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Residentenkurier Nr. 21, März/April 2011

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Página 14<br />

Pflicht in Deutschland: Dachdämmung bis Ende <strong>2011</strong><br />

„Sind sie noch ganz dicht?“ – gemeint<br />

sind die Dächer älterer Eigenheime in<br />

Deutschland. Denn diese müssen bis Ende<br />

<strong>2011</strong> isoliert sein. Das schreibt die Energieeinsparverordnung<br />

(EnEV) seit 2009<br />

vor. Ältere Gebäude sind diejenigen, die<br />

vor 2001 gebaut wurden. Schätzungen<br />

zufolge genügt die Dämmung bei rund 90<br />

Prozent der vor 2001 gebauten Häuser<br />

nicht den Anforderungen. Betroffen sind<br />

über 15. Millionen Immobilien. Deren<br />

Besitzer zögern jedoch mit der Komplettsanierung<br />

– wegen der Kosten, dem Aufwand<br />

und des Risikos.<br />

Foto: www.modernus.de<br />

80 bis 160 Euro Kosten pro Quadratmeter<br />

"Die EnEV-Auflagen lassen den betroffenen<br />

Eigentümern die Wahl, entweder die<br />

oberste begehbare Geschossdecke zu dämmen<br />

oder das gesamte Dach energetisch so<br />

abzudichten, dass kaum noch Heizwärme<br />

entweicht", erläutert Bettina Allewelt,<br />

Architektin beim Eigentümerverband<br />

Haus & Grund. Werde nur der Dachboden<br />

gedämmt, entstünden Kosten von<br />

rund 80 Euro pro Quadratmeter Grundfläche.<br />

"Bei einem 100 Quadratmeter<br />

großen Dachboden wären das 8000 Euro",<br />

rechnet die Architektin vor. Deutlich<br />

teurer käme eine Dämmung des gesamten<br />

Daches. Allewelt: "Wegen des höheren<br />

Aufwands betragen die Kosten in diesem<br />

Fall bis zu 160 Euro pro Quadratmeter."<br />

"Bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus<br />

können Kosten bis zu 24.000<br />

Euro anfallen", sagt Corinna Merzyn,<br />

Geschäftsführerin des Verbands Privater<br />

Bauherren (VPB). Sie rät deshalb dazu,<br />

nur dann das gesamte Dach zu dämmen,<br />

wenn das oberste Geschoss gleichzeitig<br />

oder später zu einem Wohnraum ausgebaut<br />

werden soll. "Sonst rechnen sich die<br />

hohen Aufwendungen nicht."<br />

Besitzer können rund 630 Euro pro Jahr<br />

sparen<br />

Durch die Dämmung verringert sich der<br />

Heizenergieverlust über das Dach nach<br />

Berechnungen der Deutschen Energie-<br />

Agentur (Dena) um rund 75 Prozent. "Bei<br />

einem Eigenheim mit einem ungedämmten<br />

Dach kommt es pro Jahr im Schnitt zu<br />

einem Wärmeverlust von 12.000 Kilowattstunden,<br />

bei einem Haus mit einem sehr<br />

gut gedämmten Dach gehen nur 3000<br />

Kilowattstunden Heizenergie pro Jahr<br />

verloren", sagt Henning Discher, Projektleiter<br />

für energieeffiziente Gebäude bei der<br />

Dena. Betrage der durchschnittliche Preis<br />

für eine Kilowattstunde 7 Cent, können<br />

Besitzer somit rund 630 Euro pro Jahr<br />

einsparen. Für ältere Hausbesitzer reiche<br />

die Kostenersparnis jedoch nicht aus, um<br />

die Dämmkosten wettzumachen, sagt VPB-<br />

Geschäftsführerin Merzyn. "Selbst wenn<br />

nur der Dachboden für 8000 Euro gedämmt<br />

wird, dauert es bei einer jährlichen<br />

Ersparnis von 630 Euro 12,7 Jahre, bis<br />

sich das investierte Geld amortisiert." Werde<br />

das Dach gedämmt, könne es sogar bis<br />

zu 38 Jahre dauern, so Merzyn. "Viele<br />

Rentner dürften deshalb versucht sein, die<br />

Vorschrift zu ignorieren."<br />

Ausnahme-Antrag beim Bauamt<br />

Wenn der Eigentümer beim zuständigen<br />

Bauamt die Unwirtschaftlichkeit der Sanierung<br />

nachweisen kann, ist es möglich,<br />

einen Ausnahmeantrag zu stellen. Der<br />

Ausgang ist völlig offen, da die Ämter mit<br />

dem Thema meist erstmals konfrontiert<br />

werden.<br />

Immobilien-Verkauf ohne Dämmung<br />

schwieriger<br />

Besitzer, die ihre Dächer also nicht dämmen,<br />

müssen damit rechnen, dass ihnen<br />

die Kosten für Dämmung beim Hausverkauf<br />

von dessen Marktwert abgezogen<br />

werden. Etliche ältere Eigentümer, die<br />

bereits Jahrzehnte in ihren Häuser wohnen,<br />

würden sich noch aus einem Grund<br />

zur Dämmung verpflichtet sehen: Sie wollen<br />

nicht, dass die Kosten nach ihrem Tod<br />

von den Erben getragen werden müssen.<br />

Werden die EnEV-Auflagen nicht erfüllt,<br />

kann das Bauamt der jeweiligen Kommune<br />

ein Bußgeld verhängen. "Dessen Höhe<br />

kann die Kosten einer einfachen Dachbodendämmung<br />

deutlich überschreiten",<br />

mahnt Merzyn. Die VPB-Chefin bezweifelt<br />

zwar, dass die Kommunen stark kontrollieren<br />

werden; allerdings könnten die<br />

Schornsteinfeger bei der jährliche Kontrolle<br />

der Heizungsanlagen auch die Dachdämmung<br />

prüfen. "Zudem besteht immer<br />

die Gefahr, dass ein missliebiger Nachbar<br />

das Bauamt informiert, wenn er selbst sein<br />

Dach gedämmt hat, andere sich die Kosten<br />

aber erspart haben", sagt Merzyn.<br />

Quelle: financial times<br />

Verordnete Sanierung<br />

Die Energieeinsparverordnung (EnEV)<br />

definiert bautechnische Anforderungen für<br />

Gebäude. Sie löste 2002 die Wärmeschutz-<br />

und Heizungsanlagenverordnung ab. Seither<br />

wurden die Auflagen stetig angehoben.<br />

Zuletzt wurden mit der EnEV 2009 die<br />

Vorgaben um 30 Prozent verschärft und<br />

der Zwang zur Dämmung aller Dächer bis<br />

Ende <strong>2011</strong> festgelegt. Die für 2012 geplante<br />

Anhebung der Auflagen um weitere 30<br />

Prozent liegt auf Eis. Die Regierung will<br />

erst die Folgen der EnEV 2009 auf den<br />

Energieverbrauch untersuchen.<br />

Weiterführende Links zum Thema:<br />

http://service.enev-online.de/bestellen/<br />

tuschinski_100325_enev2009_sieben_missversta<br />

endnisse.pdf<br />

http://medien.enev-online.de/<br />

infos_2010/101102_fpx_geschossdecke_daemme<br />

n_bares_geld_sparen.pdf<br />

www.luz-consult.com<br />

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