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NFV_12_2009 - Rot Weiss Damme

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Wenn Sie heute die aktuelle Ausgabe des Fußball-Journals in der Hand halten, dann sind gut drei Wochen<br />

vergangen seit dem Tag, an dem Robert Enke sich das Leben genommen hat. Den Schock über diese unfassbare<br />

Nachricht haben wir inzwischen verdaut, die Trauer dagegen wird noch lange unsere Gefühle dominieren,<br />

wenn wir an diesen außergewöhnlichen Sportler und Menschen denken. Auch wir im Niedersächsischen Fußballverband<br />

haben Robert Enke bei gemeinsamen Terminen als höflichen, hilfsbereiten, sympathischen jungen<br />

Mann kennen gelernt, der für die Anliegen Dritter stets ein Auge und ein Ohr hatte.<br />

Weil Robert Enkes Schicksal so viele Menschen berührt, verbinden sich mit seinem Tod aber auch Hoffnungen.<br />

Etwa darauf, dass er unseren Blick für den Mitmenschen schärft und wir darüber nachdenken, wie wir<br />

miteinander leben. Unsere Leistungs- und Erfolgsgesellschaft kann eine durchaus kalte sein, die Menschen dazu<br />

treibt, sich für ihre Schwächen und Krankheiten zu schämen. In diesem Zusammenhang habe ich in der Berichterstattung<br />

einen meines Erachtens sehr treffenden Kommentar gelesen: „Robert Enke ist daran zerbrochen,<br />

dass der Berufsfußball mit Muskelzerrungen und Bänderrissen viel selbstverständlicher umgeht als mit Erkrankungen<br />

der Seele. Die bleiben ein Tabu.“<br />

Zwei andere Sätze, die es wert sind, erwähnt zu werden, wurden von DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger<br />

während der Trauerfeier für Robert Enke in der AWD-Arena zitiert. „Fußball ist nicht alles“, ist der eine. Formuliert<br />

hat ihn die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischöfin Margot Käßmann.<br />

Wir, und diese Überzeugung teile ich sicherlich mit Ihnen allen, können und dürfen stolz sein auf unseren geliebten<br />

Sport. Stolz sein auf Leistung, Leidenschaft, Emotionen, Spannung und Kameradschaft. Aber wir dürfen<br />

bei aller Begeisterung nicht übersehen, dass das Streben nach Perfektion nahezu zwangsläufig Opfer fordert,<br />

die – aus welchen Gründen auch immer – diesem Anspruch nicht gerecht werden können oder wollen.<br />

Robert Enke, dies hat sein Vater berichtet, litt bereits als Jugendlicher unter der Überforderung, als hochtalentiert<br />

zu gelten und mit deutlich Älteren mithalten zu müssen. Die Angst zu versagen kroch immer wieder in<br />

ihm hoch. Fordern und fördern – diese Devise hat im Nachwuchsfußball nach wie vor ihre Berechtigung. Aber<br />

unsere Aufgabe muss es mehr denn je sein, alles dafür zu tun, damit der Druck auf und bei unseren Kindern<br />

nicht zu groß wird. Während der Trauerfeier hat Dr. Theo Zwanziger dies in seinem Appell an die Eltern, „wenn<br />

Ihr daran denkt, ob Eure Kinder einmal Nationalspieler werden könnten“, sehr nachhaltig auf den Punkt gebracht:<br />

„Denkt nicht nur an den Schein, an das, was sich dort zeigt, über die Medien verbreitet. Denkt auch an<br />

das, was im Menschen ist, an Zweifeln und Schwächen. Fußball ist nicht alles.“<br />

Zugleich hat der DFB-Präsident aber auch deutlich gemacht, dass „Fußball ein starkes Stück Leben ist“.<br />

Er bezieht sich damit auf Käßmanns Vorgänger im Amt, Bischof Wolfgang Huber, der diesen Satz beim Gottesdienst<br />

zur Eröffnung der WM 2006 gesprochen hat. Der Satz beinhaltet zahlreiche Botschaften. Eine davon ist<br />

für mich der Auftrag alles dafür zu tun, damit die unvergleichbare Faszination des Fußballs erhalten bleibt. In<br />

Zeiten eines neuerlichen Wettskandals müssen wir uns vor Augen führen, dass jeder, der eine Wette bei einem<br />

illegalen Anbieter platziert, dadurch diesen Markt erst ermöglicht, von dem so viel kriminelle Energie und zersetzende<br />

Kraft ausgeht. Auch der Kampf gegen Gewalt auf unseren Plätzen fängt im Kleinen an. Deshalb wünsche<br />

ich jedem die Kraft aufzustehen, wenn auf unseren Plätzen Menschen verbal und nonverbal angegriffen<br />

werden.<br />

Wie sagte doch Dr. Theo Zwanziger bei seiner bewegenden Rede im Stadion von Hannover: „Ein Stück<br />

mehr Menschlichkeit, ein Stück mehr Zivilcourage, ein Stück mehr Bekenntnis zur Würde des Menschen, des<br />

Nächsten, des anderen, das wird Robert Enke gerecht.“<br />

Karl <strong>Rot</strong>hmund<br />

(Präsident)<br />

Liebe<br />

Fußballfreunde<br />

Der <strong>NFV</strong> N<br />

– Ein Ball verbindet<br />

Dezember <strong>2009</strong> 3

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