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Hartmut Stöckl Typographie: Gewand und Körper des Textes

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<strong>Hartmut</strong> <strong>Stöckl</strong><br />

<strong>Typographie</strong>: <strong>Gewand</strong> <strong>und</strong> <strong>Körper</strong> <strong>des</strong> <strong>Textes</strong> – Linguistische<br />

Überlegungen zu typographischer Gestaltung<br />

The present article sketches out a semiotic and functional-grammatic theory of<br />

language's typographic and text-graphic forms. Departing from the two metaphors in<br />

the title, body and dress, the author finds the basis of typography's functional<br />

flexibility in the semiotic properties of graphic signs, which can serve both as a<br />

means to encode spoken language as well as to communicate a welter of additional<br />

connotative and pictorially based meanings. In its main part the article outlines the<br />

structural and functional resources of typography as a separate signing mode, which<br />

interacts and cooperates with language, image, so<strong>und</strong> etc. in the multimodal text.<br />

Based on the subdivision of four typographic levels, the study illustrates with the<br />

help of examples drawn from advertising and book <strong>des</strong>ign how various typographic<br />

means interlock to build formal and semantic links to numerous linguistic text<br />

levels. Finally, the contribution examines the ways in which typography achieves its<br />

communicative effects, four of which are classified as crucial: 1) structuring visual<br />

space, 2) creating pictorial effects, 3) highlighting linguistic and pragmatic text<br />

structures, 4) reproducing and shaping cultural and media conventions.<br />

1. <strong>Typographie</strong> – (k)ein Thema für die Linguistik?<br />

Die Beschäftigung mit <strong>Typographie</strong> – d.h. der Form, Auswahl <strong>und</strong> Verwendung<br />

von Schrift im Text sowie der gesamten graphischen Gestaltung eines<br />

Schriftstückes oder Dokuments – in einem linguistischen Rahmen mag zunächst<br />

verw<strong>und</strong>ern. Zu sehr scheint typographische Gestaltung die Domäne<br />

eines eigenen Berufsstan<strong>des</strong> (Typograph, Setzer, Drucker) zu sein, zu eng erscheint<br />

uns die Bindung typographischer Aspekte an künstlerische Gestaltung<br />

(Graphik<strong>des</strong>ign) <strong>und</strong> zu weit entrückt von der eigentlichen Struktur <strong>und</strong> Bedeutung<br />

der sie darstellenden Sprache mutet die materielle Gestalt der Schrift<br />

an. In der Tat ist die Linguistik bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Gumbrecht/<br />

Pfeiffer 1995) der Thematisierung von Schrift <strong>und</strong> ihrer Materialität, d.h. den<br />

Gestaltungsspielräumen graphischer Zeichen, eher abgeneigt. Die den Blick<br />

auf die Materialität von geschriebener Sprache verstellende Position <strong>des</strong> „ein


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ZfAL 41, 2004, 5-48.<br />

A ist ein A ist ein A“ gegenüber <strong>Typographie</strong> zeigt sich durchgängig in<br />

Sprachphilosophie, Sprachwissenschaft <strong>und</strong> Semiotik. So z.B. meint Assmann<br />

(1995, 144):<br />

Ein „R“ kann in Stein gemeißelt, auf Papier geschrieben, in Rinde geritzt, in Fraktur,<br />

Bodoni, Garamond oder Helvetica gedruckt sein, ohne seine Bedeutung, seinen<br />

Bezug auf das Phonem [r] im min<strong>des</strong>ten zu affizieren. Ausschlaggebend ist lediglich<br />

seine Distinktivität: [...] Alles andere gehört zur „Materialität“ <strong>des</strong> Zeichens,<br />

die zwar unabdingbar ist, um die Bedeutung überhaupt zur Erscheinung kommen<br />

zu lassen, deren Spezifität zur Bedeutung selbst nichts beiträgt (Hervorhebung<br />

H.S.).<br />

Nehmen wir jedoch die umgekehrte Perspektive ein <strong>und</strong> fragen wir, warum es<br />

legitim <strong>und</strong> notwendig ist, dass sich Linguisten, zumal anwendungsorientiert<br />

arbeitende, Fragen der <strong>Typographie</strong> annehmen.<br />

1. Schreiben am Computer fordert den Typographen in uns: Der Status<br />

der <strong>Typographie</strong> hat sich in unserer vom Computer bestimmten<br />

Schreibkultur gewandelt. Graphische Gestaltungsentscheidungen bilden<br />

nicht mehr die in professionellen Händen liegende Endphase der<br />

Textproduktion eines zu druckenden Dokuments, in die der eigentliche<br />

Schreiber nur marginal involviert ist. Vielmehr müssen sie vom Autor<br />

in seinem Textverarbeitungsprogramm eingestellt werden <strong>und</strong> begleiten<br />

den gesamten Prozess der Texterstellung kontinuierlich. So wird<br />

jeder Produzent eines am Computer geschriebenen <strong>Textes</strong> unfreiwillig<br />

zum Laientypographen. Über das für seine funktionalen <strong>und</strong> ästhetischen<br />

Stilwahlen notwendige Fachwissen verfügt er in der Regel nicht.<br />

2. Software erweitert <strong>und</strong> verkompliziert typographische Entscheidungen:<br />

Nicht nur hat der Computer dem durchschnittlichen Textproduzenten<br />

<strong>Typographie</strong> in die Hände gegeben, er hat auch die Möglichkeiten typographischer<br />

Gestaltung selbst revolutioniert <strong>und</strong> potenziert. Dies ist<br />

nicht uneingeschränkt positiv zu bewerten. Da das Software<strong>des</strong>ign bestimmt,<br />

welche typographischen Entscheidungen möglich sind <strong>und</strong><br />

welche nicht <strong>und</strong> da oft ganze Raster oder Schablonen graphischer<br />

Gestaltung vorgegeben sind, führt die computerisierte Texterstellung<br />

<strong>und</strong> Drucklegung sowohl in den Augen der Laien als auch in den Augen<br />

der <strong>Typographie</strong>-Profis zu unnötigen Beschränkungen <strong>und</strong> zu unbefriedigenden<br />

Lösungen. Auch hier kann linguistische Reflexion helfen,<br />

die typographische Mittel mit Blick auf ihre Funktionsweise im<br />

Text typologisiert <strong>und</strong> ordnet <strong>und</strong> so die Strukturen bereitstellt, in de-


H. <strong>Stöckl</strong>: <strong>Typographie</strong>: <strong>Gewand</strong> <strong>und</strong> <strong>Körper</strong>…<br />

nen Typographen <strong>und</strong> Designer systematisch über Softwareoptimierung<br />

nachdenken können.<br />

3. Ein multimodaler <strong>und</strong> materialitätsbetonter Textbegriff verlangt nach<br />

Graphischem: Ein Textbegriff ist – wie Antos (2002, 187) feststellt –<br />

„medien-, zeit-, <strong>und</strong> kulturabhängig“ Dies bedeutet, dass die durch das<br />

Schreiben am Computer ermöglichten (typo-) graphischen Gestaltungsmöglichkeiten<br />

die Materialität der produzierten Texte <strong>und</strong> unsere<br />

prototypische Vorstellung vom Text notwendigerweise verändern müssen.<br />

Man kommt daher ohne eine Betrachtung der Zeichen- <strong>und</strong><br />

Gestaltungsressource <strong>Typographie</strong> in der Textlinguistik heute nicht<br />

mehr aus. Der rein sprachlich verfasste Text bildet die Ausnahme <strong>und</strong><br />

der multimodale Text gerät zur Norm. Dabei rücken die materialen<br />

Qualitäten von Sprache <strong>und</strong> ihre konkrete Medialität in das Zentrum<br />

der Aufmerksamkeit 1 – Sprach<strong>des</strong>ign oder Text<strong>des</strong>ign avanciert zu einem<br />

Schlüsselkonzept, das diese veränderte Gewichtung reflektiert.<br />

<strong>Typographie</strong> bildet hierbei einen in der Textlinguistik bisher vernachlässigten<br />

Untersuchungsgegenstand, der zum einen die Materialität,<br />

zum anderen die Multimodalität von Kommunikation in idealer Weise<br />

thematisiert, ohne den Bereich <strong>des</strong> Sprachlichen bereits in Richtung<br />

Bild, Musik, Geräusche etc. zu verlassen.<br />

4. <strong>Typographie</strong> ist Stilmittel <strong>und</strong> soziales Signal: Textexemplare <strong>und</strong><br />

Textsorten unterscheiden sich durch ihren Stil <strong>und</strong> dieser produziert in<br />

der Kommunikation sozialen Sinn. Einem multimodalen, weiten Textbegriff<br />

(Fix 2001) folgend gilt der Stil eines <strong>Textes</strong> als ganzheitliche<br />

Gestalt in der Wahrnehmung, die durch Zeichenelemente verschiedenster<br />

Textebenen zustande kommt. In dieser Sicht ist Typographisches<br />

ein Beschreibungsaspekt von Textstil, <strong>und</strong> zwar ein gewichtiger,<br />

weil er mit verschiedenen anderen Textaspekten in systematischer Verbindung<br />

steht, so z.B. mit der thematischen Struktur, dem Textinhalt,<br />

der Kommunikationssituation <strong>und</strong> der Partnerbeziehung etc. Außerdem<br />

ist die Wahrnehmung von typographischen Qualitäten im Sinne ihrer<br />

Schriftbildlichkeit in gewisser Weise der Entschlüsselung sprachlicher<br />

1 Öffentliche Kommunikation leidet in gewisser Weise unter dieser Konzentration auf die<br />

Oberfläche, indem andere stärker inhaltsbezogene „Textschichten“ (Ebert 2002, 74) vernachlässigt<br />

werden. Ebert z.B. meint kritisch: „Große Teile der medial vermittelten Informationen<br />

stehen nicht (primär) im Dienste verständigungsorientierter Kommunikation.<br />

[...] Die Form kann vom Gehalt suspendieren.“ (Ebert 2002, 74)<br />

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ZfAL 41, 2004, 5-48.<br />

Botschaften vorgeschaltet. 2 Typographische Praktiken sind darüber<br />

hinaus aber auch eine eigenständige, d.h. vom Sprachgebrauch relativ<br />

unabhängige Ressource zum ‚audience <strong>des</strong>ign‘ (Bell 2001, 1984), d.h.<br />

der mehr oder weniger bewussten Gestaltung von Kommunikation mit<br />

Blick auf die anvisierte Rezipientengruppe. Außerdem können typographische<br />

Gestaltungsentscheidungen zu bestimmten Zeiten gültige<br />

kulturelle Normen reflektieren <strong>und</strong> soziokulturelle Zugehörigkeiten der<br />

Kommunizierenden bzw. Ideologien zum Ausdruck bringen (Street<br />

1995, Sebba 1998, Androutsopoulos 2000, 516).<br />

Warum ist <strong>Typographie</strong> als die Materialität von Sprache innerhalb der Linguistik<br />

bisher nicht gebührend thematisiert worden? Meist werden vier Gründe<br />

für die Nichtbeachtung von <strong>Typographie</strong> als Aspekt von Sprache <strong>und</strong> Text<br />

angeführt: das Primat der gesprochenen Sprache, die Beschränkung auf den<br />

Satz, die Arbitrarität <strong>des</strong> sprachlichen Zeichens <strong>und</strong> die Linearität von Sprache<br />

(Waller 1991, 346ff). Diese Argumente lassen sich m.E. auf zwei Hauptursachen<br />

reduzieren.<br />

Für die Marginalisierung von Schrift <strong>und</strong> ihrer graphischen Gestalteigenschaften<br />

wiegt die hauptsächlich von de Saussure initiierte Konzentration auf<br />

die gesprochene Sprache am schwersten. Seit seiner gr<strong>und</strong>legenden Arbeit<br />

(Saussure 2001) gilt geschriebene Sprache als sek<strong>und</strong>är, da sie lediglich zur<br />

Aufzeichnung gesprochener Sprache dient. 3 In dieser Sicht materialisiert<br />

Schrift als Instrument lediglich das Zeichensystem Sprache in bestimmten<br />

medialen Realisierungsformen, hat aber kein semiotisches Eigenleben. Diese<br />

Position wird in der Schriftlinguistik als Dependenzhypothese bezeichnet<br />

(Dürscheid 2002). Hier ist zum einen einzuwenden, dass auch in der Saussureschen<br />

Sicht nichts dagegen spricht, die Schriftformen, d.h. ihre graphische<br />

Morphologie in den Blick zu nehmen <strong>und</strong> die Frage nach deren zusätzlichen,<br />

d.h. zu den Bedeutungen aus dem primären Zeichensystem hinzukommenden<br />

Signifikaten zu stellen. Zum anderen hat die reichhaltige Diskussion um die<br />

Unterschiede zwischen Mündlichkeit <strong>und</strong> Schriftlichkeit (in der Folge von<br />

Koch/ Österreicher 1985, 1994 <strong>und</strong> Ong 1982/ 1987) deutlich gemacht, dass<br />

die Medialität von Sprache auf deren Gebrauchsweisen zurückwirkt – eine<br />

Position, die eher Interdependenz zwischen Schrift <strong>und</strong> gesprochener Sprache<br />

2 Vgl. dazu die Aussage von Neuenschwander (2001, 31): "The emotional impact of<br />

letterforms is communicated before their literal content..." (Hervorhebung – H.S.).<br />

3 Vgl. dazu Crystal (1997, 180): “The history of language study illustrates widely divergent<br />

attitu<strong>des</strong> concerning the relationship between writing and speech. For several centuries<br />

the written language held a pre-eminent place”.


