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PH Publico 1 - Pädagogische Hochschule Burgenland

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10. In den alltäglichen Erfahrungen lesen lernen<br />

den), das vorhandene habituelle Zeichen-<br />

und Traditions-Reservoir, das auch heute im<br />

alltäglichen Vollzug angewandt wird, wahrzunehmen<br />

und der kritischen Reflexion zugänglich<br />

zu machen. Dadurch würde nicht<br />

nur in Vergessenheit Geratenes neu gelernt,<br />

sondern auch auf den organischen Zusammenhang<br />

von Tradition und Erfahrung aufmerksam<br />

gemacht (vgl. Jungnitsch, 2007).<br />

Der abduktiven Religionspädagogik geht es<br />

demnach um ein Aufspüren und Bewusstmachen<br />

dessen, was an Religion bis in die alltäglichsten<br />

Lebensvollzüge hinein auffindbar<br />

ist. D. h. die schon geschehenen Korrelationen<br />

müssen entdeckt und kritisch reflektiert<br />

werden (vgl. Jungnitsch, 2007). Aus der Perspektive<br />

der abduktiven Korrelation ist also<br />

die Trennung von Tradition und Erfahrung<br />

unnötig, ja sogar problematisch. Beide gehören<br />

zusammen: Tradition ist nicht ohne<br />

Erfahrung, Erfahrung nicht ohne Tradition<br />

und religiöse Unterweisung nicht ohne beide<br />

zu haben. „Das Konzept der Abduktion<br />

bietet ein theoretisches Gerüst für eine<br />

Korrelationsdidaktik, die beiden, Tradition<br />

und Erfahrung, aber vor allem den Religion<br />

(er)-lebenden Schüler(-innen) eine adäquate<br />

Plattform bietet. Eine abduktive Religionspädagogik<br />

ist aufmerksam für ‚religiöse Latenz’<br />

und ermöglicht eine prozessorientierte,<br />

dialogische religiöse Bildung: Sie lebt von<br />

dem Bewusstsein, dass nichts, was an ‚Religion’<br />

den SchülerInnen ‚gelehrt’ wird, ohne<br />

deren aktive Teilnahme gelingen kann. Sie<br />

rechnet damit, dass aus der Lebenswelt der<br />

SchülerInnen Impulse kommen, die religiös<br />

authentisch und kreativ einen Unterricht<br />

vom Subjekt her möglich machen. Sie geht<br />

davon aus, dass Religion nicht im Unterricht<br />

gemacht wird, sondern je individuell vorliegt“<br />

(Prokopf, Ziebertz, 2006).<br />

Entscheidend für eine abduktive Religionspädagogik<br />

ist deshalb die Suche nach den<br />

jeweils zeitgemäßen religiösen Artikulationsformen,<br />

wobei die traditionellen Quellen, aus<br />

denen sich diese Artikulationsformen spei-<br />

100<br />

sen, aufzudecken sind.<br />

Korrelation ist Beziehung. Darum geht es<br />

auch im Religionsunterricht. Die Beziehungen<br />

zwischen Tradition und den Erfahrungen<br />

der SchülerInnen müssen allerdings<br />

nicht erst hergestellt werden. Das war vielleicht<br />

ein Irrtum herkömmlicher Modelle der<br />

Korrelationsdidaktik. Abduktive Religionspädagogik<br />

geht davon aus, dass diese latent<br />

immer schon da sind. Es geht also darum,<br />

bewusst zu machen, was an Religion in den<br />

alltäglichsten Lebensvollzügen auffindbar ist<br />

(vgl. Prokopf, Ziebertz 2006).<br />

Für Lehrerinnen und Lehrer heißt das, dass<br />

sie lernen müssen, in den Erfahrungen und<br />

Erlebnisgeschichten ihrer SchülerInnen Elemente<br />

der ihnen vertrauten theologischen<br />

Enzyklopädie zu entdecken und neu zu lesen.<br />

Dieses Lesen darf aber nicht Sinn und<br />

Bedeutungen definieren, sondern diese – in<br />

einem gemeinsamen Prozess mit den Schülerinnen<br />

und Schülern – generieren (vgl. Prokopf,<br />

Ziebertz 2006).<br />

Literaturverzeichnis<br />

Andreas Prokopf, H.-G. Z. (2006). Abduktive<br />

Korrelation – Eine Neuorientierung für<br />

die Korrelationsdidaktik? Von Universität<br />

Würzburg, Lehrstuhl für Religionspädagogik:<br />

http://user.uni-frankfurt.de/~wirth/texte/<br />

theolog.html abgerufen<br />

der standard, österreichische Tageszeitung.<br />

(2. Jänner 2009). der standard .<br />

Diözesen, S. d. (2008). Statistik zum Religionsunterricht.<br />

Wien: Österreichische Bischofskonferenz.<br />

Drewermann, E. (1986). Abrahams Opfer in:<br />

Bibel und Kirche 91, 113-124.<br />

Eco, U. Bild 1. Die Insel des vorigen Tages,<br />

Ausschnitt. Umschlagbild,, Münschen 1995.<br />

Hartshorne, C. P. (1958). Collected Papers of<br />

Charles Sanders Peirce. Cambrige.<br />

Heil, S. (2006). Strukturprinzipien religions-

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