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PH Publico 1 - Pädagogische Hochschule Burgenland

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Beeinflussung. Es funktioniert nicht als Datenspeicher,<br />

sondern als Datenerzeuger.<br />

Diese ergibt sich aus der Biochemie der zellulären<br />

Mechanismen und Prozesse im Gehirn.<br />

Lernen ist Aktivität des Lernenden, positiv<br />

beeinflusst, wenn die Aktivität Spaß macht.<br />

Dadurch kommt es zur Freisetzung von<br />

Botenstoffen, die Grundvoraussetzung für<br />

Lernen sind. Lernprozesse hängen mit dem<br />

limbischen System zusammen. Dabei geht es<br />

um die Verteilung von Funktionen und Leistungen<br />

des Gehirns auf verschiedene Areale,<br />

die beispielsweise zuständig sind für Emotionen<br />

oder kognitive Leistungen. Erforscht<br />

wird dies mit bildgebenden Verfahren, die<br />

zwar nicht zeigen, was dort geschieht, sondern<br />

das etwas dort geschieht. Die Ursache<br />

für die dortigen Geschehnisse sind die so<br />

genannten neuromodularischen Systeme, die<br />

die Gehirntätigkeit gestalten. Neuromodulatoren<br />

steuern, wie bereits erwähnt, die Steuerung<br />

von Aufmerksamkeit, Motivation, Interesse,<br />

Lernfähigkeit (vgl. Herrmann 2006,<br />

S. 88f).<br />

Schule der Selbsttätigkeit<br />

Im Gegensatz zur belehrenden Memorierschule<br />

des 18.Jhdt., gab es die Schule der<br />

Selbsttätigkeit, in der SchülerInnen aktiv den<br />

Lernprozess mitgestalteten.<br />

Das Prinzip der Schule der Selbsttätigkeit ist,<br />

dass SchülerInnen „können“, weil sie „tun“<br />

und dieses „etwas können“ erhält die Motivation.<br />

SchülerInnen untersuchen, prüfen,<br />

planen und experimentieren. Seit Ende des<br />

19.Jhdt. heißt dieses Konzept Arbeitsunterricht.<br />

Diese Art des Unterrichts war die Medizin<br />

gegen die passive Buchschule.<br />

Entdeckendes Lernen ist heute das wichtigste<br />

Prinzip der selbstorganisierten Schülertätigkeit<br />

im fächerübergreifenden und<br />

fächerverbindenden Unterricht. Das Lehrerinstruktionsmodell<br />

wird ersetzt durch das<br />

Schülerselbstlernmodell. „Und das Gehirn<br />

„sagt“: Ich tue und kann und bewirke etwas<br />

und lerne, dass ich noch mehr kann, wenn<br />

man mich lässt“ (Herrmann 2006, S. 91).<br />

In der Schule der Selbsttätigkeit wandelt<br />

sich die Rolle der Lehrenden. Er/ Sie ist<br />

verantwortlich für die Entwicklung von<br />

Lern- und Arbeitsmaterialien, ist ModeratorIn<br />

und BeraterIn. LehrerInnen, vor allem<br />

jene an Gymnasien, werden im Prozess<br />

der Ausbildung darauf so gut wie gar nicht<br />

vorbereitet, so vernimmt man aus dem Lager<br />

der Hirnforschung. Nach Herrmann<br />

muss moderne Schulpädagogik, die von der<br />

Gehirnforschung gelernt hat, anerkennen,<br />

dass Selbstorganisation erfolgreiches Lernen<br />

sichert. Dann wäre das Problem, dass gelangweilte<br />

SchülerInnen weghören und sich<br />

anderem, Interessanterem zuwenden, gelöst.<br />

Nachdem Desinteresse Sanktionen nach<br />

sich zieht, würden SchülerInnen, so meint<br />

er, sehr bald lernen unauffällig abzuschalten.<br />

Weiters wäre denkbar, dass Hyperaktivität<br />

und Aggression normale mentale Reaktionen<br />

auf langweiligen Unterricht sind.<br />

Im Projektunterricht oder in der Gruppenarbeit<br />

wäre all dies schwer möglich, da die<br />

SchülerInnen Verantwortung für ihr Lernen<br />

tragen.<br />

Projektarbeit beinhaltet zwei weitere reformpädagogische<br />

Prinzipien. Erstens das exemplarische<br />

Lernen und zweitens das individuelle<br />

Lernen.<br />

Unser Gehirn lernt ständig, filtert aber Informationen<br />

nach Bedeutung. Etwa 90% des<br />

Schulstoffes werden sofort vergessen. Beim<br />

exemplarischen Lernen sollen bedeutungsvolle<br />

Sachverhalte, die sich durch inhaltliche<br />

Vielfalt auszeichnen, erarbeitet werden, sodass<br />

vielfache didaktische Zugänge möglich<br />

sind, was aus neurowissenschaftlicher Sicht<br />

den Vorzug hat, dass auf das so erworbene<br />

69<br />

8. Lernen an der Schnittstelle

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