27.02.2013 Aufrufe

Residentenkurier Nr. 21, März/April 2011

Residentenkurier Nr. 21, März/April 2011

Residentenkurier Nr. 21, März/April 2011

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Pardon, wie ist denn Ihr Wärmedurchgangskoeffizient?<br />

Wenn es nach der Energiesparverordnung (EnEV 2009) in<br />

Deutschland geht, dann sollte jeder Hausbesitzer doch wohl den<br />

Wärmedurchgangskoeffizienten der Geschossdecke seines Hauses<br />

kennen, bzw. für Häuser in Spanien geht es um den<br />

„coeficiente de convección“ . Die Formel ist ganz einfach:<br />

Wozu das gut sein soll? Ganz einfach: Sollten sie ein Haus besitzen,<br />

das Sie vor 2001 gebaut haben, oder nach dem 1. Februar<br />

2002 käuflich erworben haben, dann verlangt die Neue Energie-<br />

Einsparverordnung, dass Sie die Geschossdecke über bewohntem<br />

Raum oder das Dach dämmen, und zwar bis Ende <strong>2011</strong>. Andernfalls<br />

können empfindliche Strafen fällig werden (bis 50.000 €!).<br />

Wohl dem, der als Resident sein Haus in Spanien stehen hat,<br />

denn dort interessiert es niemanden, ob Ihr Haus gedämmt ist,<br />

wie viel Erneuerbare Energien verwendet werden, wie viel Heizenergie<br />

sinnlos verpulvert wird, oder eben: welchen Wärmedurchgangskoeffizienten<br />

ihr Haus hat. Es bleibt jedem Eigentümer<br />

selbst überlassen, was er mit seinem PRIVAT-eigentum macht,<br />

und ob man seine Heizkosten durch geeignete Baumaßnahmen<br />

reduziert.<br />

In Deutschland dagegen ist das anders, denn hier muss man ja mit<br />

gutem Beispiel vorangehen und der Welt zeigen, was machbar ist.<br />

So hat es die Dämmindustrie offenbar geschafft, politisch durchzusetzen,<br />

dass Hausbesitzer — nach Dikatorenmanier —gewzungen<br />

werden können, bis zu einem bestimmten Termin festgelegte<br />

Baumaßnahmen durchzuführen. Wer nicht bis Ende dieses Jahres<br />

entsprechend handelt, kann bestraft werden.<br />

Aufgeschreckt von einem Bericht in der Financial Times, den wir<br />

Ihnen auf der vorhergehenden Seite präsentieren, wollten wir<br />

Genaueres über dieses Ungetüm EnEv 2009 in Erfahrung bringen,<br />

und vor allem herausfinden, ob diese Verordnung tatsächlich<br />

für ALLE Hausbesietzer, oder nur solche, die auch vermieten,<br />

gelten soll. Doch das ist nicht so einfach. Die verschiedensten<br />

Stellen geben unterschiedliche Auskünfte. So recht scheint niemand<br />

Genaueres zu wissen, nicht einmal in den verschiedenen<br />

Pressestellen der Dämmindustrie oder in der Deutschen Energie-<br />

Agentur (dena).<br />

Ein Auszug aus der Verordnung soll Klarheit schaffen:<br />

§ 10 Nachrüstung bei Anlagen und Gebäuden<br />

„ [..](3) Eigentümer von Wohngebäuden sowie von Nichtwohngebäuden,<br />

die nach ihrer Zweckbestimmung jährlich mindestens vier Monate und<br />

auf Innentemperaturen von mindestens 19 Grad Celsius beheizt werden,<br />

müssen dafür sorgen, dass bisher ungedämmte, nicht begehbare, aber<br />

zugängliche oberste Geschossdecken beheizter Räume so gedämmt sind,<br />

dass der Wärmedurchgangskoeffizient der Geschossdecke 0,24<br />

Watt/(m²⋅K) nicht überschreitet.<br />

Na das ist doch sehr hilfreich, oder? Das heißt ja wohl, wer weniger<br />

als 4 Monate heizt (zweckgebunden), und lieber mit 18 Grad<br />

und einem Pulli auskommt, der bleibt verschont von der Energiesparverordnung.<br />

