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Beurteilungwert - Wasserlabor-Goettingen

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Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch -<br />

Gesundheitsschutz 2007 · 50<br />

DOI 10.1007/s00103-007-0154-5<br />

Online publiziert: 2. März 2007<br />

© Sprin ger Me di zin Ver lag 2007<br />

Hygienisch-mikrobiologische Trinkwasseruntersuchungen<br />

in Hausinstallationen<br />

auf Legionellen sind nach Anlage 4<br />

Trinkwasserverordnung (TrinkwV) [1] in<br />

Gebäuden durchzuführen, in denen erwärmtes<br />

Trinkwasser an die Öffentlichkeit<br />

abgegeben wird. Darüber hinaus ist nach<br />

dem Arbeitsblatt W 551 der Deutschen<br />

Vereinigung des Gas- und Wasserfachs<br />

(DVGW) [2] jeder Betreiber einer Trinkwassererwärmungs-<br />

und Leitungsanlage<br />

verpflichtet, diese Anlage regelmäßig auf<br />

eine mögliche Kontamination mit Legionellen<br />

untersuchen zu lassen, soweit die<br />

Anlage dem Geltungsbereich des Arbeitsblattes<br />

unterliegt. In Schwimmbädern<br />

dürfen nach DIN 19643 [3] Legionellen im<br />

Beckenwasser sowie auch im Filtrat nicht<br />

nachweisbar sein.<br />

Aus diesen Vorgaben und Anordnungen<br />

von Gesundheitsämtern ergibt<br />

sich ein nennenswerter Umfang von Probenahmen,<br />

Laboruntersuchungen und<br />

Befundbewertungen für den Parameter<br />

Legionellen. Die Folgen festgestellter Legionellenkontaminationen<br />

können neben<br />

möglicherweise kostspieligen Sanierungen<br />

auch zu Nutzungsausfällen, einem<br />

Verlust an Kundenvertrauen oder gar zur<br />

Rufschädigung führen. Bei der Untersuchung<br />

von Trinkwasser ist eine Qualitätssicherung<br />

durch eine Akkreditierung<br />

Leitthema: Wasser und Gesundheit<br />

B. Schaefer<br />

Umweltbundesamt, Dienstgebäude, Bad Elster, BRD<br />

Legionellenuntersuchung<br />

bei der Trinkwasseranalyse<br />

Hinweise zur Probenahme, Durchführung<br />

im Labor und Bewertung<br />

gemäß § 15 Abs. 4 TrinkwV erforderlich.<br />

Bei der Untersuchung von Proben aus<br />

Schwimmbecken gemäß DIN 19643 ist eine<br />

Akkreditierung nicht vorgeschrieben,<br />

in Anbetracht der möglichen Folgen von<br />

Fehlbestimmungen dennoch dringend<br />

anzuraten.<br />

Probenahme<br />

Die Probenahme, Laboruntersuchung und<br />

Befundbewertung erfolgt bisher nach einer<br />

Empfehlung des Umweltbundesamtes<br />

(UBA) nach Anhörung der Trink- und<br />

Badewasserkommission des UBA [4]. Die<br />

im Dezember 2006 veröffentlichte Norm<br />

DIN EN ISO 19458 [5] „Probenahme für<br />

mikrobiologische Untersuchungen“ enthält<br />

Hinweise, die auch bei der Entnahme<br />

von Wasserproben für die Untersuchung<br />

auf Legionellen zu berücksichtigen<br />

sind. Eine Aufnahme dieser Norm in die<br />

Sammlung der deutschen Einheitsverfahren<br />

(DEV) ist als Blatt K 19 vorgesehen. In<br />

der Vergangenheit waren Probenahmen<br />

