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NFV_12_2009 - Rot Weiss Damme

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Bezirk Hannover<br />

56<br />

„Käpt’n“ Schröder ist eine Type!<br />

Referee des FC Holtorf leitete kürzlich seine 2000. Partie – 65-Jähriger ist seit 1962 Schiedsrichter<br />

Blumen für den Jubilar: Kreisschiedsrichterobmann Dirk Bruns (links) und<br />

Kreisschiedsrichterlehrwart Jürgen Heusmann (rechts) überreichten anlässlich<br />

der 2000. Spielleitung einen Strauß an Dieter Schröder. Foto: Jens Lucenz<br />

Von JENS LUCENZ<br />

Das Lexikon beschreibt eine Type<br />

als Person mit bestimmten<br />

Merkmalen und als auffällig. Dieter<br />

Schröder erfüllt diese Kriterien.<br />

Trotz seiner Größe von 1,60 Metern<br />

ist er auf den Fußballplätzen im<br />

Kreis-Nienburg nicht zu übersehen<br />

– und oft auch zu hören: „Warum<br />

hast Du den Ball abgespielt? Dein<br />

Mitspieler stand doch klar im Abseits“.<br />

Der 65-jährige Schiedsrichter<br />

ist mit Leib und Seele beim Spiel dabei<br />

– natürlich unparteiisch – und<br />

kommentiert gerne schon mal die<br />

Spielzüge. Er legt aber Wert darauf,<br />

dass er mit den Spielern nur spricht<br />

und nicht diskutiert. „Du musst klare<br />

Ansagen machen“, weiß er.<br />

Vor wenigen Tagen leitete der<br />

Referee des FC Holtorf seine 2000.<br />

Partie. Es war das Südkreis-Lokalderby<br />

der Kreisliga zwischen der<br />

SG Schamerloh und dem SV Kreuzkrug-Huddestorf<br />

und endete mit<br />

2:3. Akribisch führte der „Käpt’n“,<br />

wie er allerorts genannt wird, über<br />

alle Begegnungen Buch. Denn<br />

während seiner Volksschulzeit unternahm<br />

Schröders Klasse eine Weserschifffahrt.<br />

Auf dem Schiff durfte<br />

er kurz das Steuerrad ergreifen.<br />

„Ich bin der Kapitän! Alles hört auf<br />

mein Kommando“, schrie er über<br />

Dezember <strong>2009</strong><br />

Deck. Prompt hatte er seinen bis<br />

heute bestehenden Spitznamen<br />

weg.<br />

Beim FC Nienburg startete Dieter<br />

Schröder seine Laufbahn im Vereinsfußball.<br />

Beim TuS Drakenburg<br />

gab er dann ein kurzes Gastspiel.<br />

Mit einigen anderen Mitstreitern<br />

gründete er schließlich 1967 in seinem<br />

Heimatort den FC Holtorf. Als<br />

Spieler konnte der linke Läufer nicht<br />

richtig Fuß fassen. „Ich war ein zartes<br />

Persönchen und wurde aufgrund<br />

meiner Schnelligkeit oft gefoult.<br />

Häufige Verletzungen sind die<br />

Folgeerscheinungen gewesen“, begründet<br />

er seinen Entschluss, zur<br />

Pfeife zu greifen. „Ich war für die<br />

Schiedsrichter ein schwieriger Spieler.<br />

Einerseits war ich ein Rupper,<br />

andererseits hatte ich sie aufgrund<br />

meines zarten Wesens oft auf meiner<br />

Seite“, verrät Schröder.<br />

Nach bestandener Prüfung im<br />

Dezember 1962 durfte der eigenwillige<br />

Spielleiter am 5. April des<br />

Folgejahres erstmals ran – beim<br />

Nachwuchsduell zwischen dem SC<br />

Marklohe und den Sportfreunden<br />

Borstel. Die Anreise erfolgte übrigens<br />

mit dem Fahrrad, was heute<br />

für junge Referees sicher überwiegend<br />

unvorstellbar ist.<br />

1971 stieg der Nienburger in<br />

die Bezirksklasse auf und musste<br />

SV Sorgensen im Goldcup. Von einem Dauerabo mochten Fritz Redeker,<br />

Vorsitzender des <strong>NFV</strong>-Kreises Hannover-Land, und der Beauftragte des Kreises für Sonderaufgaben,<br />

Rolf G. Schmidtmann, zwar nicht sprechen, als sie den SV Sorgensen nach<br />

dem Erfolg im Vorjahr erneut für die tolle Bilanz im DFB-Vereinswettbewerb und das<br />

Erreichen des Goldcups ehren durften. Gern hob Redeker aber das weit über den Spielbetrieb<br />

hinausreichende vorbildliche Engagement des Vereins hervor. „Wir sind eine<br />

große Familie in gelb und schwarz“, stellte der Vorsitzende Peter Bartels fest, und begründete<br />

damit die erfolgreiche und auf viele Schultern verteilte Vereinsarbeit. Der<br />

