Medienerziehung: Neue Medien- Chancen und ... - Sunderhaus.de

Kultusministerkonferenz (KMK) 1 wertete nach Art einer Metastudie auch die
Unterschiede zwischen den Geschlechtern anderer Befragungen aus. Jungen gaben
in der PISA Schülerbefragung zu 73% an, sich selbst als „sehr gut oder gut“ in
Bezug auf die PC-Kompetenz einzuschätzen, bei den Mädchen waren dies 49% 2 .
Die „Wichtigkeit, am PC zu arbeiten“ bezeugten 84% der Jungen und 69% der
Mädchen. Man beachte den großen Geschlechter-Unterschied, aber auch das hohe
Niveau der Zahlen! Dass Jungen höhere Werte als Mädchen haben, gilt übrigens
auch in anderen Ländern.
Es ist zu überlegen, ob diese Ergebnisse mit der (aus der Studie ablesbaren)
einseitigen Verteilung des PC-Einsatzes auf die „üblichen Verdächtigen“
Informatik, Arbeitslehre, Wirtschaft, Technik und Mathe liegt 3 . Wäre dem so, so
könnte möglicherweise das Integrieren dieser Neuen Medien grade in traditionell
von Mädchen favorisierten Fächern wie Deutsch oder Kunst ausgleichend wirken.
Anders ausgedrückt: Bleiben die Neuen Medien vornehmlich eine Sache technischnaturwissenschaftlicher
Fächer, bleiben sie fern musischer oder sprachlicher
Einbindung, so könnte dies Schülerinnen diskriminieren und die unterschiedlichen
Niveaus der Geschlechter zementieren. Bei meinem Unterricht habe ich ein
erhöhtes Interesse von Mädchen an Themenkomplexen wie „Chatsprache“ oder
„Verhindert der PC das Lernen“ festgestellt, die daher auch in Zukunft neben den
eher technischen Themen bestehen bleiben werden. Es kommt also darauf an, die
Neuen Medien auch in den Feldern einzusetzen, die sich als attraktiv für
Schülerinnen zeigen.
4.3 Ausstattung deutscher Schulen – stark verbesserungswürdig
Die Auswirkungen einer mangelhaften Ausstattungslage (sowohl in Sachen
Verfügbarkeit wie auch Zahl der Computer) wurden bereits angesprochen. Bei der
Ausstattung mit Computern und Neuen Medien gibt es drei Modelle. Ein „Traum-
Modell“ ist die Ausstattung mit einem mobilen PC – einem Laptop für jeden
Schüler, was jenseits der Realität liegt 4 .
Dann existiert das sogenannte „Klassenraum-Modell“, das den PC plus Zubehör in
die unmittelbare Lernumgebung integriert und damit auch die Zugangsschwelle
herabsetzt.
Faktisch ist aber das „Computerraum-Modell“ gang und gäbe, das allen Klassen in
speziellen Räumen PC-Einheiten zur Verfügung stellt.
Während der PC zu Hause häufiger genutzt wird, gaben 2002 nur 6% der
Befragten der PISA-Studie an, dass sie den PC in der Schule fast jeden Tag
nutzten. 5
Diese Diskrepanz mag mittlerweile überwunden sein, aber die Realität in vielen
Schulen zeigt, dass sich viele Klassen noch einen Computer-Raum teilen müssen.
Auf den Fakt, dass die Zahl der 15-Jährigen, die sich in der Schule noch einen PC-
Platz teilen müssen in Deutschland doppelt so hoch sei wie in den vergleichbaren
OECD-Staaten Australien, Korea oder den USA, reagieren Schulleiter dennoch
offensichtlich eher gelassen: "Nur 34 Prozent der Schulleiter geben an, dass ein
Mangel an Computern die Unterrichtsversorgung bis zu einem gewissen Grad oder
1 vgl.: Kultusministerkonferenz (Hrsg.): Bildungsbericht. 2004 Online-Version unter:
http://www.kmk.org/doc/publ/bildungsbericht/bildungsbericht_1610b.pdf (Abruf: 25.03.2006)
2 vgl.: Kultusministerkonferenz (Hrsg.): Bildungsbericht. 2004 Online-Version; S. 215
3 vgl.: Kultusministerkonferenz (Hrsg.): Bildungsbericht. 2004; S. 215
4 Dies haben nur sehr wenige Privatschulen ermöglicht oder Schulen, die als Pilotschulen an
Modellstudien (z.B. durch die Bertelsmann-Stiftung gefördert) teilnahmen.
5 vgl.: Kultusministerkonferenz (Hrsg.): Bildungsbericht. 2004 Online-Version; S. 314
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