H. <strong>Stöckl</strong>: <strong>Typographie</strong>: <strong>Gewand</strong> <strong>und</strong> <strong>Körper</strong>…<br />

als einseitige Dependenz der Schrift vom Lautsprachsystem sinnvoll erscheinen<br />

lässt. Zudem spricht – wie Dürscheid (2002, 42ff) zeigt – einiges für die<br />

Souveränität der Schrift „als eigenständige Realisationsform von Sprache“.<br />

Dies ist ein Standpunkt, den diejenigen, die auf das Manuell-Motorische <strong>und</strong><br />

Handwerklich-Instrumentelle <strong>des</strong> Graphikzeichen-Machens fokussieren <strong>und</strong><br />

den graphischen Zeichen einen herausgehobenen Status in Kulturgeschichte<br />

<strong>und</strong> Semiotik einräumen möchten, noch vertiefen. So meint Stötzner (2000,<br />

23) in der Gr<strong>und</strong>legung einer semiotischen Theorie graphischer Zeichen (einleuchtend<br />

benannt: Signographie), dass<br />

[...] es aber notwendig [ist] darauf hinzuweisen, dass Phonie (Lautsprache) <strong>und</strong><br />

Graphie (Zeichensprache) zwei prinzipiell eigenständige Äußerungsformen sind.<br />

Sie haben – obwohl vielfältig in Beziehung stehend – ihre jeweils eigenen, voneinander<br />

unabhängigen Ursprünge <strong>und</strong> bestehen bis heute mit jeweils eigenen Gesetzmäßigkeiten.<br />

Für die relative Eigenständigkeit von Schrift sprechen nach Dürscheid (2002,<br />

42) v.a. die Vorteile geschriebener Sprache gegenüber der gesprochenen wie<br />

v.a. das Vorhandensein von diskreten Einheiten, den Graphemen, (vs. Kontinuität<br />

im Re<strong>des</strong>trom) <strong>und</strong> die dokumentarische Funktion <strong>des</strong> Aufschreibens.<br />

Beide Faktoren führen dazu, dass es letztlich die Schrift ist, die es z.B. der<br />

Linguistik, aber auch anderen sprach- bzw. textbezogenen Wissenschaften erlaubt,<br />

„in Distanz zum Untersuchungsgegenstand zu treten“ (Dürscheid 2002,<br />

42). Hinzu kommt, dass die sprachpraktischen Tätigkeiten <strong>des</strong> Lesens <strong>und</strong><br />

Schreibens nicht auf das Sprechen angewiesen sind, sie bedienen sich größerer<br />

Wahrnehmungsgestalten <strong>und</strong> bedürfen der Einheiten der (Laut-) Sprache (d.h.<br />

der Phoneme) nicht. Schließlich führt Schrift ein visuell-graphisches Eigenleben,<br />

das auf das Sprachsystem zurückwirken kann – u.a. sichtbar in solchen<br />

Lexemen wie O-Beine, X-Beine oder T-Träger, T-Shirt <strong>und</strong> V-Ausschnitt etc. 4<br />

Abschließend ist Glück (1987, 250) zuzustimmen, wenn er anregt, „Geschriebenes<br />

nicht als Sprachzeichen [...], sondern als semiotisches System anderer<br />

Ordnung“ zu konzeptionalisieren. Diese Ordnung wäre m.E. eine materielle,<br />

visuell-optische <strong>und</strong> graphisch-motorische. Im Saussure’schen Sinne sind sowohl<br />

Phoneme als auch Grapheme prinzipiell arbiträre Zeichen. Jedoch muss<br />

bedacht werden, dass Schriftsprache – stärker als Lautsprache durch onomatopoetische<br />

Prozesse – v.a. durch ihre Bindung an gegenständliche bzw. bild-<br />

4 Die Arten solcher Rückwirkungen der semiotisch sek<strong>und</strong>ären Schrift auf das semiotisch<br />

primäre Sprachsystem sind vielfältig <strong>und</strong> wären eine separate Untersuchung wert.<br />

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ZfAL 41, 2004, 5-48.<br />

liche graphische Formen eine Motivierung oder Ikonisierung erfahren kann<br />

(<strong>und</strong> historisch betrachtet anfänglich stets besaß). 5<br />

Die Beschränkung traditioneller Linguistik auf den Satz <strong>und</strong> ihre pauschale<br />

Kennzeichnung von Sprache als lineares Zeichensystem bilden die zweite<br />

Hauptursache für eine mangelnde Thematisierung (typo-) graphischer Fragen.<br />

Während Laute zeitgeb<strong>und</strong>ene Sequenzen bilden, eröffnet die zweidimensionale<br />

Fläche eines geschriebenen <strong>Textes</strong> nicht-lineare <strong>und</strong> ganzheitliche Rezeptionsstrategien.<br />

Orientierung im Raum erlaubt die Portionierung von Informationen<br />

<strong>und</strong> den individuellen Leseeinstieg in einen Text, der nicht nur<br />

linear, sondern auch hierarchisch gegliedert sein <strong>und</strong> diese Struktur durch graphische<br />

Signale auch kommunizieren kann. Hamp (1959, 4f) nennt solche den<br />

schriftsprachlichen Ausdruck begleitende <strong>und</strong> kommentierende typographische<br />

Mittel ‚paragraphemics‘ <strong>und</strong> weist damit auf die Fähigkeit von typographischen<br />

<strong>und</strong> graphischen Zeichen, Texte zu organisieren <strong>und</strong> deren Bedeutung<br />

zu überformen. Waller (1991, 354ff) argumentiert, dass Linearität<br />

zwar eine Designeigenschaft <strong>des</strong> Sprachsystems ist, das Denken <strong>und</strong> in Texten<br />

darzustellende Inhalte <strong>und</strong> Argumentationen jedoch oft nicht-linear sind. In<br />

diesem Sinne genießt der schriftliche, zumal der typographisch gestaltete Text<br />

den Vorteil, dass er nicht-lineare Rezeptionen organisieren kann.<br />

Typographische <strong>und</strong> schriftbildorientierte Überlegungen können also nur gedeihen,<br />

wenn man den Blick auf die materielle Oberfläche <strong>des</strong> <strong>Textes</strong>, die<br />

Struktur der graphischen Formen <strong>und</strong> die Organisation der bedruckten Fläche<br />

richtet. Dabei geht es nicht um eine systemische Grammatik der <strong>Typographie</strong>,<br />

sondern um die Beschreibung kulturell konventionalisierter, situativ ausgehandelter<br />

<strong>und</strong> historisch wandelbarer Gebrauchsweisen typographischer Ressourcen<br />

– d.h. letztlich um eine pragmatisch f<strong>und</strong>ierte <strong>und</strong> funktionale Grammatik.<br />

Die Ganzheitlichkeit <strong>und</strong> Gestaltorientierung der Betrachtung ist dabei<br />

auch <strong>des</strong>halb einer linearen, symbolverarbeitenden vorzuziehen, weil die materiale<br />

Substanz typographischer Formen ihrem Wesen nach bildlich ist.<br />

Schriftbilder werden nicht linear wahrgenommen, sondern ihre Elemente erzeugen<br />

simultan komplexe optische Eindrücke, die mit ästhetischen Anmutungen<br />

<strong>und</strong> affektiven Bedeutungen verb<strong>und</strong>en sind. Die Strukturen <strong>und</strong> Sinnpotenziale<br />

von graphisch erzeugten Bildern haben wenig mit denen <strong>des</strong><br />

Sprachsystems gemeinsam, wenngleich sie stets im Zusammenhang mit der<br />

Funktionsweise von Sprache <strong>und</strong> Text gesehen werden sollten (<strong>Stöckl</strong> 2004a/<br />

b).<br />

5 Hier ist freilich zu bedenken, dass solche Aussagen von der Art <strong>des</strong> jeweiligen Schriftsystems<br />

abhängen. Die piktographische Gr<strong>und</strong>lage von Schrift ist aber generell unbestritten<br />

(Crystal 1997, 199).


H. <strong>Stöckl</strong>: <strong>Typographie</strong>: <strong>Gewand</strong> <strong>und</strong> <strong>Körper</strong>…<br />

<strong>Typographie</strong> ist gewöhnlich Gegenstand praktischer Ratgeberliteratur, die auf<br />

der Gr<strong>und</strong>lage handwerklicher Traditionen <strong>des</strong> Schriftsetzens <strong>und</strong> Druckens<br />

stark präskriptiv verfährt <strong>und</strong> Normen der Dokumentgestaltung festschreiben<br />

<strong>und</strong> weitergeben will (Willberg/ Forssman 1999; Willberg 2002). Direkt aus<br />

der typographischen Praxis stammen auch Sammlungen prämierter <strong>und</strong> besonders<br />

innovativer Arbeiten, die <strong>Typographie</strong> oft unter künstlerischem Aspekt<br />

betrachten (Neuenschwander 2001, Bellantoni/ Woolman 1999; Weidemann<br />

1994). Außerdem wird Typographisches in kulturhistorischen <strong>und</strong> mediengeschichtlichen<br />

Arbeiten v.a. im Zusammenhang mit der Erfindung <strong>des</strong><br />

Buchdrucks thematisiert (Chartier 1990; Giesecke 1979, 1991, 1992; Kittler<br />

1987). Nur Weniges findet sich aus dem Bereich der Linguistik: Einerseits<br />

spielt hier Schrift im engen Sinne in der Schriftlinguistik, d.h. der Erforschung<br />

der Schriftsysteme eine gewisse Rolle (Dürscheid 2002; Coulmas 1982),<br />

andererseits gibt es Betrachtungen zum Verhältnis von Laut- <strong>und</strong> Schriftsprache<br />

bzw. von phonematischen <strong>und</strong> graphematischen Strukturen (Kohrt 1985).<br />

In den Bereich der Angewandten Sprachwissenschaft fällt allerdings auch die<br />

eher empirische <strong>und</strong> wahrnehmungs- bzw. kognitionspsychologisch f<strong>und</strong>ierte<br />

Erforschung von Leserlichkeit <strong>und</strong> den affektiven <strong>und</strong> didaktischen Konsequenzen<br />

typographischer Gestaltung (s. dazu den Überblick in Waller 1991,<br />

341-346). Integrative, semiotisch orientierte Studien (Illich 1991; Raible 1991;<br />

Stötzner 2000; Wehde 2000) versuchen einen möglichst umfassenden <strong>und</strong><br />

strukturierten Blick auf Typographisches zu werfen <strong>und</strong> verwenden dabei<br />

meist einen recht breiten <strong>Typographie</strong>begriff (vgl. 2).<br />

Meine Überlegungen versuchen Typographisches konsequent auf den Text<br />

<strong>und</strong> seine linguistischen Eigenschaften zu beziehen <strong>und</strong> sie damit als unverzichtbaren<br />

Gegenstand der Textlinguistik zu etablieren. Dabei geht es mir zum<br />

einen darum, die graphische Gestaltung von Schrift <strong>und</strong> Schriftstück als eine<br />

unter mehreren Zeichenmodalitäten <strong>des</strong> multimodalen <strong>Textes</strong> zu fassen. Meine<br />

Vorstellung von Typographischem entspricht einer funktionalen Grammatik,<br />

in der verschiedene Mittel in Abhängigkeit von den zu erzielenden kommunikativen<br />

Effekten <strong>und</strong> Aspekten der Kommunikationssituation verwendet werden.<br />

Zentral ist die Frage, welche kommunikativen Effekte von typographischen<br />

Gestaltungsmitteln im Text auf welche Weise ausgehen können. Diese<br />

Wirkungsdimension von <strong>Typographie</strong> möchte ich in erster Linie daraufhin<br />

untersuchen, inwieweit sie auf Bildlichkeitsphänomenen beruhen. Hier sind<br />

die Prozesse <strong>und</strong> Spielarten zu untersuchen, in denen sich Schrift <strong>und</strong> Text<strong>des</strong>ign<br />

von Sprache ablösen <strong>und</strong> über sprachliche Botschaften hinaus bildliche<br />

kommuniziert werden können.<br />

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ZfAL 41, 2004, 5-48.<br />

2. Was ist <strong>Typographie</strong>? – Semio-linguistische Konzeptionen<br />

Trotz der morphologisch-etymologischen Klarheit <strong>des</strong> Terminus ‚<strong>Typographie</strong>‘<br />

existieren verschiedene Auffassungen über Gegenstandsbereich <strong>und</strong><br />

Natur <strong>des</strong> Typographischen. Weitestgehende Einigkeit herrscht heute darüber,<br />

dass die <strong>Typographie</strong> nicht auf das Design der Schriftzeichen beschränkt bleiben<br />

darf, sondern auf die gesamte graphisch-räumliche Konzeption eines<br />

Textdokuments, d.h. auf sein Layout <strong>und</strong> seine Materialität zu beziehen ist. In<br />

diesem Sinn wird meist zwischen Mikro- <strong>und</strong> Makrotypographie unterschieden<br />

(Willberg/ Forssman 1999, 9), wobei ersteres Schriftgestaltung <strong>und</strong> letzteres<br />

Schriftbild in toto, Layout inklusive Bilder, Papier <strong>und</strong> Druck bezeichnet.<br />

Im Rahmen einer Zeichen- <strong>und</strong> Kommunikationstheorie betrachtet, umfasst<br />

Typographisches somit die Gestalt der einzelnen Schriftzeichen, deren Verwendung<br />

in größeren Zusammenhängen sowie die materiale Beschaffenheit<br />

<strong>des</strong> Zeichenträgers <strong>und</strong> die Technologie <strong>des</strong> Zeichenaufbringens.<br />

Sinnvoll wäre m.E. neben der Zweiteilung <strong>des</strong> Typographischen (Mikro =<br />

Schrift vs. Makro = graphische Gestaltungsmittel, vgl. Wehde 2000, 10) – entsprechend<br />

der oben vorgenommenen Trennung in Einzelzeichen, Zeichenkombination<br />

im Gebrauch <strong>und</strong> Zeichenträger – auch eine Dreiteilung in<br />

Mikro-, Meso- <strong>und</strong> Makrotypographie. Der Mikrobereich bestünde dann in<br />

Schrift<strong>des</strong>ign <strong>und</strong> -auswahl, der Mesobereich im Gebrauchen der Schriftzeichen<br />

(d.h. Justieren von Zeichenabstand, Wortabstand, Zeilenabstand etc.),<br />

<strong>und</strong> schließlich der Makrobereich im Anordnen von Schriftblöcken zu Textkörpern<br />

<strong>und</strong> deren Kombination mit graphischen <strong>und</strong> bildlichen Elementen auf<br />

einer materialen Oberfläche. Die drei typographischen Dimensionen Mikro,<br />

Meso <strong>und</strong> Makro sind natürlich keine klar abgrenzbaren Bereiche, sondern<br />

ihre Gestaltungsressourcen greifen integrativ ineinander, beeinflussen sich<br />

wechselseitig <strong>und</strong> bilden eher ein Kontinuum <strong>des</strong> Typographischen, das von<br />

punktuellen über linearen hinzu flächigen <strong>und</strong> ganzheitlichen Phänomenen<br />

reicht. Lesbarkeit, Leserführung, emotionale Anmutung, Textgliederung <strong>und</strong><br />

Übersichtlichkeit sind die Zielorientierungen dieser drei typographischen Bereiche.<br />

<strong>Typographie</strong> interessiert sich mit Blick auf Schriftzeichen (<strong>und</strong> andere graphische<br />

Zeichen) in erster Linie für die konkrete Qualität der ‚tokens‘. Es ist die<br />

Variabilität der Form von Schriftzeichen-Typen, d.h. Serifen, Strichstärken,<br />

Größenverhältnissen, R<strong>und</strong>ungen, Ornamenten etc., die Gegenstand typographischer<br />

Überlegungen sind, nicht der Typus <strong>des</strong> konkreten Zeichens selbst,<br />

der ja den Bezug zum primären Zeichensystem Sprache herstellt. Hinterfragt<br />

werden muss also nicht, wie graphische Zeichen für sprachliche Zeichen ste-


H. <strong>Stöckl</strong>: <strong>Typographie</strong>: <strong>Gewand</strong> <strong>und</strong> <strong>Körper</strong>…<br />

hen (Grapheme für Phoneme), sondern wie die graphischen Zeichen ein sek<strong>und</strong>äres<br />

Bedeutungssystem aufbauen, in dem typographische Formen über<br />

die schriftliche Codierung von Lautsprache hinaus semantische Funktionen<br />

übernehmen. Weil <strong>Typographie</strong> Form-Inhalt-Kopplungen eines primären Zeichensystems<br />