nach DIN 38411 Teil 1 [6] durchzuführen.<br />

Diese Norm war an den Erfordernissen<br />

der Überwachung und Betriebskontrolle<br />

zentraler Wasserversorgungsanlagen<br />

ausgerichtet. Die mikrobiologische Probenahme<br />

in Hausinstallationen spielte<br />

dabei eine untergeordnete Rolle. Erst<br />

in der zurzeit gültigen Trinkwasserverordnung<br />

ist der Geltungsbereich auf die<br />

Hausinstallation erweitert worden. Die<br />

Qualität des Wassers wird danach zusätzlich<br />

an der Stelle der Verwendung, also an<br />

der Entnahmestelle des Endverbrauchers<br />

überwacht.<br />

DIN EN ISO 19458 führt verschiedene<br />

Zwecke auf, die Grundlage für eine Probenahme<br />

zur mikrobiologischen Trinkwasseruntersuchung<br />

sein können. Die in DIN<br />

38411 Teil 1 beschriebene Probenahme<br />

zur Überwachung zentraler Wasserversorgungsanlagen<br />

wie z. B. bei der Abgabe<br />

von Trinkwasser aus dem Wasserwerk ins<br />

öffentliche Netz sowie bei Wasserbehältern<br />

und Versorgungsleitungen im öffentlichen<br />

Netz blieb als „Zweck a)“ erhalten.<br />

Hinzu kam „Zweck b)“ zur Kontrolle der<br />

Wasserqualität in der Hausinstallation<br />

ohne Beeinflussung durch die Entnahmearmatur<br />

sowie „Zweck c)“ zur Kontrolle<br />

der Wasserqualität bei Verwendung<br />

(mit möglicher Beeinflussung durch die<br />

Entnahmearmatur selbst). Für die Untersuchung<br />

auf Legionellen in der Hausinstallation<br />

sind die „Zwecke b)“ und „c)“<br />

relevant.<br />

DIN EN ISO 19458 enthält eine Tabelle<br />

(. Tabelle 1), die abhängig vom<br />

Zweck der Untersuchung verschiedene<br />

Anforderungen an die Probenahmestelle<br />

Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 3 · 2007 |<br />

1


Ta bel le 1<br />

und die Durchführung der Probenahme<br />

regelt.<br />

Bei Untersuchungsaufträgen aufgrund<br />

von DVGW-Arbeitsblatt W 551 handelt<br />

es sich um Stichproben, die repräsentativ<br />

für die Wasserqualität in der Hausinstallation<br />

sind. Daher beschreibt „Zweck b)“<br />

der Tabelle die hierfür geeignete Durchführung<br />

der Probenahme. Dabei dient<br />

die Entnahmearmatur nur als Zugang zur<br />

Trinkwasser-Hausinstallation. Der Einfluss<br />

der Entnahmearmatur selbst muss<br />

ausgeschlossen werden. Bei Umgebungsuntersuchungen<br />

im Zusammenhang mit<br />

einem konkreten Erkrankungsfall handelt<br />

2 | Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 3 · 2007<br />

Leitthema: Wasser und Gesundheit<br />

Probenahme an einer Entnahmearmatur für unterschiedliche Zwecke<br />

[Quelle: DIN EN ISO 19458, Ausgabe 2006-12]<br />

Zweck Qualität des Entfernen von Desinfektion Spülung<br />

Wassers angebrachten<br />

Vorrichtungen<br />

und Einsätzen<br />

a) in der Hauptverteilung Ja Ja Ja<br />

b) an der Entnahmearmatur Ja Ja Neina (minimal)<br />

c) wie es verbraucht wird Nein Nein Nein<br />

a Nur kurz spülen, um den Einfluss der Desinfektion der Entnahmearmatur auszugleichen.<br />

