Entsäuern zum richtigen Zeitpunkt - (DLR) Mosel
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Weinsteinausfall von 1 g/l vor der Entsäuerung der<br />
Kaliumgehalt im fertigen Wein 993 mg/l und der<br />
Weinsäuregehalt 2,6 g/l betragen muss, damit der<br />
Wein eine Gesamtsäure von 7 g/l und eine Sättigungstemperatur<br />
von 10 °C aufweist und damit<br />
neben der gewünschten Säure auch Weinsteinstabilität<br />
gegeben ist.<br />
Anders stellt sich der Sachverhalt dar, wenn die<br />
Säureminderung höher ist und genügend Weinsäure<br />
vorliegt. Hier sollte früh entsäuert werden. Der<br />
Grund dafür ist in Tabelle 2a wiedergegeben. Beim<br />
Rückgang der Gesamtsäure um 1 g/l durch Ausfall<br />
von 2,5 g/l Weinstein geht die Weinsäure um 2 g/l<br />
zurück. Das Beispiel zeigt die Ausgangsdaten im<br />
Most vor dem Weinsteinausfall und im Jungwein<br />
nach dem Weinsteinausfall von 2,5 g/l. Unter den<br />
gegebenen Verhältnissen ist gerade noch die Reduzierung<br />
der Gesamtsäure durch Normalentsäuerung<br />
auf 7 g/l möglich, wenn eine Restweinsäure von<br />
1 g/l erhalten bleiben soll.<br />
Es werden die Ausgangswerte eines Mostes mit<br />
einer berechneten theoretischen Sättigungstemperatur<br />
von 50 °C gezeigt. Die Sättigungstemperatur<br />
wurde hier <strong>zum</strong> ersten Mal im Jungwein sofort nach<br />
der Gärung bestimmt. Sie lag hier bei 30 °C. 2,5 g/l<br />
ausgefallener Weinstein verändern die Sättigungstemperatur<br />
um 20 °C, so dass im Ausgangsprodukt<br />
bei angenommener Vergärung die Sättigungstemperatur<br />
bei 50 °C gelegen hätte. Außerdem wird der<br />
Kaliumgehalt um ca. 500 mg/l erniedrigt, was in<br />
den meisten Fällen für die Weinstabilität nicht ausreichend<br />
ist. Dieser Wein ließe sich im Jungweinstadium<br />
gerade noch um 4 g/l auf die gewünschten<br />
7 g Säure / L einstellen bei Erhaltung des Kaliums.<br />
Wie in der Praxis geschehen, wurde dieser Wein<br />
weiter der Winterkälte ausgesetzt, was zur Folge<br />
hatte, dass weiterer Weinstein ausfiel. Die Werte in<br />
Tab. 2b zeigen die Säureverhältnisse, wenn 2 g/l der<br />
Gesamtsäure als Weinstein ausgefallen sind. Die<br />
Weinsäure reduziert sich um 4 g/l auf 3 g/l und<br />
erreicht damit 30 % der Gesamtsäure. Wird ein Restweinsäuregehalt<br />
von 1 g/l angestrebt, so reduziert<br />
sich der Entsäuerungsspielraum auf 2 g/l. Die maximal<br />
erreichbare Säure durch Normalentsäuerung<br />
betrüge 8 g/l. Dies bedeutet, dass unter den gegebenen<br />
Verhältnissen ein Hinauszögern der Entsäuerung<br />
zu der doch aufwendigen Doppelsalzentsäuerung<br />
(oder sogar der erweiterten Doppelsalzentsäuerung)<br />
zwingt. Wäre die Entsäuerung vor dem<br />
Weinsteinausfall - also frühzeitig - durchgeführt worden,<br />
wäre eine Säureminderung durch Normalentsäuerung<br />
auch bis auf 7 g/l möglich gewesen.<br />
Erweiterte Normalentsäuerung mit<br />
Weinstein<br />
Weinstein als Hilfsmittel für die Entsäuerung zu<br />
verwenden ist nicht vorgesehen und nicht erlaubt,<br />
man kann nur auf den Weinstein zurückgreifen der<br />
Tabelle 1: Normalentsäuerung bei Kellertemperatur<br />
nach Weinsteinausfall<br />
OENOLOGIE<br />
Gesamtsäure Weinsäure Kalium Sättigungstemperatur<br />
9,0 g/l 5,0 g/l 1200 mg/l 26 °C<br />
nach Weinsteinausfall -1,00 g/l<br />
8,6 g/l 4,2 g/l 993 mg/l 18 °C<br />
nach der Entsäuerung mit 1,07 g Kalk/l<br />
7,0 g/l 2,6 g/l 993 mg/l 10,0 °C<br />
Tabelle 2a: Frühe Entsäuerung bei hoher Säure nach Weinsteinausfall<br />
Gesamtsäure Weinsäure Kalium Sättigungstemperatur<br />
12,0 g/l 7,0 g/l 1600 mg/l 50 °C<br />
nach Weinsteinausfall -2,50 g/l<br />
11,0 g/l 5,0 g/l 1083 mg/l 30 °C<br />
nach der Entsäuerung mit 2,66 g Kalk/l<br />
7,0 g/l 1,0 g/l 1083 mg/l 10,0 °C<br />
Tabelle 2b: Späte Entsäuerung nach weiterem Weinsteinausfall<br />
Gesamtsäure Weinsäure Kalium Sättigungstemperatur<br />
11,0 g/l 5,0 g/l 1083 mg/l 30 °C<br />
nach Weinsteinausfall -2,50 g/l<br />
10,0 g/l 3,0 g/l 565 mg/l 10 °C<br />
nach der Entsäuerung mit 2,00 g Kalk/l<br />
7,0 g/l 0,0 g/l 565 mg/l -5,0 °C<br />
Tabelle 3: Einstellung der optimalen Bedingungen nach der<br />
Entsäuerung<br />
Gesamtsäure Weinsäure Kalium Sättigungstemperatur<br />
10,0 g/l 3,0 g/l 565 mg/l 10 °C<br />
nach der Entsäuerung auf 6 g/l<br />
6,0 g/l -1,0 g/l 565 mg/l -10 °C<br />
nach der Auflösung von 2,5 g Weinstein / l<br />
7,0 g/l 1,0 g/l 1083 mg/l 10,0 °C<br />
Tabelle 4: Einstellung der optimalen Bedingungen vor der<br />
Entsäuerung<br />
Gesamtsäure Weinsäure Kalium Sättigungstemperatur<br />
10,0 g/l 3,0 g/l 565 mg/l 10 °C<br />
nach Weinsteinauflösung 2,50 g/l<br />
11,0 g/l 5,0 g/l 1083 mg/l 30 °C<br />
nach der Entsäuerung mit 2,66 g Kalk/l<br />
7,0 g/l 1,0 g/l 1083 mg/l 10,0 °C<br />
Der Deutsche Weinbau • 6.1.2006 • Nr. 1 21