(Sprache) als Signifikanten in einem sek<strong>und</strong>ären Zeichensystem<br />

nutzbar macht (vgl. Holenstein 1980, 323 6 <strong>und</strong> Wehde 2000, 78f), kann man<br />

im Sinne von Barthes (1996) auch von Konnotation sprechen <strong>und</strong> <strong>Typographie</strong><br />

als ein konnotatives semiotisches System bezeichnen. Interessant ist die<br />

Frage, in welcher Beziehung die beiden Systeme Sprache <strong>und</strong> <strong>Typographie</strong><br />

stehen. Hier wird <strong>des</strong> Öfteren auf eine Analogie zwischen den beiden medialen<br />

Realisierungsformen von Sprache – Schreiben <strong>und</strong> Sprechen – zurückgegriffen<br />

<strong>und</strong> behauptet, dass die <strong>Typographie</strong> für das Schreiben das ist, was Paraverbales<br />

für das Sprechen ist. Metaphorisch gesprochen: Typographisches<br />

ist die Prosodie, die Intonation <strong>des</strong> Schreibens. Die Metapher deutet auf eine<br />

unauflösbare Verbindung von Sprache <strong>und</strong> <strong>Typographie</strong>. So wie Prosodisches<br />

nie neutral sein kann, ist auch keine bedeutungsleere <strong>Typographie</strong> vorstellbar.<br />

Bei<strong>des</strong> – Para- <strong>und</strong> Non-verbales – konstituieren Aspekte der Materialität von<br />

Sprache, ohne die das kommunikative System Sprache nicht denkbar ist. Das<br />

Funktionieren <strong>des</strong> Sprachsystems hängt untrennbar an den Materialien<br />

Stimme/ schallfähiges Medium <strong>und</strong> Graphie/ Schrift tragende Substanz. Gemeinsam<br />

haben Prosodisches <strong>und</strong> Typographisches auch die Nichtlinearität<br />

<strong>und</strong> den ganzheitlichen Gestaltcharakter in Prozessen der Wahrnehmung.<br />

Begreift man Schrift lediglich als ein Subsystem graphischer Zeichen unter<br />

vielen anderen <strong>und</strong> fokussiert man auf die materiale Gestalt graphischer Zeichen,<br />

so wird die fließende Grenze zwischen geschriebener Sprache <strong>und</strong> Bild<br />

schnell offensichtlich. Darauf verweist Stötzner (2000, 23) <strong>und</strong> schlägt „tendenzielle<br />

Einfachheit <strong>des</strong> Zeichens“ <strong>und</strong> <strong>des</strong>sen „elementar-abstrakte“ Form<br />

als Kriterien für die Abgrenzung (typo-)graphischer von bildlichen Zeichen<br />

vor. So einleuchtend dies sein mag, besteht dennoch immer die Möglichkeit,<br />

dass Schriftzeichen zu Bildzeichen mutieren, wenn sie graphisch komplexer<br />

werden <strong>und</strong> zusätzlich zu bzw. statt ihrer Bindung an das Lautsprachsystem<br />

auf figürliche oder gegenständliche Weise Bedeutung kodieren. Dass Schreiben<br />

<strong>und</strong> Layouten etwas Bildliches haben, findet nicht zuletzt seinen Niederschlag<br />

in dem Begriff ‚Schriftbild‘ <strong>und</strong> hebt darauf ab, dass sowohl Schrift als<br />

auch andere graphische Zeichen visuell wahrgenommene Zeichen sind. Je<br />

weiter sich Schriftgestaltung <strong>und</strong> Text<strong>des</strong>ign von den einfachen <strong>und</strong> abstrakten<br />

6 Holenstein (1980) spricht mit Blick auf die zwei Funktionen von Schrift von einer doppel-<br />

ten Artikulation.<br />

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ZfAL 41, 2004, 5-48.<br />

weg <strong>und</strong> hin zu den komplexeren, figürlich-gegenständlichen graphischen<br />

Formen bewegen, <strong>des</strong>to eher werden sie als bildlich wahrgenommen. Mit dieser<br />

Zwitterstellung <strong>des</strong> graphischen Zeichens zwischen Sprache <strong>und</strong> Bild bzw.<br />

zwischen Phono-, Logo- <strong>und</strong> Ideographie einerseits <strong>und</strong> Piktographie andererseits<br />

spielen modernes Graphik<strong>des</strong>ign <strong>und</strong> Kunst.<br />

Die potenzielle Koinzidenz von Sprache <strong>und</strong> Bild im Graphieren von Zeichen<br />

(vgl. Signographie, Stötzner 2000) hat auch ihren Niederschlag in der typographischen<br />

Terminologie gef<strong>und</strong>en. So werden mit Blick auf Texte <strong>und</strong><br />

Textsorten Informations-, Lese- oder Gebrauchstypographie einerseits von<br />

Display- oder Akzidenztypographie andererseits unterschieden. Während erstere<br />

graphische Formen umfasst, die der effektiven Dekodierung geschriebener<br />

Sprache dienen, zielt letztere eher auf das ‚Blicke Fangen <strong>und</strong> Lenken‘<br />

<strong>und</strong> auf die emotional-ästhetische Ansprache <strong>des</strong> Lesers.<br />

Schrift, im Sinne von ‚Schriftbild‘ etwa, als Bild aufzufassen, mag linguistisch<br />

zunächst widersinnig erscheinen, interessieren doch Schreiber <strong>und</strong> Leser im<br />

Fall <strong>des</strong> Schreibens primär das Graphieren von Buchstaben für Phoneme.<br />

Hinter jedem auch noch so individuellen ‚token‘ erkennt der Sinn suchende<br />

Leser den abstrakten ‚type‘ <strong>des</strong> graphischen Zeichens. Das semiotische Konzept<br />

der „syntaktischen Dichte <strong>und</strong> Fülle“ von Goodman (1976) hilft zu erhellen,<br />

inwiefern auch graphische Zeichen Bildcharakter annehmen können.<br />

Vereinfacht gesagt, postuliert Goodman, dass die syntaktische Dichte <strong>und</strong><br />

Fülle eines Zeichensystems zunehmen <strong>und</strong> es in die Nähe <strong>des</strong> Bildlichen<br />

rückt, „je mehr Züge der Zeichenträger symbolische Funktionen besitzen“<br />

(Scholz 1998, 110). Erlangen also, bezogen auf das medial schriftlich realisierte<br />

Zeichensystem Sprache, solche Aspekte der Zeichenträger (Schriftzeichen,<br />

Buchstaben) wie Strichstärken, Endigungslinien (z.B. Serifen), Größen-<br />

<strong>und</strong> Formproportionen, Neigungsrichtungen, Farben, Grauwerte, Texturen,<br />

graphische Muster <strong>und</strong> Auszeichnungen etc. eine Bedeutung, so lässt sich vom<br />

Bildcharakter der Schrift sprechen. Dies bedeutet, dass <strong>Typographie</strong> nicht erst<br />

dann bildlich zu nennen ist, wenn sie gegenständliche Formen annimmt <strong>und</strong><br />

quasi ikonisch kommuniziert, sondern bereits dann, wenn eine kritische<br />

Menge von Form- <strong>und</strong> Materialeigenschaften der Zeichen über ihre assoziative<br />

Verknüpfung mit einem Phonem etc. Symbolfunktion also kommunikativen<br />

Wert hat. Leser generieren Sinn also nicht nur durch eine ‚token‘-‚type‘-<br />

Passung bezüglich der Schriftzeichen <strong>und</strong> die assoziative Verkopplung mit<br />

Lauten, Wörtern, Konzepten, sondern sie finden Sinn auch im graphischen<br />

Formenreichtum <strong>und</strong> der Materialität der Schrift.<br />

Rekapitulieren wir jetzt noch einmal die bis hierher verfolgte Konzeption von<br />

<strong>Typographie</strong>. Sie umfasst Schriftgestaltung, -auswahl <strong>und</strong> -verwendung sowie


H. <strong>Stöckl</strong>: <strong>Typographie</strong>: <strong>Gewand</strong> <strong>und</strong> <strong>Körper</strong>…<br />

die gesamte graphisch <strong>und</strong> materiale Gestaltung <strong>des</strong> <strong>Textes</strong>. Ein so verstandenes<br />

Text<strong>des</strong>ign hat Schriftzeichen zur Gr<strong>und</strong>lage, die auf Lautsprache verweisen<br />

<strong>und</strong> dieses primäre Zeichensystem im Medium der Schriftlichkeit abbilden.<br />

Andererseits kann <strong>Typographie</strong> als eingeständiges sek<strong>und</strong>äres Zeichensystem<br />

gefasst werden, das über Form <strong>und</strong> Bedeutung verfügt <strong>und</strong> sich erst im<br />

kontextsensiblen Gebrauch zwischen Textproduzent <strong>und</strong> -rezipient entfaltet.<br />

In diesem Sinne ist „Schrift als sek<strong>und</strong>äres Zeichensystem von Lautsprache<br />

<strong>und</strong> als sprachunabhängiges Zeichensystem zu konzeptionalisieren“ (Wehde<br />

2000, 51). Die Bildlichkeit von Typographischem ist in hohem Maße gegeben<br />

<strong>und</strong> typographisch vermittelte Bedeutungen sind stets im Zusammenhang mit<br />

den genuin sprachlichen Bedeutungen eines <strong>Textes</strong> zu betrachten. Die Bezüge<br />

zwischen sprachlichen Inhalten bzw. Textstrukturellem <strong>und</strong> typographischen<br />

Formen machen den Kern typographischer Analysen <strong>und</strong> Überlegungen aus.<br />

Die Semiotik mit ihren Zeichentypologien bietet ein Instrumentarium, um abschließend<br />

zu zeigen, dass Schriftzeichen komplexe Zeichen sind, „an denen<br />

unterschiedliche Zeichenschichten unterschieden werden können, die je getrennt<br />

Bedeutungen vermitteln können“ (Berger 1979, 12). So hat Peirce mit<br />

Blick auf das Zeichen selbst – unabhängig von seinen Bezügen zu Referenten<br />

<strong>und</strong> Interpretanten, d.h. ohne Erörterung seiner spezifischen Semantik, drei<br />

Arten von Zeichen bestimmt: Quali-, Sin-, <strong>und</strong> Legizeichen (Nöth 2000, 65).<br />

Diese gr<strong>und</strong>legende Einteilung lässt sich auch auf Schriftzeichen anwenden,<br />

wobei ich hier in Anlehnung an Wehde (2000, 64ff) argumentieren will, dass<br />

in ihnen alle drei wesentlichen Zeichenaspekte vereint sind <strong>und</strong> je nach Verwendung<br />

der eine oder der andere Zeichentyp hervortritt. Der Qualizeichenaspekt<br />

wird auf die Bildlichkeit von <strong>Typographie</strong> <strong>und</strong> die Materialität<br />

ihrer Zeichenträger bezogen. Der Sinzeichenaspekt rekurriert auf die graphisch-visuelle<br />

Form, d.h. die Formausstattungsmerkmale der Schriftzeichen.<br />

Der Legizeichenaspekt schließlich verweist auf die Stellvertreterfunktion der<br />

Schriftzeichen für Phoneme, Lexeme etc. <strong>des</strong> Sprachsystems. Die Bedeutungsfähigkeit,<br />

d.h. das Sinnpotenzial typographischer Zeichen besteht m.E. darin,<br />

dass sie einerseits als Legizeichen per Konvention sprachlich gelesen werden,<br />

andererseits aber als Sin- <strong>und</strong> Qualizeichen über eine konnotative bzw. bildlich-figurative<br />

Semantik verfügen, die komplexer, weniger stabil <strong>und</strong> stärker<br />

ko- <strong>und</strong> kontextsensibel ist als die konventionelle Semantik der Legizeichen.<br />

Bezeichnet man <strong>Typographie</strong> als <strong>Körper</strong> <strong>des</strong> <strong>Textes</strong>, so meint man, dass<br />

Schrift, Layout <strong>und</strong> graphisches Material überhaupt erst die Voraussetzung<br />

eines schriftlich verfassten <strong>Textes</strong> bilden. In diesem Sinne ist <strong>Typographie</strong> der<br />

<strong>Körper</strong> <strong>des</strong> <strong>Textes</strong> – seine unverzichtbare Lebensgr<strong>und</strong>lage, der Ort <strong>und</strong> der<br />

Stoff seiner Existenz. Typographisches kann aber auch als gestaltbare Hülle<br />

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ZfAL 41, 2004, 5-48.<br />

<strong>des</strong> <strong>Textes</strong> betrachtet werden, die von soziokulturellen Moden, vom persönlichen<br />

Geschmack <strong>und</strong> der Wirkungsabsicht <strong>des</strong> Textproduzenten abhängt. Ein<br />

Text könnte dann seines <strong>Gewand</strong>es entkleidet werden, <strong>und</strong> es bliebe seine<br />

nackte Propositionalität <strong>und</strong> Wissensbasis. Welche Kleidung passt zu welchem<br />

Text? Welche Rückschlüsse auf die Botschaft, den Textproduzenten <strong>und</strong><br />

seine kommunikative Situation <strong>und</strong> Wirkungsabsichten lassen sich aus dem<br />

<strong>Gewand</strong> eines <strong>Textes</strong> ziehen? Dies sind genuine typographische Fragestellungen,<br />

die sich stets sowohl aus der Perspektive der Textgestalter als auch aus<br />

der Perspektive der Textleser untersuchen lassen.<br />

3. <strong>Typographie</strong> im multimodalen Text<br />

Begreift man einen Gesamttext als strukturierte Kombination verschiedener<br />

Zeichenmodalitäten, so wie das in Theorien multimodaler Kommunikation<br />

üblich ist (<strong>Stöckl</strong> 2004, i.D.), so kann man die Frage stellen, welchen Status<br />

<strong>Typographie</strong> innerhalb <strong>des</strong> <strong>Textes</strong> hat. Dabei ist zunächst davon auszugehen,<br />

dass Modalitäten Ko<strong>des</strong>ysteme sind, die über bestimmte Zeichenrepertoires<br />

<strong>und</strong> Verwendungsregeln verfügen, derer sich Textproduzenten in konkreten<br />

Situationen entsprechend ihrer kommunikativen Absichten bedienen <strong>und</strong> so in<br />

kommunikativen Ereignissen sozialen Sinn stiften. Dies ist die Gr<strong>und</strong>idee der<br />

funktionalen Grammatik. Trifft dies auch auf <strong>Typographie</strong> im hier erläuterten<br />

Sinne zu – ist <strong>Typographie</strong> eine Zeichenmodalität?<br />

Da sich <strong>Typographie</strong> einerseits in Abhängigkeit von der Zeichenmodalität<br />

Sprache befindet, andererseits aber ein eigenständiges Ausdruckssystem bildet,<br />

bezeichne ich <strong>Typographie</strong> als periphere Modalität (s. Abb. 1). Als solche<br />

ist sie von den zentralen Zeichenmodalitäten so wie z.B. Sprache <strong>und</strong> Bild zu<br />

unterscheiden. Periphere Modalitäten zeichnen sich dadurch aus, dass sie nur<br />

durch die mediale Realisierung einer zentralen Modalität ins Spiel kommen<br />

<strong>und</strong> eng mit dieser Kernmodalität verb<strong>und</strong>en bleiben. So sind Typographisches,<br />

Paraverbales <strong>und</strong> Nonverbales 7 periphere Zeichenmodalitäten der<br />

zentralen Modalität Sprache, die sie materialisieren helfen, begleiten <strong>und</strong> überformen.<br />

Die Trennung ‚zentral‘/ ‚peripher‘ sollte jedoch nicht als Abstufung<br />

von Wichtigkeit gesehen werden. Vielmehr bringt sie zum Ausdruck, dass die<br />

zentralen Modalitäten jeweils medial realisiert werden <strong>und</strong> sich dabei eine<br />

7 Nonverbales ist nur zum Teil eine an Sprache geb<strong>und</strong>ene Modalität. Nonverbale<br />

Ausdrucksressourcen funktionieren in der Kommunikation auch unabhängig von Sprache.<br />

Sie sind auch für die Analyse von Bildern relevant.


