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PH Publico 1 - Pädagogische Hochschule Burgenland

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5. Die Neue Lernkultur und ihre Bedeutung<br />

Lernkultur sein, die Fähigkeit, eine gewisse<br />

Zeit aufmerksam und konzentriert zuzuhören,<br />

nicht zu auszubilden. Die Vorbereitung<br />

auf das weitere Leben, auf Beruf und Gesellschaft<br />

erfordern auch diese Kompetenz.<br />

Im Anschluss an den darbietenden Unterricht<br />

können die Schüler in freie Lernphasen<br />

entlassen werden, in denen Selbststeuerung<br />

und Selbstverantwortung ermöglicht und<br />

gefördert werden. Die Lehrkraft übernimmt<br />

nun die Begleitung einzelner Schüler und/<br />

oder Schülergruppen. Dresselhaus nennt es<br />

die „Rolle des Lernberaters“ (Dresselhaus<br />

2006, S. 130). Der Lehrer als Lernberater unterstützt<br />

- nach Einschätzen des Beratungsbedarfs<br />

- die Lernenden: „Selbstgesteuertes<br />

Lernen zeichnet sich vor allem dadurch aus,<br />

dass der Lernende sich selbst Fragen stellt,<br />

diesen selbst nachgeht und sogar den Weg<br />

festlegt, auf dem er Antworten finden will.<br />

Dies setzt allerdings voraus, dass er in der<br />

Lage ist, die richtigen Fragen zu stellen und<br />

die entsprechenden Antworten selbst zu<br />

finden. Für die Schaffung dieser Voraussetzungen<br />

ist der Lernberater verantwortlich“<br />

(Ebd.).<br />

Eine weitere Herausforderung stellen die unterschiedlichen<br />

Voraussetzungen des einzelnen<br />

Schülers dar: Lernstand, soziale Kompetenz<br />

und kulturelle Herkunft erfordern ein<br />

Differenzieren, durch das Über- oder Unterforderung<br />

des einzelnen Kindes vermieden<br />

wird. Differenzieren ermöglicht, das Kind<br />

seiner Individuallage gemäß so zu fördern,<br />

dass es sich der für alle Schülerinnen und<br />

Schüler gemeinsamen Elementarbildung (a.<br />

a. O.) nähern und diese bis zum Ende der<br />

Grundschulzeit erreichen kann. Die Begründung<br />

und Notwendigkeit der Differenzierung<br />

müssten in der Lehrerausbildung sowohl in<br />

Unterrichtswissenschaft als auch in Psychologie<br />

und Soziologie unter den jeweiligen Aspekten<br />

thematisiert und vermittelt werden.<br />

Aufgabe der Didaktik ist es, fachspezifische<br />

Möglichkeiten der Differenzierung zu vermitteln.<br />

52<br />

Voraussetzung für wirksame Differenzierung<br />

ist die genaue und gezielte Beobachtung des<br />

einzelnen Schülers. Der Lehrer muss über<br />

den Leistungsstand in den einzelnen Fächern<br />

sowie über die kognitiven, psychischen und<br />

sozialen Möglichkeiten des Einzelnen Bescheid<br />

wissen, um den Unterricht individuallagengemäß<br />

gestalten zu können und jedem<br />

Schüler zu ermöglichen, sein Optimum in<br />

dem bestimmten Fach zu erreichen. Für die<br />

Lehrerausbildung bedeutet dies, das Beobachten<br />

nicht nur als Grundlage zur Notengebung<br />

und zur Rechtfertigung gegenüber<br />

Eltern und Vorgesetzten zu betrachten, sondern<br />

die Einsicht zu fördern, dass Beobachtung<br />

die Bedingung für erfolgreichen Unterricht<br />

darstellt.<br />

Das Üben und Wiederholen hat ähnlich wie<br />

der Frontalunterricht an Stellenwert eingebüßt.<br />

Viele Jahre wurde es als Bestandteil des<br />

Unterrichtens verschmäht und war als „überholt“<br />

und unnötig verschrien. Erst allmählich<br />

wird bewusst, welche Folgen mit dem Ausblenden<br />

dieser Lernform verbunden sind: Es<br />

fehlt an Nachhaltigkeit und damit an Kompetenzen,<br />

die in den weiterführenden Schulen,<br />

spätestens aber im Berufsleben, vonnöten<br />

wären.<br />

Das wirft auch in der Lehrerausbildung<br />

Probleme auf, denn interessant und gefragt<br />

sind vor allem Unterrichtseinheiten, in denen<br />

Neues erarbeitet werden soll. Fallweise<br />

entsteht der Eindruck, dass sich Studierende<br />

entschuldigen wollen, wenn sie „nur eine<br />

Übungsstunde“ halten. „Gemeinhin wird<br />

mit ihr (der Übung, Anm. d. Verf.) Drill,<br />

Stumpfsinn und Mechanisierung verbunden“<br />

(Brinkmann in: Migutsch 2008, S. 278).<br />

Ohne Übung bleibt aber eine noch so aufwändig<br />

gestaltete Erarbeitung eines Stoffes<br />

(und die Erarbeitung ist für ein Üben Voraussetzung)<br />

an der Oberfläche, vielleicht<br />

auch wirkungslos. Aus dem Grundschulbereich<br />

sei als Beispiel das Einmaleins genannt.

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