ihm<br />

dieser Jake Mazursky lediglich<br />

ein paar hundert Dollar schuldet.<br />

Das Entführungsopfer Zack wird<br />

nicht etwa schlecht behandelt; im<br />

Gegenteil. Wie eine Trophäe wird<br />

der jüngere der Mazursky-Brüder<br />

<strong>auf</strong> Partys vorgeführt. Zack hätte<br />

viele Gelegenheiten zur Flucht,<br />

findet aber das Leben der Gang<br />

unglaublich spannend. Großen<br />

Anteil an seinem Wohlbefinden<br />

hat die <strong>auf</strong>flammende Kumpanei<br />

des Gekidnappten mit Frankie<br />

Ballenbacher. Der tätowierte Junge<br />

mit dem Stoppelhaar ist nicht<br />

nur Johnnys rechte Hand, sondern<br />

auch ein ausgleichender, im<br />

Grunde freundlicher Zeitgenosse.<br />

Aber auch Ballenbacher wird<br />

nicht verhindern können, dass<br />

drama<br />

Start: 11.09.2007<br />

Bobby – Special edition (2 dVds)<br />

USA 2006 | ca. 112 Min. | ab 12<br />

mit William H. Macy, Demi Moore<br />

Regie: Emilio Estevez<br />

Vertrieb: Kinowelt<br />

Sprache: dt./eng.<br />

Untertitel: dt.<br />

Bild: 16:9 (1.78:1)<br />

ton: Dolby Digital 5.1<br />

extras: Making Of, Featurettes u.a.<br />

die folgenden Ereignisse eine gefährliche<br />

Rasanz bekommen.<br />

Nick Cassavetes‘ Film erregte<br />

Aufsehen, weil er einem aktuellen<br />

Kriminalfall nachstellte,<br />

noch bevor die zuständige Polizei<br />

den Verdächtigen festnehmen<br />

konnte. Dieser trägt übrigens einen<br />

Namen, der schon fast zur<br />

Prominenz verpflichtet: Jesse<br />

James Hollywood.<br />

Bildquelle: Kinowelt


MARK WAHLBERG<br />

AB 13. SEPTEMBER IM HANDEL AUF


R o w a n a t k i n s o n<br />

ab 6. september <strong>auf</strong><br />

DVD und HD DVD!<br />

Artwork Copyright: © 2007 Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten. Film Copyright: © 2007 Universal Studios and Motion Picture<br />

Alpha Produktionsgesellschaft MbH & Co. KG. Alle Rechte vorbehalten. Mr. Bean TM & © Tiger Aspect Productions Ltd. 2007.<br />

www.universal-pictures.de

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