PH Publico 1 - Pädagogische Hochschule Burgenland
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auch Nachteile: Es sind mehrere Ministerien<br />
(Bildung, Gesundheit, Sozialwesen usw.)<br />
zuständig. Dadurch können auch gewisse<br />
Unsicherheiten auftreten, wie in den Fragen<br />
Sozialpädagogik in Deutschland, oder eine<br />
extremistische Haltung hervorrufen, wie sie<br />
in gewissen sozialen Gruppierungen in Ungarn<br />
oder in der gegenwärtigen Situation in<br />
Portugal zu beobachten ist. In Großbritannien<br />
war bis 2002 nur ein einziger Beruf im<br />
Bereich der sozialen Bildung möglich: der<br />
Sozialarbeiter. Inzwischen hat man jedoch<br />
eingesehen, dass diese Haltung zur Verarmung<br />
der Profession, wie auch zur Verengung<br />
der Hilfsmöglichkeiten geführt hat.<br />
Deshalb können wir heutzutage in England,<br />
Wales und Schottland erste Bemühungen in<br />
die Richtung sehen, eine umfassende sozialpädagogische<br />
Versorgung einzuführen. 47<br />
3. Wie könnte man die Vielfalt in der Sozialpädagogik<br />
in Europa lösen?<br />
Das ist eine schwerwiegende Frage. Die EU-<br />
Minister sollen sich damit sehr ernst bei ihren<br />
zweijährigen Konferenzen beschäftigen,<br />
um die hier Auswege finden zu können.<br />
Bis dahin wäre es nötig, in jedem europäischen<br />
Staat eine Liste zu erstellen, in der die<br />
verschiedenen Namen und Benennungen<br />
der Sozialpädagogik und Sozialpädagogen in<br />
den Ländern Europas definiert werden. Das<br />
wäre die Bedingung, um die unterschiedlich<br />
benannten Diplome und Abschlüsse jeweils<br />
nostrifizieren zu können und den Sozialpädagogen<br />
einen Arbeitsplatz in anderen Ländern<br />
zu ermöglichen.<br />
Weiters könnten die sozialpädagogischen<br />
Gesellschaften wie FESET versuchen, eine<br />
Beschreibung der Arbeitsfelder in den Bereichen<br />
der Sozialpädagogik und der Sozialpädagogen<br />
zu erreichen, wie auch eine gewisse<br />
47 Eilen Bengltsson et al., Introducing Social Pedagogy<br />
Into Residential Child Care in England (London: NCERCC,<br />
2008). Mark Smith, Social Work, „Social Education and Social<br />
Pedagogy in Scotland”, European Journal of Social Education<br />
(2009): 229-246. Pat Petrie et al., Pedagogy – a holistic, personal<br />
approach to work with children and young people, across services<br />
(London: IOE, 2009).<br />
Annäherung der verschiedenen Strukturen<br />
der Ausbildung in ihren europaweiten Konferenzen<br />
zu ermöglichen.<br />
Die Europäische Union steht im pädagogischen<br />
Bereich erst am Beginn. Daher müssen<br />
wir Geduld und Kompromissbereitschaft<br />
haben, insbesondere im Bereich der Sozialpädagogik.<br />
„Eile mit Weile!” – mahnt uns das<br />
Sprichwort; die totale Vereinheitlichun in den<br />
Benennungen ist schwer zu erreichen. Jedes<br />
Land hat und schätzt seine Traditionen, jedoch<br />
wäre für alle Beteiligten eine Annäherung,<br />
ja sogar eine Einheit wünschenswert.<br />
In den Ausbildungsprogrammen der Sozialpädagogik<br />
sollten jedoch nur die wesentlichsten<br />
Elemente das Basiscurriculum bilden, in<br />
allen anderen Belangen sollte die Freiheit<br />
der Ausbildungsinstitution bestehen bleiben.<br />
Eine gewisse Differenz ist gut, sogar nötig.<br />
Pat Petrie und Mitarbeiter haben eine Untersuchung<br />
in fünf westeuropäischen Staaten<br />
im Jahre 2006 durchgeführt. Sie haben die<br />
Grundprinzipien der Sozialpädagogik gesammelt,<br />
die in allen Ländern vorhanden waren.<br />
Das Ergebnis kann man folgenderweise<br />
zusammenfassen:<br />
• „Die Sozialpädagogik betrachtet die sozialen<br />
Probleme holistisch.<br />
• Sie befasst sich mit zahlreichen Dimensionen<br />
des Lebens der Kinder, Jugendlichen,<br />
Erwachsenen und Alten.<br />
• Sie konzentriert sich auf die sozialen Beziehungen<br />
von Kindern und Erwachsenen.<br />
• Sie versucht sich in die Lebenssituationen<br />
(lifespace) der Klienten zu versetzen.<br />
• Sie reflektiert auf hohem Niveau und ist in<br />
der Praxis kreativ.<br />
• Sie setzt ihre theoretischen Einsichten in<br />
der Praxis um.<br />
• Sie trifft Entscheidungen in einem professionellen<br />
Kontext.<br />
• Sie setzt alle vorhanden praktische Lösungsmöglichkeiten<br />
und kreative Fähigkeiten<br />
und Fertigkeiten ein.<br />
• Sie arbeitet im Team mit der vorhandenen<br />
Infrastruktur.<br />
95<br />
9. Ausbildung und Praxis der Sozialpädagogik in Europa