Medienerziehung: Neue Medien- Chancen und ... - Sunderhaus.de
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5. Didaktik <strong>und</strong> <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong><br />
5.1 Hinkt die Didaktik <strong>de</strong>m technischen Fortschritt hinterher?<br />
Am 14. Juni 2004 berichtete die Bildungsredaktion <strong>de</strong>r Süd<strong>de</strong>utschen Zeitung in<br />
<strong>de</strong>m Bericht "M.A.U.S., p@ss, Digitalkamera <strong>und</strong> Tralala" über die Diskrepanz<br />
zwischen <strong>de</strong>m technischen Engagement, <strong>de</strong>r Begeisterung für <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>m (nicht o<strong>de</strong>r nicht angemessenen entwickelten) fachlichen o<strong>de</strong>r didaktischen<br />
Überbau, <strong>de</strong>m "Wozu?" <strong>und</strong> "Warum?". Während Lan<strong>de</strong>spolitiker neue<br />
Programme aus <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n stampfen wür<strong>de</strong>n <strong>und</strong> diese von Klassen <strong>und</strong> Lehrern<br />
auch begeistert aufgenommen wer<strong>de</strong>n, wür<strong>de</strong> nach Meinung von Didaktikern oft<br />
keine ausreichen<strong>de</strong> inhaltsbezogene Prüfung <strong>de</strong>s Mediums statt fin<strong>de</strong>n. Die positive<br />
Bewertung <strong>de</strong>r <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> sei laut <strong>de</strong>m <strong>Medien</strong>pädagogen Friedrich<br />
Schönweiss aber nicht selten ein aktueller Einmal-Effekt, <strong>de</strong>n eine solche<br />
technikbasierte "Lernshow" bringe, während die Nachhaltigkeit <strong>de</strong>s Lernens damit<br />
noch nicht gesichert sei. 1 Das war für die Autoren wohl das, was das "Tralala" <strong>de</strong>r<br />
Überschrift meinte.<br />
Zwei Jahre später – Anfang 2006- ist die Didaktik nicht unbedingt weiter.<br />
So formuliert Andreas Borrmann im einführen<strong>de</strong>n Artikel <strong>de</strong>s Deutschmagazins:<br />
"Wohl nie zuvor hat ein neues Medium so schnell seinen Weg in <strong>de</strong>n<br />
Deutschunterricht gef<strong>und</strong>en wie das Internet. Und dabei ist dieser Einzug<br />
keineswegs Folge wissenschaftlicher Entwicklungen. Eine digitale Didaktik ist<br />
noch nicht geschrieben." 2<br />
Insofern gibt es offensichtlich auch heute keine (Fach-)Didaktik, die <strong>de</strong>n Anspruch<br />
auf Allgemeingültigkeit haben kann – dies könnte einen am Thema interessierten<br />
Lehrer enttäuschen.<br />
Was man nun gegen die <strong>Neue</strong>n <strong>Medien</strong> wen<strong>de</strong>n kann, die fehlen<strong>de</strong> Didaktik, ist im<br />
Prinzip aber für je<strong>de</strong>n neuen Unterrichtsgegenstand, je<strong>de</strong>s neue Buch anzubringen,<br />
die im Unterricht besprochen wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> für die kein Mo<strong>de</strong>ll vorliegt. Borrmann<br />
sucht <strong>de</strong>n Ausweg in <strong>de</strong>m Artikel in erster Linie darin, das Internet <strong>und</strong> <strong>de</strong>n PC<br />
nicht als Thema, son<strong>de</strong>rn nur als Werkzeug anzupreisen: "Das Internet macht <strong>de</strong>n<br />
Deutschunterricht also nicht durch neue Inhalte noch komplexer <strong>und</strong> komplizierter,<br />
es macht ihn vielmehr in mancher Hinsicht einfacher <strong>und</strong> sicher methodisch<br />
vielfältiger." Als Beispiel führt er ausgerechnet an, dass Grafikprogramme zur<br />
Erstellung von Schülerzeitungen <strong>de</strong>n Vorteil hätten, frühere Zeiten"[…]<br />
zeitaufwändiger <strong>und</strong> nervtöten<strong>de</strong>r Schnippeleien bei solchen Vorhaben […]"<br />
abgelöst zu haben, also eine methodische Verbesserung bringen wür<strong>de</strong>n. Dass man<br />
mit <strong>de</strong>r analogen (zugegeben manchmal eher dadaistischen) Collagetechnik auch so<br />
etwas wie <strong>de</strong>n haptischen Umgang mit einem Papierformat verliert o<strong>de</strong>r dass manch<br />
ein Schüler Schere <strong>und</strong> Kleber weniger nervtötend als das unverständliche<br />
Grafikprogramm fin<strong>de</strong>t, wird hier übersehen.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re die Behauptung, das Internet mache <strong>de</strong>n Deutschunterricht nicht<br />
komplexer, biete auch keine neuen Inhalte (!), ist entwe<strong>de</strong>r eine völlige<br />
Fehleinschätzung <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r ist als eine Beruhigungsformel für diejenigen Leser<br />
gemeint, die mit <strong>de</strong>m tatsächlich komplexen Medium Internet im Unterricht<br />
Probleme haben o<strong>de</strong>r dies fürchten.<br />
1 vgl.: Süd<strong>de</strong>utsche Zeitung vom 14. Juni 2004<br />
2<br />
vgl.: Deutschmagazin. (Schwerpunkt: PC <strong>und</strong> Internet im Deutschunterricht). 3. Jahrgang,<br />
Januar/Februar 2006; S.8<br />
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