NFV_12_2009 - Rot Weiss Damme
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Vereinsporträt<br />
24<br />
In den Lüneburger Zeitungen erschienen<br />
im Laufe der Jahre viele Leserbriefe, in<br />
denen sich die Schreiber für die Erhaltung<br />
des Sportplatzes aus historischer, traditioneller,<br />
sozialer, ökologischer und ökonomischer<br />
Sicht eingesetzt haben. Ein neues Stadion<br />
macht für viele wenig Sinn. Es sei weder<br />
bezahlbar noch notwendig. Mit 8.000<br />
Plätzen ist die jetzige Zuschauerkapazität<br />
für Lüneburger Verhältnisse völlig ausreichend.<br />
Sollte sich der Umzug, und nach dem<br />
jüngsten OVG-Urteil sieht es mehr denn je<br />
danach aus, nicht länger vermeiden lassen,<br />
kann der Oberligist alleine die neue Spielstätte<br />
nicht finanzieren. „Es geht um den<br />
Lüneburger Fußball, nicht um den FC Hansa“,<br />
unterstreicht hierzu der Vorsitzende<br />
Dietrich Conrad. Deshalb will er das Ge-<br />
Dezember <strong>2009</strong><br />
Hintergrund<br />
1971 wurde der LSK-Sportplatz<br />
(Wilschenbruch) unter Landschaftsschutz<br />
gestellt. In den Jahren<br />
1999/2000 nahm der Verein zur Aufrechterhaltung<br />
des Sportbetriebs zu<br />
den bestehenden Krediten weitere auf.<br />
Eine Sicherheit für die Kreditgeber gab<br />
es dafür nicht. Vermögen hatte der LSK<br />
keines. Das Sportgelände war als Landschaftsschutzgebiet<br />
im Prinzip nichts<br />
wert (Buchwert: 1 DM; dem gegenüber<br />
stehen aber erhebliche Kosten für die<br />
Unterhaltung, die der Klub zu tragen<br />
hat). Die Kredite wurden somit ohne Sicherheit<br />
gewährt. 2001 stellte der LSK<br />
einen Insolvenzantrag, 2004 nahm der<br />
Lüneburger Kreistag das Gelände aus<br />
dem Landschaftsschutzgebiet heraus.<br />
Lüneburg braucht angeblich hochwertiges<br />
Bauland. War dies der Kredit-<br />
Deal? Sollte dem Verein so geholfen<br />
werden? Wenn ja, dann war dies ein<br />
hoher Preis!<br />
Der angerufene Petitionsausschuss<br />
in Hannover sowie ein vor dem<br />
Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht<br />
angestrengtes Normenkontrollverfahren<br />
blieben für die Befürworter des<br />
Erhalts des Sportplatzes in Lüneburg-<br />
Wilschenbruch ohne Erfolg. In der Bauplanung<br />
wurden keine Verstöße gesehen.<br />
Die Art und Rechtmäßigkeit der<br />
Kreditvergabe wurde nicht untersucht.<br />
Die Lüneburger Fußballgemeinde hofft<br />
weiterhin, dass auch in Zukunft auf<br />
dem Sportplatz in Wilschenbruch Fußball<br />
gespielt wird. Erhard Rölcke<br />
spräch mit anderen Vereinen, der Stadt und<br />
der Wirtschaft suchen. Dass vom Standort<br />
viel für die Zukunft seines Klubs abhängt,<br />
dessen ist sich Conrad bewusst: „Wenn<br />
wir uns irgendwo draußen ansiedeln, dann<br />
sind wir tot.“<br />
Die aktuelle finanzielle Situation des<br />
FC Hansa ist alles andere als rosig. Deshalb<br />
ist der Verein seit Monaten auf Nulldiät. Im<br />
Vorjahr reichte das Geld nur bis zur Winterpause.<br />
Sascha Nießen, Geschäftsführer des<br />
Vermarkters EiBa GmbH, und seine Mitstreiter,<br />
unter ihnen EiBa-Repräsentant<br />
Manfred Kaltz, mussten feststellen, dass es<br />
um das Image des Fußballs in Lüneburg<br />
nicht gut bestellt ist. „Das ist die Summe<br />
der vergangenen zehn Jahre LSK und Hansa",<br />
sagt Nießen und betont: „Wir müssen<br />
viel Überzeugungsarbeit leisten um zu zeigen,<br />
dass mittlerweile solide gewirtschaftet<br />
wird. Aber alle Modelle, die wir uns vorstellen<br />
können, haben eines gemeinsam – die<br />
finanzielle Machbarkeit. Von einem Stadion<br />
für 20 Millionen Euro darf keiner träumen.“<br />
Eine Überzeugungsarbeit der ganz besonderen<br />
Art zeigten die Hansa-Spieler anlässlich<br />
des Heimspiels gegen U.S.I Lupo<br />
Martini Wolfsburg (3:0) am 1. November.<br />