Abb. 1 7 Schematische Darstellung<br />

eines Systems mit Probenahmestellen<br />

(Quelle: DVGW-Arbeitsblatt<br />

W 551)<br />

es sich demgegenüber um „Zweck c)“ der<br />

Tabelle.<br />

Beide Untersuchungsziele waren zusammen<br />

mit sich daraus ergebenden Unterschieden<br />

in der Probenahmetechnik in<br />

der Empfehlung des UBA aus dem Jahr<br />

2000 bereits beschrieben. Als wesentlicher<br />

Unterschied zur damals beschriebenen<br />

Probenahmetechnik sei auf die nach der<br />

neuen Norm erforderliche Desinfektion<br />

der Entnahmearmatur im „Zweck b)“<br />

hingewiesen. In der Regel wird diese Desinfektion<br />

durch Abflammen sichergestellt.<br />

Nicht alle für die Untersuchung nach<br />

DVGW W 551 beprobten Entnahmear-<br />

maturen sind für eine Desinfektion geeignet.<br />

Deshalb sollten gegebenenfalls andere<br />

Entnahmearmaturen ausgewählt werden.<br />

Beispielsweise kann die systemische Kontamination<br />

des Trinkwassersystems einer<br />

Klinikstation nur in wenigen Fällen durch<br />

Beprobung von Dusche oder Waschtischarmatur<br />

in einem Patientenzimmer<br />

überprüft werden. Für die Entnahme von<br />

Wasserproben sollten Räume gefunden<br />

werden, die abflammbare Entnahmearmaturen<br />

ohne Zwangsmischung von<br />

Kalt- und Warmwasser besitzen, wie z. B.<br />

Stationsküche oder Putzmittelraum. Hier<br />

ist dann anders als in den Patientenzimmern<br />

auch der Einsatz abflammbarer Entnahmearmaturen<br />

ohne Zwangsmischung<br />

von Kalt- und Warmwasser denkbar. Das<br />

DVGW-Arbeitsblatt W 551 enthält die<br />

schematische Darstellung einer Hausinstallation<br />

mit den Probenahmestellen<br />

sowie in Abschnitt 9 Beschreibungen des<br />

Mindestumfangs der zu beprobenden<br />

Stellen der Trinkwassererwärmungs- und<br />

Leitungsanlage (. Abb. 1).<br />

Bei Probenahmen zur Untersuchung<br />

nach DVGW W 551 soll in erster Linie<br />

nicht das Wasser aus den Einzelzuleitungen<br />

oder Stichleitungen untersucht<br />

werden, sondern das zirkulierende Was-


ser aus Verteilern, Steigsträngen oder<br />

Zirkulationsleitungen. Es wird davon<br />

ausgegangen, dass Einzelzuleitungen ein<br />

Volumen von maximal 2–3 Litern Wasser<br />

beinhalten. Man lässt daher ein Wasservolumen<br />

von 2 bis maximal 3 Litern ablaufen,<br />

um sicherzustellen, dass das beprobte<br />

Wasser aus den zentralen zirkulierenden<br />

Abschnitten der Trinkwasser-Hausinstallation<br />

stammt. Ein Ablaufen größerer<br />

Wassermengen kommt einer Spülung<br />

gleich und verfälscht das Untersuchungsergebnis.<br />

Die Vorgehensweise wird dem<br />

Untersuchungsauftrag nicht gerecht.<br />

Zu Diskussionsthemen wie Temperatur<br />

der Probe bei Transport und Lagerung,<br />

zur Verwendung von Probenahmegefäßen<br />

aus Kunststoff sowie auch zum Einsatz von<br />

Reagenzien zur Neutralisation von Desinfektionsmitteln<br />

(z. B. Natriumthiosulfat)<br />

enthält DIN EN ISO 19643 ebenfalls Regelungen.<br />

In der Vergangenheit geäußerte<br />

Bedenken, dass Legionellen gegen Natriumthiosulfat<br />

empfindlich seien oder dass<br />

die Verwendung von Probenahmegefäßen<br />

aus Kunststoff das Untersuchungsergebnis<br />

verfälschen könnte, wurden nicht bestätigt.<br />

Nach DIN EN ISO 19458 sind<br />

warme und kalte Proben (z. B. Proben von<br />

Warm- und von Kaltwasser) getrennt zu<br />

transportieren. Damit soll eine mögliche<br />

Beeinflussung insbesondere der kalten<br />

Proben vermieden werden. Idealerweise<br />

sollten die Proben auf (5±3)°C gekühlt<br />

werden. Allerdings wird zugestanden,<br />

