NFV_12_2009 - Rot Weiss Damme
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Titel<br />
6<br />
Der Tod eines<br />
liebenswerten Helden<br />
Der Suizid des Torwarts Robert Enke hat die deutsche Nation tief erschüttert. Bereits zu<br />
Lebzeiten war er einer der beliebtesten Sportler. Wer war dieser Mann, der die Herzen<br />
der Menschen berührte und der aus Angst vor dem Leben in den Tod ging?<br />
Robert Enke mit Tochter Lara, die im Alter von zwei Jahren an einem angeborenen Herzfehler<br />
starb. Mit ihrer würdevollen Trauerarbeit wurden er und seine Frau Teresa zum Vorbild für viele<br />
Familien mit schweren Schicksalsschlägen. Foto: Zwing<br />
Dezember <strong>2009</strong><br />
Von MANFRED FINGER<br />
„Robert Enke ist tot.“ Am Abend des<br />
10. November lösen vier Wörter Fassungslosigkeit,<br />
Bestürzung, Entsetzen und tiefe<br />
Betroffenheit aus. Nicht nur bei Fußballfreunden,<br />
nicht nur in Deutschland. Weltweit<br />
nehmen die Menschen Anteil am<br />
Schicksal des deutschen Nationaltorwarts<br />
von Hannover 96. Im Alter von 32 Jahren<br />
hat Enke an einem Bahnübergang in der<br />
Nähe von Neustadt am Rübenberge seinen<br />
Freitod gesucht und gefunden. Als Ursache<br />
offenbarten seine Witwe und sein Arzt am<br />
Tag darauf Depressionen und Versagensängste.<br />
Die Trauer um Robert Enke nimmt<br />
seitdem Dimensionen an, die an Lady Diana<br />
erinnern. Dass der Tod der 1997 an<br />
den Folgen eines Autounfalls verstorbenen<br />
Prinzessin von Wales die Gemüter der<br />
Menschen in einer ganz besonderen Art<br />
und Weise bewegen würde, überraschte<br />
nicht. Das Ausmaß der Anteilnahme, die<br />
überwältigende Massentrauer, dagegen<br />
schon. Bei Robert Enke ist es ähnlich.<br />
Dank famoser Leistungen im Fußballtor,<br />
einem liebenswerten Charakter sowie<br />
einer Vita mit vielen traurigen Momenten<br />
avancierte Enke bereits zu Lebzeiten zu<br />
einem der populärsten Sportler Deutschlands.<br />
Sein früher und freiwilliger Tod,<br />
den das Hamburger Nachrichtenmagazin<br />
stern als größte Tragödie in der Geschichte<br />
des deutschen Fußballs wertet, lässt<br />
ihn jetzt wahrscheinlich unsterblich<br />
werden.<br />
Am Tag seiner Beerdigung am<br />
15. November erlebte die Bundesrepublik<br />
Deutschland eine der größten Trauerfeiern<br />
in iher Geschichte. Sieben Millionen vor<br />
den TV-Bildschirmen und 40.000 Menschen<br />
verfolgten die Zeremonie in der<br />
AWD-Arena. Die Aufbahrung des Sarges<br />
auf dem Spielfeld markierte für die Welt am<br />
Sonntag den kultischen Höhepunkt einer<br />
über das normale Maß hinausgehenden<br />
kollektiven Anteilnahme, die „längst quasireligiöse<br />
Dimensionen angenommen hat“.<br />
Bereits in den Tagen zuvor hatte sich<br />
Enkes Arbeitsplatz zu einer Pilgerstätte entwickelt.<br />
Am Abend des 11. November zogen<br />
nach der ökumenischen Gedenkandacht<br />
in der Marktkirche 50.000 Menschen<br />
durch die Innenstadt der niedersächsischen<br />
Landeshauptstadt. Ihr Ziel war die Arena,<br />
dessen Umfeld sich in ein Meer von Kerzen,<br />
Blumen, Schals und Trikots verwandelte.<br />
Warum weinen so viele Menschen um<br />
Robert Enke? Wer war dieser Mann, den<br />
die Massen in ihr Herz geschlossen haben<br />
wie kaum einen anderen?<br />
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