H. <strong>Stöckl</strong>: <strong>Typographie</strong>: <strong>Gewand</strong> <strong>und</strong> <strong>Körper</strong>…<br />

subsidiäre Zeichenmodalität mit eigenen Ressourcen eröffnet, die auf die<br />

zentrale Modalität zurückwirkt.<br />

SINNES-<br />

KANÄLE<br />

ZENTRALE<br />

MODALITÄTEN<br />

MEDIALE<br />

VARIANTEN<br />

PERIPHERE<br />

MODALITÄ-<br />

TEN<br />

SUB-<br />

MODALITÄTEN<br />

MERK-<br />

MALE<br />

Statisch<br />

(Stand-)<br />

Vektoren Tonwert<br />

Farbe Sättigung<br />

BILD Größe Reinheit<br />

Entfernung<br />

Winkel/ Perspektive<br />

Komposition<br />

Glanz...<br />

Dynamisch Siehe oben +<br />

(Bewegt-) Kamerafahrten<br />

Kamera-<br />

schwenks<br />

Bilderfolge<br />

Schnitt Geschwindigkeit<br />

Visuelle Effekte Übergänge<br />

…<br />

VISUELL Gestik Hand, Finger,<br />

Arm<br />

Non-verbales <strong>Körper</strong>haltung Schultern<br />

Mimik Gestensequenz…<br />

Statische<br />

Schrift<br />

<strong>Typographie</strong> Schriftgröße<br />

Animierte <strong>Typographie</strong> Siehe oben +<br />

Schriftart Skelettform<br />

Farbe/ Schattie- Gewichtung<br />

rung<br />

Verzierung Kontrastierung<br />

Einrückungen Endigung<br />

(Serifen)<br />

Absätze Auszeichnung…<br />

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ZfAL 41, 2004, 5-48.<br />

Schrift<br />

SPRACHE<br />

Richtung<br />

Geschwindigkeit<br />

Rhythmus<br />

Spezialeffekte Drehung,<br />

Tanzen,<br />

Figuren,<br />

‚Fading‘...<br />

Gesprochen Paraverbales Lautstärke<br />

Intonation<br />

Frequenzverlauf<br />

Pausierung Länge, ‚timing‘,<br />

AUDITIV Rhythmus<br />

Geschwindigkeit<br />

Stimmqualität<br />

Motive...<br />

Themen<br />

Sprachhand-<br />

lung<br />

Illokution<br />

Lexik Direktheit<br />

Morphologie Reihenfolge<br />

der SA<br />

Syntax<br />

Rhetorik<br />

GERÄUSCHE Intensität,<br />

Lautst.<br />

Quellen<br />

Qualität Material/<br />

Erzeugung<br />

Struktur...<br />

Musizierte<br />

Musik<br />

Melodie<br />

Instrumentier. Instrumente<br />

Rhythmus Klangfarbe<br />

MUSIK Tempo<br />

Genre<br />

Index…<br />

Notierte Musik<br />

<strong>Typographie</strong> Siehe oben<br />

Abb. 1: Netzwerk der Modalitäten, Sub-Modalitäten <strong>und</strong> Merkmale im multimodalen Text


H. <strong>Stöckl</strong>: <strong>Typographie</strong>: <strong>Gewand</strong> <strong>und</strong> <strong>Körper</strong>…<br />

Abbildung 1 (s.o.) versucht einen Überblick über die in einem Gesamttext<br />

möglichen Zeichenmodalitäten, ihre Gestaltungsdimensionen (Sub-Modalitäten)<br />

<strong>und</strong> Gestaltungsressourcen (Merkmale) zu geben. Aus dem Schema geht<br />

hervor, dass die einzelnen Zeichenmodalitäten in ihrer medialen Realisierung<br />

jeweils über ein Repertoire an Sub-Modalitäten verfügen. Dabei handelt es<br />

sich um die größeren Bausteine der einzelnen Zeichenmodalitäten, die sich<br />

zwar analytisch trennen lassen, in der Wahrnehmung jedoch miteinander verwoben<br />

sind <strong>und</strong> Gestalten bilden. Sub-Modalitäten sind gewissermaßen die<br />

einzelnen Dimensionen bzw. Bestandteile der Grammatik eines Ko<strong>des</strong>ystems.<br />

Sie bestehen ihrerseits wiederum aus verschiedenen Merkmalen, die als einstellbare<br />

Werte auf Merkmalsskalen konzipiert werden können. In einer konkreten<br />

kommunikativen Situation wählen Textproduzenten aus den Einstellmöglichkeiten<br />

der einzelnen Merkmale aus, um ihr Textprodukt optimal angemessen<br />

zu gestalten. Multimodale Textproduktion gleicht daher einem<br />

mehrstufigen baukastenähnlichen Selektionsprozess aus vorhandenen Zeichenressourcen.<br />

Die zu treffenden Designentscheidungen betreffen:<br />

1. die Auswahl der Modalitäten <strong>und</strong> ihre mediale Realisierung <strong>und</strong> die<br />

Verteilung der Teilbotschaften auf die einzelnen Modalitäten,<br />

2. die Fokussierung bestimmter Submodalitäten im Gebrauch durch<br />

Einstellung von im jeweiligen Repertoire der Submodalität verfügbaren<br />

Merkmalen.<br />

Die Betrachtung von <strong>Typographie</strong> im Rahmen einer Theorie <strong>des</strong> multimodalen<br />

<strong>Textes</strong> hat verschiedene Vorteile. Zunächst trägt sie der kommunikativen Realität<br />

Rechnung, denn <strong>Typographie</strong> steht im Text nicht allein: Einerseits hängt<br />

sie als periphere Modalität integrativ mit Sprache zusammen, andererseits sind<br />

typographische Gestaltungsentscheidungen mit anderen im Gesamttext genutzten<br />

Modalitäten (z.B. Bild, Musik, Geräusche) verb<strong>und</strong>en. Eine multimodale<br />

Sicht verdeutlicht, dass Typographisches mit anderen Zeichenmodalitäten<br />

die generelle Struktur von Ko<strong>des</strong>ystemen, d.h. die Gegliedertheit <strong>und</strong> Vernetztheit<br />

der Ressourcen teilt. Vor allem aber treten Abhängigkeiten zutage,<br />

die für die Funktionsweise von <strong>Typographie</strong> wichtig sind: Sie steht in gewisser<br />

Weise im Dienst ihrer zentralen Modalität, der Sprache, <strong>und</strong> sie teilt mit<br />

dem Bild die Festgelegtheit auf den visuellen Sinneskanal, was eine ganzheitliche<br />

Nutzung der graphischen Fläche bedeutet. Ähnlichkeiten von Typographischem<br />

<strong>und</strong> Bildlichem zeigen sich bei einer multimodalen Sicht auf Text<br />

<strong>und</strong> Kommunikation v.a. in modalitätsübergreifenden Sub-Modalitäten (wie<br />

z.B. Farbe, Größe etc.). An konkreten Gesamttexten vermag die multimodale<br />

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ZfAL 41, 2004, 5-48.<br />

Perspektive schließlich v.a. aufzuzeigen, welche semantischen <strong>und</strong> formalen<br />

Bezüge es zwischen der typographischen <strong>und</strong> anderen Modalitäten gibt. So<br />

lassen sich gestalterische Analogien, bewusst angelegte Divergenzen oder<br />

komplementäre Relationen zwischen den Zeichenmodalitäten <strong>und</strong> Hierarchisierungen<br />

von Modalitäten entdecken. Diese Abhängigkeit typographischer<br />

Gestaltung von anderen Zeichenmodalitäten in der Textproduktion spiegelt<br />

das Berufsethos der Typographen wieder, das Zurückhaltung <strong>und</strong> sensiblen<br />

Umgang mit Gesamtbotschaften (Sprache), Bildern <strong>und</strong> Materialien (Medien)<br />

fordert. 8 Prinzipiell bestehen für die typographische Gestaltung in einem<br />

multimodalen Gesamttext die folgenden Bezüge:<br />

1. <strong>Typographie</strong> – Sprache: Hier ist die Breite der Bezugsmöglichkeiten<br />

aufgr<strong>und</strong> der engen Verwobenheit von Sprache <strong>und</strong> Typographischem<br />

am größten. Zum Beispiel: Schriftarten können sich dem Inhalt,<br />

dem Charakter <strong>des</strong> <strong>Textes</strong> anpassen (verwackelte, krakelige<br />

Schrift für kindlichen Text etc.). Die typographische Gliederung<br />

kann die Themen- <strong>und</strong> Handlungsstruktur <strong>des</strong> <strong>Textes</strong> widerspiegeln<br />

(durch Anstriche, Textblöcke <strong>und</strong> deren Komposition etc.) usw.<br />

2. <strong>Typographie</strong> – Bild (statisch/ bewegt): Zunächst kann Schrift – wie<br />

erläutert – leicht Bildcharakter annehmen. Die Figürlichkeit von<br />

Schrift wird dabei auf unterschiedliche Arten genutzt. Andererseits<br />

stehen Schrift <strong>und</strong> Bild im Text oft in einer Beziehung der Kombination<br />

bzw. Montage oder der gegenseitigen Integration. So werden<br />

Schriftzüge auf Bildflächen aufgebracht <strong>und</strong> Bilder in Schriftzeichen<br />

montiert. Inhaltliche Bezüge können dabei zum einen über die<br />

sprachliche Bedeutung der Schrift hergestellt werden. Zum anderen<br />

können Inhalt, Aussage, Stil, Epoche etc. eines Bil<strong>des</strong> in der typographischen<br />

Gestaltung imitiert bzw. gespiegelt werden.<br />

3. <strong>Typographie</strong> – Musik (notiert/ musiziert): Es ist v.a. die musizierte<br />

Musik, deren Charakter <strong>und</strong> Strukturelemente in der typographischen<br />

Gestaltung aufgenommen <strong>und</strong> gespiegelt werden können. So<br />

z.B. lässt sich zu einer im schnellen Tanzrhythmus gespielten Melodie<br />

die Schrift in einem Werbespot als tanzende Wellenlinie animieren.<br />

Musikstile <strong>und</strong> -genres können im Charakter der Schrifttypen<br />

8 Vgl. z.B. die Thesen zur <strong>Typographie</strong> eines der bekanntesten deutschen Typographen,<br />

Kurt Weidemann (1994, 360f): „Die <strong>Typographie</strong> fordert unter allen angewandten<br />

Künsten die meisten Rücksichtnahmen. Und bietet die geringsten Chancen freier<br />

Selbstverwirklichung. [...] Gute <strong>Typographie</strong> bemerkt man so wenig wie gute Luft zum<br />

Atmen. Schlechte merkt man erst, wenn es einem stinkt.“


H. <strong>Stöckl</strong>: <strong>Typographie</strong>: <strong>Gewand</strong> <strong>und</strong> <strong>Körper</strong>…<br />

ihren Ausdruck finden – barocke Lettern mit Verzierungen für alte<br />

Musik.<br />

4. <strong>Typographie</strong> – Geräusch: Ähnlich der Musik haben Geräusche<br />

akustische Qualitäten, auf die typographische Gestaltung zurückgreifen<br />

kann. Die Intensität eines Geräuschs mag ihren Ausdruck<br />

z.B. in der Schriftgrößte finden (laut – groß, leise – klein).<br />

Halten wir fest: Typographisches ist als periphere Zeichenmodalität auf essenzielle<br />

Weise mit allen Zeichenmodalitäten eines multimodalen <strong>Textes</strong> verknüpft.<br />

In der Verwendung typographischer Zeichenressourcen im Gesamttext<br />

ist es daher im Interesse von Kohäsion <strong>und</strong> gestalterischer Stringenz sinnvoll,<br />

inhaltliche <strong>und</strong> formelle Brücken zu anderen Modalitäten zu bauen. Das Potenzial<br />

solcher modalitätsintegrierender Bezüge basiert auf den vorhandenen<br />

Ähnlichkeiten in Struktur <strong>und</strong> Funktionsweise der einzelnen Modalitäten. Es<br />

bemisst sich nach der Umsetzbarkeit von gestalterischen Parallelen oder Verweisen<br />

zwischen einzelnen Modalitäten in der jeweiligen Kommunikationssituation.<br />

4. <strong>Typographie</strong> als Zeichensystem?<br />

Konzipiert man Typographisches als in gewissem Sinne eigenständige Zeichenmodalität,<br />

dann muss sie zumin<strong>des</strong>t ansatzweise eine funktionale ‚Grammatik‘<br />

besitzen. Demnach sollte ein Set von strukturellen Ressourcen existieren,<br />

mit deren Gebrauch man in bestimmten kommunikativen Situationen Bedeutungen<br />

generieren bzw. zu Gesamtbedeutungen beitragen kann. Dass <strong>Typographie</strong><br />

über graphische Strukturelemente verfügt <strong>und</strong> dass diese kommunikative<br />

Funktionen in Verwendung haben, darüber kann kein Zweifel bestehen.<br />

Die Frage ist vielmehr, inwiefern es sich dabei um ein festes System handelt,<br />

<strong>und</strong> inwieweit dieses System Selbständigkeit beanspruchen kann.<br />

<strong>Typographie</strong> ist relativ eng an die Funktionsweise von Sprache bzw. an den<br />

Text geb<strong>und</strong>en. Typographische Ressourcen überformen <strong>und</strong> wirken zurück<br />

auf die sprachlichen – sie operieren über dem kommunikativ-pragmatischen<br />

Phänomen Text, er ist ihr Wirkungsrahmen. Das heißt die Funktionen typographischer<br />

Strukturen sind letztlich auf den Text als sprachliches <strong>und</strong> multimodales<br />

Produkt zu beziehen. Hinzu kommt, dass <strong>Typographie</strong> im Unterschied<br />

zu Sprache <strong>und</strong> in Analogie zu Bild <strong>und</strong> Musik etwa kein starkes Zeichensystem<br />

ist. Die Schwäche <strong>des</strong> Ko<strong>des</strong>ystems <strong>Typographie</strong> liegt neben der<br />

Sprachgeb<strong>und</strong>enheit vieler ihrer Strukturen <strong>und</strong> der Schwierigkeit, diskrete<br />

