Entsäuern zum richtigen Zeitpunkt - (DLR) Mosel
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außerdem einen max. Kaliumgehalt aufweist. Eine<br />
nachträgliche Stabilisierung ist nicht nötig.<br />
Für das in Tabelle 5 angeführte Beispiel ist eine<br />
Entsäuerung auf 7 g/l mit 1,33 g/l Bicarbonat und<br />
1,33 g/l Kalk bei einer gewünschten Restweinsäure<br />
von 1,0 g/l die ideale Entsäuerung. Die gleichen<br />
Werte hätte man auch erhalten, wenn man diesen<br />
Wein mit 2,5 g/l Weinstein mehr, also zu einem früheren<br />
<strong>Zeitpunkt</strong> mit Kalk entsäuert hätte. Die Formeln<br />
für die Berechnung sind der Tabelle 6 zu entnehmen.<br />
In den in den Tabellen 7a und 7b aufgeführten<br />
Beispielen wird noch einmal gezeigt, wie man durch<br />
Änderung der Restweinsäure die optimale Entsäuerung<br />
erzielt. Anfangs wurde erwähnt, dass es für den<br />
zu entsäuernden Wein nur einen Kaliumgehalt und<br />
einen Weinsäuregehalt gibt, den es zu erreichen gilt.<br />
Für den 1. Wein ist die Entsäuerung mit 2,0 g Restweinsäure<br />
bei einer gewünschten Säure von 7,0 g/l<br />
die optimale Entsäuerung, der Kaliumgehalt erhöht<br />
sich um 364 mg/l.<br />
Beispiel 2 (Tabelle 7b) zeigt einen Wein, der <strong>zum</strong><br />
jetzigen <strong>Zeitpunkt</strong> mit Kalk zu entsäuern ist, wie<br />
das auch die Berechnung zeigt. Der Wein hat mit<br />
750 mg/l Kalium bei der gewünschten Säure und<br />
einer Sättigungstemperatur von 10 °C optimale<br />
Werte. Eine Entsäuerung mit Kaliumbicarbonat<br />
kommt nicht in Frage. Gibt man die Restweinsäure<br />
mit 3,0 g/l an, so berechnet das Programm die Werte<br />
nach Neutralisation mit 1,33 g Kaliumbicarbonat.<br />
Mit den derzeitigen Werten kann man den Wein auf<br />
2,0 g Restweinsäure optimal mit Kalk entsäuern.<br />
Die Entsäuerung mit Kaliumbicarbonat<br />
Wie schon des öfters erwähnt ist eine Entsäuerung<br />
alleine mit Kaliumbicarbonat nicht zu empfehlen.<br />
Die analytischen Endwerte unterscheiden sich<br />
nicht von denen einer Entsäuerung mit Kalk. Während<br />
die Normalentsäuerung mit Kalk bei normaler<br />
Kellertemperatur ohne viel Aufwand über die Bühne<br />
geht, ist bei der Entsäuerung mit Kaliumbicarbonat<br />
einiges zu beachten. Bei den Entsäuerungen mit Kaliumbicarbonat<br />
muss gekühlt, eventuell Kontaktweinstein<br />
verwendet werden oder mit Metaweinsäure<br />
gefüllt werden. Oft wird die gewünschte Säure nicht<br />
erreicht, man hat einen erhöhten Kaliumgehalt und<br />
der Wein ist in vielen Fällen weinsteininstabil; Tabelle<br />
8.<br />
Um den Wein von 8 g/l auf 7 g/l mit Kaliumbicarbonat<br />
zu entsäuern, benötigt man 0,66 g/l. Durch<br />
Neutralisation geht die Säure zunächst um den halben<br />
gewünschten Betrag zurück, der Kaliumgehalt<br />
steigt um 260 mg/l.<br />
Anschließend muss der Wein stabilisiert werden.<br />
1,25 g Weinstein muss ausfallen, damit sich die Säure<br />
um 0,5 g/l und der Kaliumgehalt um 260 mg/l<br />
erniedrigt. (Identische Werte wie bei der Normalentsäuerung<br />
mit Kalk).<br />
Werden die 260 mg Kalium, die in 0,66g Kaliumbicarbonat<br />
enthalten sind in Weinstein umgerechnet,<br />
so beträgt dies 1,25 g/l, was wiederum 0,5 g/l<br />
Gesamtsäure und 1 g/l Weinsäure, sowie eine Erhöhung<br />
der Sättigungstemperatur von 10 °C ergibt.<br />
Die Tabelle zeigt den Ausgangswein zu einem früheren<br />
<strong>Zeitpunkt</strong> mit 1,25 g/l Weinstein mehr in<br />
Lösung.<br />
Kein Kellerwirt käme auf die Idee den Wein <strong>zum</strong><br />
jetzigen <strong>Zeitpunkt</strong> mit Kalk zu entsäuern. Eine<br />
anschließende Stabilisierung wäre unumgänglich.<br />
Hätte man trotzdem diesen Wein mit Kalk um 1 g/l<br />
entsäuert, so kommt man auf die identischen Werte<br />
wie nach Neutralisation mit Bicarbonat, allerdings<br />
viel früher. Man hat in beiden Fällen eine Säure von<br />
7,5 g/l erreicht. Um den Wein nun auf die<br />
gewünschte Säure zu bringen, muss noch 1,25 g<br />
Tabelle 8: Beispiel<br />
Ausgangswein (optimale Bedingungen, um den Wein mit Kalk<br />
zu entsäuern)<br />
Weinstein ausfallen, was zu einer Erniedrigung der<br />
Gesamtsäure um 0,5 g/l und um 260 mg/l Kalium<br />
führt. Es muss auf jeden Fall gekühlt und stabilisiert<br />
werden.<br />
Auf der anderen Seite hätte man ideale Vorraussetzungen<br />
den Ausgangswein <strong>zum</strong> jetzigen <strong>Zeitpunkt</strong><br />
mit 8 g/l Säure mit Kalk auf 7 g/l zu entsäuern.<br />
Auch bei Keller- und Weintemperaturen um 15 °C<br />
erhält man hier die berechnete Sättigungstemperatur<br />
von 10 °C ohne Kühlung und Kontaktverfahren<br />
innerhalb von 24 Stunden.<br />
Es gibt keinen Unterschied der analytischen Endwerte<br />
zwischen einer Entsäuerung mit Bicarbonat<br />
und Kalk. In dem einen Fall wird Kalium, in dem<br />
anderen Fall Calcium als Fällungsmittel verwandt.<br />
In beiden Fällen geht man davon aus, dass beide Fällungsmittel<br />
mit der Weinsäure quantitativ ausfallen<br />
und wieder entfernt werden. In dem einen Fall, bei<br />
OENOLOGIE<br />
Gesamtsäure Weinsäure Kalium Sättigungs- gewünschte Resttemperatur<br />
Säure weinsäure<br />
8,0 g/l 3,0 g/l 600 mg/l 15 °C 7,0 g/l 2,0 g/l<br />
1. Neutralisation<br />
7,5 g/l 3,0 g/l 860 mg/l 20 °C<br />
2. nach Stabilisierung<br />
7,0 g/l 2,0 g/l 600 mg/l 10 °C<br />
Ausgangswerte zu einem früheren <strong>Zeitpunkt</strong><br />
8,5 g/l 4,0 g/l 860 mg/l 25 °C<br />
Nach Entsäuerung um 1 g/l mit Kalk<br />
7,5 g/l 3,0 g/l 860 mg/l 20 °C<br />
Der Deutsche Weinbau • 6.1.2006 • Nr. 1 23