Klub nutzte zudem den Rahmen, um mit Steffi Pätsch und Carmen Heidrich zwei Fußballerinnen<br />

aus ihren Reihen für die jüngst mit Auszeichnung abgeschlossene Schiedsrichterprüfung<br />

zu ehren. Und dass die aktive Arbeit auch in Zukunft Früchte tragen<br />

wird, stellte der Verein aus dem Burgdorfer Land eindrucksvoll unter Beweis. Trotz teilweise<br />

widriger Witterungsbedingungen beteiligten sich mehr als 70 Kinder an der Abnahme<br />

des DFB & McDonald’s Fußballabzeichens und stellten damit die Weichen für einen<br />

erneuten Erfolg im Vereinswettbewerb des Jahres 2010. „Dann komme ich gerne<br />

wieder“, sagte Redeker abschließend. Text und Foto: Heinz Jäkel<br />

gleich sieben Mal die <strong>Rot</strong>e Karte<br />

zücken. „Der setzt sich durch!“,<br />

hieß es auf Funktionärsebene. Und<br />

das, obwohl Schröder später eigentlich<br />

eine andere Meinung zu<br />

Platzverweisen hatte: „Wer viele<br />

<strong>Rot</strong>e Karten zeigt, macht etwas<br />

falsch. Man muss vorher aufpassen,<br />

dass es nicht soweit kommt“, sagt<br />

Schröder. Bereits ein Jahr später<br />

folgte der Aufstieg in die Bezirksliga<br />

und die höchste damalige Jugendklasse,<br />

die A-Junioren-Verbandsliga.<br />

Damit nicht genug: 1975 folgte der<br />

Sprung in die Landesliga, zwei Jahre<br />

später in die Verbandsliga. In der<br />

Saison 1982/83 durfte er dem inzwischen<br />

verstorbenen Bundesligaund<br />

FIFA-Referee Jan Redelfs in der<br />

Amateuroberliga an der Linie assistieren.<br />

Eines seiner sportlichen Highlights<br />

war das Verbandsligaspiel<br />

zwischen Holstein Kiel und den<br />

Amateuren von Werder Bremen.<br />

Vor der stattlichen Kulisse von<br />

15.000 Zuschauern stand „Käpt’n“<br />

seinen Mann. Doch es gab auch negative<br />

Erlebnisse. Beim Bezirkspokalfinale<br />

1990 zwischen SF Ricklingen<br />

und SV Lehrte 06 benötigte er<br />

Polizeischutz. Nach 90 Minuten<br />

stand es 2:1 für Lehrte. Der Außenseiter<br />

spielte verständlicherweise<br />

auf Zeit. Schröder ließ konsequent<br />

nachspielen. Der letzte Spielzug<br />

nach vierminütiger Nachspielzeit<br />

endete mit dem 2:2-Ausgleich.<br />

Lehrte hatte in der Verlängerung<br />

auf heimischem Gelände nichts<br />

mehr entgegenzusetzen und verlor<br />

mit 2:4. Der Nienburger wurde<br />

nach Abpfiff von den aufgebrachten<br />

Zuschauern angegriffen, eine<br />

Bierflasche traf ihn am Kopf. Außer<br />

Prellungen kam Schröder mit seinem<br />

Gespann glimpflich davon.<br />

Die Nienburger Detlef Klabunde<br />

und Manfred Wolter assistierten<br />

Dieter Schröder oft im Verband und<br />

Bezirk an der Linie. „Wir fuhren immer<br />

gerne mit ihm im Gespann zu<br />

entfernteren Spielorten“, berichtet<br />

Klabunde. „Er war vor den Spielen<br />

immer sehr nervös und angespannt.“<br />

„Käpt’n“ ist eben eine Ty-<br />

pe und nicht kopierbar. Neben seinen<br />

hervorragenden Leistungen fiel<br />

er oft durch markante Sprüche auf.<br />

„Ich bin nicht nur laufstark, sondern<br />

auch lautstark“, behauptet<br />

Schröder über sich selbst.<br />

Neben der Schiedsrichterei haben<br />

es dem 64-Jährigen auch die<br />

Frauen angetan. In den achtziger<br />

Jahren trainierte er vier Jahre die<br />

Frauen des TuS Drakenburg in der<br />

Bezirksliga. Von 1995 bis 2004<br />

coachte er die Mädels des FC Nienburg,<br />

schaffte einen Aufstieg in den<br />

Bezirk und wurde Bezirkspokalsieger.<br />

Auch an der Linie durfte ihm<br />

das weibliche Geschlecht assistieren,<br />

doch im Übrigen ist Dieter<br />

Schröder aber eine treue Seele. Seit<br />

39 Jahren ist er mit seiner Helga verheiratet<br />

und Vater eines Sohnes<br />

(32).<br />

Weitere Ehrenämter im Fußballsport:<br />

Sieben Jahre Vorsitzender<br />

der Nienburger Schiedsrichtervereinigung,<br />

fünf Jahre Ansetzer im<br />

Kreisschiedsrichterausschuss, fünf<br />

Jahre Beisitzer im Kreissportgericht<br />

und mehr als 30 Jahre Schiedsrichterbeobachter.<br />

50 Jahre als aktiver Schiedsrichter<br />

möchte Dieter Schröder erreichen.<br />

Ende 20<strong>12</strong> wäre es soweit.<br />

Die Gesundheit hat bisher<br />

fast immer mitgespielt. Vor drei<br />

Jahren erkrankte er jedoch schwer.<br />

Sein unbändiger Wille und der<br />

Fußball holten ihn aber wieder<br />

zurück auf die Nienburger Fußballbühne.<br />

Vom Nienburger Schiedsrichterausschuss<br />

wurde „Käpt’n“<br />

2006 als „Schiedsrichter des Jahres“<br />

ausgezeichnet. 2008 erhielt er<br />

die Goldene Verdienstnadel des<br />

<strong>NFV</strong>. Der Jubilar wird von Funktionären,<br />

Spielern und Zuschauern<br />

geschätzt.<br />

„Ich habe es nie bereut, zu<br />

pfeifen. Ich kann gar nicht ohne<br />

und werde nervös, wenn ich nicht<br />

zum Spiel komme“, macht Schröder<br />

seine Verbundenheit mit dem<br />

runden Leder deutlich. Heute pfeift<br />

er noch auf Kreisebene und ist immer<br />

zur Stelle, wenn er gebraucht<br />

wird. Jens Lucenz

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