Residentenkurier Nr. 21, März/April 2011
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Es soll von A bis Z, von den verschiedenen<br />
„Alcalaes“ (wie Alcalá de los Gazules) bis<br />
zu unseren „Zaharas― (Zahara de la Sierra<br />
– de Grazalema- und Zahara de los Atunes<br />
am Atlantik) gehen. Aber ohne eine streng<br />
alphabetische Reihenfolge einzuhalten.<br />
Außerdem ist es angebracht, uns auf das<br />
südliche Spanien, also Andalusien und die<br />
Provinz Badajoz, Murcia und teilweise<br />
Valencia, zu beschränken. Einmal, weil<br />
uns eben obige Orte näher liegen als „A<br />
Coruña―, ―Iruña‖ , „Lleida―, „Eivissa― oder<br />
„Alacant“, also La Coruña, Pamplona,<br />
Lérida, Ibiza und Alicante. Zum anderen,<br />
weil ein Streifzug durch die spanischen<br />
Sprach- und Dialektlandschaften nebst<br />
den entsprechenden Ortsnamen auf der<br />
„piel de toro“, der spanischen<br />
„Stierhaut“ (analog zum italienischen<br />
„Stiefel“) ein eigenes Thema für einen<br />
Vortrag oder Artikel wäre.<br />
Denn sonst müssten wir uns fragen, warum<br />
es im eigentlich keltischen Galicien<br />
mit keltischer Folklore (Gaita, Queimada)<br />
keine keltische Sprache und kaum keltische<br />
Namen gibt? Warum die Basken die<br />
spanische Schreibweise ihrer Ortsnamen<br />
wie Vizcaya, Guipúzcoa, Guernica durch<br />
Bizkaia, Gipuzkoa, Gernika mit deutscher<br />
Rechtschreibung ersetzt haben? Wie es im<br />
viersprachigen Arán-Tal in der katalanischen<br />
Provinz Lérida aussieht? Warum in<br />
Asturien Gijón seit einiger Zeit amtlich<br />
Xixón heißt usw. Darum soll es hier<br />
nicht gehen.<br />
Bleiben wir also „bei uns dahoam,―, will<br />
heißen im Land „de Despeñaperros p‘abajo―.<br />
Ich hatte diesen Begriff mit umgekehrten<br />
Vorzeichen, „p‘arriba―, schon einmal<br />
erwähnt. Er bedarf aber vielleicht einer<br />
näheren Erläuterung. Der Desfiladero de<br />
Despeñaperros ist ein Engpaß auf der N<br />
IV, einer der sechs Radialstraßen, die vom<br />
km 0 auf der Puerta del Sol in Madrid<br />
Página 22<br />
Auf den Spuren spanischer Ortsnamen<br />
Nachdem wir uns durch die Unzahl spanischer Nachnamen von Álvarez bis Zunzunegui<br />
und Vornamen von Adán bis Zacarías durchgearbeitet haben, bieten sich nunmehr als<br />
letztes Kapitel des Themas „Eigennamen in Spanien― die Ortsnamen („topónimos―,<br />
Toponyme) an. Wobei natürlich zu den Namen von Ortschaften und Städten auch die<br />
von Landschaften, Flüssen und Gebirgen gehören.<br />
Die Serie der spanischen Vor– und Nachnamen gibt es in den vorherigen Ausgaben des<br />
<strong>Residentenkurier</strong>s.<br />
sternförmig in die sechs Hauptrichtungen<br />
führen: die N I nach Irún zur Grenze nach<br />
Frankreich, die N II nach Barcelona, die N<br />
III nach Valencia, die N IV / A 4 / AP 4<br />
nach Andalusien, die N V in die Extremadura<br />
und die N VI nach Galicien.<br />
Dieser Desfiladero ist kein Gebirgspass,<br />
kein „Puerto― (in Spanien das gleiche<br />
Wort wie für „Hafen―; in Südamerika<br />
wäre es „paso―), sondern eher eine<br />
Schlucht. Weswegen er „de Despeñaperros‖,<br />
―da, wo man Hunde hinunter<br />
wirft‖ heißt. Jedenfalls bildet er die Grenze<br />
zwischen der Provinz Ciudad Real, somit<br />
Castilla – La Mancha und der Provinz<br />
Jaén, also Andalusien., „unterhalb― , also<br />
südlich des Engpasses, der auch eine Dialektgrenze<br />
darstellt. Diese historische<br />
Grenze zwischen Kastilien und Andalusien<br />
mitten in der Sierra Morena hat sich bis<br />
heute erhalten. „Richtige―, d.h. hohe Gebirgspässe<br />
z.B. in den Pyrenäen bilden<br />
zwar die Grenze zwischen Staaten, Staatsvölkern<br />
und Staatssprachen, aber diesseits<br />
und jenseits dieser Pässe leben Basken,<br />
Okzitanier , Katalanen und sprechen ihr<br />
Baskisch, ihre „langue d‘oc‖ oder Katalanisch.<br />
Auch der Brenner ist keine Dialektgrenze.<br />
Er trennt nicht, sondern verbindet<br />
die Tiroler aus Nord und Süd. Man verzeihe<br />
mir diese Abschweifung von unserer<br />
Regionalgrenze in der Sierra Morena.<br />
Eine geographische Unterteilung Südspaniens<br />
bzw. Andalusiens erübrigt sich<br />
bei unserer Betrachtung der Ortsnamen,<br />
denn wir finden sprachliche Spuren von<br />
den Urbewohnern wie von den Griechen,<br />
Phöniziern, Römern und Arabern überall<br />
in diesem Raum.<br />
Interessanter ist sicher eine der historischen<br />
Entwicklung folgender, vertikaler<br />
Untersuchung. Mit nur wenigen Sätzen<br />
können wir die Frühgeschichte umreißen:<br />
Erste Spuren menschlicher Besiedelung<br />
Spaniens fanden sich in Andalusien,<br />
in Orce bei Granada. Aber dann klaffen<br />
einige Lücken. Was war, wo lag Atlantis?<br />
Hat es Atlantis überhaupt gegeben? Dem<br />
deutschen Atlantis-Experten Walter Schilling<br />
zufolge ist Atlantis gar nicht so weit<br />
von uns zu suchen, eine versunkene Insel<br />
im Golf von Cádiz, der ja vom Kap Trafalgar<br />
bis zum Cabo Santa Maria beim portugiesischen<br />
Faro reicht. Wenn wir uns von<br />
El Colorado kommend den Lomas de<br />
Sancti Petri (Lomas del Novo) nähern,<br />
stoßen wir auf den Komplex „Tartessos―.<br />
Was war Tartessos, wo war es? Es ist wohl<br />
um einiges realer als Atlantis, auch wenn<br />
es andere Theorien sogar mit dem sagenhaften<br />
Atlantis in Verbindung bringen.<br />
Das verschollene Reich von Tartessos,<br />
möglicherweise das biblische Tarsis oder<br />
Tarschisch, gilt als die älteste Stadtkultur<br />
<strong>Residentenkurier</strong>