PH Publico 1 - Pädagogische Hochschule Burgenland
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Der Begriff „neue Lernkultur“ ist seit den<br />
60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts<br />
in der Bildungslandschaft mehr oder weniger<br />
präsent. In seiner Begleitung trifft man<br />
auf das „Lebenslange Lernen“ ebenso wie<br />
auf das „Lebensbegleitende Lernen“, auf<br />
„Schlüsselqualifikationen“, „Kompetenzen“,<br />
auf das „Selbstgesteuerte Lernen“ u. a. m.<br />
Die Notwendigkeit einer neuen Lernkultur<br />
wurde auf Grund der Annahme, dass sich<br />
Lebens- und Berufswelt in Folge der sich<br />
wandelnden Informations- und Kommunikationsformen<br />
verändern würden, gesehen.<br />
Die sich daraus ergebende Konsequenz war<br />
zunächst das Überdenken des Lehrens und<br />
Lernens in der Fort- und Weiterbildung.<br />
Der Lernende sollte dazu befähigt und dabei<br />
begleitet werden, selbstgesteuert zu lernen.<br />
„Die Didaktik der Industriegesellschaft<br />
kann nicht die Didaktik der Informations-<br />
und Wissensgesellschaft, mithin der Zukunft<br />
sein“ (Dresselhaus 2006, S. 104).<br />
Schon einmal wurde übrigens das Erfordernis<br />
eines Kurswechsels in der Pädagogik mit<br />
dem Fortschritt der Technik und der „zunehmenden<br />
Verflechtung der Welt“ argumentiert:<br />
zu Beginn des 20. Jahrhunderts (siehe<br />
Kapitel „Was ist neu an der neuen Lernkultur“?).<br />
Die heute gemeinte neue Lernkultur wird<br />
stets im Zusammenhang mit dem Konstruktivismus<br />
gesehen: Der Lernende muss sich<br />
sein Wissen selbst konstruieren. Der Lehrende<br />
kann wohl Informationen weitergeben,<br />
doch die Bedeutung dieser Information für<br />
das Individuum kann der Lehrende nicht abschätzen<br />
(Gasser 1999, S. 14).<br />
Allmählich tauchte auch im Grundschulbe-<br />
Michaela Auner<br />
Die Neue Lernkultur und ihre Bedeutung in<br />
Grundschule und Lehrerausbildung<br />
reich der Ruf nach einer neuen Lernkultur<br />
auf, wenngleich es scheint, dass keine Klarheit<br />
darüber herrscht, was in diesem Bereich<br />
damit eigentlich gemeint ist. Individualisieren,<br />
Differenzieren, selbstverantwortliches<br />
Lernen und offene Unterrichtsformen sind<br />
die Schlagworte, die mit der neuen Lernkultur<br />
häufig verbunden werden.<br />
Im Folgenden muss daher zuerst die Frage<br />
beantwortet, was an der Neuen Lernkultur<br />
neu ist, beschäftigen. Daran schließen sich<br />
Überlegungen über die Differenz zwischen<br />
Lehren und Lernen in der Fort- und Weiterbildung<br />
und jenem in der Grundschule sowie<br />
Anmerkungen zu Lehr- und Unterrichtsformen<br />
in der Grundschule im Zeichen der<br />
neuen Lernkultur.<br />
Wenn Unterricht verändert werden soll,<br />
muss dieser Wandel auch Auswirkungen auf<br />
die Lehrerausbildung haben. Demgemäß soll<br />
auch auf diesen Bereich eingegangen werden.<br />
1. Was ist neu an der Neuen Lernkultur?<br />
Neu bezeichnet das Gegenteil von Alt. Das<br />
Bedürfnis, etwas zu erneuern, tritt auf, wenn<br />
etwas Altes nicht mehr zu genügen scheint,<br />
wenn es überholt ist, wenn das Neue eine<br />
Verbesserung – in welcher Hinsicht auch immer<br />
– verspricht. Auch Langeweile mag bei<br />
der einen oder anderen Entscheidung für etwas<br />
Neues eine Rolle spielen. Gleichwohl gilt<br />
es, abzuwägen und zu überprüfen, inwieweit<br />
das Neue eine Verbesserung gegenüber dem<br />
Alten verspricht und inwiefern es den Gegebenheiten,<br />
den Anforderungen, aber auch<br />
der Zielsetzung entspricht – vor allem dann,<br />
wenn es sich um ein Gebiet handelt, das lang-<br />
45<br />
5. Die Neue Lernkultur und ihre Bedeutung