Zeichen festzumachen, v.a. an ihrem stark indexikalischen <strong>und</strong> ikonischen<br />

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22<br />

ZfAL 41, 2004, 5-48.<br />

Charakter sowie der starken soziokulturellen Bindung (z.B. an Moden, Trends,<br />

Normen, Geschmack).<br />

Abb. 2 ist der Versuch, die Gestaltungsressourcen von <strong>Typographie</strong> in ihrem<br />

hier praktizierten breiten Verständnis überblicksartig zusammenzustellen.<br />

Damit verfolge ich zum einen die Absicht, das Feld der typographischen<br />

Strukturen mit Blick auf ihren Gebrauch im Text zu ordnen. Zum anderen<br />

möchte ich Überlegungen dazu anstellen, wie die einzelnen Arten typographischer<br />

Mittel im Text ihre Wirkungen entfalten <strong>und</strong> kommunikative Bedeutungen<br />

erlangen.<br />

TYPOGRAPHISCHER<br />

BEREICH<br />

MIKROTYPOGRAPHIE:<br />

Schriftgestaltung, Formausstattungsmerkmale<br />

von Schrift<br />

MESOTYPOGRAPHIE:<br />

Gestaltung <strong>des</strong> Schriftbilds in<br />

der Fläche, Gebrauch von<br />

Schrift im Text<br />

MAKROTYPOGRAPHIE:<br />

Organisation von Text <strong>und</strong><br />

Textteilen – Gliederung, Infoverteilung,<br />

visuelle Akzentsetzung<br />

GESTALTUNGSDIMENSION/<br />

SUB-MODALITÄT<br />

� Schriftart<br />

� Schriftgröße<br />

� Schriftschnitt<br />

� Schriftfarbe<br />

� Zeichenabstand<br />

� Wortabstand<br />

� Zeilenabstand (Durchschuss)<br />

� Textmenge auf Seite (Grauwert)<br />

� Ausrichtung <strong>des</strong> <strong>Textes</strong><br />

(Satz)<br />

� Schriftmischungen<br />

� Absätze, Einrückungen,<br />

Versalien, verzierte Initiale<br />

� typographische Hervorhebungen<br />

� Orientierungshilfen (Überschriftenhierarchien,Aufzählungen,<br />

Tabellen, Charts,<br />

Verzeichnisse, Fußnoten,<br />

Marginalien etc.)<br />

� Montage Text <strong>und</strong> Graphik<br />

(Bild)<br />

RESSOURCEN /<br />

MERKMALE<br />

� Form/ Stil,<br />

Schriftfamilien<br />

� Punktgrößen (pt)<br />

� konturiert, schraffiert<br />

etc.<br />

� Farbspektrum<br />

� vermindert, normal,<br />

gesperrt<br />

� eng, normal, weit<br />

� einfach, doppelt, ½zeilig<br />

� Löcher/ Wasserfälle<br />

vs. Flecke<br />

� links, zentriert, rechts,<br />

Block<br />

� Druck- mit Schreibschrift<br />

� Zeilenabstände, Fettdruck,<br />

Ornamente<br />

� kursiv, fett, unterstrichen<br />

� Nummerierung, Aufzählungszeichen,Tabellen<strong>des</strong>ign,Textblockbildung,Satzvarianten<br />

� Schrift im Bild,<br />

Schrift als Bild, Bild<br />

als Schrift etc.


PARATYPOGRAPHIE:<br />

Materialität der Dokumentgestaltung<br />

H. <strong>Stöckl</strong>: <strong>Typographie</strong>: <strong>Gewand</strong> <strong>und</strong> <strong>Körper</strong>…<br />

� Papierqualität<br />

� Praktik <strong>des</strong> Signierens (Herstellungsverfahren)<br />

� Dicke, Struktur, Glanz<br />

etc.<br />

� Graphieren,<br />

Charaktieren, Komponieren,<br />

Umformen<br />

Abb. 2: Das Feld der <strong>Typographie</strong> – Bereiche, Dimensionen <strong>und</strong> Ressourcen<br />

Die vorgeschlagene Aufteilung typographischer Ressourcen in vier große Bereiche<br />

unterscheidet sich zunächst von der in der <strong>Typographie</strong> gebräuchlichen<br />

(s. z.B. Willberg/ Forssman 1999, 9), m.E. jedoch weniger aussagekräftigen<br />

Zweiteilung in Mikro- <strong>und</strong> Makrotypographie. Während sich die Systematik<br />

dort aus der inneren Logik praktischer typographischer Arbeit ergibt – d.h. erst<br />

grobe Konzeption der Textgestalt <strong>und</strong> Auswahl der graphischen Mittel <strong>und</strong><br />

darauf folgend die Feinjustierung <strong>und</strong> Ausformung <strong>des</strong> Zeichenmaterials auf<br />

der graphischen Oberfläche –, entspringt sie hier dem Bestreben, möglichst<br />

genaue Unterscheidungen <strong>und</strong> Einteilungen zu ermöglichen. Dabei wird deutlich,<br />

dass sich in den einzelnen typographischen Bereichen die Größenordnung,<br />

auf die die gestalterische Arbeit bezogen ist, unterscheidet – von relativ<br />

kleinen Elementen wie einzelnen Schriftzeichen oder Zeilen in der Mikro- <strong>und</strong><br />

Mesotypographie bis hin zu größeren Einheiten wie Textblöcke oder graphische<br />

Formate in der Makrotypographie <strong>und</strong> globalen Bezugsgrößen, die alle<br />

anderen Einheiten tragen <strong>und</strong> materialisieren, wie Papier <strong>und</strong> technische Verfahren<br />

(Paratypographie).<br />

In der typographischen Gestaltung hängen jedoch stets alle an der Gesamtkomposition<br />

beteiligten Zeichenressourcen untereinander eng zusammen. Es<br />

ist also eine theoretische Vereinfachung, die einzelnen Sub-Modalitäten <strong>des</strong><br />

Typographischen voneinander zu trennen. So z.B. bestimmen die Papierqualität<br />

<strong>und</strong> das Druck- <strong>und</strong> Herstellungsverfahren zu einem gewissen Teil die<br />

Schriftauswahl <strong>und</strong> sobald eine Schriftart in einem Text verwendet werden<br />

soll, müssen Entscheidungen bezüglich Schriftgröße, -schnitt, -farbe etc. <strong>und</strong><br />

auch hinsichtlich Zeilenabstand oder Satz bzw. mit Blick auf Orientierungshilfen<br />

oder Hervorhebungen getroffen werden. Die hier gewählte Vierteilung hat<br />

m.E. dennoch zwei Vorteile.<br />

1. Sie gibt in der Tendenz zu erkennen, auf welche graphische Größe sich<br />

die verfügbaren Gestaltungsoperationen beziehen.<br />

2. Sie ist hierarchisch aufgebaut. Das heißt die ‚höhere‘ Ebene schließt<br />

die jeweils ‚niedrigeren‘ Ebenen mit ein bzw. verwendet die verfügbaren<br />

Gestaltungsressourcen.<br />

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ZfAL 41, 2004, 5-48.<br />

Semantik <strong>und</strong> pragmatische Funktionsweise von <strong>Typographie</strong> sind aus den<br />

verschiedensten Gründen schwer zu modellieren. Zunächst lassen sich typographische<br />

Gestaltungselemente gr<strong>und</strong>sätzlich kaum aus ihrem jeweiligen<br />

konkreten Textzusammenhang lösen. Wehde (2000, 90) z.B. bezeichnet die<br />

typographische Semantik als „hochgradig kontextvariables Phänomen“. Bedeutungen<br />

typographischer Gestaltungselemente sind zumin<strong>des</strong>t immer relativ<br />

zur jeweiligen Textsorte (d.h. zum Genre), relativ zum typographischen Wissen<br />

der Rezipienten <strong>und</strong> relativ zu zeitlich gültigen Trends <strong>und</strong> Moden graphischer<br />

Gestaltung. Außerdem steht die Verwendung schrift- <strong>und</strong> dokumentgestalterischer<br />

Ressourcen im Spannungsfeld zwischen mehr oder weniger festen,<br />

tradierten <strong>und</strong> didaktisch präskriptiven Regeln einerseits <strong>und</strong> innovativer,<br />

musterbrechender <strong>und</strong> individuelle Assoziationen <strong>und</strong> Sinnbezüge herstellender<br />

Gestaltung andererseits. Während einige Textgenres wie z.B. Zeitungstexte,<br />

Romane, wissenschaftliche Aufsätze weitestgehend das Typisieren fordern,<br />

verlangen andere Genres wie z.B. die Werbeanzeige, das Plakat, das<br />

Sachbuch oder das CD-Cover das Unikalisieren. Der Umgang mit typographischen<br />

Gestaltungsressourcen ist also vorn vornherein durch die Textsortenzugehörigkeit<br />

<strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene kommunikative Eigenheiten vorbestimmt.<br />

Unabhängig von typographischer Mehrdeutigkeit <strong>und</strong> der gegenseitigen Verknüpftheit<br />

der einzelnen typographischen Mittel im Text lässt sich behaupten,<br />

dass typographisches Gestalten der Verwendung eines strukturierten Zeichensystems<br />

gleichkommt. Textproduzenten wählen in ihren Gestaltungsprozessen<br />

aus dem Formenbestand einer typographischen Sub-Modalität. Diese Aktivitäten<br />

werden beim Schreiben am Computer von den Möglichkeiten der Software<br />

geleitet <strong>und</strong> beschränkt. Die Text<strong>des</strong>ignarbeit <strong>des</strong> Produzenten stützt sich<br />

dabei auf eine Reihe prinzipieller kommunikativer <strong>und</strong> textueller Orientierungsgrößen,<br />

auf die typographische Gestaltungen Bezug nehmen können:<br />

1. Genre, Thema <strong>und</strong> Inhalt <strong>des</strong> zu gestaltenden Texts<br />

2. Themen- <strong>und</strong> Handlungsstruktur <strong>des</strong> Texts<br />

3. Sprachliche Strukturiertheit auf allen Textebenen<br />

4. Kulturell konventionalisierte Assoziationen bestimmter Ressourcen<br />

(z.B. Schriftarten)<br />

5. Kommunikationsziel <strong>des</strong> Texts (Lesbarkeit bzw. Leselogik/ Lesestrategie<br />

vs. Betrachtbarkeit)<br />

6. Vorstellungen vom Geschmack <strong>des</strong> anvisierten Rezipientenkreises<br />

7. Kontext der Herstellung, Materialität <strong>des</strong> Texts<br />

8. Verwendungsdomäne <strong>des</strong> zu gestaltenden Texts<br />

9. Allgemeine ästhetische Normen der optisch-visuellen Ausgeglichenheit<br />

(Symmetrie/ Balance)


H. <strong>Stöckl</strong>: <strong>Typographie</strong>: <strong>Gewand</strong> <strong>und</strong> <strong>Körper</strong>…<br />

10. Expressive Ziele <strong>des</strong> Schreibers<br />

Im Folgenden sollen einzelne Gestaltungsdimensionen sowie Bündel von<br />

Gestaltungsressourcen der <strong>Typographie</strong> anhand von Textbeispielen in ihrem<br />

semantischen Potenzial <strong>und</strong> ihren kommunikativen Funktionsweisen erörtert<br />

werden. Dabei möchte ich zeigen, auf welche konkreten Arten <strong>Typographie</strong><br />

mit dem Funktionieren <strong>des</strong> Sprachsystems <strong>und</strong> der kommunikativen Strukturiertheit<br />

<strong>des</strong> <strong>Textes</strong> verwoben ist. Im Anschluss daran soll überlegt werden,<br />

inwiefern sich verschiedene Wirkungsdimensionen typographischer Ressourcen<br />

voneinander abgrenzen lassen. Pauschalisierend lässt sich die Semantik<br />

von <strong>Typographie</strong> mit Wehde (2000, 89) auf die folgenden drei generalisierten<br />

Funktionen komprimieren: Textinhalt ausdrücken, Gefühlseindrücke <strong>und</strong> Anmutungen<br />

vermitteln, <strong>und</strong> Zeichen einer Kultur bzw. Identität setzen. Dieses<br />

zu grobe Raster zu detaillieren <strong>und</strong> exemplarisch zu präzisieren, wird mein<br />

Anliegen sein.<br />

5. Gestaltungsdimensionen <strong>und</strong> Ressourcen von <strong>Typographie</strong><br />

5.1 Mikrotypographie<br />

Obwohl es sich bei der Auswahl der Schrift um teils sehr feine Nuancen im<br />

graphischen Formbereich handelt (dies rechtfertigt die Zuordnung zur Mikrotypographie),<br />

beeinflussen die Formausstattungsmerkmale der Schriftzeichen<br />

den gesamten Text nachhaltig. Die Wahl der für einen konkreten Text geeigneten<br />

Schrift steht mit vielen anderen typographischen Erwägungen in engem<br />

Zusammenhang. Dabei ist die Zahl der verfügbaren Schriftfonts schier unendlich<br />

– eine Tatsache, die die sinnvolle Einteilung konkreter Schriften in Typen<br />

erschwert.<br />

Ganz gleich wie man die ‚Morphologie‘ von Schrift <strong>des</strong>kriptiv bewältigt (z.B.<br />

Willberg 2002, 78f <strong>und</strong> Stötzner 2000, 27f), ihr Formenreichtum ist im<br />

Gebrauch v.a. dafür verantwortlich, dass Verwender mit bestimmten Schriftformen<br />

<strong>und</strong> Schriftstilen subtile Assoziationen <strong>und</strong> emotionale Werte verbinden.<br />

Diese konnotative Semantik von Schrift ist aber zum einen durch tradierte<br />

Verwendungsdomänen bestimmter Schriftarten aufgeladen, d.h. eine<br />

Courier New oder eine Times gilt als typische Leseschrift für Informationstexte,<br />

während serifenlose Schriften wie die Futura, Helvetica oder Frutiger<br />

v.a. in Werbetexten Anwendung finden. Zum anderen haben verschiedene<br />

Schriften eine enge Bindung an kulturelle Epochen <strong>und</strong> Moden, die einerseits<br />

recht stabil ist, andererseits aufgelöst <strong>und</strong> neu geknüpft werden kann. Fraktur<br />

assoziieren wir heute mit der NS-Zeit, dem Krieg (Abb. 3) oder auch mit<br />

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ZfAL 41, 2004, 5-48.<br />

rechter, neonazistischer Propaganda, früher hingegen war sie ein Index für<br />

Gotik <strong>und</strong> Reformation. Eine Garamond hingegen hat noch heute klassische<br />

Konnotationen. Diese wenigen Beispiele zeigen, wie stark die konnotative<br />

Semantik der Schrift von Verwendungsmoden, Gebrauchsdomänen <strong>und</strong> vom<br />

typographischen Wissen der Leser beeinflusst ist.<br />

Abb. 3: Flugblatt, 1. Weltkrieg (Weidemann 1994, 245)<br />

Abb. 4 liefert ein komplexes Beispiel, an dem gut zu erkennen ist, dass die<br />

einzelnen graphischen Dimensionen der Schriftgestaltung (Art/ Schnitt,<br />

Größe, Farbe) in der Gestaltwahrnehmung untrennbar verb<strong>und</strong>en sind <strong>und</strong><br />

zumeist kooperieren, um kommunikative Effekte zu erzielen. An dem Beispiel<br />

will ich zeigen, welche Bezüge zu Textebenen die Schriftgestaltung in konkreten<br />

Kommunikaten aufbauen kann.


