Medienerziehung: Neue Medien- Chancen und ... - Sunderhaus.de
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erreichen kann. Gra<strong>de</strong> durch die scheinbare „Schnelligkeit“ gehen aber auch<br />
Prozessqualitäten verloren.<br />
An einem Vergleich von Linoldruck <strong>und</strong> Digitalprint kann auch ein zweites<br />
Problem <strong>de</strong>utlich gemacht wer<strong>de</strong>n: Während ein einmal in eine Druckplatte<br />
eingebrachter „Fehlschnitt“ nicht mehr rückgängig gemacht wer<strong>de</strong>n kann, können<br />
im PC mit „Strg+Z“ bis zu 40 Bearbeitungsschritte rückgängig gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />
Wer dies als Schüler erfährt, kann es sich leisten, wesentlich weniger auf<br />
kontrolliertes Arbeiten zu achten. Damit gehen Prozessqualitäten wie die<br />
„verlangsamte“ Wahrnehmung o<strong>de</strong>r die Konzentration verloren, ein (auf <strong>de</strong>n ersten<br />
Blick) kreatives Arbeiten hält Einzug.<br />
Als Antwort auf diese Problematiken sollte im Kunstunterricht versucht wer<strong>de</strong>n,<br />
digitale mit nichtdigitalen <strong>Medien</strong> auszuwechseln. Es kann sinnvoll sein, ein Foto<br />
mit digitalen <strong>Medien</strong> zu verzerren <strong>und</strong> zu manipulieren, um es dann als<br />
Ausdruckvorlage für Malerei zu benutzen.<br />
Manchmal hilft es eben, eine „Ausstiegs-Strategie“ parat zu halten, um vielfältigere<br />
Ergebnisse zu erreichen.<br />
6.2 Kritische Fragen 2: Psychosoziale <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitliche Folgen von<br />
erhöhtem <strong>Medien</strong>konsum<br />
Wer längere Zeit vor <strong>de</strong>m PC, vor <strong>de</strong>m Fernseher o<strong>de</strong>r ähnlichem sitzt, wird schnell<br />
merken, wie anstrengend die vermeintlich wenig anstrengen<strong>de</strong> Arbeit am<br />
Bildschirm ist. Wer sich die „Schnittstellen“, also die Zugangswege zum Rechner<br />
genauer anschaut, ent<strong>de</strong>ckt, dass die Rezeption wie die Produktion über im<br />
wesentlichen drei immer gleiche Instrumente vollzieht. Die Rezeption über einen<br />
Bildschirm (möglicherweise mit Audio-Anschluss) <strong>und</strong> die „Produktion“ über die<br />
Tastatur <strong>und</strong> die Maus.<br />
Daraus folgen zwei Strategien: Zunächst sollte man alle Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich über „richtiges Sitzen“ <strong>und</strong> ergonomische Arbeitshaltung informieren<br />
sowie (durch die Zehn-Finger-Technik 1 ) für effizientes Arbeiten sorgen. Und man<br />
kann durch die Strukturierung <strong>de</strong>s Unterrichts, gezielt eingesetzte Pausen, gezielt<br />
eingesetzte „Nicht-Digital-Phasen“ (z.B. Brainstorming per Stift <strong>und</strong> Kartenabfrage<br />
o<strong>de</strong>r Diskussion) die Abwechslung auch <strong>und</strong> gra<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Arbeit am PC Programm<br />
wer<strong>de</strong>n lassen. Hier wäre auch die Einbeziehung von mobilen digitalen<br />
Aufnahmesystemen (Digitalkameras, MP3-Aufnahmegeräte) eine kurzfristige<br />
Entlastung.<br />
Diese Möglichkeiten verhin<strong>de</strong>rn auch ein stures, nicht sozial orientiertes<br />
Einzelplatz-Arbeiten. Dies ist die zweite Problematik <strong>Neue</strong>r <strong>Medien</strong> – diese vertritt<br />
das Klischee <strong>de</strong>s „NERD“ 2 , einem oft introvertierten „Computerfreak“, <strong>de</strong>r in einer<br />
Parallelwelt abtaucht <strong>und</strong> im wirklichen Leben nicht klar kommt. Obwohl dies<br />
natürlich ein Klischee ist, tauchen viele Jugendliche in die (kommerziellen)<br />
„Parallelwelten“ Computerspiel, Onlinegame, Strategiespiel, Rollenspiel ab <strong>und</strong><br />
suchen dort, was sie im wahren Leben (vermeintlich o<strong>de</strong>r tatsächlich) nicht fin<strong>de</strong>n.<br />
Für die negativen sozialen Folgen ist die Lösung nicht so einfach zu fin<strong>de</strong>n wie für<br />
die physiologischen Probleme, wo oft ein Infoblatt „So sitze ich richtig vorm PC“<br />
<strong>de</strong>r Krankenkasse Abhilfe schafft.<br />
1<br />
Viele Schulen bieten „Schreibmaschinen/Computerkurse“ an, meist aber nur freiwillig im AG-<br />
Bereich bzw. am Nachmittag.<br />
2<br />
Was dieses Acronym be<strong>de</strong>utet, darüber gibt es diverse Auffassungen. Im Amerikanischen steht es<br />
für eine unbeliebte, meist auch komische Person.<br />
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