Medienerziehung: Neue Medien- Chancen und ... - Sunderhaus.de

eschäftigte die deutsche Öffentlichkeit im Frühjahr 2006 die Frage, wie harte
Porno- und Gewaltdarstellungen auf die Mobiltelefone von Schülern gelangen
könnten und damit mitten auf den Pausenhof einer bayrischen Schule. Neben dem
Konfiszieren hunderter Handys als erste Polizeiaktion, forderte der bayrische
Kultusminister S. Schneider (CSU) ein generelles Verbot von Handys auf
Schulhöfen 1 . Man kann dieses (kaum durchsetzbare) Totalverbot auch als Zeichen
der Hilflosigkeit gegenüber einer neuen Technik und deren Nutzung deuten.
Dementsprechend gab das Schulministerium NRW auf eilig eingerichteter
Webseite bekannt, es würde dem Motto "Fit machen- nicht verbieten" den Vorzug
geben 2 .
Dieser Vorfall zeigt dreierlei: Erstens ist die alleine Vermittlung von
Methodenkompetenz ohne die Thematisierung von Verantwortung als
"Mediennutzer" bzw. "Autor" 3 - gelinde gesagt - unvollständig. Zweitens zeigt es,
dass sozusagen unter den Augen der später erschrockenen Kollegen eine Subkultur
aggressiven Verhaltens entstand, deren besonderes Charakteristikum durch die
Dynamik des multimedialen Aufnehmens und der netzwerkartigen Weitergabe
dieser Videos war.
Drittens zeigt zumindest die bayrische Antwort eines totalen Handy-Verbots eine
große Unsicherheit auch der Verantwortlichen an höchster Stelle.
Heruntergebrochen auf die Konzipierung von Unterrichtsinhalten zum Thema Neue
Medien sollten die Inhalte, das "journalistische Ethos" (sofern man davon sprechen
kann) und die Abgründe z.B. im Internet nicht ausgeblendet werden, sondern
Thema werden.
8. Exemplarische Einsatzfelder Neuer Medien
als Werkzeug im Fachunterricht
8.1 Wortstatistik und avancierte Suchfunktionen nutzen
Für das Drama „Maria Stuart“ von Schiller habe ich meinem Deutschkurs (11.
Klasse) aus dem „Gutenberg-Projekt“ 4 den Originaltext in ein PDF-Dokument
zusammengefasst und ergänzend zum Buchtext zur Verfügung gestellt. Mit Hilfe
der Suchfunktion des PDF-Programms kann man hier gezielt nach Schlüsselwörtern
(„Macht“, „Recht“, „Schönheit“ usw.) suchen. Diese Funktion von digitalen
Dokumenten ist eine deutliche Ergänzung, wenngleich man den Schülerinnen und
Schülern deutlich machen muss, dass grade bei Maria Stuart dies nur als Ergänzung
zur herkömmlichen Textarbeit zu verstehen ist, denn die Suche nach dem
Kernbegriff „Schönheit“, in dem die beiden Protagonistinnen Maria Stuart und
bereits Monate vorher Berichte über das sog. "happy slapping", das Aufnehmen von Opfern eigener
gewalttägiger Aktionen und die Verbreitung dieser Aufnahmen über Internet/Handy aus
Großbritannien. Dieser "Kult" scheint nun auch nach Deutschland geschwappt zu sein.
1 vgl.: Internetdokument: http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/671/72599/ (Abruf:
07.04.2006)
2 "Fit machen – nicht verbieten" ist der Slogan der Kampagne; vgl.: Internetdokument:
http://www.medienberatung.nrw.de/fachthema/schule/handys+in+der+schule/ (Abruf: 07.04.2006)
3 Ein Teil der Gewaltdarstellungen war offensichtlich von Schülern selber inszeniert oder
aufgenommen worden.
4 http://gutenberg.spiegel.de
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