NFV_12_2009 - Rot Weiss Damme
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Vereinsporträt<br />
<strong>12</strong><br />
Die vorerst letzte große Kulisse auf dem traditionsreichen LSK-Sportplatz gab es im August 2008. 8.500 Zuschauer verfolgten das DFB-Pokalspiel zwischen<br />
dem FC Hansa Lüneburg und dem VfB Stuttgart. Die Gäste um Mario Gomez (rechts), der sich in dieser Szene einen Zweikampf mit Marcel Bernier<br />
(links) und Sebastian Kunert liefert, gewannen mit 5:0. Foto: imago<br />
„Wenn wir uns irgendwo draußen<br />
ansiedeln, dann sind wir tot!“<br />
In Lüneburg steht Deutschlands ältestes noch an seinem Ursprungsort erhaltene<br />
Stadion. Das Gelände ist eingebettet in ein Naherholungsgebiet. Nun soll es Bauland<br />
werden. Finanziell hat die Hansa-Kogge wieder Land in Sicht.<br />
„23 Häuser statt 22 Fußballspieler“ –<br />
so wird es wohl bald im Lüneburger Stadtteil<br />
Wilschenbruch heißen. Während die<br />
Fußballer des FC Hansa Lüneburg noch auf<br />
dem LSK-Platz um die Qualifikation für die<br />
eingleisige Oberliga Niedersachsen kämpfen,<br />
kämpft der Verein um seine Existenz<br />
und einen neuen Spielort. In den Printmedien<br />
ist zu lesen, dass es schlecht um den<br />
Traditionsklub steht. Denn nach dem aktuellen<br />
Urteil des Oberverwaltungsgericht<br />
(OVG) Lüneburg Ende September sieht es<br />
ganz danach aus, dass die Salzstädter umziehen<br />
müssen. Das OVG gab Grünes Licht<br />
für den Bebauungsplan Auekamp und<br />
lehnte den Normenkontrollantrag eines<br />
Ehepaares ab, das gegenüber dem LSK-<br />
Platz in Wilschenbruch wohnt und eine Bebauung<br />
wegen des vermeintlich höheren<br />
Verkehrslärms verhindern wollte.<br />
„Der Antrag war ebenso unzulässig<br />
wie unbegründet“, stellte Richter Sören<br />
Claus fest und ließ auch keine Revision zu.<br />
Dr. Ernst Ludwig Nell, der Anwalt der Klägerseite,<br />
vertrat den Standpunkt: „Hier soll<br />
Dezember <strong>2009</strong><br />
ein Baugebiet geplant werden, damit ein<br />
Sportverein sein Gelände versilbern<br />
kann ...“ Hierzu bewies Richter Claus<br />
durchaus Fußball-Sachverstand („Real Madrid<br />
hat ja auch sein Trainingsgelände verscherbelt“).<br />
Manfred Harder, Präsident des Lüneburger<br />
SK (LSK), dessen Fußballabteilung<br />
sich am 1. März 2008 mit der Fußballsparte<br />
des Lüneburger SV zum FC Hansa Lüneburg<br />
zusammenschloss, geht davon aus,<br />
dass die Ära des Fußballs am Wilschenbruch<br />
vor ihrem Ende steht. Dem Lüneburger<br />
SK wird dann wohl nichts anderes übrig<br />
bleiben, als seinen rund 60-prozentigen<br />
Anteil am Areal zu verkaufen. Nun wird es<br />
bald Gespräche mit Dirk Decker (Insolvenzverwalter<br />
des LSK) und Lüneburgs Oberbürgermeister<br />
Ulrich Mägde geben. Dabei soll<br />
dem Verein ausreichend Übergangszeit eingeräumt<br />
werden. Decker ist durch das Insolvenzrecht<br />
dazu verpflichtet, „erreichbare<br />
Vermögenswerte zur Masse zu ziehen“ –<br />
sprich: das Grundstück zu versilbern, um<br />
die Gläubiger auszuzahlen. Ob denn dann<br />
noch etwas für den LSK übrig bleibt, bezweifelt<br />
Harder. Denn immerhin standen<br />
2001 bei Eröffnung des Insolvenzverfahrens<br />
1,4 Millionen Euro Schulden an.<br />
Wilschenbruch und der Lüneburger SK<br />
– seit nunmehr 105 Jahren bilden sie unweit<br />
des Stadtzentrums eine Einheit (siehe<br />
Kasten Historie). Wer zu Spielen des heutigen<br />
FC Hansa anreist, dem bietet sich ein<br />
Naherholungsgebiet mit Wald und den<br />
Wiesen des Ilmenautals. Das letzte Stück<br />
auf dem Weg zum Stadion bilden der beidseitig<br />
mit Eichenbäumen bepflanzte Amselweg<br />
und der Reiherstieg, der links und<br />
rechts von Kastanienbäumen begrenzt<br />
wird. Unverwechselbare Markenzeichen<br />
des LSK-Platzes sind die historische Holztribüne,<br />
die wie eine trutzige Bastion wirkt,<br />
und das weiß gestrichene Klubhaus. Das<br />
satte Grün der gepflegten Rasenplätze wird<br />
zum Teil von Stehtraversen umgrenzt. Die<br />
Anlage, auf der sich auch Garagen und<br />
zwei Tennisplätze befinden, ist ringsherum<br />
eingezäunt und kann durch zwei Eingangstore<br />
betreten werden. ➤