Jahrgang 3, Ausgabe <strong>21</strong> <strong>März</strong> <strong>2011</strong><br />

Página 15<br />

Man kann also wirklich nur<br />

empfehlen, die Wintermonate<br />

in Spanien zu verbringen,<br />

um die Heizperiode von<br />

mindestens 4 Monaten in<br />

Deutschland nicht zu überschreiten.<br />

Je weiter man recherchiert,<br />

umso häufiger tauche bestimmte<br />

Firmennamen auf,<br />

die mit dieser Verodrnung in<br />

Verbindung gebracht werden können. Es drängt sich der Verdacht<br />

auf, dass diese Verordnung eine Art „Krisenmanag-ment―<br />

der Dämmindustrie ist, die mit gezielter Lobbyarbeit Druck auf<br />

die Politik ausüben, alles unter dem Deckmantel der CO2-<br />

Einsparung. Macht ja auch so viel Sinn, wenn wenigstens in einem<br />

Land eingespart wird, und man nicht verbrauchte Emissionen<br />

an andere verkaufen kann, damit die munter weiter alles in<br />

die Luft pusten können.<br />

Stellt sich noch die Frage: wer soll das bezahlen? Wer hat so viel<br />

Geld? Na auch dies ist schnell beantwortet. Henning Discher,<br />

Projektleiter energieeffiziente Gebäude bei der dena, rechnet vor:<br />

"Bei einem Eigenheim mit einem ungedämmten Dach kommt es<br />

pro Jahr im Schnitt zu einem Wärmeverlust von 12.000 kWh, bei<br />

einem Haus mit einem sehr gut gedämmten Dach gehen hingegen<br />

nur 3.000 kWh Heizenergie pro Jahr verloren". Wird die Heizenergie<br />

aus Öl oder Erdgas gewonnen, betrage der durchschnittliche<br />

Preis für eine kWh 0,07 Cent, sagt Discher. "Durch die Dämmung<br />

des Daches können Besitzer somit rund 630 Euro pro Jahr<br />

einsparen."<br />

Na bravo, wenn die Investion rd. 20.000 € kostet, dann kann<br />

man sich ja ausrechen, wie lange man diese Menge einsparen<br />

muss, bis sich alles amortisiert. (über 30 Jahre). Wer weiss, welche<br />

Verordnungen in dieser Zeit noch auf uns zu kommen.<br />

Aber ich kann Sie trösten. Wir haben in den Unterlagen auch<br />

einen wichtigen Satz gefunden, den man sich auf der Zunge zergehen<br />

lassen muss: (6) Die Absätze 2 bis 5 sind nicht anzuwenden,<br />

soweit die für die Nachrüstung erforderlichen Aufwendungen durch die<br />

eintretenden Einsparungen nicht innerhalb angemessener Frist erwirtschaftet<br />

werden können.“<br />

Im Klartext: vergessen Sie einfach die EnEV, es lohnt sich eh<br />

nicht, da Sie nicht in angemessener Zeit so viel einsparen können,<br />

wie für die Nachrüstung mit Dämmung ausgegeben werden muss!<br />

Vermutlich geht es eher darum, dass viele diese Sätze nicht lesen<br />

oder verstehen, und dann brav dämmen, zur Freude und Gewinnoptimierung<br />

der Dämmindustrie, aber auch der Umwelt.<br />

Ein Kommentar von: Beatrice HOHLER<br />

Wir sind noch auf ein „Aufklärungsblatt― gestoßen, das versucht,<br />

mit einigen Mißveständnissen bezüglich der EnEV 2009 aufzuräumen<br />

und das 7 Mißverständnisse widerlegt: http://service.enevonline.de/bestellen/tuschinski_100325_enev2009_sieben_missversta<br />

endnisse.pdf<br />

Weitere Informationen: www.dena.de ,<br />

http://www.enev-online.org, http://www.ib-rauch.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!