PH Publico 1 - Pädagogische Hochschule Burgenland
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gen des Lernenden anzusehen (wobei die<br />
Anteile der Persönlichkeit, des Ichs bzw. des<br />
Gehirns und die Bedeutung des Zusammenhangs<br />
zwischen psychischen und nervalen<br />
Instanzen unterschiedlich diskutiert werden<br />
(Roth 2001, Singer 2006, Spitzer 2007): Auf<br />
der Grundlage der vorhandenen kognitiven<br />
Struktur (deklaratives, prozedurales, metakognitives<br />
Vorwissen) werden Umweltinformationen<br />
(die als Nervenimpulse in das Gehirn<br />
und von diesem als kognitive Inputs in das<br />
kognitive System gelangen) in entsprechende<br />
(kognitive) Inputs umgewandelt, interpretiert<br />
und entsprechende Konstruktionen<br />
vorgenommen, die über Handeln validiert<br />
werden. Die wesentliche Veränderung gegenüber<br />
dem kognitivistischen Lernbegriff<br />
besteht im aktiven Anteil des Lernenden und<br />
in der Verwiesenheit der Konstruktion auf<br />
die vorhandene interne kognitive Struktur,<br />
was weitreichende Folgen für das pädagogische<br />
Beeinflussen des Lernens hat.<br />
1.5. Neue Lernkultur<br />
Sowohl die gesellschaftlichen Veränderungen<br />
als auch der neue Lernbegriff bzw. die neuen<br />
Lernanforderungen haben gravierende Folgen<br />
für das Leben in der modernen Gesellschaft.<br />
Als Stichworte sollen genannt werden:<br />
gewandelte Kindheit, moderne Bedingungen<br />
des Aufwachsens, der psycho-sozialen Entwicklung,<br />
des Identitätsaufbaues, der variablen<br />
Lebensentwürfe und der modernen<br />
Gefährdungen und Devianzentwicklungen<br />
(Verhaltensabweichung). Die folgende Generation<br />
muss darauf vorbereitet sein, sich in einer<br />
ständig verändernden Produktion und einem<br />
entsprechend fluiden Arbeitsmarkt neue<br />
Verfahren, Technologien und Arbeitsmittel<br />
anzueignen. Exemplarisch zeigt sich die neue<br />
Situation am Beispiel der Informations- und<br />
Kommunikationstechnologie (IKT). In den<br />
letzten Jahrzehnten mussten sich Millionen<br />
von Menschen selbstorganisiert Kenntnisse<br />
im Umgang mit dem Computer angeeignet.<br />
In ihren alltäglichen Lebensführungen mussten<br />
sie Haushaltsgeräte mit neuen elektroni-<br />
schen Funktionen bedienen lernen, sich neue<br />
Freizeitformen selbstlernend erschließen<br />
oder neue Kompetenzen des Umgangs mit<br />
verschiedenen Formen des Rechts oder mit<br />
Verwaltungen erwerben. Die Bedeutung des<br />
selbständigen Lernens in allen Bereichen des<br />
Alltages hat enorm zugenommen (Kirchhöfer<br />
2003).<br />
Hierauf Bezug nehmend stellt Kirchhöfer<br />
(a.a.O., S. 248) eine traditionelle der zukunftsorientierten<br />
Lernkultur wie in Tabelle<br />
Element der<br />
Lernkultur<br />
Stellung des<br />
Individuums<br />
zur Bildung<br />
Inhalt der<br />
Bildung<br />
Lernkanon<br />
Bereich<br />
Aneignungsform<br />
Einordnung in<br />
den Lebenslauf<br />
Lernkooperation<br />
Zertifizierung<br />
Lehrkultur<br />
traditionell<br />
fremdbestimmt<br />
und<br />
fremdorganisiert<br />
1 ersichtlich gegenüber.<br />
zukunftsorientiert<br />
selbstorganisiert<br />
individuell verantwortet<br />
Qualifikation Kompetenz<br />
zentrale Curricula <br />
bereichsspezifisch<br />
separierend<br />
(politisch, beruflich,<br />
allgemein)<br />
formell, instrukturell<br />
individuelle Lernarrangements <br />
bereichsübergreifend<br />
(lebensweit<br />
- lebenslang<br />
- lebensnah)<br />
integrierend<br />
ganzheitlich<br />
informell, konstruktiv-reflexiv<br />
phasenorientiert lebenslang<br />
institutionell<br />
segregiert<br />
Abschlussorientiert<br />
vermittelnd,<br />
Lehrkraft hierarchisiert<br />
fluide Netzwerkstrukturen<br />
offen, permanent<br />
Aneignung<br />
unterstützend<br />
Lernberater/<br />
partizipativ<br />
Tabelle 1: Elemente einer traditionellen und<br />
zukunftsorientierten Lernkultur<br />
Diese Übersicht verallgemeinernd kann man<br />
resümieren, dass die gravierendste Änderung<br />
in Richtung einer zukunftsorientierten Lernkultur<br />
im Wandel vom Lehren hin zum Ler-<br />
25<br />
4. Was bedeutet Neue Lernkultur für den Unterricht?