PH Publico 1 - Pädagogische Hochschule Burgenland
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4. Bedeutung für die Lehrerausbildung<br />
Die Absicht des Unterrichts ist das Erreichen<br />
der Lehr-/Lernziele, des Lernerfolgs.<br />
Lehr- und Lernziele gibt der Lehrplan verbindlich<br />
vor. Diese „Grobstruktur“ (Lehrplan<br />
der Volksschule 2008, S. 9) hat für die<br />
jeweiligen Unterrichtseinheiten in Feinziele<br />
gegliedert zu werden, um Schritt für Schritt<br />
das Gesamtziel zu erreichen, das eine „für<br />
alle Schülerinnen und Schüler gemeinsame<br />
Elementarbildung“ (Ebd., S. 6) gewährleisten<br />
soll. Die Methoden, wie diese Ziele erreicht<br />
werden können und sollen, müssen an die zu<br />
vermittelnden Inhalte angepasst werden. Der<br />
Lehrplan gesteht den Lehrkräften unter anderem<br />
sowohl im Hinblick auf die Konkretisierung<br />
der Lehrstoffe als auch hinsichtlich<br />
der Methoden Entscheidungsfreiräume zu<br />
(Vgl. ebd., S. 15).<br />
Vor der Zeit der Reformpädagogik (und damit<br />
auch vor jener der neuen Lernkultur) war<br />
der Frontalunterricht das Mittel der Wahl.<br />
Inzwischen haben sich Elemente aus der<br />
Reformpädagogik im Unterrichtsgeschehen<br />
etabliert und den Lehrern steht eine Vielfalt<br />
an Methoden zur Verfügung, wie sie die Inhalte<br />
des Lehrplans an die Kinder herantragen<br />
können.<br />
Ziel der Ausbildung zum Grundschullehrer<br />
muss es sein, die Studierenden mit den<br />
Methoden und deren Einsatzmöglichkeiten<br />
so vertraut zu machen, dass sie aus einem<br />
reichen Repertoire schöpfen und dieses den<br />
Gegebenheiten entsprechend einsetzen können,<br />
denn das Wissen um Methoden ist die<br />
eine Sache, deren begründeter und gezielter<br />
didaktischer Einsatz eine andere.<br />
Die unterschiedlichen Methoden schließen<br />
aber auch den Frontalunterricht mit ein, der<br />
mit dem Einzug der offenen Lernformen in<br />
den Unterricht zunehmend in Verruf geriet.<br />
Darbietenden Unterricht aus dem Grundschulbereich<br />
zu verbannen hieße aber, das<br />
Kind mit dem Bad auszuschütten. Um zu<br />
Selbststeuerung und Selbstverantwortung<br />
zu gelangen, bedarf es der Anleitung und es<br />
wäre verantwortungslos, das Kind mit einer<br />
Fülle an Lernmaterialien sich selbst zu überlassen.<br />
Dresselhaus formuliert es so: „Lernen<br />
braucht beides: selbstbestimmte und fremdbestimmte<br />
Lernphasen“ (Dresselhaus 2006,<br />
S. 129). Das Grundschulkind ist noch nicht<br />
in der Lage, abzuschätzen, welche Inhalte<br />
für sein weiteres Leben bedeutsam sind. Der<br />
Frontalunterricht gibt Gelegenheit, Themen<br />
an die Schüler heranzutragen, für die das<br />
Kind, wenn sie neugierig machend präsentiert<br />
werden, erst Interesse entwickeln kann,<br />
weil es bisher nicht von deren Existenz gewusst<br />
hat.<br />
Gudjons führt u. a. folgende Funktionen des<br />
Frontalunterrichts an:<br />
• „Informieren und Darbieten<br />
• die das Lernen vernetzende Stofferarbeitung<br />
• Vermittlung von Arbeits- und Lernmethoden<br />
• Einüben von Problemlösungsmodellen<br />
• Sichern von Ergebnissen durch Üben und<br />
Wiederholen<br />
• gemeinsame Planung, Koordination und<br />
Auswertung von Unterricht“ (Gudjons in:<br />
Dresselhaus 2006, S. 140).<br />
Guter Frontalunterricht ist demnach Voraussetzung<br />
für gelungenen offenen Unterricht.<br />
Die Themen und Inhalte müssen initiiert,<br />
dargeboten, erklärt, Arbeits- und Lernmethoden<br />
eingeführt werden. In diesen Phasen<br />
tritt die Lehrkraft als Modell in besonderer<br />
Weise in den Vordergrund: Das gilt für ihr<br />
Auftreten ebenso wie für die Sprache, für kritisches<br />
Denken und Hinterfragen sowie für<br />
Eingehen auf Schülerfragen oder störendes<br />
Verhalten im Plenum.<br />
Ein abschließender Gedanke zum scheinbaren<br />
Widerspruch Frontalunterricht – neue<br />
Lernkultur: Es kann nicht Ziel einer neuen<br />
51<br />
5. Die Neue Lernkultur und ihre Bedeutung