10 Mobil im Alter Auch Silberköpfe sind gerne unterwegs. Die heutige ältere Generaton ist vital und verfügt über ein grosses Bedürfnis nach mobiler Freiheit. Dies stellt neue Herausforderungen an den öff entlichen Verkehr. spUr sprach mit Remo Gysin, Kopräsident der Grauen Panther der Region Basel und Mitglied des Schweizerischen Seniorenrats. orenrats. Das Gespräch zu aktuellen Fragen im öff entlichen Verkehr.
Das Interview. Herr Gysin, was bedeutet für Sie Mobilität? Für mich heisst Mobilität die Fähigkeit und die Möglichkeit, mich fortzubewegen. Zu Fuss, mit dem Velo, mit dem ÖV oder mit dem Auto – ich bewege mich mit allem fort. Es kommt ganz auf die Situation und die Umstände an. Irgendwann könnte aber auch bei mir der Punkt kommen, wo sich persönliche Einschränkungen bemerkbar machen und ich vermehrt auf den ÖV angewiesen sein werde. Sie sprechen es an: Ältere Leute sind auf den ÖV angewiesen. Die Grauen Panther setzen sich für deren Anliegen ein. Was sind die Ziele? Die Grauen Panther haben zum Ziel, gute Rahmenbedingungen für die Bedürfnisse älterer Menschen im gesellschaftlichen und sozialen Leben zu schaffen. Wichtig ist uns, rechtzeitig und systematisch in die Entscheidungsfindung und die Evaluation von Bereichen, welche ältere Generationen betreffen, einbezogen zu werden. Wir wollen aber nicht verschiedene Altersgruppen gegeneinander ausspielen, sondern verbindend und integrierend wirken. Ist sich nicht jede Generation selbst am nächsten? Gerade die ältere Generation denkt nicht nur in Eigenkategorien. Sie versteht die Bedürfnisse aller Alterskategorien. Warum? Weil sie auch die Erfahrung hat, was es heisst, jung zu sein. Bei den Grauen Panthern haben übrigens diejenigen Projekte am meisten Echo, welche generationenübergreifend sind. Was für konkrete Forderungen haben Sie an den ÖV? Fahrzeuge sollen möglichst ebenerdig betreten werden können. Es müssen genügend Sitz plätze und Festhaltemöglichkeiten vorhanden sein. Auch die Haltestellen sind ein Thema. Ältere Leute fragen sich oft: Sind diese ebenerdig, im Winter nicht rutschig oder gibt es einen Unterstand bei Regen? Gute Verbindungen und sichere Verkehrswege sind ebenfalls sehr wichtig. Können ältere Menschen in unserer Region mit dem ÖV zufrieden sein? Der ÖV als Gesamtsystem hat sich stark entwickelt. Denken wir zum Beispiel an den starken Angebotsausbau, die Fahrgastinformationen an Haltestellen, die Haltestellen selber oder eben neues Rollmaterial – da profitieren alle Fahrgäste, unabhängig des Alters. Mein Fazit: Es wurde schon viel gemacht, aber es gibt immer noch einiges zu tun – vor allem aus Optik der Seniorinnen und der Senioren. Kommen die Senioren denn mit dem ÖV nicht zurecht? Im Allgemeinen schon. Schwieriger wird es, wenn neue Systeme eingeführt werden, etwa die neuen Billettautomaten. Ich begrüsse in diesem Zusammenhang die entsprechenden Kurse von <strong>TNW</strong> und SBB, auch wenn es kaum möglich ist, auf diesem Weg alle abzuholen. Welche Veränderungen stellen Sie fest, wenn Sie den Verkehrsraum der Stadt Basel beobachten? Erfreulich finde ich, dass der ÖV im Aufwind ist und dass das Fahrrad wieder an Bedeutung gewinnt. Schwierig ist die zunehmende Konkurrenzlage der verschiedenen Verkehrsmittel, gerade auf grossen Plätzen. Nehmen wir den Aeschenplatz: Zwar werden dort alle Verkehrsmittel zusammengeführt, aber für keine der Verkehrsteilnehmer ist die Situation richtig zufriedenstellend. Eine mutige Entflechtung des ÖV und der Fussgänger würde eine komplette Neugestaltung erlauben. Das wiederum würde älteren Menschen helfen, welche auf überschaubare Situationen angewiesen sind. Und wie beurteilen Sie die Entwicklung unserer Region? Die Vergangenheit zeigt, dass sich «Stop and Go»-Phasen ablösen. Wenn ich einen Blick auf die aktuellen politischen Vorstösse werfe, sehe ich, dass jetzt Verkehrs- und Raumplanungsdiskussionen sowohl auf der grossen strategischen Ebene als auf der technischen Detailebene anlaufen. Darüber freue ich mich und erwarte einen quantitativen und qualitativen Ausbau des ÖV. «Gerade die ältere Generation denkt nicht nur in Eigenkategorien. Sie versteht die Bedürfnisse aller Alterskategorien. Warum? Weil sie auch die Erfahrung hat, was es heisst, jung zu sein.» 11