H. <strong>Stöckl</strong>: <strong>Typographie</strong>: <strong>Gewand</strong> <strong>und</strong> <strong>Körper</strong>…<br />

Abb. 4: Anzeige Häagen-Dazs, Bartle Bogle Hegarty, London, 1991 (Berger 2001, 226)<br />

Die Anzeige für eine bekannte Eismarke stellt die mikrotypographische<br />

Gestaltung in erster Linie auf die Aussage <strong>des</strong> <strong>Textes</strong> ab – sie passt sich dem<br />

Inhalt bzw. dem Textthema an. Die Schriftart (Antiqua-Variante) wirkt aufgr<strong>und</strong><br />

der Abwesenheit von Serifen <strong>und</strong> durch ihre starken Strichstärkenkontraste<br />

klar <strong>und</strong> einfach <strong>und</strong> ist gut lesbar. Hervorstechen<strong>des</strong> Merkmal dieser<br />

Schrift ist jedoch neben den kraftvollen Strichstärkenunterschieden die variierende<br />

horizontale Achse der Buchstaben, die dazu führt, dass sich die Schrift<br />

bald in die eine, bald in die andere Richtung neigt. Die dadurch zustande<br />

kommenden ‚Berührungen‘ bzw. das Anlehnen der Buchstaben aneinander<br />

kreieren eine inhaltliche Analogie (<strong>Körper</strong>kontakt = Buchstabenkontakt) zur<br />

Aussage <strong>des</strong> Schriftzuges (lose control) <strong>und</strong> zur Bildaussage. Diese Bezugnahme<br />

der Schriftgestaltung auf den Textinhalt bzw. das Textthema äußert<br />

sich auch in der Schriftfarbe. Der Karamel- bzw. Goldfarbton nimmt Bezug<br />

auf Eissorten, steht synästhetisch für smoothness, harmoniert zudem aber auch<br />

mit der symbolischen Markenfarbe, die auf allen Eisdosen dominiert. Neben<br />

Schriftart, -schnitt <strong>und</strong> -farbe entfaltet auch die Schriftgröße kommunikative<br />

Wirkungen. Zunächst trägt sie dazu bei, dass die Formausstattungsmerkmale<br />

der gewählten Schrift (dynamisch wirkende Strichstärkenkontraste, breit auslaufende<br />

Strichendigungen, Farbe) im Sinne eines plakativen Bil<strong>des</strong> optimal<br />

zur Geltung kommen. Primär aber ermöglicht die Schriftgröße die Entfaltung<br />

eines Doppelsinns im Text. Im Gegensatz zu der anderen, kleineren Schriftart<br />

wird der große Schriftzug quasi als Headline vom Fließtext abgesetzt. Die<br />

Wörter lose <strong>und</strong> control lassen sich jedoch auch in den Fließtext eingliedern<br />

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ZfAL 41, 2004, 5-48.<br />

<strong>und</strong> ergeben dann einen anderen Sinn. Die akzidenztypogaphische Gestaltung<br />

von lose control macht ein Syntagma verfügbar, das eine Aufforderung an den<br />

Leser zum Ausdruck bringt. In den Fließtext eingegliedert ergibt sich jedoch<br />

ein Garantieversprechen. So kommt eine Antithese zwischen Rationalität<br />

(Methode zur Qualitätssicherung) <strong>und</strong> Sinnlichkeit (Aufgabe der Gefühlskontrolle)<br />

zustande.<br />

Neben dem Herstellen von Bezügen zu Textinhalten <strong>und</strong> der Gliederung <strong>des</strong><br />

<strong>Textes</strong> haben mikrotypographische Ressourcen jedoch auch andere pragmasemantische<br />

Funktionen. Schriftfarben z.B. können symbolisch für bestimmte<br />

Konzepte stehen, die mit dem Textinhalt assoziativ verb<strong>und</strong>en sind. Optimal<br />

eignen sie sich auch als Orientierungshilfe, indem sie Textteile voneinander<br />

abheben oder die ‚turns‘ in Gesprächen sichtbar machen. Selbst syntaktische<br />

Strukturen können sie verdeutlichen. Solche Gliederungsfunktionen werden<br />

oft auch durch Abstufungen der Schriftgrößen umgesetzt. Allerdings haben<br />

Schriftgrößen noch eine andere Wirkungsdimension. Als Index kann die<br />

Größe einer Schrift die illokutionäre Kraft einer Äußerung verstärken bzw.<br />

überformen. Große Schriften stehen dann für gewichtige, appellartige Äußerungen,<br />

kleinere Schriften für weniger wichtige Aussagen informativer Natur<br />

(Abb. 5). Auch eine Analogisierung der Schriftgröße mit den paraverbalen<br />

Eigenschaften mag intendiert sein: Kleine Schriften markieren leise gesprochenen<br />

<strong>und</strong> große Schriften laut gesprochenen Text.<br />

Abb. 5: Anzeige Aspen Skiing Company, Cole & Weber, Seattle, 1994 (Berger 2001, 333)


H. <strong>Stöckl</strong>: <strong>Typographie</strong>: <strong>Gewand</strong> <strong>und</strong> <strong>Körper</strong>…<br />

Schließlich können Schriftarten aber auch als Index für den Charakter <strong>des</strong><br />

Schreibers oder seine Stimmung beim Schreiben bzw. als Hinweis auf die<br />

Herstellungssituation gelesen werden. In diesem Sinne ist Mikrotypographisches<br />

eine Art Kontextualisierungshilfe für Texte. Die Verwendung von<br />

Handschriften in professionell hergestellten Texten erklärt sich z.B. so. Sie<br />

steht allgemein für Individualität <strong>und</strong> Charakter <strong>und</strong> personalisiert an sich<br />

anonyme Kommunikationsformen wie die Werbung (Abb. 6). Die illokutionäre<br />

Kraft von Äußerungen wird durch Handschriften überformt. Eine Nike-<br />

Anzeige aus dem Jahr 1992 (Abb. 6) leistet darüber hinaus auch den erwähnten<br />

Hinweis auf den Herstellungskontext. Hier trägt die Handschrift Konnotationen<br />

<strong>des</strong> Unfertigen, <strong>des</strong> skizzen- bzw. entwurfartigen Provisoriums.<br />

Abb. 6: Anzeige Nike, Wieden & Kennedy, Amsterdam, 1992 (Berger 2001, 175)<br />

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ZfAL 41, 2004, 5-48.<br />

5.2 Mesotypographie<br />

Mesotypographische Gestaltungsressourcen wie z.B. Wort- <strong>und</strong> Zeilenabstand,<br />

das Justieren der Textmenge (Grauwert) <strong>und</strong> deren Ausrichtung auf einer<br />

Seite oder Schriftmischungen folgen zumeist fest etablierten Konventionen,<br />

die das Handwerk <strong>des</strong> Typographen ausmachen. Hier kann man von einer<br />

kommunikativen Wirkungsdimension ausgehen, die mit optischer Balance,<br />

ausreichender Differenziertheit, visueller Prägnanz <strong>und</strong> der Harmonie von<br />

Größen <strong>und</strong> Formen treffend umschrieben ist. Leitlinien mesotypographischer<br />

Arbeit sind gute Lesbarkeit <strong>und</strong> stilistische Angemessenheit, d.h. eine Passung<br />

von typographischer Gestaltung mit Textinhalt, Textgenre <strong>und</strong> Verwendungsdomäne.<br />

Feste Regeln <strong>und</strong> Muster bieten die Möglichkeit, intendierte radikale Brüche<br />

<strong>und</strong> Abweichungen vorzunehmen, die dann mit Blick auf das graphisch Vertraute<br />

Sinn entfalten. Gibt es also andere kommunikative Wirkungsdimensionen<br />

von mesotypographischen Ressourcen als Lesbarkeit <strong>und</strong> optisch-visuelle<br />

Ausgeglichenheit? Eine weitere Nike-Anzeige von 1994 (Abb. 7) zeigt, dass<br />

die Anordnung von Text auf der graphischen Fläche zur Erzeugung eines<br />

Schriftbil<strong>des</strong> dienen kann, das die prosodische Qualität der Äußerung hervorhebt<br />

(zunehmende Lautstärke, Schreien), die pragmatische Kraft der Aussage<br />

(direkte Adressierung, Appell) unterstreicht <strong>und</strong> den emotionalen Zustand <strong>des</strong><br />

Sprechers (genervte Gereiztheit) verdeutlicht. Die hier genutzten graphischen<br />

Ressourcen sind v.a. der sich verkleinernde Zeilenabstand <strong>und</strong> der unregelmäßige<br />

Satz in einem diagonal angeordneten Textblock. Hinzu kommen natürlich<br />

auch Formausstattungsmerkmale der Schrift <strong>und</strong> die schwankende Druckqualität,<br />

d.h. im Hintergr<strong>und</strong> schlecht (<strong>und</strong>eutlich) im Vordergr<strong>und</strong> gut (deutlich).<br />

Mesotypographische Mittel sind in starkem Maße dafür verantwortlich, dass<br />

aus einem sprachlichen Gebilde ein gegenständliches Bild wird. Hier sind verschiedene<br />

Stufen vorstellbar. Zum einen kann der Satz eines <strong>Textes</strong> durch die<br />

Zeilenform einfache bildliche Figuren schaffen, wie z.B. Wellenlinien (Abb.<br />

8). Weitere Stufen der ‚Bildwerdung‘ von <strong>Typographie</strong> weisen dann bereits in<br />

das Feld der Makrotypographie, so z.B. wenn Bilder in Buchstabenformen<br />

hineinmontiert werden, Buchstaben aus Bildern geformt werden oder Bilder<br />

aus Buchstaben bzw. Textkörpern entstehen (s.u.).


H. <strong>Stöckl</strong>: <strong>Typographie</strong>: <strong>Gewand</strong> <strong>und</strong> <strong>Körper</strong>…<br />

Abb. 7: Anzeige Nike, Wieden + Kennedy, Amsterdam, 1994 (Berger 2001, 174)<br />

Abb. 8: Anzeige Martini, Amster Yard, New York, 1995 (Berger 2001, 181)<br />

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ZfAL 41, 2004, 5-48.<br />

Abb. 9: Anzeige Lorenzini, Claus A. Froh (Weidemann 1994, 151)<br />

Schließlich sind Schriftmischungen als ein letztes mesotypographisches Mittel<br />

der optischen Gliederung <strong>des</strong> <strong>Textes</strong> in funktionale Teile oder Sinnportionen<br />

verpflichtet. Eine klassisch wirkende ‚nur Text-Anzeige‘ soll dies verdeutlichen<br />

(Abb. 9). Hier führt die kombinierte Verwendung von fünf verschiedenen<br />

Schriften bzw. unterschiedlichen Typen einer Schriftfamilie 9 in Verbindung<br />

mit Satz <strong>und</strong> Ausrichtung der Textblöcke zu einer recht deutlichen Portionierung<br />

<strong>des</strong> Gesamttextes in Teiltexte. Diese fein abgestufte Verwendung<br />

von Schriftausstattungsmerkmalen folgt der inhaltlichen Struktur <strong>des</strong> <strong>Textes</strong><br />

<strong>und</strong> führt zu einer deutlichen Gliederung. Während der Haupttext samt Überschrift<br />

den symbolischen Zusatznutzen der beworbenen Hemden (Solidität,<br />

9 Als Schriftfamilien werden zusammengehörige Schriften einer Schriftart, z.B. gera<strong>des</strong>tehende,<br />

kursive, fette oder Kapitälchen einer Antiqua bezeichnet (Willberg 2002, 103).


H. <strong>Stöckl</strong>: <strong>Typographie</strong>: <strong>Gewand</strong> <strong>und</strong> <strong>Körper</strong>…<br />

Stilsicherheit, statusträchtiges ‚<strong>und</strong>erstatement‘) kommuniziert, bieten die linken<br />

Marginalien Informationen zu Erhältlichkeit <strong>und</strong> Kontaktmöglichkeiten.<br />

Die unteren Marginalien schließlich liefern in drei Spalten Fakten zu Qualität,<br />

Material, Fertigung <strong>und</strong> Service.<br />

Schriftmischungen weisen bereits in den Bereich der Makrotypographie hinein,<br />

denn sie sind untrennbar mit dem Gesamtkonzept, dem Layout eines<br />

<strong>Textes</strong> verb<strong>und</strong>en.<br />

5.3 Makrotypographie<br />

Makrotypographie bezeichnet all jene graphischen Ressourcen, die mit der<br />

übergeordneten Konzeption <strong>des</strong> <strong>Textes</strong>, dem Layout eines Kommunikats <strong>und</strong><br />

dem in der Textstruktur angelegten Sinn eines <strong>Textes</strong> zusammenhängen. Deshalb<br />

besteht die Funktionsweise makrotypographischer Mittel auch in erster<br />

Linie in der inhaltlichen Organisation <strong>des</strong> <strong>Textes</strong>, <strong>des</strong>sen optisch sinnfälliger<br />

Gliederung <strong>und</strong> der Erleichterung <strong>des</strong> perzeptiven (v.a. auch selektiven) Zugangs<br />

zu den Informationen für den Leser. Weil zur Konzeption <strong>und</strong> zum<br />

Layout eines <strong>Textes</strong> auch die Montage von Schrift <strong>und</strong> Graphik/Bild gehört,<br />

bestimmt die Makrotypographie auch den Bildlichkeitsgrad der Schrift bzw.<br />

<strong>des</strong> <strong>Textes</strong>. Eine weitere Wirkungsdimension makrotypographischer Mittel<br />

liegt also in der „Verbildlichung“ von Schrift – <strong>Typographie</strong> kann so konzipiert<br />

sein, dass sich über die Schrift bzw. über Schrift/ Bildkopplungen eine zu<br />

Sprache zusätzliche bildliche Bedeutungsebene eröffnet.<br />

Abb. 10: Anzeige Nike, Wieden & Kennedy, Portland, 1992 (Berger 2001, 23)<br />

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ZfAL 41, 2004, 5-48.<br />

Typographische Hervorhebungen, d.h. das Herausheben bestimmter Textteile<br />

durch Schriftarten oder Schriftfamilienkontraste, haben eine Zwitterstellung<br />

zwischen Meso- <strong>und</strong> Makrotypographie. Einerseits wird hier auf die globale<br />

Struktur <strong>des</strong> <strong>Textes</strong> Bezug genommen (Makro), andererseits sind die graphischen<br />

Ressourcen (Schriftgestaltung, Satz etc.) meso- bzw. mikrotypographischer<br />

Natur. In einer Nike-Anzeige (Abb. 10) z.B. fungiert der Kursivsatz bestimmter<br />

