PH Publico 1 - Pädagogische Hochschule Burgenland
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8. Lernen an der Schnittstelle<br />
Wissen über mehrere neuronale Netze zugegriffen<br />
werden kann. Dies fördert weiterführend<br />
die Vernetzung vorhandenen Wissens<br />
mit neuem Wissen.<br />
Das Gehirn funktioniert umso besser, je<br />
höher die Erwartung der Bewältigung der<br />
Lernsituation ist. Jede Lerngruppe ist geprägt<br />
durch individuelle Unterschiede und<br />
Heterogenität. Auf diese Vielfalt müssen<br />
Rahmenbedingungen Rücksicht nehmen, um<br />
Lernbereitschaft und Motivation zu erhalten<br />
und zu erhöhen.<br />
Lernen für das Langzeitgedächtnis geht langsam<br />
voran. Nachhaltiges Lernen ist in der<br />
traditionellen Form des Unterrichts schwer<br />
möglich- SchülerInnen speichern meist im<br />
Kurzzeitgedächtnis bis zum nächsten Test<br />
oder bis zur nächsten Wiederholung. Nach<br />
Herrmann organisiert Schule ihre eigene<br />
Erfolglosigkeit, wie TIMMS und PISA gezeigt<br />
haben.<br />
Lernprozesse benötigen Lernveranlassungen<br />
und Erfolgserlebnisse. Das Gefühl des sich<br />
Wohlfühlens, weil er/sie kann, muss von<br />
SchülerInnengehirnen öfter erlebt werden,<br />
ansonsten, so meint Scheich, schalten sie auf<br />
„Stand-by“.<br />
Emotionen und Lernen bzw. Gedächtnis<br />
korrelieren stark miteinander. Dies zeigt sich<br />
in der Tatsache, dass einzelne nicht wiederholte<br />
Situationen, die von Emotionen begleitet<br />
sind, bis ins Detail memoriert werden<br />
können, während bedeutungslose auch wiederholte<br />
Informationen vergessen werden.<br />
Befürworter von Leistungsanforderungen<br />
kritisieren jenen Ansatz der Pädagogik der<br />
freudebetontes Lernen fördert. Vertreter der<br />
Instruktionspädagogik meinen, dass Lerninhalte<br />
im lehrerzentrierten Unterricht, danach<br />
abrufbar seien. Dies klärt die Gehirnforschung<br />
als Irrtum auf. Sie bezeichnet als Kuschelpädagogik<br />
jene, die nicht individualisiert.<br />
Im frontalen Unterricht schalten Gehirne der<br />
70<br />
Schüler ab, werden förmlich weggekuschelt.<br />
Lernen ist ein Kommunikationsprozess, am<br />
erfolgreichsten in und durch Gruppen und<br />
das Lernen in Gruppen ermöglicht Individualisierung<br />
(vgl. Herrmann 2006, S.91ff).<br />
Worauf es bei Lehren und Lernen aus der<br />
Sicht der Hirnforschung ankommt<br />
Worin bestehen aus der Sicht der Hirnforschung<br />
die Schwierigkeiten bei Lehr- und<br />
Lernprozessen? Die Pädagogik und die Didaktik<br />
orientieren sich an Konzepten von<br />
Wissenschaftsdisziplinen, die sich mit Wahrnehmung,<br />
Lernen und Motivation auseinandersetzen.<br />
Das wohl erfolgreichste, ist das<br />
Modell der Informationsverarbeitung, das<br />
aus der kognitiven Psychologie stammt. Es<br />
beruht darauf, dass Lernen ein Prozess von<br />
Instruktion, Verarbeitung und Abspeichern<br />
des dargebotenen Wissens ist. Lehrende senden<br />
sprachliche Informationen aus, die das<br />
informationsverarbeitende System der Lernenden<br />
erreichen, in ihrer Bedeutung entschlüsselt<br />
und mit dem entsprechenden Vorwissen<br />
verknüpft werden. Danach erfolgt die<br />
Speicherung der neuen Wissenseinheit im<br />
Langzeitgedächtnis.<br />
Roth setzt dem entgegen, dass zum ersten<br />
Wissen nicht übertragbar sei, sondern im<br />
Gehirn des Lernenden neu geschaffen werden<br />
müsste und das zum zweiten Wissensaneignung<br />
von Rahmenbedingungen und<br />
Faktoren gesteuert wird, die schwer beeinflussbar<br />
sind, da sie unbewusst ablaufen. Im<br />
Folgenden werden jene Faktoren, die nach<br />
Roth Lernprozesse erfolgreich machen, beschrieben<br />
(vgl. Roth 2006, S. 55).<br />
Die Bedeutungskonstruktion<br />
Bedeutungen können nicht vom Lehrenden<br />
auf den Lernenden übertragen werden, sondern<br />
werden vom Gehirn des Empfängers<br />
konstruiert. Die Bedeutungskonstruktionen<br />
laufen zum großen Teil völlig unbewusst ab,