dass die Temperaturanpassung der Probe<br />

einige Zeit dauert. Es ist offensichtlich,<br />

dass Wasserproben mit einem Volumen<br />

von z. B. je einem Liter, die bei über 60°C<br />

entnommen wurden, eine längere Zeit benötigen,<br />

um das als ideal genannte Temperaturniveau<br />

zu erreichen.<br />

Wenn Proben länger als 8 Stunden<br />

transportiert werden, ist nach DIN EN<br />

ISO 19458 eine Kontrolle und Aufzeichnung<br />

der Temperatur erforderlich. Die<br />

Zeit zwischen dem Transport der Probe<br />

zum Labor und dem Beginn der Untersuchung<br />

wird als „Verzögerung“ bezeichnet.<br />

Dieser Zeitraum muss so kurz wie möglich<br />

gehalten werden. Gemäß Anhang B<br />

der Norm wird bei Legionellen eine Maximalzeit<br />

von Probentransport zuzüglich<br />

Verzögerung bis zum Beginn der Untersuchung<br />

von 24 Stunden vorgeschlagen. Diese<br />

Angabe ist allerdings nicht normativ.<br />

Zusammenfassung · Abstract<br />

Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 2007 · 50<br />

DOI 10.1007/s00103-007-0154-5<br />

© Sprin ger Me di zin Ver lag 2007<br />

B. Schaefer<br />

Legionellenuntersuchung bei der Trinkwasseranalyse. Hinweise zur<br />

Probenahme, Durchführung im Labor und Bewertung<br />

Zu sam men fas sung<br />

Untersuchungen von Trinkwasser aus<br />

Hausinstallationen auf Legionellen werden<br />

mittlerweile in großem Umfang durchgeführt.<br />

Aus den dabei gesammelten Erfahrungen<br />

ergeben sich Fragestellungen, die<br />

im Sinne einer einheitlichen und vergleichbaren<br />

Untersuchungspraxis diskutiert werden.<br />

Durch die Umsetzung der Norm DIN<br />

EN ISO 19458 wird es zu Änderungen bei<br />

der Probenahme kommen. Das kann Auswirkungen<br />

auf die entsprechenden Überwachungsprogramme<br />

haben. Bei der<br />

Durchführung der Untersuchung im Labor<br />

hat sich insbesondere die Qualitätskontrol-<br />

le der verwendeten Membranfilter und der<br />

Nährmedien als wichtig erwiesen. Die Bewertung<br />

quantitativer Untersuchungsergebnisse<br />

erfordert Kenntnisse der zu bewertenden<br />

Trinkwasserleitungsanlage sowie<br />

sonstiger hygienisch relevanter Rahmenbedingungen.<br />

Daher sollte diese Bewertung<br />

durch die Person durchgeführt<br />

werden, die über die dafür erforderlichen<br />

Kenntnisse verfügt.<br />

Schlüs sel wör ter<br />

Legionellen · Trinkwasser · Wasseruntersuchung<br />

· Probenahme · Bewertung<br />

Drinking water analysis for Legionella. Suggestions for sampling,<br />

laboratory analysis and assessment<br />

Abstract<br />

Drinking water analysis for Legionella from<br />

building installations is done quite frequently.<br />

Some questions arise from experience<br />

with this analysis. They will be discussed<br />

to allow uniform and comparable<br />

execution. Application of DIN EN ISO 19458<br />

will lead to changes in the sampling procedure.<br />

This may make changes necessary<br />

even in current sampling and assessment<br />

programs. Concerning laboratory investigation,<br />

quality control of membrane filters and<br />

media turned out to be crucial. The assessment<br />

of quantitative results requires knowledge<br />

of the drinking water distribution<br />

system and of other facts that may be relevant<br />

for hygiene. Therefore, the assessment<br />

ought to be conducted by somebody with<br />

the respective knowledge.<br />

Keywords<br />

Legionellae · Drinking water · Water analysis<br />

· Sampling · Assessment<br />

Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 3 · 2007 |<br />

3


Laboruntersuchung<br />

Die Untersuchungsmethode für Legionellen<br />