Lexeme <strong>und</strong> Formulierungen als typographische Hervorhebung.<br />

Damit werden hier verschiedene Ziele verfolgt: Gleiche <strong>und</strong> sinnverwandte<br />

Lexeme (boy things, boys, girls, them) werden als zusammengehörig markiert,<br />

so dass zentrale Isotopien <strong>des</strong> <strong>Textes</strong> hervortreten. Aber auch prosodische Akzente<br />

kann der Kursivdruck setzen, so z.B. bei ‚be‘ in but that means you have<br />

to be third base oder bei ‚knew‘ in you knew that you were a girl. Ebenso<br />

können für den Textsinn zentrale Formulierungen betont (z.B. But did you<br />

ever...) oder deren illokutionäre Kraft verstärkt werden (z.B. you run like a<br />

girl you throw like a girl, you girl you).<br />

Die Gliederung eines Kommunikats kann durch verschiedenste Mittel erfolgen,<br />

so z.B. durch Versalien, Einrückungen oder Leerzeilen zu Beginn eines<br />

Textteils. Dabei werden die typographischen Ressourcen meist gekoppelt<br />

(Waller 1991, 371 nennt dies ‚double coding‘). Von diesen einfachen textstrukturierenden<br />

Mitteln, die auf Mikro- bzw. Mesotypographie zurückgreifen,<br />

sind komplexere Formen der Layoutorganisation <strong>und</strong> Leserlenkung zu unterscheiden.<br />

Waller (1991, 367) bezeichnet sie als ‚adjunct aids‘, um ihre zu<br />

Schrift hinzukommende Natur zu betonen. Hierzu gehören Aufzählungszeichen,<br />

Listen <strong>und</strong> Tabellen genauso wie auch Fußnoten, Überschriftenhierarchien<br />

<strong>und</strong> Marginalien (Abb. 11). Sie alle sorgen für eine globale Organisation<br />

<strong>des</strong> <strong>Textes</strong> in der graphischen Fläche <strong>und</strong> ermöglichen vielfältige Verweise<br />

zwischen Textteilen (z.B. Marginalie: Verweis von Randnotiz zu Haupttext<br />

<strong>und</strong> umgekehrt oder Liste/ Tabelle: Verweis auf Teile einer technischen<br />

Zeichnung oder eines Bil<strong>des</strong>). Damit sind sie wichtige Ressourcen zum Layouten<br />

eines <strong>Textes</strong>.


H. <strong>Stöckl</strong>: <strong>Typographie</strong>: <strong>Gewand</strong> <strong>und</strong> <strong>Körper</strong>…<br />

Abb. 11: Krönungsordnung für Elisabeth II. von England, 1953 (Weidemann 1994, 260)<br />

Schriftgraphisches <strong>und</strong> Bild 10 stehen sowohl zeichentheoretisch (s.o.) als auch<br />

in ihrem Gebrauch im Text (s.o.) in engen Wechselbeziehungen. Dabei können<br />

einerseits Schrift <strong>und</strong> Bild im Layout eines Kommunikats montiert werden.<br />

Andererseits ist die Schrift fähig, ihren Bildcharakter zu verstärken <strong>und</strong><br />

selbst zum Bild zu mutieren. Die makrotypographische Konzeption eines<br />

Kommunikats justiert auch die Bildlichkeit eines <strong>Textes</strong>. Hierbei gibt es vielfältigste<br />

Muster.<br />

10 Zu Verständnis <strong>und</strong> Relevanz <strong>des</strong> Bildbegriffs innerhalb der Linguistik <strong>und</strong> Textwissenschaft<br />

siehe Fix (2002) <strong>und</strong> <strong>Stöckl</strong> (2004a, 2004b).<br />

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ZfAL 41, 2004, 5-48.<br />

Abb. 12: Anzeige Folha de Sao Paulo Newspaper, DM9 DDB Publicidade, Sao Paulo, 1998<br />

(Berger 2001, 272)<br />

Zunächst lässt sich Schrift in/ auf ein Bild schreiben – dadurch entsteht eine<br />

Art Legende zum Bild, es eröffnen sich inhaltliche Bezüge zwischen sprachlicher<br />

Bedeutung der Schrift <strong>und</strong> Bildbedeutung. Dann können Schriftzeichen<br />

so arrangiert bzw. technisch manipuliert sein (meist durch Farbeffekte), dass<br />

sie selbst Bilder ergeben (Abb. 12). Die Nähe der graphischen Formen einfacher<br />

Bilder <strong>und</strong> Schriftzeichen zeigt sich am deutlichsten dann, wenn Bilder<br />

Schriftzeichen ersetzen (ein Mond für ein O im Schriftzug Mond, Abb. 13).<br />

Wohl bekannt <strong>und</strong> alt bewährt ist auch die Darstellung von Schriftzeichen als<br />

bzw. mithilfe von Bildern (zu Figurenbuchstaben <strong>und</strong> verwandten Phänome-


H. <strong>Stöckl</strong>: <strong>Typographie</strong>: <strong>Gewand</strong> <strong>und</strong> <strong>Körper</strong>…<br />

nen s. Gross 1994, 46ff). Die Bildlichkeit von <strong>Typographie</strong> setzt bereits dort<br />

an, wo bildtypische Zeichenressourcen wie z.B. Farbe, gegenständliche Form,<br />

Verortung von Objekten im Raum im Spiel sind. In diesem Sinne kann vielen<br />

der hier diskutierten typographischen Mittel eine rudimentäre Bildlichkeit zugesprochen<br />

werden.<br />

Abb. 13: Mond, John Hamilton Finlay (Weidemann 1994, 111)<br />

5.4 Paratypographie – Materialität der Kommunikation<br />

Nicht wenige typographische Gestaltungen geben dem Leser auch zu erkennen,<br />

mit welchem Material, welchen Werkzeugen <strong>und</strong> Herstellungstechniken<br />

sie produziert sind. Die graphische, sichtbare Textoberfläche kommuniziert<br />

diese Informationen mehr oder weniger deutlich. Deren Wahrnehmung hängt<br />

vom Wissen <strong>und</strong> vom Aufmerksamkeits- bzw. Bewusstheitsgrad der Leser/<br />

Betrachter ab. Dabei ist die Fokussierung der Materialität von <strong>Typographie</strong> im<br />

Text prinzipiell bedeutungstragend <strong>und</strong> erneut stellt sich die Frage, welche<br />

Bezüge zu Textebenen <strong>und</strong> Kommunikationssituation so hergestellt werden<br />

können.<br />

Ich unterteile die typographische Materialität in die beiden Kategorien Material<br />

<strong>und</strong> Praktik <strong>des</strong> Signierens. Das Material bezeichnet dabei die stoffliche<br />

Qualität <strong>des</strong> Zeichenträgers, die Praktik <strong>des</strong> Signierens bezieht sich auf verfügbare<br />

Herstellungsverfahren, d.h. auf Techniken <strong>und</strong> benötigte Werkzeuge<br />

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ZfAL 41, 2004, 5-48.<br />

zum ‚Zeichenmachen‘. Stötzner (2000, 34) unterscheidet vier große<br />

„signographische Praktiken“: das Graphieren (lineare Bewegungen z.B.<br />

Schreiben, Zeichnen), das Charaktieren (abdruckerzeugende Techniken z.B.<br />

Prägen, Stempeln), das Komponieren (Zusammensetzen von Zeichen aus Einzelteilen<br />

z.B. Pflastern, Montieren) <strong>und</strong> das Plastieren (Umformung geeigneter<br />

Stoffe z.B. Kneten, Schmieden). Hinzuzufügen wären technische Hilfsmittel<br />

wie z.B. Computerprogramme, die die zuvor genannten Techniken imitieren<br />

<strong>und</strong> erweitern. Als Material kommt je<strong>des</strong> Medium in Frage, auf das typographische<br />

Zeichen aufgebracht werden können. Relevant wird hier die Beschaffenheit<br />

<strong>des</strong> Materials (haptisch, optisch) <strong>und</strong> <strong>des</strong>sen Gebrauchskonventionen<br />

(z.B. Papier mit Wasserzeichen für wertvolle Schriftstücke), aber auch mit den<br />

Materialien assoziierbare Orte, an denen Schrift wirkt (wie z.B. Fußböden,<br />

Wände, Anzeigetafeln etc.).<br />

Diese materialen Eigenschaften graphischer Zeichen <strong>und</strong> ihrer Träger bezeichne<br />

ich <strong>des</strong>halb als Paratypographie, weil sie den gesamten Prozess <strong>des</strong><br />

Gestaltens beeinflussen. Ohne Medium keine Zeichen – in diesem Sinne stehen<br />

Material, Werkzeug <strong>und</strong> Technik als Klammern über dem Funktionieren<br />

von <strong>Typographie</strong>. Konkrete Gestaltungsentscheidungen im mikro-, meso- <strong>und</strong><br />

makrotypographischen Bereich werden immer in Abhängigkeit von medialen,<br />

also materialen Faktoren getroffen.<br />

In einer Anzeige für Dr. Martens Schuhe (Abb. 14) offenbart die Schrift ihren<br />

handgemalten, verschmierten Charakter. Ihr Trägermedium scheint eine Wand<br />

zu sein, die graffitiartig beschmiert worden ist. Die spezielle Art <strong>des</strong> Graphierens<br />

gewinnt dadurch an Prägnanz, dass die rote Schriftfarbe eine symbolische<br />

Analogie zum Textthema herstellt. Der Betrachter mag sie im Kontext <strong>des</strong><br />

Tötens (conformity kills) <strong>und</strong> einer von oben herabhängenden Krawatte mit<br />

Blut assoziieren. Hinzu kommt, dass die Formgestaltung der Schrift zu ihrer<br />

Bedeutung im Sinnbezug der Antonymie steht (eine unkonventionelle,<br />

anarchistische Schrift für das Wort conformity). Diese typographisch komplexe<br />

Gestaltung zeigt den Bedeutungsreichtum materialer Eigenschaften von<br />

Schrift. Material <strong>und</strong> signographische Praktik können diverse Bezüge zum<br />

Textthema herstellen, sie können Kommunikationsorte <strong>und</strong> -situationen suggerieren,<br />

auf die Verfasstheit der Schreiber bzw. den Kontext <strong>des</strong> Schreibens<br />

verweisen oder aber die Illokution von Textaussagen verstärken.


H. <strong>Stöckl</strong>: <strong>Typographie</strong>: <strong>Gewand</strong> <strong>und</strong> <strong>Körper</strong>…<br />

Abb. 14: Anzeige Dr. Martens, Core, St. Louis, Missouri, 1995 (Berger 2001, 168)<br />

6. Wirkungsdimensionen typographischer Ressourcen<br />

Der Durchgang durch die vier typographischen Bereiche <strong>und</strong> ihre Zeichenressourcen<br />

wie auch die Diskussion einzelner Beispiele sollten zeigen, dass der<br />

Formen- <strong>und</strong> Bedeutungsreichtum <strong>des</strong> Zeichensystems <strong>Typographie</strong> groß ist.<br />

Typographische Gestaltung besteht im Auswählen <strong>und</strong> Bearbeiten der verfügbaren<br />

Formen in Abhängigkeit von den zu erzielenden Effekten in der konkreten<br />

kommunikativen Situation mit Blick auf alle Textmerkmale. Die Flexibilität<br />

von <strong>Typographie</strong> liegt in der Polyfunktionalität ihrer graphischen Formen<br />

<strong>und</strong> der hierarchischen Strukturiertheit <strong>des</strong> Systems. Das heißt hierar-<br />

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ZfAL 41, 2004, 5-48.<br />

chiehöhere Bereiche nutzen die Ressourcen der hierarchieniederen. Zudem<br />

lassen sich die einzelnen Ressourcen kombinieren <strong>und</strong> kumulieren.<br />

Überblicksartig werden im Folgenden die oben diskutierten Wirkungsdimensionen<br />

typographischer Ausdrucksmittel zusammengestellt. Daran schließen<br />

sich einige kurze Überlegungen zu allgemeinen semiotischen Prozessen an,<br />

die der Funktionsweise von <strong>Typographie</strong> zugr<strong>und</strong>e liegen.<br />

1. Lesbarkeit/ Sichtbarkeit garantieren<br />

2. Expressive Schreibereigenschaften verdeutlichen<br />

3. Materialität fokussieren – Herstellungskontext/Verwendungsdomäne<br />

illustrieren<br />

4. Emotionale Assoziationen/ Anmutungen auslösen<br />

5. Inhaltliche oder formale Bezüge zu Textthema/Textinhalt/Textgenre herstellen<br />

6. Sprachliche Struktur <strong>des</strong> <strong>Textes</strong> verdeutlichen<br />

7. Leserorientierung bieten, Infoselektion garantieren<br />

8. Illokutionäre Kraft von Aussagen verstärken/überformen<br />

9. Prosodische Qualitäten sprachlicher Äußerungen evozieren<br />

10. Bildbedeutungen durch Schrift aufbauen<br />

11. Symmetrie, Balance <strong>und</strong> optische Ausgeglichenheit gewährleisten<br />

12. Kulturelle Epoche, zeitliche Mode anzeigen<br />

Tab. 1: Wirkungsweisen bzw. Ziele typographischer Gestaltung<br />

Bei dieser Vielfalt möglicher Wirkungsweisen typographischer Gestaltungsmittel<br />

ergibt sich ein gewisser Bedarf zu vereinfachen <strong>und</strong> einige verallgemeinerte<br />

Prinzipien typographischer Wirkung zu beschreiben. Wenn – wie hier<br />

behauptet – <strong>Typographie</strong> eine mehr oder weniger eigenständige Zeichenressource<br />

<strong>des</strong> multimodalen <strong>Textes</strong> ist, so könnte der Blick auf die drei von Halliday<br />

(1994) postulierten metatextuellen Funktionen fallen, denen jede zeichenhafte<br />

Grammatik zu gehorchen hat: ‚ideational‘, ‚inter-personal‘ <strong>und</strong> ‚textual‘.<br />

Dabei ergibt sich folgen<strong>des</strong> Bild.<br />

1. ‚Ideational‘: <strong>Typographie</strong> kann auf Textinhalte verweisen, mit diesen<br />

semantisch spielen <strong>und</strong> ihnen Nuancen hinzufügen. Auch die Bildlichkeit<br />

typographischer Gestaltungen zielt auf diese darstellende, abbildende<br />

Funktion <strong>des</strong> <strong>Textes</strong>.<br />

2. ‚Inter-personal‘: Schreiber <strong>und</strong> Leser eines <strong>Textes</strong> zueinander in eine<br />

interaktive soziale Beziehung zu setzen, ist eine weitere zentrale Textfunktion,<br />

die auch <strong>Typographie</strong> wahrnehmen bzw. zu der sie beitragen<br />

kann. Zum einen stilisiert sie die Persönlichkeit <strong>des</strong> Schreibers, zum