Vor dem Anpfiff rissen sie sich die Trikots<br />
vom Leib und streckten ihre Hände aus –<br />
die vom Vermarkter EiBA so genannte<br />
„AKTion Handschlag“ blieb nicht ohne<br />
Wirkung. Dem spontanen Applaus des Publikums<br />
schlossen sich Vertreter der heimischen<br />
Wirtschaft an. „Das Signal ist verstanden<br />
worden“, freute sich Nießen<br />
gegenüber dem Hamburger Abendblatt<br />
und vermeldete einen prominenten Sponsor.<br />
„Wir sind stolz darauf, die Firma<br />
Pickenpack als Unterstützer gewonnen zu<br />
haben.“ Der in Lüneburg ansässige Hersteller<br />
von Tiefkühlfischprodukten hatte sich<br />
zuvor noch nicht im lokalen Sponsoring<br />
bewegt.<br />
„Dank jüngst geflossener Sponsorengelder<br />
und eines Betrages, den wir oben<br />
drauf gepackt haben, sind die Spielergehälter<br />
bis einschließlich September bezahlt“,<br />
erklärte Nießen. Darüber hinaus befinde<br />
sich die EiBA in Verhandlungen mit weiteren<br />
potenziellen Sponsoren. Der Sport- und<br />
Eventvermarkter werkelt aber auch noch<br />
auf einer anderen Baustelle: „Wir sind dabei,<br />
eine Zusammenarbeit mit einem Profiverein<br />
herzustellen.“ Um den FC St. Pauli,<br />
der im Sommer beim lokalen Konkurrenten<br />
Eintracht Lüneburg vorspielen wird, handele<br />
es sich dabei aber nicht. Geplant sind Aktivitäten<br />
im nächsten Jahr, wie der Aufbau<br />
eines Leistungszentrums für Jugendliche,<br />
Die großen Spiele<br />
Am 1. April 1901 gründet sich der<br />
Lüneburger Fußball-Club (L.F.C.), der<br />
sich 19<strong>12</strong> in Lüneburger Sport-Klub<br />
(LSK) umbenennt. Am 22. April 1905<br />
wird ein Pachtvertrag für das Sportgelände<br />
in Wilschenbruch rückwirkend<br />
zum 1. Oktober 1904 geschlossen. Die<br />
Einweihung des Platzes findet am<br />
3. September 1905 gegen den SC<br />
Sperber Hamburg statt. Die Hamburger<br />
gewinnen mit 5:4. Im Protokollbuch<br />
ist nachzulesen: „Wir mussten<br />
dem Sperber die halbe Reise III. Klasse<br />
als Entschädigung (gegen Rückvergütung)<br />
zahlen. Die Spieler unserer I. legten<br />
diese aus und ließen es sich zur<br />
Reisekasse gutschreiben.“ 1951 geht<br />
das Gelände in das Eigentum des<br />
Klubs über.<br />
Auf dem rund 30.000 Quadratmeter<br />
großen Sportgelände, das bis<br />
heute bestens gepflegt und ausgebaut<br />
wurde (1905: 2. Platz, 1913: Einzäunung,<br />
1921: Tribüne, 1946: Klubhaus,<br />
1977: Tennisanlage, 1980: Flutlichtanlage,<br />
1982: 3. Platz), wird Lüneburger<br />
Fußball- und Sportgeschichte geschrieben.<br />
1911 kommt es gegen die<br />
dänische Mannschaft Nyköbing Boldklub<br />
zur ersten internationalen Begegnung.<br />
1937 gastiert der zweifache<br />
Deutscher Meister Hertha BSC (1930,<br />
1931) auf dem LSK-Platz in Wilschenbruch,<br />
1948 sehen 10.000 Zuschauer<br />
das Gastspiel des FC Schalke 04.<br />
In der Saison 1951/52 kommt es<br />
in der damals höchsten deutschen<br />
Spielklasse, der Oberliga Nord, zu<br />
Duellen gegen den Hamburger SV, St.<br />
Pauli, Werder Bremen und Hannover<br />
96. 1985 ist Lüneburg Gastgeber des<br />
Frauenfußball-Länderspiels Deutschland<br />
gegen Norwegen. Weitere Höhepunkte,<br />
1992: 1. Runde DFB-Pokal<br />
LSK - Karlsruher SC, 2001/02: Spiele in<br />
der Regionalliga Nord (3. Liga), u. a.<br />
gegen Fortuna Düsseldorf, Dresdner<br />
SC, RW Essen, 2008: In der ersten<br />
Runde des DFB-Pokals empfängt der<br />
neu gegründete FC Hansa den VfB<br />
Stuttgart. Erhard Rölcke<br />
Durchführung von Charity-Veranstaltungen<br />
für Kinder aus sozial schwachen Familien,<br />
ein Probetraining mit Manfred Kaltz und<br />
Ex-Profi Marcus Marin sowie ein „FC-Hansa-Tag“.<br />
Michael Paul, Erhard Rölcke/red ■<br />
Die historische Holztribüne (rechts) und das Klubhaus sind die unverwechselbaren Wahrzeichen des Stadions im Lüneburger Stadtteil Wilschenbruch.