ist mittlerweile gut etabliert. Durch<br />

die angebotenen externen Laborvergleichsuntersuchungen<br />

(Ringversuche)<br />

für den Parameter Legionellen wurde die<br />

Qualität dokumentiert. Allerdings zeigten<br />

die Ringversuche auch, dass bei der Qualitätskontrolle<br />

der eingesetzten Medien,<br />

bei der Kontrolle der Membranfilter sowie<br />

auch der Kontrolle möglicher Einschränkungen<br />

durch das Zusammenwirken von<br />

Medium und Membranfilter besondere<br />

Vorsicht geboten ist [7]. Es wird darauf<br />

hingewiesen, dass Membranfilter gemäß<br />

ISO 7704 [8] überprüft werden müssen.<br />

Nach den vorliegenden Erfahrungen kann<br />

bei keinem Filtermaterial und bei keinem<br />

Hersteller mit Sicherheit davon ausgegangen<br />

werden, dass es nicht zu Störungen<br />

bei der Untersuchung auf Legionellen<br />

kommen kann.<br />

Als Mindestumfang wird bei der Untersuchung<br />

einer Trinkwasserprobe der<br />

Direktausstrich von 2 � 0,5 ml sowie die<br />

Membranfiltration von 100 ml angesehen.<br />

Darüber hinaus kann die Untersuchung<br />

weiterer Probenvolumina (z. B. 10 ml)<br />

sinnvoll sein, wenn die Größenordnung<br />

einer möglichen Kontamination nicht<br />

einschätzbar ist.<br />

In der der Empfehlung des UBA zugrunde<br />

liegenden ISO 11731 [9] wird zur<br />

Unterdrückung von Begleitkeimen eine<br />

Behandlung der Probe mit Hitze oder<br />

Säure eingesetzt. Nach ISO 11731-2 [10] ist<br />

dagegen nur noch die Säurebehandlung<br />

zulässig. In der Zwischenzeit hatte sich<br />

gezeigt, dass die bei der Hitzebehandlung<br />

eingesetzten Temperaturen und die<br />

zulässigen Toleranzen nicht ausschließen<br />

konnten, dass auch Zielorganismen<br />

abgetötet wurden. Wiederholt zeigte<br />

sich nach der Hitzebehandlung dotierter<br />

Proben, dass keinerlei Legionellen mehr<br />

nachzuweisen waren [11]. Nach der Säurebehandlung<br />

war dieser Effekt nicht so<br />

stark ausgeprägt. Dennoch ist auch nach<br />

einer Säurebehandlung eine Abnahme der<br />

Kolo nienzahlen des Zielorganismus zu<br />

be obachten. Da es sich bei der Methode<br />

zur Untersuchung von Wasserproben auf<br />

Legionellen um ein quantitatives Verfahren<br />

handelt, ist ein nicht quantifizierbarer<br />

Verlust von Zielorganismen nicht zu to-<br />

4 | Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 3 · 2007<br />

Leitthema: Wasser und Gesundheit<br />

lerieren. Insbesondere zur Bewertung<br />

der Untersuchungsergebnisse und den<br />

daraus resultierenden Folgen (bis hin zur<br />

Schließung von Anlagen und Gebäuden)<br />

muss das quantitative Ergebnis der Untersuchung<br />

so nah am tatsächlichen Wert<br />

liegen wie nur möglich. Daher sollte auf<br />

eine Säurebehandlung verzichtet werden.<br />

Ist eine Untersuchung ohne Vorbehandlung<br />

der Probe mit Säure nicht möglich,<br />

weil Begleitorganismen die Auswertung<br />

erschweren oder nicht gestatten, kann die<br />

in ISO 11731-2 beschriebene Säurebehandlung<br />

durchgeführt werden. Da diese aber<br />

das Untersuchungsergebnis beeinflusst,<br />

ist die Säurebehandlung in jedem Fall im<br />

Ergebnisbericht anzugeben.<br />

Die lange Inkubationszeit von 10 Tagen<br />

wird immer wieder kritisiert. Bei<br />

orientierenden Untersuchungen gemäß<br />

DVGW Arbeitsblatt W 551 wird diese<br />

Kritik an der Dauer des Verfahrens als<br />

nicht erheblich angesehen. Die Begleitung<br />

von Umgebungsuntersuchungen<br />

zur Abklärung möglicher Infektionsquellen<br />

im Zusammenhang mit Einzelerkrankungen<br />

oder sogar einer Epidemie<br />