H. <strong>Stöckl</strong>: <strong>Typographie</strong>: <strong>Gewand</strong> <strong>und</strong> <strong>Körper</strong>…<br />

anderen orientiert sie sich an den Leselenkungsbedürfnissen <strong>und</strong> dem<br />

vermuteten ästhetischen Geschmack der Zielgruppen.<br />

3. ‚Textual‘: Die wichtigste Funktion typographischer Gestaltung besteht<br />

jedoch sicherlich darin, Texte optisch zu gliedern <strong>und</strong> zu strukturieren.<br />

In diesem Sinne ermöglicht Typographisches die Lesbarkeit <strong>des</strong> <strong>Textes</strong><br />

überhaupt erst <strong>und</strong> sichert die Erkennbarkeit der logischen Strukturierung<br />

eines <strong>Textes</strong>.<br />

Wieder spezifischer erscheinen die Leistungen <strong>und</strong> Wirkungsweisen von typographischen<br />

Gestaltungsmitteln im Text, wenn man sie auf das Kommunikationsmodell<br />

von Jakobson (1971) bezieht. Senderbezogene <strong>Typographie</strong><br />

lässt v.a. auf die Natur <strong>des</strong> Schreibers <strong>und</strong> seinen emotionalen Zustand oder<br />

seine Wirkabsichten schließen. Empfängerbezogen sind typographische Mittel<br />

dann, wenn sie die Aufmerksamkeitslenkung <strong>des</strong> Lesers, seine selektive Informationsgewinnung<br />

oder auch seinen sozialen Stil <strong>und</strong> Geschmack im Auge<br />

haben. Auf den Textgegenstand verweist <strong>Typographie</strong>, die thematische Bezüge<br />

herstellt, während all jene Gestaltungsmittel die Nachricht umsetzen helfen,<br />

welche den Text <strong>und</strong> seine sprachlichen Strukturen hervorheben. Schließlich<br />

betrifft die Hervorhebung typographischer Materialitäten das Medium.<br />

Ein geteilter typographischer Code kommt in einem Kommunikationsereignis<br />

v.a. dann zum Ausdruck, wenn er kulturelle bzw. mode- oder trendbezogene<br />

Konnotationen typographischer Gestaltungen transportieren kann. Selbstverständlich<br />

bedingen sich diese Zeichenfunktionen typographischer Ressourcen<br />

in einem Text, können gegeneinander gewichtet <strong>und</strong> akzentuiert werden.<br />

Ich will hier vier globale Wirkungsweisen typographischer Mittel vorschlagen,<br />

die stärker dynamische Zeichenprozesse <strong>und</strong> deren kognitive Voraussetzungen<br />

thematisieren.<br />

1. <strong>Typographie</strong> gliedert den optischen Raum: Über die Linearität von<br />

Sprache hinaus gestaltet <strong>Typographie</strong> eine graphische Fläche, die zum<br />

einen optische Balance <strong>und</strong> zum anderen eine inhaltlich-logische Gliederung<br />

<strong>des</strong> <strong>Textes</strong> zum Ziel hat. So lenkt sie die Aufmerksamkeit <strong>des</strong><br />

Lesers <strong>und</strong> suggeriert ihm die Struktur <strong>des</strong> <strong>Textes</strong>, in der er selektiv<br />

navigieren kann.<br />

2. <strong>Typographie</strong> komponiert Bilder: Aus einfachen, symbolisch intendierten<br />

graphischen Formen werden ikonische Zeichen, d.h. Bilder unterschiedlicher<br />

Komplexität, die nicht (nur) das primäre Zeichensystem<br />

Sprache, sondern Weltausschnitte direkt abbilden können <strong>und</strong> so inhaltlich-thematische<br />

Bezüge zum Textgegenstand aufbauen können.<br />

41


42<br />

ZfAL 41, 2004, 5-48.<br />

Auch die Verdeutlichung von typographischer Zeichenmaterialität <strong>und</strong><br />

deren Herstellungspraxis wirkt in diesem Sinne ikonisch. Der Text als<br />

Artefakt soll neutralisiert werden <strong>und</strong> wie unvermittelte Realität erscheinen.<br />

Die materialen Qualitäten der Zeichen signalisieren dabei den<br />

Handlungskontext ihrer Produktion (Verwendungsdomäne) bzw. die<br />

Erfahrungen, Motive <strong>und</strong> Einstellungen der Produzenten.<br />

3. <strong>Typographie</strong> verweist auf die Pragmatik der sprachlichen Äußerung:<br />

Typographische Mittel können die pragmatische Wirkung sprachlicher<br />

Strukturen <strong>und</strong> Textteile verstärken bzw. überformen, indem sie auf bestimmte<br />

Aspekte der strukturellen Organisation <strong>des</strong> Sprachsystems Bezug<br />

nehmen. So werden syntaktische <strong>und</strong> lexikalische Strukturen, prosodische<br />

Muster oder Illokutionen zu Angriffspunkten für typographische<br />

Gestaltung.<br />

4. <strong>Typographie</strong> schafft <strong>und</strong> reproduziert kulturelle <strong>und</strong> mediale<br />

Konventionen: Neben ihren bildlichen <strong>und</strong> verweisenden Funktionen<br />

ist <strong>Typographie</strong> in erster Linie ein konventionell geteiltes, kultur- <strong>und</strong><br />

medienabhängiges Symbolsystem. Das heißt viele ihrer emotional-ästhetischen<br />

Mitbedeutungen sind – wenn auch oft durch die graphische<br />

Form motivierte bzw. motivierbare Zeichen – so doch v.a. durch die<br />

Praxis gesetzte Symbole, die Gestalter <strong>und</strong> Leser lernen <strong>und</strong> aushandeln<br />

müssen.<br />

7. Textsortentypographie – typographische Dispositive<br />

In gewisser Weise war meine Herangehensweise an <strong>Typographie</strong>, wenn auch<br />

pragmatisch abgefedert, so doch erkennbar strukturalistisch (d.h. funktional<br />

grammatisch). Typographische Ressourcen wurden auf ihr Bedeutungspotenzial<br />

(im Text) hin befragt <strong>und</strong> in paradigmatischen Sets geordnet <strong>und</strong> hierarchisiert.<br />

Dieser gliedernden semiotischen Basisarbeit, die eine Beschreibung<br />

<strong>des</strong> Co<strong>des</strong>ystems <strong>Typographie</strong> zum Ziel hatte, ist nun abschließend eine stärker<br />

text- <strong>und</strong> kommunikationsorientierte Sicht hinzuzufügen.<br />

In einem konkreten Textexemplar stehen einzelne typographische Ausdrucksressourcen<br />

nicht isoliert nebeneinander, sondern fügen sich zu größeren<br />

Gestalten – nur so ergeben sie ganzheitlichen kommunikativen Sinn. Diese<br />

Kombination typographischer Zeicheninventare lässt sich zum einen gestalttheoretisch<br />

als die Komposition graphischer "Bilder" aus einzelnen Elementen<br />

in der Fläche <strong>des</strong> <strong>Textes</strong> begreifen. Zum anderen aber könnte man solche


H. <strong>Stöckl</strong>: <strong>Typographie</strong>: <strong>Gewand</strong> <strong>und</strong> <strong>Körper</strong>…<br />

komplexeren Verschränkungen typographischer Ressourcen im Text auch als<br />

syntagmatische Ebene <strong>des</strong> Co<strong>des</strong>ystems <strong>Typographie</strong> begreifen. Wehde (2000,<br />

119-126) schlägt in Anlehnung an Chartier (1990, 12ff, 50) für solche ganzheitlichen<br />

typographischen Konstellationen, die an eine Textsorte geb<strong>und</strong>en<br />

sind bzw. dem Leser die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Genre, einem<br />

Textmuster signalisieren, den Begriff ‚typographische Dispositive‘ vor. Konkret<br />

bezeichnet sie typographische Dispositive als<br />

„besonders komplexe <strong>und</strong> stark institutionalisierte typographische Formen mit<br />

sinnbildender Funktion“ <strong>und</strong> sieht in ihnen <strong>des</strong> weiteren „makrotypographische<br />

Kompositionsschemata, die als syntagmatisch gestalthafte ‚Superzeichen‘ jeweils<br />

Textsorten konnotieren. Typographische Dispositive stellen eine hochgeneralisierte<br />

Form der konnotativen Semantisierung typographischer Syntax dar.“ (Wehde 2000,<br />

119)<br />

Neben den etablierten Merkmalen, an denen Textsorten fest gemacht <strong>und</strong> erkannt<br />

werden – so wie kommunikative Situierung, Textthema, Textstruktur<br />

<strong>und</strong> stilistisch-rhetorische Mittel z.B. – avanciert das typographische Dispositiv<br />

m.E. zu einem zentralen Textsortenmerkmal. In der Rezeption eines <strong>Textes</strong><br />

ist die graphisch gestaltete Fläche einschließlich ihrer Materialität <strong>und</strong> der<br />

daraus resultierenden haptischen Eigenschaften vordergründig, d.h. der Wahrnehmung<br />

sprachlicher Strukturen gleichgeschaltet, wenn nicht vorgeschaltet<br />

<strong>und</strong> von Sprache auch in beträchtlichem Maße unabhängig. Beispiele für solche<br />

stark konventionalisierten, an Textsorten geb<strong>und</strong>enen flächentypographischen<br />

Konstellationen sind z.B. Zeitungen (<strong>und</strong> ihre Textteile wie Titelseite,<br />

Inhaltsverzeichnis oder einzelne Rubriken), wissenschaftliche Aufsätze, Formulare,<br />

Briefe oder Visiten- <strong>und</strong> Speisekarten sowie Fahrpläne <strong>und</strong> Kalender<br />

etc.<br />

Die Entstehung typographischer Dispositive erklärt sich in erster Linie aus<br />

dem Drang zur standardisierten Lösung kommunikativer Aufgaben, die v.a.<br />

innerhalb von Institutionen auch im Interesse eines konsistenten Erscheinungsbil<strong>des</strong><br />

nach außen <strong>und</strong> der Optimierung von Kommunikation intern forciert<br />

wird. Im Zuge der Computerisierung <strong>des</strong> Textens spielt natürlich auch<br />

das Software-Design eine gewichtige Rolle in der Konsolidierung <strong>und</strong> im<br />

Wandel typographischer Dispositive. Historisch betrachtet ist die Einführung<br />

von Schrift <strong>und</strong> deren Technisierung im Buchdruck der eigentliche Auslöser<br />

graphischer Konventionen <strong>des</strong> Abfassens von Texten (Wehde 2000, 125f).<br />

Typographische Konstellationen sorgen dafür, dass bei der raum-zeitlichen<br />

Trennung von Schreiber <strong>und</strong> Leser Mehrdeutigkeiten minimiert <strong>und</strong> Konventionen<br />

für die Deutung eines <strong>Textes</strong> verabredet werden.<br />

43


44<br />

ZfAL 41, 2004, 5-48.<br />

Für Textproduzenten <strong>und</strong> Leser haben die komplexen typographischen<br />

Konstellationen eine Reihe von Funktionen zu erfüllen. Primär lenken sie die<br />

Erwartungen der Rezipienten an einen konkreten Text <strong>und</strong> dienen als Indikatoren<br />

der Textsortenzugehörigkeit auch der Orientierung der Leser im alltäglichen<br />

Textuniversum. Ebenso organisieren typographische Dispositive den<br />

rezeptiven Zugriff auf einen Text <strong>und</strong> fungieren so quasi als Leseanleitung,<br />

die die logisch-thematischen <strong>und</strong> sprachlich-stilistischen Merkmale eines<br />

<strong>Textes</strong> „ankommentieren“ (Wehde 2000, 125). Giesecke (1979, 283) vergleicht<br />

regelhafte typographische Formen zu Recht mit Regelpoetiken, d.h.<br />

Stilanweisungen für den eigentlichen sprachlichen Text. Diese Analogie betont<br />

v.a. auch den präskriptiv-instruktiven Charakter typographischer Dispositive,<br />

der die Didaktisierung <strong>des</strong> Schreibens gewöhnlich begleitet.<br />

Es wäre falsch, ein typographisches Dispositiv lediglich als makrotypographisches<br />

Phänomen, d.h. als Organisation von Text auf der Seite aufzufassen. Die<br />

Tiefe bzw. Detailfülle ist in der Regel relativ hoch – ein typographisches Textsortenraster<br />

kann die <strong>Typographie</strong> in allen vier Bereichen (Para- bis Mikrotypographie,<br />

s.o.) regeln. Dabei ist mit einem typographischen Muster zumeist<br />

eine bestimmte Variationsbreite vorgegeben, innerhalb derer individuell<br />

gestaltet werden kann (Stileffekte). Zudem sind die an Textsorten geb<strong>und</strong>enen<br />

typographischen Dispositive natürlich Moden <strong>und</strong> Trends sowie generell einem<br />

historischen Wandel unterworfen.<br />

8. Fazit<br />

<strong>Typographie</strong> kann als weitestgehend eigenständiges <strong>und</strong> leistungsfähiges Zeichensystem<br />

konzipiert werden, das über ein Repertoire von graphischen Ausdrucksressourcen<br />

mit kommunikativen Sinnpotenzialen verfügt. Einerseits<br />

operiert der typographische Code dank seiner ganzheitlich-bildlichen Natur<br />

unabhängig vom Sprachsystem. Andererseits ist die kommunikative Wirkungsweise<br />

typographischer Ressourcen untrennbar mit dem Text <strong>und</strong> seinen<br />

sprachlichen Strukturen verb<strong>und</strong>en. Zudem steht Typographisches im multimodalen<br />

Text auch in semantischem Bezug zu allen anderen möglichen Zeichenmodalitäten<br />

(wie Bild, Musik <strong>und</strong> Geräusche).<br />

Neben dem Aufriss <strong>des</strong> typographischen Zeichensystems als funktionaler<br />

Grammatik – bestehend aus Submodalitäten <strong>und</strong> einstellbaren Merkmalen – ist<br />

v.a. der text- bzw. textsortenkonstitutive Aspekt von <strong>Typographie</strong> hervorgehoben<br />

worden. Dabei sollten die Beispieldiskussionen zeigen, wie einzelne<br />

typographische Ressourcen im Text integrativ zusammenwirken <strong>und</strong> dabei


H. <strong>Stöckl</strong>: <strong>Typographie</strong>: <strong>Gewand</strong> <strong>und</strong> <strong>Körper</strong>…<br />

subtile Bedeutungen entfalten können, die den sprachlichen Code überformen,<br />

modifizieren <strong>und</strong> verstärken.<br />

Meine Überlegungen möchte ich als ein Plädoyer für die Berücksichtigung der<br />

<strong>Typographie</strong> in der praktischen, multimodalen Textanalyse verstanden wissen.<br />

Die graphische Oberfläche eines <strong>Textes</strong> <strong>und</strong> seine materialen Qualitäten verdienen<br />

die gleiche Aufmerksamkeit wie Aspekte seiner sprachlichen <strong>und</strong> inhaltlichen<br />

Tiefe, weil sie zum Sinn eines Gesamttextes in entscheidendem<br />

Maße beitragen können.<br />

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Angewandte Sprachwissenschaft<br />

Technische Universität Chemnitz<br />

09107 Chemnitz<br />

E-Mail: hartmut.stoeckl@phil.tu-chemnitz.de

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