PH Publico 1 - Pädagogische Hochschule Burgenland
PH Publico 1 - Pädagogische Hochschule Burgenland
PH Publico 1 - Pädagogische Hochschule Burgenland
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Das letzte Jahrzehnt wird als die Dekade der<br />
Hirnforschung (the decade of the brain) bezeichnet.<br />
Die Neurowissenschaft erlangte<br />
mit ihren Forschungsergebnissen eine hohe<br />
Medienpräsenz und Resonanz an der Öffentlichkeit<br />
und entwickelte sich zu einem<br />
Thema, an dem kein Weg vorbei zu führen<br />
scheint, denn sie erklärt, wie die Welt in unserem<br />
Kopf entsteht, warum wir tun, was wir<br />
tun, was in unseren Gehirnen passiert, wenn<br />
wir lernen.<br />
So wurde sie zum Gegenstand eines interdisziplinären<br />
und öffentlichen Diskurses.<br />
Dies erklärt die verstärkte Auseinandersetzung<br />
der Erziehungswissenschaften mit<br />
Forschungsergebnissen aus dem Bereich der<br />
Neurowissenschaften.<br />
Über die Bedeutung und den Stellenwert der<br />
Ergebnisse und Erkenntnisse der Hirnforschung<br />
für Theorie und Praxis der Pädagogik,<br />
gibt es divergierende Ansichten. Hierbei<br />
spannt sich der Bogen von Zustimmung zur<br />
Aufnahme dieser Erkenntnisse, über einen<br />
kritischen interdisziplinären Diskurs, bis hin<br />
zur Zurückweisung.<br />
Vertreter der Hirnforschung nehmen den<br />
Standpunkt ein, dass die Ergebnisse ihrer<br />
Forschung von fundamentaler Bedeutung<br />
für die pädagogische Praxis sind. Historisch<br />
gesehen, gab es schon vor langer Zeit eine<br />
Verbindung zwischen Hirnforschung und<br />
Pädagogik. Das Nachdenken der Hirnforschung<br />
über Erziehung, könnte man schon<br />
fast als traditionell bezeichnen. Ratschläge<br />
für pädagogisches Handeln zu entwickeln,<br />
stellt keinen neuen Sachverhalt dar. Diese<br />
Bestrebungen gingen allerdings immer von<br />
der Hirnforschung aus (vgl. Becker 2006,<br />
S.133).<br />
Rosemarie Lehner<br />
Lernen an der Schnittstelle zwischen<br />
Pädagogik und Hirnforschung<br />
Das Interesse der Öffentlichkeit erwachte<br />
vor allem nach den Publikationen der Ergebnisse<br />
der PISA Studien, deren Ergebnisse<br />
österreichischen sowie deutschen Schulen<br />
und ihrem Unterricht ein nicht sehr ruhmvolles<br />
Zeugnis ausstellten. Es herrscht eine<br />
öffentliche Diskussion um Bildung, die auch<br />
die österreichische Bildungslandschaft prägt<br />
und zu Veränderungen führt. Der Diskurs<br />
um den Wandel von Lernkulturen bzw. um<br />
ihre Implementierung im Schulwesen, breitet<br />
sich auf allen Ebenen der schulischen Instanzen<br />
aus. Traditioneller, frontaler Unterricht<br />
wird auf seine Wirkung und Effektivität<br />
hinterfragt, vor allem darauf abzielend, ob<br />
diese Form des Unterrichts, der individuelle<br />
Lernprozesse nicht berücksichtigt, noch<br />
den Anforderungen einer komplexen Welt<br />
gerecht werden kann. Die Forderung nach<br />
Selbständigkeit und Selbsttätigkeit des Individuums,<br />
sowie die Verantwortung für das<br />
eigene Leben in allen Lebensbereichen zu<br />
übernehmen, kennzeichnet die Gesellschaft<br />
von heute.<br />
Unter den zahlreichen Initiativen zur Reformierung<br />
des Bildungssystems nach PISA,<br />
die seitens des österreichischen Bundesministeriums<br />
für Unterricht, Kunst und Kultur<br />
in den letzten Jahren gesetzt wurden, waren<br />
Maßnahmen zur Veränderung der Lehr -und<br />
Lernkultur unter Einbindung der Erkenntnisse<br />
der Hirnforschung.<br />
Nach Meinung namhafter Hirnforscher stünde<br />
man mit dem Wissen, was der Mensch sei<br />
und was sein Handeln bestimmt, erst am Anfang<br />
und glaubt man den Prophezeiungen,<br />
wird es in Zukunft eine Revolution durch<br />
Erkenntnisse über menschliche Gehirne geben.<br />
Wenn dies zutrifft, wie wird dies unser<br />
Menschenbild beeinflussen? Welcher Heraus-<br />
67<br />
8. Lernen an der Schnittstelle