erfordert jedoch Schnelligkeit. Auch bei<br />

Sanierungen von Gebäuden kann Schnelligkeit<br />

aus wirtschaftlichen Gründen<br />

wichtig sein. In der Vergangenheit besaßen<br />

Testsysteme aus dem medizinischen<br />

Bereich fast immer die Einschränkung,<br />

dass sie ausschließlich auf Stämme von<br />

Legionella pneumophila Serogruppe 1<br />

zielten. Für medizinische Anwendungen<br />

hat diese Serogruppe Priorität, weil sie<br />

die Mehrzahl der Erkrankungen auslöst.<br />

Die hygienisch-mikrobiologischen Untersuchungen<br />

von Trinkwasser und Badebeckenwasser<br />

zielen dagegen auf die<br />

Gattung Legionella insgesamt. Einerseits<br />

werden auch von einigen Non-Pneumophila-Arten<br />

Erkrankungen ausgelöst<br />

(wenn auch in geringerem Umfang), andererseits<br />

geht es um die Überprüfung<br />

der Betriebsbedingungen, die in Trinkwasseranlagen<br />

und Badebecken die Vermehrung<br />

von Legionellen begüns tigen.<br />

Selbst der Nachweis apathogener Legionellen<br />

in einer Hausinstallation ist problematisch,<br />

weil sich unter den gleichen<br />

Betriebsbedingungen auch pathogene<br />

Legionellen vermehren können, was vermieden<br />

werden sollte. Die Verwendung<br />

von Nachweismethoden, die nur auf ei-<br />

ne Art oder Serogruppe von Legionellen<br />

zielten, ist daher nicht zulässig.<br />

Anders verhält es sich mit neueren<br />

Methoden, die ebenso wie die kulturelle<br />

Anzucht auf den Nachweis der Gattung<br />

Legionella insgesamt zielen. Neben kommerziell<br />

erhältlichen PCR-Kits ist diesbezüglich<br />

auch ein System zur Färbung<br />

von Mikrokolonien mittels spezifischer<br />

fluoreszenzmarkierter Antikörper und<br />

anschließender mikroskopischer Auswertung<br />

etabliert. Dieses System umgeht<br />

die Problematik der Unterscheidung zwischen<br />

kultivierbaren und nicht kultivierbaren<br />

Zellen (lebend und tot) über eine<br />

Vorkultivierung. Dadurch werden nur<br />

Zielorganismen detektiert, die in Kultur<br />

gewachsen sind. In der TrinkwV ist nach<br />

§ 15 Absatz 1 die Verwendung von Alternativverfahren<br />

zum Nachweis von Erregern<br />

zulässig, wenn ihre Gleichwertigkeit<br />

mit dort festgelegten Referenzmethoden<br />

durch das UBA festgestellt wurde. Allerdings<br />

nennt die TrinkwV kein Referenzverfahren<br />

für Legionellen; daher ist dieser<br />

Weg zur Zulassung von Alternativverfahren<br />

für ihren Nachweis nicht gangbar. Eine<br />

generelle Empfehlung zur Anwendung<br />

alternativer Verfahren zur kulturellen<br />

Anzucht kann gegenwärtig nicht gegeben<br />

werden, da diesbezüglich noch zu wenige<br />

Erfahrungen vorliegen.<br />

Bei einem negativen Ergebnis der PCR<br />

oder der Färbung von Mikrokolonien<br />

ist davon auszugehen, dass auch mit der<br />

Methode gemäß UBA-Empfehlung keine<br />

Legionellen nachgewiesen worden wären.<br />

Der Einsatz dieser neueren Verfahren<br />

kann z. B. während einer Sanierung<br />

sinnvoll sein. In der Nachuntersuchung<br />

gemäß DVGW-Arbeitsblatt W 551 zum<br />

Abschluss der Sanierung sollte dann aber<br />

die klassische Kulturmethode zur Anwendung<br />

kommen, um die Vergleichbarkeit<br />

der Ergebnisse sicherzustellen.<br />

Eine weitere Differenzierung der Isolate,<br />

z. B. zur Bestimmung der Legionellenart,<br />

der Serogruppe oder eines Subtyps,<br />

ist für Untersuchungen von Wasserproben<br />

nicht sinnvoll. Wenn aufgrund spezieller<br />

Randbedingungen eine weitere Differenzierung<br />

angebracht erscheint, ist diese gesondert<br />

zwischen Auftraggeber und Labor<br />

zu vereinbaren.


