PH Publico 1 - Pädagogische Hochschule Burgenland
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8. Lernen an der Schnittstelle<br />
Für erfolgreiche Lernprozesse gibt es einen<br />
optimalen emotionalen Zustand der Lernenden,<br />
der von den Gehirnzentren für Angst<br />
und Lust ausgelöst und moderiert wird.<br />
Caine/Caine nennen ihn den Zustand der<br />
entspannten Aufmerksamkeit oder „relaxed<br />
alertness“. Er ist geprägt von geringer Angst<br />
und einem hohen Maß von Herausforderung.<br />
Wenn sich der/die Lernende als kompetent,<br />
interessiert und intrinsisch motiviert<br />
empfindet, wird er in diesen Zustand versetzt.<br />
Wenn im Unterricht und in Lernumgebungen<br />
emotionale und soziale Kompetenz<br />
angestrebt werden, haben SchülerInnen die<br />
Möglichkeit Erfahrungen von Kompetenz<br />
und Selbstvertrauen, die mit persönlichen<br />
Zielen und Interesse verbunden sind, zu machen.<br />
2. Geordnete Vertiefung in komplexe Erfahrungen<br />
(„orchestrated immersion in complex<br />
experiences“)<br />
Das menschliche Gehirn stellt Verbindungen<br />
her, zwischen dem was erfahren wird,<br />
und der Zuschreibung von Bedeutungen der<br />
Erfahrung. Unterricht sollte die Möglichkeit<br />
anbieten, neue Inhalte mit bereits geordnetem<br />
und gespeicherten Wissen verknüpfen<br />
zu können. Weiters muss Lehren die Sinne<br />
wie Gehör, Geschmack, Geruch und Bewegung<br />
mit ein beziehen.<br />
Die Herstellung von sinnvollen Verknüpfungen,<br />
das Miteinbeziehen der Sinne und die<br />
Anwendung des Gelernten geschieht gleichzeitig,<br />
und es kommt zu einer komplexen Erfahrung.<br />
Diese Art des Lernens bringt eine<br />
selbstständige Entscheidungsfindung mit<br />
sich.<br />
1. Aktive Verarbeitung von Erfahrungen<br />
(„active process of experience“)<br />
Der Bedeutungsgehalt von Informationen<br />
für Lernende entscheidet über die Nachhaltigkeit<br />
der Erinnerung. Entscheidend ist das<br />
aktive Wissen der Lernenden, also Wissen<br />
74<br />
mit dem er/sie umgehen kann. Durch Feedback,<br />
der Reflexion des eigenen Lernens,<br />
der Entwicklung von Zielen und zeitlichen<br />
Abläufen, der Kommunikation mit anderen,<br />
werden neue Erfahrungen aktiv verarbeitet<br />
und das Wissen wird im Zuge des Lernprozesses<br />
erweitert und gefestigt (vgl. Arnold<br />
2006, S.156f).<br />
SchülerInnen müssen Rahmenbedingungen<br />
von Lernprozessen selbst steuern können.<br />
Sie sollen die Lösung einer Aufgabe planen,<br />
Methode und Techniken zur Informationsbeschaffung<br />
lernen und über Erarbeitungsstrategien<br />
verfügen. Auf diese Weise arbeitend,<br />
können Lernende Aussagen über ihre Lernstände<br />
machen, was ihnen wiederum hilft Inhalte<br />
zu verarbeiten, da dies eine Festigung<br />
der Neuronenverknüpfungen bewirkt.<br />
Die Anwendung und Umsetzung des Gelernten<br />
bewirken die tiefe Einspeicherung<br />
und flexible Verfügbarkeit von Inhalten. Die<br />
Umsetzung des erfolgreichen Lernprozesses<br />
drückt sich in der Denk- und Handlungsflexibilität<br />
aus (ebd., S.148f).<br />
Der Mensch aus neurodidaktischer Sicht<br />
Der Mensch, aus neurodidaktischer Sicht ist,<br />
ein komplexes, anpassungsfähiges, sich selbst<br />
organisierendes System. Es ist ihm möglich,<br />
sich zu reorganisieren. Die Veränderung von<br />
Werten, Haltungen und Grundeinstellungen,<br />
ist ein Merkmal von sinnvollem Lernen.<br />
Das menschliche Gehirn lernt nach dem<br />
Prinzip der Selbstorganisation und kann als<br />
ganzheitliches, komplexes und anpassungsfähiges<br />
System beschrieben werden. Körper,<br />
Gehirn und Geist sind als dynamische Einheit<br />
zu sehen. Nach Arnold müssen Lehrende<br />
mit dieser Komplexität umgehen lernen,<br />
in dem sie sich auf das ganzheitliche Sein des<br />
Menschen einlassen. Sie müssen Hilfestellungen<br />
anbieten, um die Weiterentwicklung<br />
zu ermöglichen und zu fördern und Selbstreflexion<br />
und Kreativität zulassen. Lernende