Bewertung der Untersuchungsergebnisse<br />

Die Bewertung der Untersuchungsergebnisse<br />

erfolgt in Anlehnung an die Tabellen<br />

im DVGW-Arbeitsblatt W 551 (Tabelle 1a<br />

bei orientierenden Untersuchungen bzw.<br />

Tabelle 1b bei weitergehenden Untersuchungen<br />

oder Nachuntersuchungen).<br />

Dabei werden die koloniebildenden Einheiten<br />

(KBE) an Legionellen, die in der<br />

Probe nachgewiesen wurden, auf 100 ml<br />

Volumen bezogen. Der für die Tabellen<br />

im DVGW-Arbeitsblatt W 551 relevante<br />

Konzentrationsbereich (bis zu 10.000 KBE<br />

pro 100 ml) lässt sich allerdings weitaus<br />

häufiger aus den Auszählungen der Direktansätze<br />

als aus denen der Membranfiltration<br />

ableiten. Außerdem liegen im<br />

Labor aufgrund der Untersuchung des<br />

Direktansatzes (2-mal 0,5 ml) sowie auch<br />

der Membranfiltration (mindestens einmal<br />

100 ml) mehrere Zählergebnisse vor.<br />

Durch die Bewertung reduzieren sich<br />

diese Ergebnisse auf einen Wert. Aus hygienischen<br />

Gründen wird der Wert genommen,<br />

der die höchste Kontamination<br />

anzeigt (siehe hierzu auch Angaben und<br />

Beispiele in der Empfehlung des UBA aus<br />

dem Jahr 2000).<br />

Immer wieder wird bemängelt, dass die<br />

Zählergebnisse nach Filtration der 100 ml<br />

Probe nicht arithmetisch in die Zählergebnisse<br />

der Direktansätze überführbar<br />

sind. Dies erklärt sich aus der ungleichen<br />

Verteilung von Mikroorganismen in Wasserproben.<br />

Bei den normalerweise vorliegenden<br />

3 Zählergebnissen ist daher mit<br />

einer Streuung zu rechnen. Hintergrundinformationen<br />

zur Zählung von Mikroorganismen,<br />

zum auswertbaren Zählbereich<br />

sowie zur Sicherheit einer quantitativen<br />

Aussage über eine Probe enthält ISO 8199<br />

[12].<br />

Zusätzlich ist beim Vergleich der Zählergebnisse<br />

aus Filtration und Direktansätzen<br />

zu beachten, dass bei Membranfiltrationen<br />

verfahrensbedingt mit einem nicht<br />

vermeidbaren Verlust an Zielorganismen<br />

zu rechnen ist. Die Wiederfindungsrate<br />

liegt hier deutlich unter 100 %. Alle Zählergebnisse<br />

müssen als Grundlage für eine<br />

Bewertung dokumentiert werden und<br />

verfügbar sein. Da die Untersuchungen<br />

in einem akkreditierten Umfeld durchgeführt<br />

werden, ist die Rückführbarkeit der<br />

Ergebnisse zu beachten. Auch hierfür ist<br />

eine Ergebnisangabe, die alle Zählergebnisse<br />

enthält, hilfreich.<br />

Die Leistung des Labors wird in der<br />

Regel mit der Vorlage eines Untersuchungsberichtes<br />

mit Angabe der einzelnen<br />

Zählergebnisse als abgeschlossen<br />

betrachtet. Als zusätzliche Leistung hat<br />

sich eine Bewertung des Ergebnisses unter<br />

Zuhilfenahme der DVGW-Tabellen<br />

etabliert. Diese Lösung kann nicht immer<br />

als optimal angesehen werden. Sie erfordert<br />

Kenntnisse über die Rahmenbedingungen<br />

der Probenahme sowie über<br />

hygienisch relevante weitere Details der<br />

Hausinstallation oder des Betriebes, aus<br />

dem die Probe stammt. Bei der Probenahme<br />

durch Probenehmer des Auftraggebers<br />

(z. B. Anlagenbetreiber oder Gesundheitsamt)<br />

kann die Bewertungsleistung<br />

vom Labor nur sehr eingeschränkt<br />

oder gar nicht erwartet werden. Ob das<br />

Labor eine Bewertung der Zählergebnisse<br />

anhand der DVGW-Tabelle durchführen<br />

soll oder ob die Bewertung durch andere,<br />

z. B. durch den Amtsarzt erfolgt, ist im<br />

Untersuchungsauftrag festzulegen.<br />

Kor re spon die ren der Au tor<br />

B. Schaefer<br />

Umweltbundesamt<br />

Heinrich-Heine-Straße 12<br />

08645 Bad Elster, BRD<br />

E-Mail: benedikt.schaefer@uba.de<br />

Literatur<br />

1. Verordnung zur Novellierung der Trinkwasserverordnung<br />

vom 21. Mai 2001, zuletzt geändert<br />

durch Achte Zuständigkeitsanpassungsverordnung<br />

vom 25. 11. 2003, BGBl I 2003, 2304<br />

2. DVGW-Arbeitsblatt W 551 (Trinkwassererwärmungs-<br />

und Trinkwasserleitungsanlagen, Technische<br />

Maßnahmen zur Verminderung des Legionellenwachstums;<br />

Planung, Errichtung, Betrieb<br />

und Sanierung von Trinkwasser-Installationen)<br />

(2004)<br />

3. DIN 19643-1, Ausgabe:1997-04, Aufbereitung von<br />

Schwimm- und Badebeckenwasser – Teil 1: Allgemeine<br />

Anforderungen. Beuth, Berlin<br />

4. Empfehlung des Umweltbundesamtes (2000)<br />

Nachweis von Legionellen in Trinkwasser und Badebecken;<br />

Empfehlung des Umweltbundesamtes<br />

nach Anhörung der Trink- und Badewasserkommission<br />

des Umweltbundesamtes. Bundesgesundheitsbl<br />

Gesundheitsschutz Gesundheitsforsch<br />

43:911–915<br />

5. DIN EN ISO 19458, Ausgabe: 2006-12, Wasserbeschaffenheit<br />

– Probenahme für mikrobiologische<br />

Untersuchungen. Beuth, Berlin<br />

6. DIN 38411-1, Ausgabe 1983-02, Deutsche Einheitsverfahren<br />

zur Wasser-, Abwasser- und<br />

Schlammuntersuchung; Mikrobiologische Verfahren<br />

(Gruppe K); Vorbereitung zur mikrobiologischen<br />

Untersuchung von Wasserproben (K 1).<br />

Beuth, Berlin<br />

7. Heinemeyer E-A (2004) Aktueller Stand 2003 und<br />

Entwicklungen bei den mikrobiologischen Ringversuchen<br />

des NLGA. In: Lacombe M (Hrsg) Materialien<br />

„Umwelt und Gesundheit“ Nr. 46, Landesinstitut<br />

für den öffentlichen Gesundheitsdienst des<br />

Landes Nordrhein-Westfalen, Bielefeld, S 18–30<br />

8. ISO 7704, Ausgabe 1985-03, Wasserbeschaffenheit;<br />

Bewertung von Membranfiltern für mikrobiologische<br />

Analysen, Beuth, Berlin<br />

9. ISO 11731, Ausgabe 1998-05, Wasserbeschaffenheit<br />

– Nachweis und Zählung von Legionellen.<br />

Beuth, Berlin<br />

10. ISO 11731-2, Ausgabe 2004-05, Wasserbeschaffenheit<br />

– Nachweis und Zählung von Legionellen<br />

– Teil 2: Direktes Membranfiltrationsverfahren mit<br />

niedriger Bakterienzahl. Beuth, Berlin<br />

11. Pleischl S et al. (1999) Ergebnisse eines Ringversuchs<br />

zum Vergleich zweier Nachweisverfahren<br />

für Legionellen in Wasserproben aus dem DIN-adhoc-Arbeitskreis<br />

„Legionellen“. Bundesgesundheitsbl<br />

Gesundheitsschutz Gesundheitsforsch<br />

42:650–656<br />

12. ISO 8199, Ausgabe 2005-06, Wasserbeschaffenheit<br />

– Allgemeine Anleitung zur Keimzahlbestimmung.<br />

Beuth, Berlin<br />

Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 3 · 2007 |<br />

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